Bungert | Fiktive Monologe krebskranker Frauen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 260 Seiten

Bungert Fiktive Monologe krebskranker Frauen

Selbstheilungen, Spontanremissionen und wie sie verhindert werden. Ein Plädoyer für einen neuen Umgang mit Krebs. Fallberichte in Form persönlicher Erzählungen
2. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7494-7364-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Selbstheilungen, Spontanremissionen und wie sie verhindert werden. Ein Plädoyer für einen neuen Umgang mit Krebs. Fallberichte in Form persönlicher Erzählungen

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

ISBN: 978-3-7494-7364-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Selten wurde der Druck, den Ärzte nach einer Krebsdiagnose auf Patienten ausüben, so hautnah entlarvt, selten die Brutalität der modernen Krebstherapie so radikal hinterfragt. Selten aber auch wurde das Recht des Patienten auf Selbstbestimmung so betont und die Rolle des Arztes als eines bezahlten Dienstleisters so entschieden geradegerückt. Der Autor zeigt anhand berührend erzählter Einzelschicksale aus der Ich-Perspektive auf, wie verschieden wir uns in einer existenzbedrohenden Situation zwischen Leben und Tod, Fremd- und Selbstbestimmung, Aktivität und Opferhaltung stellen können. In den positiveren der Erzählungen finden Patienten auf natürlichem Wege, ohne die Verstümmelungen und Vergiftungen der Schulmedizin, ihre Gesundheit wieder, und ihr Vorgehen ist nicht minder wissenschaftlich fundiert. Ein reiches Buch, das ungewöhnlich viele Fragen im Zusammenhang mit Krebs und darüber hinaus aufwirft und zum Abgleich bringt. Auch wenn Dr. Mitterer, die Naturmedizinerin, am Ende an den Widerständen der Mainstreammedizin zerbricht - ihre Botschaft und ihre Erfolge bleiben. Und auch der Appell an gut informierte Patienten, noch in schwierigster Situation gesunden Menschenverstand und kühlen Kopf zu bewahren.

Von Klauspeter Bungert wurden Dramen, Gedichte, Sachbücher, erzählende und essayistische Prosa sowie Musikpartituren veröffentlicht. Die Zusammenarbeit mit Alexander Marr fiel in die Jahre 1989 bis 92.

