Bundi / Frey Timillero / Pfenninger | Anatomie eines Dreiecks | Buch | 978-3-907296-13-4 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 8, 168 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 205 mm, Gewicht: 190 g

Reihe: Caracol Prosa

Bundi / Frey Timillero / Pfenninger

Anatomie eines Dreiecks

Erzählungen
Originalausgabe 2022
ISBN: 978-3-907296-13-4
Verlag: Caracol Verlag der Autorinnen & Autoren

Erzählungen

Buch, Deutsch, Band 8, 168 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 205 mm, Gewicht: 190 g

Reihe: Caracol Prosa

ISBN: 978-3-907296-13-4
Verlag: Caracol Verlag der Autorinnen & Autoren


Dieser Erzählband vereint Prosa von sieben Autorinnen und Autoren. Es wurde bewusst kein Thema vorgegeben, sodass die Schreibenden mit einem breiten Spektrum an Geschichten aufwarten. Erika Frey Timillero beleuchtet in der titelgebenden Erzählung Anatomie eines Dreiecks die Gefühlskonflikte von Tom, Pilar und Iris, die in einer Dreiecksbeziehung gefangen sind. In Markus Bundis Geschichte Die Fee vom Bodensee eröffnet Annegret nach einem Urlaub in Bulgarien die Wohlfühloase «The Rufa», in der sie und ihre Knabberfische Körper und Seele heilen, doch eines Tages verschwindet die Fee spurlos. Jolanda Piniel präsentiert fünf Geschichten, teils skurril, teils philosophisch. Regine Schaaf durchwandert in ihren Texten das Leben von der Jugend bis ins Alter im Zeitraffer. Oskar Pfenninger gewährt in seinen Prosaskizzen Einblicke ins Japan der 1960er-Jahre. Viola Rohner lädt in ihrer Kairo-Skizze Staub zu einem Rundgang durch das heutige Zamalek ein. Barbara Traber sollte einst Das Luxusbett anpreisen, ergründete aber stattdessen die Bedeutung von wahrem Luxus.

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Weitere Infos & Material


Textauszüge

Aus "Anatomie eines Dreiecks" von Erika Frey Timillero
Auf dem Foto sind Pilar, Iris und er abgebildet. Er sitzt steif auf einem Stuhl, wie ein Häuptling auf dem Thron. Der Ausdruck in seinem Gesicht ist eine Mischung aus Stolz und Einfalt, fast schämt er sich jetzt dafür. Iris posiert links, Pilar rechts von ihm. Pilar trägt die Haare hochgesteckt und hat ein buntes Tuch darum gewickelt. Mit den hohen Absätzen und dem Turban überragt sie Iris um ein paar Zentimeter, dabei war sie um einen Kopf kleiner. Ihr Blick ist ernst, fast so, als richtete sie ihn in die Zukunft. Iris hat ihr Sphinx-Lächeln aufgesetzt. Sie trägt die Bluse mit den großen Blumen, die sie aus einem alten Vorhang genäht hat. Tom erinnert sich, wie sich der grobe Stoff an den Händen anfühlte.

Aus: "Die Fee vom Bodensee" von Markus Bundi
Annegret machte vor vielen Jahren mit Freundinnen Urlaub in Bulgarien, und zwar auf der Halbinsel Nessebar. Sie hatte mir vom Ausflug nach Istanbul, wie sie über das Wasser geschwebt seien in diesem Schnellboot, erzählt. Geblieben waren ihr auch die Rosenfelder, die Düfte der Blüten und Extrakte, und sie zeigte gern Fotos eines Felsenklosters, das sich im Landesinnern befand. Am meisten beeindruckt aber hatten sie die Garra Rufa, die in der Altstadt Nessebars in kleinen Aquarien gehalten wurden. Kleine Schwärme, die an nackten Menschenfüßen knabberten. Ein bis dahin ungekanntes Kribbeln habe sie erfahren an Knöcheln, Fußsohlen und zwischen den Zehen.

