Burgstaller | Systemische palliative Psychotherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 198 Seiten

Reihe: Systemische Therapie

Burgstaller Systemische palliative Psychotherapie

Wandlungsprozesse am Lebensende begleiten
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8497-8426-3
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wandlungsprozesse am Lebensende begleiten

E-Book, Deutsch, 198 Seiten

Reihe: Systemische Therapie

ISBN: 978-3-8497-8426-3
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die individuelle Auseinandersetzung mit dem Tod ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der letztendlich niemand entgeht. Wenn nur noch wenig Lebenszeit übrig bleibt, müssen wir uns der Endlichkeit des Lebens stellen.
Die systemische palliative Psychotherapie leistet einen bedeutsamen Beitrag zur Begleitung von Menschen mit schweren Erkrankungen im fortgeschrittenen Stadium. Systemische Sichtweisen und Interventionstechniken unterstützen anspruchsvolle Entwicklungsschritte, wenn es darum geht, das Leben abzuschließen. Sandra Burgstaller bietet dafür ein Transitionsmodell an, das Menschen darin anleitet, ihren Selbstwert zu stärken und hingebungsvolle Qualitäten in sich zu kultivieren. Es erleichtert den Umgang mit dem Sterben und ermöglicht eine selbstbestimmte Gestaltung des letzten Lebensabschnitts.
Das Buch erläutert die im therapeutischen Prozess nützlichen Theorien, Modelle und Methoden. Es ermutigt professionelle Helferinnen und Helfer, sich gegenüber den Themen des Todes zu öffnen, und inspiriert sie, ihre eigene Haltung zu reflektieren. So wird es möglich, die verbleibende Lebenszeit von Klientinnen und Klienten authentisch und verantwortungsvoll zu begleiten.

