E-Book, Deutsch, 296 Seiten
Reihe: Home Storys
C. The One Who Saves Me
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-945934-87-6
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 296 Seiten
Reihe: Home Storys
ISBN: 978-3-945934-87-6
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Alter von 14 Jahren werden Andrew Thompson und Caleb Lakes beste Freunde. Sie teilen alles, ihre Probleme, Kummer, erste sexuelle Erfahrungen, wunderschöne Urlaubszeiten. Ihre Freundschaft ist so tief und verbindend, dass sie auch zahllose Freunde und Exfreunde übersteht. Denn zwischen den verschiedenen Beziehungsversuchen finden Andrew und Caleb immer wieder zueinander, die sexuelle Anziehung zwischen beiden ist nicht zu übersehen. Doch was passiert, wenn die Parameter dieser einzigartigen Freundschaft sich ändern? Wie soll man es schaffen, fest eingefahrene Rollen aufzubrechen, um etwas Neues entstehen zu lassen? Denn am Ende ist eines klar: Partner kommen und gehen, aber beste Freunde bleiben für immer. The One Who Saves Me gehört zur Home Storys Reihe. Alle Romane sind in sich abgeschlossen und können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
1988 „Caleb, bist du fertig? Caleb?“ Caleb legte die Zeitschrift, die er gerade las, zur Seite und seufzte, als er von dem Bett kletterte, das er zumindest für die nächste Woche sein Eigen nennen würde. Bisher konnte er sich nicht über die Reise beschweren. Als seine Mutter ihm eröffnet hatte, dass sie eine Woche mitten im Wald, in der Nähe eines Sees, verbringen würden, war er von einem schlechten Scherz ausgegangen. Sein Vater war ein angesehener Investmentbanker in der Stadt und seine Mutter verbrachte die meiste Zeit damit, Charityevents zu planen – sie bevorzugte die Bezeichnung „Salonlöwin“. Egal, der Punkt war, dass sie so ziemlich das Gegenteil einer ‚back tot he roots‘-Familie waren. Als er realisierte, dass seine Eltern das mit der Reise wirklich ernst meinten, hatte Caleb zwei Wochen damit verbracht, seine umfangreiche Garderobe durchzugehen. Und musste schließlich feststellen, dass er nichts Passendes zum Anziehen besaß. Glücklicherweise überreichte ihm sein Vater eine Broschüre des prachtvollen Victorian Inn, in dem sie übernachten würden, und zwar bevor seine Panik über die Klamottenkrise überhandnehmen konnte. Es herrschte Anzugspflicht beim Abendessen, Jeans waren in dem meisten Teilen des Hauses nicht erlaubt. Das Dekor sah sehr hochwertig aus. Aufgearbeitete Antiquitäten so weit das Auge reichte. Also nicht ganz so schlimm wie befürchtet. „Mom, haben wir morgen ein bisschen Zeit, um durch ein paar Antiquitätenläden zu bummeln?“, fragte Caleb und zog die hellgraue Weste über seinem blassgelben Hemd und seiner blaugestreiften Krawatte zurecht, als er von seinem Schlafzimmer in den Wohnbereich ihrer Dreizimmersuite ging und nach seinem dunkelblauen Blazer suchte. „Ehrlich, Caleb, du bist der einzige Teenager, den ich kenne, der mit seiner Mutter Antiquitäten einkaufen möchte“, sagte Calebs Vater und schenkte ihm dabei nicht wirklich Beachtung. Er war damit beschäftigt, die Akten durchzugehen, die auf dem großen Mahagonischreibtisch, der in der Ecke stand, ausgebreitet waren. Also maß er dem Kommentar seines Vaters keine allzu große Bedeutung bei. Außerdem war es nicht das erste Mal, dass sein Vater so einen Kommentar abließ. „Hal, hör auf damit! Unser Junge hat einen unfehlbaren Geschmack und ich genieße seine Gesellschaft“, sagte seine Mutter, strich Calebs Haar glatt und küsste ihn auf die Stirn. „Du solltest ihm dankbar sein, denn wenn Caleb nicht mitkommen würde, müsstest du mich auf meinen Erkundungstouren begleiten.