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E-Book, Deutsch, 424 Seiten

Reihe: ISSN

Busjan Petrarca-Hermeneutik

Die Kommentare von Alessandro Vellutello und Giovan Andrea Gesualdo im epochalen Kontext

E-Book, Deutsch, 424 Seiten

Reihe: ISSN

ISBN: 978-3-11-027003-7
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Petrarcas Rime sind Referenztext des umanesimo volgare in Italien und werden dementsprechend oft editiert und kommentiert. Das gattungstypische Gerüst des Kommentars erfordert dabei zunächst Aussagen, die als Glosse, als Wort-, Vers- oder Stellenerklärung passagenweise progredieren. Die erfolgreichen Kommentatoren des 16. Jahrhunderts treffen aber darüber hinaus eigenständige Aussagen im Verbund mit dem Text eines anderen und präsentieren interferierende Texte: einerseits den Canzoniere Petrarcas (das Cinquecento stuft die Rime in den als zentral angesetzten Canzoniere und die minder wichtigen Trionfi) - und andererseits eine mit einer Vielzahl von Fragen befasste Auslegung des Lyrikbuchs. Ausgangspunkt sind stets textkritische Fragen; Handschriftenkunde und editorische Richtlinien verschränken sich freilich umgehend mit exegetischen und interpretatorischen Verfahren, so dass hier letztlich sowohl Gesamtdeutungen für Petrarcas Liebeslyrik als auch grundlegende Möglichkeiten im Umgang mit volkssprachlicher Lyrik und ihrem Autor erprobt werden.Die drei Kommentare - die im vorliegenden Band in der Chronologie der Erstausgaben als Fallstudien behandelt werden (Vellutello: 1525; Gesualdo 1533; Daniello: 1541) - sind im Selbstverständnis agonal. Anhand einer Zentralfigur rinascimentaler Literatur wird der Zugriff auf Text und Autor kritisch ausdifferenziert: Vellutello nutzt ein biographisch gegründetes Narrativ als Sinnmodell, Gesualdo operiert mit der Diskurs- und Wissensordnung, die seit der Antike als eloquentia et sapientia gefasst ist, Daniello reflektiert auf Sprache und Stil. Die maßgebliche lyrische Autorität Italiens gerät damit in ein komplexes Spannungsfeld; denn natürlich bekräftigen die schon im Erscheinungsbild beeindruckenden Kommentare den Geltungsanspruch des Lauradichters; in ihrer offen zur Schau gestellten Widerständigkeit gegeneinander betonen sie jedoch derartige Differenzen, dass dem Modell Kohärenz und Eindeutigkeit verloren zu gehen drohen.
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Zielgruppe