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Weitere Infos & Material


1 Systemische Therapie im Palliativbereich
Die Palliativversorgung gewinnt nicht nur aufgrund der zunehmenden Anzahl chronisch kranker und mehrfach erkrankter Menschen an Bedeutung, sondern auch, weil die Erhaltung der Lebensqualität bis zuletzt einen höheren Stellenwert bekommen hat. Palliative Care und die Art von Unterstützung, wie sie in diesem Setting angeboten wird, sowie diesbezügliche Sichtweisen und Interventionstechniken der Systemischen Therapie3 werden im Folgenden vorgestellt. Die Schnittmenge dieser beiden Bereiche bezeichne ich als systemische palliative Psychotherapie. Eine Präsentation der Herausforderungen, Möglichkeiten und Grenzen dieses Therapiefeldes sowie eine reflexive Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und Tod mögen dazu beitragen, Sie, geschätzte LeserInnen, mit der diesem Buch zugrunde liegenden Haltung zur (Un-)Endlichkeit des Lebens vertraut zu machen. 1.1 Palliative Care
Palliative Care steht als Überbegriff für alle Aktivitäten in den Hospiz- und Palliativbewegungen. Sie beschreibt alle Maßnahmen, die dazu beitragen, eine würdige Begleitung von schwer kranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase und beim Sterben zu ermöglichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO 2002) schreibt in einer mehrmals adaptierten Definition, dass Palliative Care »[…] ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien [ist], die mit den Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, und zwar durch frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art […]« (ebd., S. 84; Übers.: Dt. Gesellschaft f. Palliativmedizin 2016). Palliativ leitet sich vom lateinischen pallium ab und bedeutet »Umhang« beziehungsweise »Mantel«. Wir legen, bildlich betrachtet, einen schützenden Mantel um unheilbar kranke PatientInnen, um dadurch ihre Beschwerden zu lindern. Den Ursprung der modernen Hospiz- und Palliativbewegung finden wir bei der englischen Sozialarbeiterin, Krankenschwester und Ärztin Cicely Saunders, die 1967 das St. Christopher’s Hospice in London eröffnete. Der Urologe Dr. Balfour Mount aus Kanada etablierte 1975 den Begriff Palliativmedizin. Seither versucht man die Begrifflichkeiten und Versorgungsangebote in der Hospiz- und Palliativversorgung weltweit zu vereinheitlichen. In den europäischen Ländern gibt es einheitliche Richtlinien mit mehreren Versorgungskonzepten, wobei die nationalen Konzepte nach wie vor Unterschiede aufweisen (vgl. Radbruch et al. 2011a, S. 216 f.) In allen europäischen Ländern werden zahlreiche gemeinsame Grundwerte in der Palliativversorgung anerkannt. Diese beinhalten die Erhaltung und die Verbesserung der Lebensqualität, eine bedürfnisorientierte Zuwendung, die Bewahrung des Selbstbestimmungsrechts, das Ermöglichen einer vertrauten Umgebung beim Sterben, ein ganzheitlicher Betreuungsansatz, der alle Bereiche menschlichen Lebens miteinbezieht, das Angebot eines multiprofessionellen Teams mit interdisziplinärer Zusammenarbeit sowie eine kontinuierliche vorausschauende Planung der Betreuung und von Hilfestellungen bei der Regelung der Angelegenheiten, die nach dem Tod einer PatientIn auftreten (vgl. Radbruch et al. 2011a, S. 220 ff.). Ärztliches Personal, (diplomierte) Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, SozialarbeiterInnen, PhysiotherapeutInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, DiätologInnen, SeelsorgerInnen und ehrenamtlich tätige Personen sind im palliativen Tätigkeitsfeld aktiv und stehen den PatientInnen – je nach Abteilung – rund um die Uhr zur Verfügung oder können in festgelegten Zeiten konsiliarisch angefordert werden. Die Handhabung des Hinzuziehens unterschiedlicher Berufsgruppen weist in den verschiedenen europäischen Ländern große Unterschiede auf. In manchen Ländern zählen zum Beispiel PsychologInnen und PsychotherapeutInnen in der Palliativversorgung zum Kernteam, wohingegen sie in anderen bei Bedarf konsiliarisch hinzugezogen werden können oder überhaupt nicht in die Palliativversorgung eingebunden sind (vgl. Radbruch et al. 2011b, S. 263). In den deutschsprachigen Ländern »kommt [PsychologInnen und PsychotherapeutInnen] in diesem Feld ein vielfältiges Spektrum von Aufgaben zu, das von der präventiven und supportiven Arbeit bis hin zum psychotherapeutischen Wirken im engeren Sinne reicht« (Gramm, Trachsel u. Berthold 2020, S. 1). Zur Zielgruppe der Hospiz- und Palliativversorgung zählen alle PatientInnen mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung sowie deren Zu- und Angehörige. Es handelt sich also primär um PatientInnen, die sich im fortgeschrittenen Stadium von schweren Erkrankungen, wie Carcinom-, Lungen-, Herz- oder neurologischen Erkrankungen, befinden. An- und Zugehörige sind diejenigen, die mit den PalliativpatientInnen verwandt