Aus "Mutters Gericht" von Jolanda Piniel
«Was hast du uns denn Feines gekocht?»
«Seeteufel. Der teuerste Fisch im ganzen Laden. Hat mich meine Ohrringe gekostet.»
«Machst du Witze?»
«Sehe ich so aus?», fragt sie und wendet die Fischmedaillons in der Pfanne.
«Bist du verrückt?» Jonas erschrickt über seine eigene Stimme. «Brauchst du Geld? Ich kann dir Geld …»
«Ich brauche dein Geld nicht!», fällt sie ihm ins Wort. «Ich habe schließlich noch meinen Schmuck. Was soll ich denn sonst damit anstellen? Soll ich vielleicht Christbaum spielen und mich im Spiegel bestaunen?»

Aus "War doch eben noch Sommer" von Regine Schaaf
Die Frau auf der Wiese jenseits des Flusses winkt herüber. Sie hüpft. Sie singt. Weil sie jung ist, weil sie vielleicht glücklich ist, weil ihr, was sie macht, gefällt und gelingt, weil sie das Leben liebt und nicht an den Tod denkt, weil da, wo sie lebt, kein Krieg ist, weil sie ihren Beruf liebt, ihr Kind und dessen Vater, wer weiß, jeden Tag vielleicht noch ein bisschen mehr. Die Frau ist glücklich, weil sie glücklich ist. Ihr Glück könnte auch erfunden sein.

Aus "Winterwanderung" von Oskar Pfenninger
Während ich auf Lins Rückkehr wartete, tauchte bergwärts ein schlanker, mittelgroßer Hund mit pechschwarzem Fell und großen, lappigen Ohren auf. Er blieb auf dem Weg stehen und fixierte mich. Konnte er es wagen, an mir vorbeizulaufen? Er brauchte lange, um zu einem Entschluss zu kommen. Schließlich fasste er Mut und rannte los. Aber nach einigen Sätzen blieb er stehen. Zu gefährlich! Er war ratlos, bewegte sich nicht. Aber er musste an mir vorbei, er wollte hinab ins Tal. Auf der einen Wegseite war der tief ins Tal eingeschnittene wilde Bergbach, auf der anderen steil der Berg. Er konnte mich nicht umgehen.
Ich rückte so weit wie möglich zur Seite. Er bemerkte es, rannte wieder los und rannte diesmal an mir vorbei. Ich blickte ihm nach, wie er wie ein Gehetzter talwärts verschwand. Was hatte ihn in solche Angst versetzt? War es, weil ich ein Fremder war, einer aus dem Westen? Oder hielt er mich für einen Berggeist?

Aus "Staub" von Viola Rohner
Er fällt auf all die verwinkelten Straßen Zamaleks. Ihr Asphalt ist von ihm vollständig bedeckt und sie sehen fast aus wie Feldwege. Die fliegenden Händler, immer im Kaftan, die an den Kreuzungen auf Holzkarren Waren anbieten, passen in dieses Bild. Sie verkaufen Früchte und Gemüse. Süßkartoffeln, die in kleinen Holzöfen auf offenem Feuer gegart werden. Ihr erdiger Geruch verbreitet sich im ganzen Quartier und lockt Kundschaft an, die sich die Knollen aus der Glut holen lässt. Rasch werden sie auf kleine Plastikteller bugsiert und mit einer geübten Bewegung aufgeschnitten. Aus ihrer kohlschwarzen Haut leuchtet ihr betörendes, orangefarbenes Inneres.

Aus "Das Luxusbett" von Barbara Traber
Er stellte das Tässchen mit Goldrand vor mich hin und begann, lange technische Erklärungen abzugeben über Design, Optik, Königsdisziplin, Ausgestaltung, Taschenfederkernmatratzen, Boxspringbetten, Kopfteile, Unterfederung, motorisch verstellbare Lattenroste, während ich versuchte, im Kopf passende Titel für den Artikel zu formulieren: Wie man sich bettet, so liegt man. Oder vielleicht: Das Bett, das schönste Möbelstück seit der Erfindung der Horizontalen. Nein, das klang zu kompliziert, vielleicht wäre das als Subline geeignet, dachte ich – einige Fachausdrücke der Werbebranche waren mir inzwischen geläufig –, es ging vor allem darum, das Interesse der Kunden zu wecken für das EINE besondere Bett, eine edle Neukreation, ein Premiumbett, das höchste Ansprüche erfüllte.