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Erster Monolog
Marion Krüger
… Der Professor tut mir nicht gut. Er hat mir im März dieses Ding aus dem Unterleib geschnitten. Vier Tage nach meinem 48. Geburtstag. Das Jahr fing ja gut an! Nach meinem Geburtstag. In der Nacht. Wir hatten am Abend ordentlich gefeiert. In der Nacht gingen die Schmerzen los. Das Ziehen hatte ich ja schon öfter, aber nie so doll. Dabei hatte unser Hausarzt nichts festgestellt bei der letzten Vorsorge, hatte grünes Licht gegeben: Frau Krüger, wenn alle mit demnächst 48 so fit und gesund wären wie Sie, hätten wir Ärzte wenig zu tun. Und das Ziehen? Sowas hat man schon mal. Wem liegt nicht schon mal einer quer. Eine gewöhnliche Blähung, machen Sie sich nichts draus. Und er lachte etwas billig. Tut mir leid, ich habe unserm Hausarzt nie besonders viel zugetraut. Aber er ist der Hausarzt der Seniorenresidenz, wo wir in der Verwaltung arbeiten, und außerdem ein Golfkamerad meines Mannes. Wir können aber auch, und er hörte mit seinem billigen Lachen plötzlich auf, besondere Untersuchungen vornehmen. Ich fürchte nur, da kein Anfangsverdacht vorliegt, nur dieses kleine Ziehen, welches unspezifisch ist, das müßten wir dann aus eigener Tasche berappen. Ganz wie Sie wollen. Wissen Sie, wir hatten erst die große Dachrenovierung am Haus. Wir sind etwas klamm bei Kasse, auch wenn mein Sigismund Golf spielt. Ich darf mich melden, wenn etwas ist? Immer. Auf jeden Fall. Nun, der Fall war jetzt. Aber das war kein Fall mehr für den Hausarzt, das war ein Fall für größeres Kaliber. Auf der Stelle fuhr mein Mann, wie gut, daß auf dem Lande in der Nacht so wenig Kontrollen laufen, er hatte bestimmt seine eins Komma fünf Promille, auf der Stelle fuhr mich Sigismund in die Klinik. Viereinhalb Kalendertage später lag ich in Vollnarkose unterm Skalpell und man entfernte mir den gesamten Apparat, mit dem ich vor 17 und vor 15 Jahren unsere wunderbaren Kinder geboren habe. Krebs, alles voller Krebs! Warum ich nicht früher gekommen bin, fragte der Professor. Nun, Ihr Kollege, unser Hausarzt, hat vor kurzem noch beschwichtigt: Es ist nichts, kein Befund, nichts Auffälliges. Ja, wenn das so ist, und der Professor warf den berühmten Ärzteblick unterm Brillenrand hervor auf die Krankenakte, dann hat wohl jemand etwas übersehen. Jetzt, scheint mir, tut er alles, damit das nie wieder passiert: daß irgendjemand irgendetwas übersieht. Er läßt mir keine Ruhe mehr. Keine Woche, in der ich nicht eine Urinprobe, keine Woche, in der ich keine Stuhlprobe, Temperaturmessungstabelle, sonst was einreichen soll oder in der ich nicht zur Audienz, so nenn ich das inzwischen im Gespräch mit Sigismund, antanzen muß. Als Professor in der einzigen Klinik weit und breit genießt er das höchste Ansehen. Er gilt als eine besondere Kapazität. Wer möchte dagegen etwas sagen … seine Emotionen, sein Bauchgefühl geltend machen? Und mein Bauch ist nun mal definitiv nicht in Ordnung. Er ist sogar schlimm in Unordnung. Ein ziemliches Chaos. Chaos im gesamten System. Wir haben mehrere Herde festgestellt. Aber eine Chemotherapie lehnen Sie ab. Sie dürfen das, Sie sind ein erwachsener Mensch. Aber da ist ein Ding, das wir unbedingt operieren sollten. Was für ein Ding? Denken Sie nach. Das kleine Ding im Darm? Kleines Ding ist gut. Ich möchte schlafende Hunde nicht wecken. Ich habe Sie gewarnt. Dann also am Mittwoch wieder. Der Professor beschwört mich, jeden Mittwoch zu ihm zu kommen. Aber die Operation ist doch erst einen Monat her. Müssen wir dem Körper nicht erstmal Ruhe gönnen? Ihn sich regenerieren lassen? Ich fange gerade an, die elementarsten Folgen abzustreifen. Die Verspannungen beim Gehen bei jedem Schritt im Unterleib, die Schwäche, die mich befällt. Jeden Tag ist sie ein Stückchen mehr gewichen. Obwohl: seit dem Wochenende steigert sie sich wieder. Hab ich meinen Essensgelüsten zu sehr nachgegeben? Aber als krebskranker Mensch soll man doch tüchtig essen. … Ich habe den Professor gefragt, wie ich mich ernähren soll. Ich merke, daß mir die Ernährung nach der Lehre von Dr. Hase1 nicht bekommt. Früher habe ich auf die Blähungen, das Aufstoßen, die häufigen Verstopfungen, den Durchfall und das Sodbrennen nichts gegeben. Das war irgendwie normal. Keiner sprach davon, und wenn, dann kriegte er aus allen Ecken die Rückmeldung: Das haben wir auch, das ist normal. Mein lieber Mann hat nach jeder Mahlzeit einen aufgetriebenen Bauch. Aber er weiß, woher es