E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Burrows Stürmische Begegnung - Zauberhafte Eroberung
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6476-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6476-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
So ein unverschämter ...! schimpft Lady Hester höchst undamenhaft. Arglos fährt sie mit ihrem Einspänner über die Landstraße. Da steuert in rasantem Tempo eine Rennkarriole auf sie zu und schleudert sie in den Graben. Temperamentvoll, wie sie nun einmal ist, stürmt Hester gleich nach dem ersten Schreck empört zu der Kutsche ? und direkt in die Arme des schneidigen Jasper Challinor, Marquis of Landsborough. Sie sieht in ihm einen rücksichtslosen, versnobten Dandy ? er in ihr eine von Kopf bis Fuß verschmutzte Cinderella. Die ihn aber in ihrem Zorn überraschend bezaubert. Und das, obwohl er längst einer standesgemäßen Dame versprochen ist...
Annie Burrows wurde in Suffolk, England, geboren als Tochter von Eltern, die viel lasen und das Haus voller Bücher hatten. Schon als Mädchen dachte sie sich auf ihrem langen Schulweg oder wenn sie krank im Bett lag, Geschichten aus. Ihre Liebe zu Historischem entdeckte sie in den Herrenhäusern, die sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester besichtigte. Weil sie so gern las und sich Geschichten ausdachte, beschloss sie, Literatur zu studieren. An der Universität lernte sie ihren Mann, einen Mathematikstudenten, kennen. Sie heirateten, und Annie zog mit ihm nach Manchester. Sie bekamen zwei Kinder, und so musste sie zunächst ihren Traum von einer Karriere als Schriftstellerin vergessen. Doch ihr Wunsch zu schreiben blieb, und nach mehreren gescheiterten Versuchen wurde ihr Roman "His Cinderella Bride" angenommen und veröffentlicht. Inzwischen sind weitere Regency-Romane von ihr erschienen.
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1. KAPITEL
Lady Hester Cuerden hämmerte mit der Faust einige Male an die Küchentür des Pfarrhauses von Beckforth, riss sie ungeduldig auf und stürmte hinein.
Emily Dean, die Pfarrerstochter, saß neben dem Herd und versuchte hastig, das Buch, in dem sie gelesen hatte, in den Falten ihres Rockes zu verstecken. Doch als sie ihre beste Freundin erkannte und ihr Zittern bemerkte, sprang sie auf.
„Hester! Was ist los?“ Hester zerrte an ihren Handschuhen und drängte an den Herd. „K…kalt!“, stammelte sie. „Und n…nass!“
„Und furchtbar dreckig.“ Emily entriss Hester die Handschuhe, bevor sie sie auf den frisch geschrubbten Küchentisch legen konnte, und deponierte sie im Spülbecken.
Mit steifen Fingern knöpfte Hester ihren Mantel auf, hängte ihn über Emilys Stuhl und hielt die Hände ans Feuer.“
„Du bist bei dem Wetter ohne Haube aus dem Haus gegangen?“, fragte Emily.
Hester schob sich eine widerspenstige rotbraune Locke hinters Ohr. „Natürlich nicht; ich war bestens ausgerüstet: Haube, Schultertuch, Proviantkorb. Und wo ist das alles gelandet? Im Graben!“
Emilys Blick fiel auf die grünbraune Lache, die sich unter ihrer Freundin auf dem Fliesenboden bildete.
Mit klappernden Zähnen fuhr Hester fort: „Das Einzige, wogegen ich nicht gewappnet war, als ich durchs Tor auf die Straße trat, war die Kutsche des hochwohlgeborenen Jasper Challinor, Marquis of Lensborough, die just in dem Moment mit halsbrecherischer Geschwindigkeit um die Ecke bog.
Dieser rücksichtslose, unflätige … Marquis!“ Ein schlimmeres Schimpfwort schien es für sie nicht zu geben. „Er fuhr zu schnell, um anzuhalten, und ein Ausweichmanöver war offenbar unter seiner Würde. Seine Pferde oder der Lack seiner Karriole hätten schließlich Schaden nehmen können. Weißt du, was er stattdessen getan hat?“ Ohne Emilys Rückfrage abzuwarten, fuhr sie fort: „Verwünscht hat er mich, weil ich fast unter die Hufe seiner Pferde geraten bin. Eine solche Pöbelei habe ich noch nicht erlebt!“
Emily mochte es kaum glauben. „Er hat nicht einmal angehalten?“
„Keine Ahnung – ich war vollauf damit beschäftigt, in den Graben zu segeln.“ Hester verlagerte das Gewicht, sodass grüner Schlamm zwischen dem Oberleder und den Sohlen ihrer alten Stiefeletten hervorquoll.