“ Dieser Gedanke ließ seinen Vater kurz innehalten und den Kopf heben. „Dich begleiten … Ich muss das hier bis morgen fertigbekommen und …“ Barbara Lakes lachte, trat zu ihrem Ehemann an den Schreibtisch und küsste ihn auf die Wange. „Und genau deshalb solltest du unserem Sohn danken. Okay, genug für heute. Pack die Papiere weg und hol deine Jacke. Wir sind im Urlaub und werden auf einer Party erwartet.“ *** „Babs!“ Die freudige Stimme hallte schrill über den Hof und kurz darauf rannte eine große Blondine anmutig auf fünfzehn Zentimeter hohen Stilettos auf sie zu. „Lizzy! Ich freu mich so, dich zu sehen.“ Caleb beobachtete, wie seine Mutter ihre Freundin herzlich umarmte. Es sah so aus, als wäre die schlanke Frau kurz überrascht, entspannte sich dann aber und erwiderte die Umarmung mit einem gelösten Gesichtsausdruck. Nach einigen langen Sekunden löste sie sich aus den Armen seiner Mutter, räusperte sich und wandte sich Calebs Vater zu. „Hal, schön dich mal wieder zu sehen.“ Sie neigte ihren Kopf und küsste die Luft neben Hals Wange. „Dich auch, Elizabeth. Du siehst wie immer bezaubernd aus. Ist Andy im Garten?“ Caleb sah, wie sich die Augen seiner Mutter weiteten, und hörte sie leise nach Luft schnappen. Elizabeths Haltung wiederum blieb gelassen. „Leider wurde er in der Stadt aufgehalten, er müsste aber jede Minute eintreffen. Das gehört zum Leben einer Ärztegattin … Egal, kommt schon rein.“ Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte und sie im Foyer standen, widmete sich Elizabeth ihm und lächelte. Sie wirkte nun ungezwungener und die Fröhlichkeit erreichte auch endlich ihre Augen. Erst da bemerkte Caleb, dass sie ziemlich angespannt gewesen war, als sie die Abwesenheit ihres Ehemannes gerechtfertigt hatte. „Und ich vermute mal, dass dieser hübsche junge Mann hier Caleb ist. Ich bin Elizabeth Thompson. Du erinnerst dich vermutlich nicht mehr an mich, Schätzchen. Es ist schon ein paar Jahre her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben“, sagte sie und wandte sich an seine Mutter. „Wie alt waren die Jungs beim letzten Mal, Babs? Neun, zehn?“ „Nein, ich erinnere mich daran, dass wir zweimal umsteigen mussten, als wir hergeflogen sind, weil wir zu der Zeit in Ridgecrest gelebt haben. Und von dort sind wir weggezogen, als Caleb in der zweiten Klasse war. Ich denke, die Jungs waren acht Jahre alt.“ „Sechs Jahre? Wie die Zeit vergeht.“ Elizabeth schüttelte den Kopf und sah Caleb an. „Ich bin sicher, dass du und Andrew schnell wieder an eure Freundschaft anknüpfen werdet. Wir konnten euch das letzte Mal kaum trennen.“ Sie legte Caleb einen schlanken Arm um die Schultern und führte ihn, gefolgt von seinen Eltern, ins Haus. „Komm, wir schauen mal, wo Andrew steckt. Er wird ausflippen, dass ihm jemand in seinem Alter Gesellschaft leisten wird.“ Caleb und seine Eltern betraten ein überfülltes Wohnzimmer. Elizabeth lächelte den Gästen höflich zu und lachte hin und wieder über nur mäßig witzige Kommentare, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten. Als sie auf einen Mann trafen, der wohl ein alter Studienfreund seines Vaters war, blieben seine Eltern für einen kurzen Plausch stehen. „Ich sehe Andrew nicht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, wo er sich verstecken könnte. Komm, ich werde dir jetzt mal die Fledermaushöhle zeigen.