kommt, und nach ein paar Abwinden ist das wieder in Ordnung. Aber seit ich den Fleischanteil in meinem Essen gesteigert und mein tägliches Frühstückseierquantum auf drei gesteigert habe, ist mir ständig übel und ich fühle mich nur noch kraftlos. Oder ob wieder was nachgewuchert ist in meinem Körper? Dr. Hase behauptet, die Krebszelle wolle Kohlehydrate. Also müsse man ihr Kohlehydrate verweigern. Auf seinen Videos zeigt Dr. Hase kraftstrotzende Krebspatienten vor brutzelnden Bratpfannen mit Bergen von Steaks, Massen von Spiegeleiern mit Speck, Frühstückseiern, Aufschnitt und Currywurst natürlich ohne Brot, das enthält ja die bösen Kohlehydrate, wie sie sich's gutgehen lassen, und ich habe Dr. Hase schon für einen Vortrag bei uns in der Seniorenresidenz vermittelt, bei dem mein Mann und ich in der Verwaltung arbeiten, ich natürlich im Augenblick krankgeschrieben. Gestern habe ich mich übergeben. Ich habe mir die halbe Seele aus dem Leib gekotzt. Heute kann ich gar nichts mehr essen. Fleisch widersteht mir. Schon der Gedanke an Fleisch macht mir Schwindel. Dabei habe ich immer gerne Fleisch gegessen. Hauptsächlich Fleisch. Und natürlich jeden Morgen Wurst und ein Frühstücksei. Das Grünzeug hat mich immer gestört. Das ließ ich meistens liegen. Nun, die Geschmäcker sind verschieden. Aber daß ich so einen Widerwillen entwickeln könnte. Ich habe dem Professor nichts von meinem gestrigen Anfall gesagt. Nur ihm diese Frage gestellt: Wie soll ich mich in Zukunft ernähren, Herr Professor? Er sagte: Wie immer, Frau Krüger. Ich erzählte von Dr. Hase. Der Professor meinte: Eiweiß ist gut. Die Krebszelle will Zucker. Also lassen Sie Zucker weg und folgen Sie den Ratschlägen von Dr. Hase. Eiweiß ich immer gut. Fleisch ist ein Stück Lebenskraft. Ich selber esse regelmäßig Fleisch. Ich gehe seit meiner Rekonvaleszenz wieder häufiger spazieren. Soweit die Kraft reicht und nicht solche Rückschläge dazwischenkommen. Wenn ich die Rinder auf der Weide sehe, hier auf dem Lande trifft man das noch, frage ich mich manchmal, wo das hinführt, wenn weiter soviele Menschen diese Fleischmassen verbrauchen. Das Vieh hat doch auch Gefühle, einen Organismus, eine Seele. Kennt Schmerzen, Langeweile, aber auch Spieltrieb, Zärtlichkeit, Freude. Und die vielen, vielen unbekannten Menschen in Afrika, Südamerika, Asien, denen wir den Lebensraum wegnehmen mit den Kraftfutterflächen, damit wir unersättlichen Fleischesser und Dr. Hase und der Professor ihre täglichen Portionen davon auf dem Teller haben. Mir ist jedenfalls immer noch kotzübel und ich bekomme keinen Bissen runter. … Ich habe den Professor um eine Atempause gebeten. Die wöchentlichen Rapporte lasten mir auf der Seele wie ein Menetekel. Soll denn kein unbefangener Tag mehr kommen, wenn man einmal im Garn des Ungeheuers gelandet ist? Kein Entrinnen mehr? Der ganze Tag, 24 Stunden lang, nur noch der Krankheit unterworfen und vom Gedanken an Untersuchungen, Laborwerte und Tumormarker bestimmt? Im Internet stieß ich auf einen Hinweis, dem ich nun nachgehen möchte. Eine Frau Dr. Mitterer hat ein Seminar angeboten. Es geht darum, wie der Körper sich selber reparieren kann. Die Rolle der Ernährung. Wege und Chancen einer sanften Krebstherapie. Leider fand das Seminar genau einen Tag nach meiner Krebsoperation statt. Und leider erfuhr ich nicht früher davon. Vielleicht hätte ich mit der OP ja noch gewartet. Aber was red ich? Ich wußte vor meinem Zusammenbruch ja noch gar nichts von meinem Krebs. Aber es ist wahr, von sanfter Krebstherapie kann bei mir keine Rede sein, mein Körper arbeitet schwer an den Folgen der Operation. Man merkt, daß was fehlt. Wenn man innerhalb eines Gebäudes eine Etage entkernt, Wände herausbricht, Böden entfernt, dann ist das Ganze nicht mehr stabil. Die Außenmauern müssen die ganze Last übernehmen. In einem Gebäude zieht man neue Wände und Böden ein, aber unser Körper bleibt verstümmelt. Meine Gebärmutter wächst nicht neu. Ich fühle mich jedenfalls nicht mehr stabil. Nicht mehr so elend wie vor ein paar Tagen, aber doch sehr schwach. Und nicht nur, weil ich außer Wasser nicht viel zu mir nehme. Das Fasten tut mir sogar gut. Ich habe mit Frau Dr. Mitterer gesprochen. Ich muß unbedingt zu ihr in die Sprechstunde. Das hörte sich sehr gut an, was sie am Telefon sagte. Sehr schlüssig. An eine mehrstündige Autofahrt ist leider in meinem momentanen Zustand nicht zu denken. Ich bin zu...



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