E-Book, Deutsch, Band 45, 64 Seiten
Reihe: Skull Ranch
Callahan Skull-Ranch 45
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-0849-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Doc Smoky rechnet ab
E-Book, Deutsch, Band 45, 64 Seiten
Reihe: Skull Ranch
ISBN: 978-3-7517-0849-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Verschwinde, McGregor! Du bekommst Black Devil niemals!'
Das Gesicht des hünenhaften Reiters wurde rot vor Zorn. Dieser Oldtimer wollte sich mit ihm anlegen, mit George McGregor, dem reichsten Rancher im County? Doc Smoky, der Cowboy von der Skull, weigerte sich hartnäckig, ihm Black Devil, den schwarzen Teufelshengst, zu überlassen.
Im Auftrag seines Bosses hatte er das prächtige Pferd nach Nebraska gebracht, um es einem Pferderancher zur Zucht zu leihen. Doc Smoky ahnte nicht, dass er in einen heißen Weidekrieg geraten sollte ...
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Doc Smoky rechnet ab
von Frank Callahan
»Verschwinde, McGregor! Du bekommst Black Devil niemals!«
Das Gesicht des hünenhaften Reiters wird rot vor Zorn. Dieser Oldtimer will sich mit ihm anlegen – mit George McGregor, dem reichsten Rancher im County?
Doc Smoky, der Cowboy von der Skull-Ranch, weigert sich hartnäckig, ihm Black Devil, den schwarzen Teufelshengst, zu überlassen. Im Auftrag seines Bosses hat er das prächtige Pferd nach Nebraska gebracht, um es einem Pferderancher zur Zucht zu leihen. Doc Smoky ahnt nicht, dass er in einen heißen Weidekrieg geraten soll ...
Die Stille im Indian Saloon zu Colorado Springs wirkt erdrückend. Alle Augenpaare richten sich auf einen bulligen Zweizentnermann, der nun seine Hände mit einem triumphierenden Grinsen zu Fäusten ballt.
Dabei stößt der Bursche ein Fauchen aus, das an einen wilden Toro, einen mexikanischen Kampfstier, erinnert.
Wie ein Bär tappt der Mann auf einen schon älteren Hombre zu, der unwillkürlich zurückweicht und erst anhält, als er mit dem Rücken gegen den Tresen stößt.
»Ich mache dich klein, du verdammter Bastard«, grollt die Stimme des bulligen Kerls, der zwei Schritte vor dem Oldtimer verhält und nun auf den Zehenspitzen zu wippen beginnt.
Die Augenbrauen hängen wie zwei Raupen über den tief in den Höhlen liegenden Augen. Die fast plattgedrückte Nase sitzt schief, deutet daraufhin, dass dieser Bursche bereits viele Faustkämpfe hinter sich brachte.
Sein Gesicht wird von einem wild wuchernden Vollbart umrahmt. Dieser Hombre ist ein Schläger, dem es Freude bereitet, andere Männer kleinzumachen und vor sich im Staub liegen zu sehen.
Der Oldtimer blickt sich hilfesuchend um. Er weiß genau, dass er keine Chance hat, den Kampf zu gewinnen. Er starrt jedoch nur in die funkelnden Augen der umstehenden Männer, die sich diesen Kampf nicht entgehen lassen wollen.
Die ersten Wetten werden abgeschlossen.
Der Oldtimer seufzte mehrmals. Er ist fremd hier in Colorado Springs. Niemand wird ihm helfen. Unwillkürlich tastet seine Hand zum Revolver an der Hüfte.
»Lass das lieber bleiben, Oldman«, knurrt der Schläger. »Ich bin unbewaffnet. Und solltest du wirklich ziehen, dann verlässt du die Stadt nicht lebend. Darauf verwette ich meinen Kopf.«
Krächzend ruft Waddy Osborn, der Oldtimer, ein paar Worte, die jedoch keinen Eindruck auf den Schläger machen.