“ Elizabeth zwinkerte ihm zu und steuerte einen Flur an, der sich am Ende des Wohnzimmerns anschloss. Caleb zog sie hinter sich her. Sie klopfte an eine Doppeltür, bevor sie sie öffnete und in einen großen Raum trat. „Andrew, schau mal, wer da ist. Du erinnerst dich doch sicher noch an Caleb Lakes, oder?“ Der blonde Schopf, der bisher am Bildschirm klebte, drehte sich und Caleb traf ein Blick aus smaragdgrünen Augen, die ihn über eine knochige Schulter hinweg anblickten. Dicke Augenbrauen zogen sich für einen Moment nachdenklich zusammen und dann legte sich ein strahlendes Lächeln über Andrews Gesicht. „Natürlich. Hast du Schwimmstunden genommen?“ Caleb verstand die Frage nicht ganz, also schwieg er. Andrew winkte ihn zu sich. „Ich spiele gerade Mario, aber du darfst dir gerne auch ein anderes Spiel aussuchen, wenn du möchtest.“ „Mario ist okay.“ Caleb zuckte mit den Schultern. Er ging um die große Couch herum und setzte sich neben Andrew, der ihm einen Controller reichte. Er war schon ein paar Minuten in das Videospiel vertieft, als ihn Andrew erneut ansprach. „Also erinnerst du dich nicht an mich?“ Die Ablenkung brachte Caleb aus dem Spiel. Er verpasste einen Sprung und fiel in ein Loch. Er drehte sich zu Andrew um und schaute ihn zum ersten Mal richtig an. Diese grünen Augen hatten etwas Vertrautes an sich, aber Caleb konnte es nicht benennen. „Deine Familie hat hier ein langes Wochenende im Sommer verbracht. Du bist in den See gefallen und hast angefangen zu schreien, du könntest nicht schwimmen. Also bin ich hinterher gesprungen und habe dich gerettet. Da das Wasser ziemlich flach war, bestand die Rettung eigentlich nur darin, dir zu helfen, aufzustehen“, sagte Andrew und stieß Caleb grinsend an. „Aber hey, ich war ein Kind, ich denke mal, das kann man trotzdem als Heldentat bezeichnen.“ Caleb grübelte, während eine warme Erinnerung am Rande seines Bewusstseins zupfte. „Dein Haar ist dunkler. Es war fast weißblond und nun ist es eher golden. Und ich glaube, du hast es damals kürzer getragen.“ Andrew lachte sich schlapp und Caleb errötete. „Ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich mich an meine Frisur erinnere, Kumpel, aber ich vermute, dass ich froh sein kann, Eindruck hinterlassen zu haben.“ Er stieß Caleb ein weiteres Mal mit seinem Ellenbogen an und kicherte noch immer, als er den Controller wieder in die Hand nahm und sich dem Fernseher zuwandte. „Ich hab genug von Mario. Was hältst du von NBA James?“ *** Am nächsten Morgen waren Caleb und seine Mutter im Sommerhaus der Thompsons zum Brunch eingeladen. Sein Vater war ihm Hotel geblieben, um zu arbeiten. Caleb hatte gerade seine zweite Portion Rühreier verschlungen, und war dabei, sich zu fragen, ob es unhöflich wäre, nach einer dritten Portion zu verlangen, als sich Andrew zu ihm rüberbeugte. „Hey, bist du fertig? Ich dachte, wir könnten auf Entdeckungstour gehen.“ Er grinste breit und seine grünen Augen funkelten voller Vorfreude. Caleb schlang seinen letzten Bissen hinunter. „Entdeckungstour? Äh, klar. Aber was genau meinst du damit?“ „Cool!“ Andrew sprang auf und stieß sich vom Tisch ab. Er stellte seinen Teller auf Calebs und brachte sie in die Küche, nur um Sekunden später wieder zurückzukehren. „Mom, Caleb und ich machen einen Spaziergang.“ „Okay, Jungs. Viel Spaß“, erwiderte Elizabeth Thompson. Ihre Mütter winkten...