Literaturwissenschaftler, Institute, Bibliotheken


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Weitere Infos & Material


1;Danksagung;9
2;I. Agonale Autoritätskonstitution: Die Kommentierung des Canzoniere und die Kanonisierung des Petrarca volgare im frühen Cinquecento - Die Konstellation Bembo, Vellutello, Gesualdo;11
3;II. Alessandro Vellutello - Biographie, Moralphilosophie und Gnadentheologie;49
3.1;1. Biographismus als Ermöglichungsbedingung für den Erfolg von Vellutellos Petrarca-Kommentar;49
3.2;2. Historiographie und Zeugenschaft: Methodik der Wahrheitssuche;60
3.2.1;2.1 Exempel und Einzelfall;60
3.2.2;2.2 Petrarca-Biographistik vor Vellutello;69
3.2.2.1;2.2.1 Girolamo Squarciafico: Die Humanistenvita im Modus des Anekdotischen;77
3.2.2.2;2.2.2 Publius Candidus, Antonio da Tempo, Bernardo Ilicino : Die Eigenständigkeit des Lauralebens;89
3.2.3;2.3 Neue Formen der Erschließung historischer Wahrheit: L’Origine di Madonna Laura als Paradigma;104
3.2.4;2.4 Topographie und Evidenz: Die Karte der Vaucluse und ihre Überarbeitungen 1525/1528/1544;109
3.3;3. Petrarcas Leben als ethische Sinnfigur;118
3.3.1;3.1 I costumi del poeta und die ethische Stimmigkeit des Petrarca-Lebens;118
3.3.2;3.2 Laura-Liebe und „giovenile errore“;125
3.4;4. Sinnfigur und Gedichtanordnung;139
3.4.1;4.1 Die Grundgestalt der sposizioni;139
3.4.2;4.2 Vellutellos ordinamento und die Architektur des Canzoniere;143
3.4.3;4.3 Ordinamento und Ethik;152
3.4.4;4.4 Die Ordnung des Canzoniere und die Dimension der Gnadentheologie: Zur konzeptionellen Prominenz von „Perch’al viso d’Amor portava insegna“ (RVF 54);160
3.4.4.1;4.4.1 Thomistischer Augustinismus: Gnadenlehre und Zuversicht;168
3.4.4.2;4.4.2 ‘Petrarca dantesco’;171
3.4.5;4.5 Die seconda parte des Canzoniere: Laura als Führerin;180
3.5;5. Zusammenfassung: Ordnende Deutung ohne Widerstände;190
4;III. Weisheit und Beredsamkeit: Giovanni Andrea Gesualdo und die Wissensordnung der Renaissance;196
4.1;1. Gesualdo und die Kultur der „copia“;196
4.2;2. Die Anlage des Kommentars: Zentralität des Canzoniere und Supplementarität der Trionfi;207
4.2.1;2.1 Der Canzoniere und der Referenzhorizont antiker Dichtung;209
4.2.2;2.2 Die Prolegomena des Kommentars;213
4.2.2.1;2.2.1 Aspektvielfalt als Index der Renaissance;215
4.2.2.2;2.2.2 Hof und Akademie als institutionelle Rahmungen;217
4.3;3. Die Entstehungsgeschichte des Kommentars als Heuristik seiner Interpretation;223
4.3.1;3.1 Die Figur des Minturno als rezeptionsleitende Instanz;225
4.3.2;3.2 Die sinnmodellierende Funktion des Akademie-Konzepts;239
4.4;4. Kommentar und Dialog: Meinung und Meinungsvielfalt;244
4.4.1;4.1 Der Canzoniere als Sinndispositiv;247
4.4.2;4.2 Poetologie und (neu)platonistische Orientierungen;251
4.4.3;4.3 Normgebende Instanzen und das freie Spiel der Meinungen;266
4.4.3.1;4.3.1 „Minturno“ als pluralitätsrestringierende Figur . .;268
4.4.3.2;4.3.2 Hybridisierung als Epochensignatur;273
4.5;5. Auslegung im Modus der Pluralisierung;275
4.5.1;5.1 Auslegung und poetologische Reflexion;276
4.5.1.1;5.1.1 Die Werkgestalt des Canzoniere;277
4.5.1.2;5.1.2 Die Augenkanzonen (RVF71-73) als Metapoetik: Überbietung der Alten und Eternisierung als Funktion der Dichtung;284
4.5.2;5.2 Der Canzoniere und die Ordnung des Kosmos;302
4.5.2.1;5.2.1 Minturnos Dialog Academia als neuplatonischer Lehrtext;303
4.5.2.2;5.2.2 Platonismus als Wahrheitsdiskurs;306
4.5.2.3;5.2.3 „giovenile errore“ und pluralisiertes Liebeskonzept;318
4.6;6. Die integrative Rolle der Dichterbiographie;324
4.6.1;6.1 Die Exzeptionalität der historischen Person;327
4.6.1.1;6.1.1 Otium und Humanismus;334
4.6.1.2;6.1.2 Dichterkrönung;339
4.6.1.3;6.1.3 Der Dichter als Höfling;341
4.6.1.4;6.1.4 Über den Parteien: Der Dichter als Sachwalter Italiens;349
4.6.2;6.2 Ein exemplarisches Leben: Minnedichtung und der christliche Humanismus;356
4.6.2.1;6.2.1 Der Canzoniere als Jugendwerk;371
4.6.2.2;6.2.2 Der Canzoniere als umbra veritatis;381
4.7;7. Zusammenfassung: Gesualdos Petrarca zwischen Meinungsvielfalt und Wahrheitsanspruch;389
5;IV. Bibliographie;393
5.1;1. Quellen;393
5.2;2. Forschungsliteratur;400


Catharina Busjan, Ludwig-Maximilians-Universität München.


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