»Du hast mich beleidigt, Alter. Für dich bin ich noch lange kein dressierter Tanzbär. Und wenn du beim Pokern nicht verlieren kannst, solltest du erst überhaupt nicht anfangen.«
Ansatzlos schießt seine Faust nach vorn, trifft Waddy Osborns Kopf. Und der Oldtimer wird fast aus den Stiefeln gehoben, fällt über den Tresen und reißt einige Gläser um, die klirrend am Boden zerschellen.
Der Schläger lacht schallend. Einige der umstehenden Männer fallen in dieses spöttische Gelächter mit ein.
Waddy Osborn fängt sich wieder, rutscht vom Tresen herunter und landet unsicher auf den Beinen. Ein dünner Blutfaden sickert zwischen seinen Lippen hervor.
Sein Blick ist benommen. Seine Hand krampft sich um die erhöhte Umrandung am Tresen.
Sein Gegner schlägt erneut zu. Und wieder trifft er den Oldtimer hart, der einen erstickten Schrei ausstößt und zur Seite taumelt, als habe ihn ein Pferd getreten.
Der Schläger will nachsetzen, doch ehe seine Rechte erneut zuschlagen kann, klingt eine harte Stimme hinter dem Burschen auf. Unwillkürlich erstarrt der Mann. Seine Hand bleibt in der Luft hängen.
Die klirrende Stimme sagt: »Genug, Mister. Es ist genug. Du solltest deinen Zorn vergessen, nachdem sich der Oldtimer bereits bei dir entschuldigt hat. Hast du mich verstanden?«
Ein Raunen geht durch die dicht gestaffelten Reihen der vielen Männer im Indian Saloon.
Der bullige Mann schluckt, senkt den Kopf und wendet sich dann langsam dem Sprecher zu.
Und er starrt in zwei rauchgraue Augen, erkennt ein markantes und energiegeladenes Gesicht. Er sieht einen Boss vor sich. Dies wird Jube Kerrigan sofort klar.
Der Mann mag um die vierzig Jahre alt sein. Ein paar graue Strähnen in seinem Haar deuten darauf hin.
Der Mann vor ihm ist groß, hager, gut proportioniert und dunkelhaarig. Am bemerkenswertesten sind jedoch seine rauchgrauen Augen, die Jube Kerrigan zwingend mustern.
Der Schläger zwinkert unwillkürlich, ehe er den Kopf senkt, denn er kann diesem Blick seines Gegenübers nicht länger standhalten.
»Du solltest dich da lieber heraushalten, Stranger«, murmelt Jube Kerrigan. »Ich besorge es dir auch gern, wenn du darauf bestehst, Mister. Doch zuerst werde ich mich um diesen Burschen dort kümmern. Wenn ich mit ihm fertig bin, dann unterhalten wir uns weiter.«
Jube Kerrigan will sich umwenden, doch wieder klingt diese klirrende Stimme auf, die den Schläger erneut mitten in der Bewegung erstarren lässt.
»Verschwinde, Dicker. Los, hau ab, sonst mache ich es auf die harte Art. Glaub nur nicht, dass ich es zulasse, dass du einen alten Mann verprügelst.«
So klirrt John Morgans Stimme. Und der Boss der Skull-Ranch meint es ernst.
In diesem Moment wirbelt Jube Kerrigan auch schon herum. Seine geballte Faust schießt nach vorn. Es sieht so aus, als würde sie John Morgan mitten im Gesicht treffen, doch der Ranchboss nimmt gerade noch seinen Kopf zur Seite.
Die Faust radiert an seinem Ohr vorbei. Und der Schläger wird von der Wucht seines eigenen Schlages nach vorn getrieben, läuft genau in die Fäuste des Bosses der Skull-Ranch.
Und diesmal hat der Schläger das Gefühl, von einem Pferd getreten worden zu sein. John Morgans Fäuste treffen ihn an Kinn und Schläfe. Es sind zwei gewaltige Hiebe, die wohl jeden anderen Mann gefällt hätten.
Für Jube Kerrigan genügen sie nicht.