„Du musst da raus“, entschied Emily. Sie ging in die Hocke und widmete sich den durchnässten Schnürsenkeln. Als sie Hester den ersten Schuh vom Fuß ziehen wollte, hielt sie plötzlich die Sohle in der Hand. „Die sind perdu.“
Hester sank auf Emilys Stuhl. „Na, wenigstens bin ich es nicht.“ Zittrig wischte sie sich über das schlammverschmierte Gesicht. Sie war so sehr mit den Neuigkeiten beschäftigt gewesen, dass sie bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Haus gelaufen war und nicht auf den Verkehr geachtet hatte, als sie auf die Gasse hinausgetreten war. Reines Glück, dass sie in letzter Sekunde doch noch aufgeblickt hatte, denn der tosende Wind hatte jedes Geräusch des herannahenden Zweispänners verschluckt.
Der Anblick der galoppierenden Pferde war ein Schock gewesen – nicht minder aber die Blitze, die die nachtschwarzen Augen des wütenden Wagenlenkers versprüht hatten. Einen Augenblick lang war sie wie hypnotisiert gewesen, doch seine empörenden Flüche hatten sie aus der Starre gerissen und ihren Überlebensinstinkt geweckt.
„Wenn ich nicht so eine gute Schwimmerin wäre … Oh, nicht dass der Graben genug Wasser geführt hätte, um darin zu ertrinken; außerdem hat das Eis meinen Sturz gebremst. Aber wenn ich nicht so oft in den Bergsee bei Holme Top gehechtet wäre, hätte ich gegen den feinen Lord keine Chance gehabt.“
„Du schilderst es fast so, als hätte er das absichtlich getan, Hester“, schalt Emily. „Aber du hattest ja schon etwas gegen ihn, bevor du ihm überhaupt begegnet bist.“
Emily hat gut reden, schließlich hat dieser arrogante, kaltblütige Wüstling ihr Leben ja nicht über den Haufen geworfen, dachte Hester empört. Vor drei Wochen hatte er ihren Onkel Thomas angeschrieben und einen Besuch angekündigt, bei dem er entscheiden wollte, welcher ihrer beiden Cousinen die fragwürdige Ehre zuteil werden sollte, seine Frau zu werden. Seither glich das Haus einem Ameisenhaufen, in den irgendein Lümmel einen Stock gesteckt hatte. Ihre Tante und die Cousinen hatten so viele neue Kleider gekauft, dass ihr Onkel über den Rechnungen verzweifelte, und so war es an ihr hängen geblieben, sich um das Personal zu kümmern, das ohnehin schon unter den Vorbereitungen eines Familientreffens gestöhnt hatte, zu dem auch ihre herrische Tante Valerie erwartet wurde. Aber einem Marquis konnte man natürlich nicht antworten, der Zeitpunkt für einen Besuch sei ungünstig, und dass man diesen ominösen Freund, mit dem er die Weihnachtstage verbracht hatte, nun wirklich nicht auch noch beherbergen konnte, wo das Anwesen schon bis zum Bersten mit allerlei Gästen und ihren Dienern angefüllt war.
Als sie an die eigentlich längst aufgegebenen Tudor-Zimmer im Nordflügel dachte, in denen sie Seine Lordschaft und seinen Freund unterbringen wollte, hatte sie sich ein gehässiges Lächeln nicht verkneifen können. Von ihrer Tante Susan, die dem Marquis bereits begegnet war, wusste sie, dass er von stattlichem Wuchs war – gerade richtig für das „Königinnenbett“. Seine Beine würden meilenweit über den Rand ragen, wenn er sich ausstreckte, und wenn es ihm tatsächlich gelingen sollte, an die stilechten Kissenberge gelehnt einzunicken, würde das Gepolter auf den blanken Dielenböden im darüber liegenden Personaltrakt ihn wieder aufwecken. Sie glaubte nicht, dass er – wie angekündigt – eine ganze Woche bleiben würde. Ein so wohlhabender Mann war sicher verwöhnt. Er musste doch nur mit den Fingern schnippen, um alles, wonach ihm der Sinn stand, auf einem Silbertablett serviert zu bekommen. So jemandem musste man nicht erst begegnen, um sich eine Meinung über ihn zu bilden!