Pfenninger, Oskar
Oskar Pfenninger, 1930 in Winterthur geboren, besuchte nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre die Schweizerische Theaterschule. 1955/1956 war er in Panmunjom Mitglied der neutralen Überwachungskommission für den Waffenstillstand in Korea (NNSC). 1956 – 1964 und 1967 – 1971 lebte er in Kyoto. Leiter des internationalen Studentenheims, Japan-Korrespondent für Radio DRS und Deutschlehrer. 1971 kehrte er mit seiner Frau Yoshimi Kurata und drei Kindern in die Schweiz zurück. Arbeit für Radio DRS, Journalist und Deutschlehrer. 2019 ist er in Zürich gestorben.
Oskar Pfenninger schrieb Romane, Erzählungen, Lyrik und Hörspiele.

Rohner, Viola
Viola Rohner ist 1962 in Männedorf geboren; sie lebt in Zürich. Sie studierte Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaften und Psychologe in Zürich und Berlin. Sie arbeitet als Gymnasiallehrerin für Deutsch an der Kantonsschule Baden (AG) und leitet den Lehrgang «Literarisches Schreiben» an der Volkshochschule Zürich. Viola Rohner ist Absolventin des DramenProzessors und schreibt Prosa und Theaterstücke für Erwachsene, Jugendliche und Kinder.

PIniel, Jolanda
Jolanda Piniel ist 1969 in Winterthur geboren und lebt heute in Zürich. Sie absolvierte ein Masterstudium in Ethnologie, Spanischer Literaturwissenschaft und Publizistik an der Universität Zürich und arbeitete unter anderem als Redaktorin bei Radio SRF, als Programmverantwortliche bei der Organisation Public Eye, als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem universitären Forschungsteam und als Filmemacherin. Wiederholte, mehrmonatige Aufenthalte in Mexiko, Südamerika (Brasilien, Bolivien, Peru), Indonesien und Rumänien. Heute leitet sie Schreibwerkstätten und gibt Kurse für Deutsch als Zweitsprache, Interkulturelle Kommunikation und Biografiearbeit.
Sie schreibt Prosa und Lyrik.

Schaaf, Regine
Regine Schaaf ist 1957 in Besigheim am Neckar geboren. Heute lebt sie in Rheinau, in der Nähe von Schaffhausen. Studium der Romanistik und Germanistik in Heidelberg. Aufenthalte in der Bretagne und in Lothringen. Seit 1990 lebt sie in der Schweiz und unterrichtet Französisch und Deutsch.

Frey Timillero, Erika
Erika Frey Timillero wurde 1951 in Luzern geboren und ist dort aufgewachsen. Sie hat als Übersetzerin, Lektorin und Deutschlehrerin für Fremdsprachige gearbeitet. Längere Zeit hat sie in Italien gelebt, in der Toskana und im Veneto. Sie hat eine erwachsene Tochter. Das Schreiben ist für sie seit langer Zeit ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens.

Traber, Barbara
Barbara Traber ist 1943 in Thun geboren und lebt heute in Worb. Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte sie die Wirtschaftsmittelschule in Bern und schloss mit dem Handelsdiplom ab. In London arbeitete sie als Privatsekretärin von Elias Canetti. In Lagos war sie als Sekretärin des Schweizer Botschafters tätig. Später war sie Flight Attendant bei den Trans World Airlines in Paris. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz arbeitete sie im Hallwag-Verlag und im Radio Studio Bern. Seit 1979 ist sie als freie Schriftstellerin, Lektorin, Korrektorin, Journalistin, Übersetzerin und Herausgeberin tätig.
Barbara Traber übersetzt aus dem Französischen und Englischen ins Deutsche und Berndeutsche.

Bundi, Markus
Markus Bundi ist 1969 in Wettingen geboren und in Nussbaumen bei Baden aufgewachsen. Heute lebt er in Neuenhof.
Er studierte Philosophie, Neue Deutsche Literatur und Linguistik an der Universität Zürich (lic. phil. I), arbeitete als Sport- und Kulturredaktor und unterrichtet derzeit an der Alten Kantonsschule Aarau.
Er veröffentlicht seit 2001 literarische Texte, ist Herausgeber der Werkausgabe Klaus Merz (Haymon Verlag) und von DIE REIHE (Wolfbach Verlag), die 2020 abgeschlossen wurde.



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