John Morgan weiß das.
Und so setzt er blitzschnell nach, nützt die Überraschung aus. Wieder geht ein Raunen durch die vielen rauen Burschen im Saloon, als sie sehen, dass Jube Kerrigan rückwärts taumelt und dann zu Fall kommt.
John Morgan bleibt vor dem am Boden liegenden Schläger stehen, der mit dem Kopf wackelt wie ein alter Gockelhahn.
Kerrigan schielt hoch zu dem vor ihm stehenden Mann. Und dann zuckt sein Fuß auf John Morgan zu. Doch damit kann er den erfahrenen Haudegen nicht überraschen.
Irgendwie rechnete der Boss der Skull-Ranch damit. Und es gelingt ihm, den vorschießenden Fuß zu packen. Ein Ruck und eine Drehung, und Jube Kerrigan brüllt wie ein waidwund geschossener Bär auf. Er hat genug, sitzt stöhnend und jammernd am Boden, hält sich sein Bein, das John Morgan mit der blitzschnellen Drehung verrenkt hat.
Der Kampf ist vorbei.
Der Boss der Skull-Ranch tritt zum Tresen und nippt an seinem Glas. Einige Männer kümmern sich um den Schläger, heben ihn hoch und schleppen ihn durch die Pendeltüren ins Freie. Bestimmt bringen sie ihn zum Doc.
»Ich danke Ihnen, Sir«, sagt Wally Osborn, der neben den Boss der Skull-Ranch getreten ist. »Er hätte mich fertiggemacht. Yeah, vor zwanzig Jahren hätte ich es auch noch mit diesem Bullen aufgenommen. Doch nun bin ich ein alter Mann geworden. Ich hätte überhaupt nicht mit diesem verkleideten Grizzlybären pokern sollen. Man lernt wohl nie aus.«
John lässt die Redeflut des Oldtimers über sich ergehen, nickt dann und deutet auf die Flasche, in der goldgelber Bourbon funkelt.
»Trinken Sie einen Schluck, Mister?«
»Wally Osborn, Sir. Ich komme aus Nebraska, wo ich eine kleine Pferderanch besitze.«
John Morgan nennt seinen Namen. Der Boss der Skull-Ranch hält sich seit zwei Tagen in Colorado Springs auf, wo er mit der Armee verhandelte. Und nun hat er einen Vertrag in der Tasche. Hundert Pferde wird er in den nächsten Monaten an die Army liefern.
»Osborn«, murmelt Morgan. »Ist zwar kein seltener Name hier im Westen. Drüben in Alabama kenne ich eine Familie namens Osborn. Doch dies ist schon eine Weile her.«
Der Oldtimer wird plötzlich ganz aufgeregt.
»Eine Frage, Mr. Morgan. Sind Sie vielleicht John ›Stonewall‹ Morgan? Major Morgan aus Alabama?«
Der Boss der Skull-Ranch, der in einem Blaugrastal in Colorado seine zweite Heimat fand und mit Hilfe einiger tapferer Männer eine Ranch aufbaute, nickt erstaunt.
»Yeah, der bin ich, Mr. Osborn.«
Der Oldtimer grinst, nimmt einen langen Schluck aus seinem Glas und streckt dann John Morgan beide Hände hin.
»Komm an meine Brust, mein Junge«, sagt er dann. »Vor fünfunddreißig Jahren nanntest du mich oft Onkel Wally. Versuch dich nur zu erinnern. Ich bin es wirklich. Wally Osborn. John, wir sind Nachbarn gewesen im Süden. Nachbarn im schönen Alabama.«
John Morgan blickt nachdenklich in das strahlende Gesicht des Oldtimers. Und plötzlich kann er sich erinnern. Und er freut sich mit Wally Osborn.
Die beiden Männer tauschen Erinnerungen aus. Johns Gesicht wird ernst, als die Rede auf seine Frau kommt, die von Bandoleros ermordet wurde, als diese seine Baumwollpflanzung überfielen.
Und er denkt in diesen...