sind oder in einem nahen Beziehungsverhältnis stehen und dementsprechend ebenso von der herausfordernden Situation des bevorstehenden Todes der PatientInnen betroffen sind (vgl. Radbruch et al. 2011a, S. 224 f.). Unterschiedliche Betreuungsmöglichkeiten, wie Palliativstationen, stationäre Hospize, Tageshospize, mobile Palliativteams, Palliativkonsiliardienste und ehrenamtliche Hospizteams ermöglichen eine individuell auf PatientInnen abgestimmte Versorgung. Die Entscheidung über eine ambulante oder stationäre Betreuung wird idealerweise dem Ausmaß des Unterstützungsbedarfs – also zum Beispiel in der Frage, ob medizinische Akutbetreuung erforderlich ist, – und den individuellen Vorlieben angepasst. In allen europäischen Ländern besteht der Anspruch auf einen gleichberechtigten Zugang zu den palliativen Dienstleistungen. Sie sollen allen PatientInnen bedarfsorientiert und unabhängig von deren kulturellen, ethnischen und finanziellen Hintergründen zur Verfügung stehen. Für die unterschiedlichen Dienste gibt es spezifische Aufnahmekriterien, die sich zwischen den europäischen Ländern unterscheiden. Leider führen verschiedene Faktoren, wie der Bedarf nach einer aufwendigen medizinischen und pflegerischen Betreuung, oft dazu, dass PalliativpatientInnen ihre letzte Lebenszeit nicht – wie meist gewünscht – zu Hause verbringen können, sondern in einer Einrichtung, wie in einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim (vgl. Radbruch et al. 2011b, S. 261 ff.). Dieses Buch bezieht sich weitgehend auf das Setting einer Palliativstation. Eine solche befindet sich mit der Spezialisierung auf PalliativpatientInnen innerhalb eines Akutkrankenhauses. Im Gegensatz zu einer stationären Hospizeinrichtung werden die PatientInnen nach ausreichender Behandlung und je nach Betreuungsbedarf wieder nach Hause oder in eine dauerhafte Einrichtung entlassen. Manche versterben auch im Zuge ihres Aufenthalts. Die PatientInnen verbringen meist nur einige Tage oder wenige Wochen auf der Station. In einer stationären Hospizstation hingegen können PalliativpatientInnen – unabhängig davon, wie lange sie noch zu leben haben, – bis zu ihrem Lebensende bleiben. Dies setzt voraus, dass ihr Gesundheitszustand eine nicht im Eigenheim bewältigbare, umfassende Betreuung erfordert (vgl. Radbruch et al. 2011b, S. 264 ff.). In der Palliative Care wird eine lindernde Medizin angewandt. Der Begriff Palliativmedizin bezieht sich auf die medizinische Komponente in der Palliativversorgung, wobei er auch als Synonym für Palliative Care verwendet wird. Die Palliativmedizin betrachtet den Menschen in seinem natürlichen Verlauf zwischen Geburt und Tod und erkennt das Sterben als natürlichen Teil des Lebens an. Mit dieser Haltung grenzt sie sich von den lebensverlängernden und kurativ orientierten Maßnahmen der allgemeinen Schulmedizin ab. H. Christof Müller-Busch weist allerdings ergänzend darauf hin, dass »kurative Behandlungsstrategien besonders auch in der Onkologie begleiten und ergänzen, falls dies erforderlich ist. Insofern stellen Heilung und Palliation keine sich widersprechenden Behandlungsansätze dar – sie konzentrieren sich allerdings je nach Erkrankungsverlauf und Lebenssituation der Betroffenen auf unterschiedliche Ziele« (Müller-Busch 2016, S. 37). Eine palliative Betreuung versorgt körperliche Symptome. Oft leiden diese Menschen nämlich an Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Atemnot oder geschwürartigen Wunden. Sie inkludiert allerdings nicht nur die Linderung dieser, sondern berücksichtigt auch die jeweiligen Lebenssituationen und findet Verständnis für das individuelle Leid einer jeden PatientIn. Als Kernelemente der Betreuung zählen neben der Symptomlinderung ethisch-reflektiertes Handeln und transparente Kommunikation sowohl mit der Zielgruppe als auch mit dem multiprofessionellen Team. Je nach Situation und je nach individuell definierten Zielen und Herausforderungen ist entsprechend zu entscheiden, wer welche palliativen Dienste in Anspruch nehmen kann (vgl. Radbruch et al. 2011a, S. 224...


Sandra Burgstaller, Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie) und Sozialarbeiterin; in freier Praxis tätig; arbeitet im Einzel-, Paar- und Gruppensetting und bietet Supervision, Vorträge und Selbsterfahrungsseminare mit spirituell-systemischer Aufstellungsarbeit an; Autorin mehrerer Fachartikel über Psychotherapie im palliativen Setting. Schwerpunkte: Lebenskrisen, psychosoziale Belastungen, Verlust, Trennung, Sterben, Tod, frauenspezifische Themen (Schwangerschaft, Mutterschaft, Wechseljahre), familiäre und berufliche Beziehungskonflikte, Depression, Burn-out, Erschöpfung, Angststörungen, Panikattacken, Phobien, Mobbing, Missbrauch, Trauma, Einzel- und Gruppenselbsterfahrung, Coaching, Supervision, Paartherapie.



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