„Das Beste weißt du ja noch gar nicht.“ Hesters grünbraune Augen glühten fast bernsteinfarben vor Wut. „Als ich gerade aus dem Graben krabbelte, baute sein Reitknecht sich vor mir auf und schimpfte mich aus, weil ich die Pferde scheu gemacht und ihren Sieg beim Wagenrennen gefährdet hätte.“
„Nein!“ Empört lehnte Emily sich zurück.
„Und weißt du, was der feine Herr gemacht hat? Den Wagen zurückgesetzt und die Gasse versperrt. Damit sein Freund ihn nicht überholen konnte. Und als sein Reitknecht mir aufhelfen wollte, hat er ihn zurückgepfiffen.“
Hester unterließ es tunlichst, Emily zu erzählen, dass sie auf den Kerl eingedroschen hatte, als sein Herr ihn zurückbeorderte. Ihr Temperament passte zu ihrem roten Haar, und als der Reitknecht sich erdreistet hatte anzudeuten, diese Pferde wären mehr wert als sie, hatte sie ihm mit einer Backpfeife das unverschämte Grinsen auszutreiben versucht, das er sich beim Anblick einer Frau erlaubte, die sich mit nassen, an den Beinen klebenden Röcken aus dem Schlick aufrappelte. Als er dem Schlag lachend auswich, war es mit ihrer Selbstbeherrschung vollends vorbei gewesen. In aller Öffentlichkeit hatte sie seine Schienbeine mit ihren aus dem Leim gehenden Stiefeln traktiert …
Erst die entrüsteten Rufe des Marquis brachten sie zur Besinnung. Sie raffte ihre triefenden Röcke und marschierte zur Kutsche.
„Was fällt Ihnen eigentlich ein?“, fauchte sie. „Hier in diesem Tempo um die Ecke zu biegen – Sie hätten jemanden umbringen können. Hier hätte ein Kind spielen können!“
„Hätte, könnte.“ Er hob eine Augenbraue. „Bleiben wir doch bei den Tatsachen.“
Sein brüsker Tonfall entfachte ihre Wut aufs Neue. „Tatsache ist, dass ich drastische Maßnahmen ergreifen musste, um meine Haut zu retten, und dass alles, was ich in meinem Korb hatte, nun am Grunde dieses Grabens liegt.“
Er streckte sich und musterte sie ausgiebig. „Ganz zu schweigen vom Verlust Ihrer Haube, dem Zustand Ihrer Strümpfe …“
Hester schnappte nach Luft und merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Wann hatte er bloß einen Blick auf ihre zerrissenen Strümpfe erhaschen können? Sie schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und malte sich dabei mit dem verdreckten Mantelärmel einen Strich auf die Wange. Während sie am liebsten im Erdboden versunken wäre, um sich den abschätzigen Blicken des Marquis of Lensborough zu entziehen, brach sein Reitknecht erneut in schallendes Gelächter aus.
„Gott gebe mir Kraft“, seufzte der Marquis und verzog den Mund.
Wie konnte er es wagen, sie von oben herab anzusehen, als wäre sie etwas, das er am liebsten von den Sohlen seiner glänzenden Schaftstiefel gekratzt hätte! Wahrscheinlich musste sein Stiefelknecht das Leder jeden Morgen so lange polieren, bis das überhebliche Gesicht Seiner Lordschaft sich darin spielte. Und dann erst diese eng anliegenden Kniehosen, der Kutschmantel aus edlem Tuch und die geschmeidigen Handschuhe, die zusammen sicherlich mehr gekostet hatten, als ihr Onkel in einem Jahr für die Kleidung seiner Töchter ausgab – aber das Betragen eines Gassenjungen! Ganz gleich, was die anderen sich von seinem Besuch in The Holme erwarteten: Sie verabscheute ihn.
Während sie sich voller Wut und Verachtung anfunkelten, hörten sie, wie sich eine zweite Kutsche näherte.
„Und dann hat er d…die Peitsche geschwungen und i…ist davongebraust, ohne s…sich noch einmal umzudrehen.“ War es die Kälte, die Hester stottern ließ, der Schock oder die Empörung?
„Du...