Bulwer-Lytton | Paul Clifford | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 547 Seiten

Bulwer-Lytton Paul Clifford


1. Auflage 2017
ISBN: 978-80-272-2873-7
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 547 Seiten

ISBN: 978-80-272-2873-7
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In 'Paul Clifford', geschrieben von Edward Bulwer-Lytton, tauchen die Leser in die Welt des Protagonisten ein, der durch eine Reihe von mysteriösen Ereignissen gezwungen wird, ein Leben im Untergrund zu führen. Der Roman, der im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde, besticht durch seinen romantischen und dramatischen Stil, der die Leser in den Bann zieht. Bulwer-Lytton schafft es, die sozialen und moralischen Fragen seiner Zeit durch die beschriebenen Charaktere und ihre Handlungen zu reflektieren. 'Paul Clifford' hebt sich durch seine fesselnde Erzählweise und die tiefgründigen Themen von anderen Romanen dieser Epoche ab. Edward Bulwer-Lytton, ein bekannter englischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, war nicht nur für seine literarischen Werke, sondern auch für seine politische Karriere und seine Beiträge zur viktorianischen Literatur bekannt. Seine Erfahrungen und sein Interesse an sozialen Themen spiegeln sich in 'Paul Clifford' wider, das Kritik an der Klassengesellschaft und Fragen der Moralität aufwirft. Bulwer-Lytton zeigt seine Meisterschaft im Spannungsaufbau und in der Entwicklung komplexer Charaktere, die den Lesern einen tiefen Einblick in die menschliche Natur bieten. Dieses Buch ist ein absolutes Muss für Liebhaber viktorianischer Literatur und all jene, die sich für moralische und soziale Fragen interessieren. Die fesselnde Handlung und die tiefgründigen Themen machen 'Paul Clifford' zu einem zeitlosen Klassiker, der die Leser dazu einlädt, über die Grenzen von Recht und Unrecht, Moralität und Gesellschaft nachzudenken.

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Erstes Kapitel.
Inhaltsverzeichnis

Sprecht Ihr, die nur ein Wahn von Schmerz bethört.
Ihr, deren Ruh verstimmt ein Nerv schon stört.
Ihr deren Wink, wenn schlaff Ihr drückt den Pfühl,
Belauscht der Sklaven schüchternes Gewühl,
Die Ihr den müden Arzt um Namen quält
Für Leiden, welchen Nam' und Daseyn fehlt,
Mit Scheingeduld euch in ein Leiden gebt.
Das ächter Schmerz, und dieser Arzt nur, hebt:
Wie trüget Ihr die wahre Leidenspein
Versäumt, versöhnt im bittern Tod allein?
Wo jede Bangigkeit die Brust beengt
Und jeder Jammer um den Sarg sich drängt? Crabbe. Es war eine dunkle, stürmische Nacht, der Regen fiel in Strömen und ließ nur dann von Zeit zu Zeit nach, wenn er von einem heftigen Windstoß unterbrochen wurde, der durch die Straßen heulte (unser Schauplatz ist nämlich London), in den Giebeln sauste und übermüthig mit den kümmerlichen Flämmchen der Lampen spielte, welche gegen die Finsterniß ankämpften. Durch eines der unbekanntesten Viertel London's und durch Gäßchen, welche von den Herren bei der Polizei nicht sonderlich geliebt waren, verfolgte ein Mann, augenscheinlich den niedrigsten Ständen angehörig, seinen einsamen Weg. Zwei- oder dreimal blieb er stehen an Läden und Häusern von einer Beschaffenheit, die mit dem Aussehen des Stadttheils, worin sie lagen, vollkommen zusammenstimmte, und hielt Nachfrage nach irgend einem Gegenstande, der, wie es schien, nicht leicht zu bekommen war. Alle Antworten, die er erhielt, fielen verneinend aus; und so oft er sich wieder von einer Thüre entfernte, sprach er brummend, in eben nicht sehr zierlichen Redensarten, seinen Unmuth über seine getäuschten Erwartungen aus. Endlich setzte in einem Hause der Inhaber, ein stämmiger Fleischer, nachdem er auf die Anfrage des Mannes auch wie die bisherigen, eine verneinende Antwort erhielt, hinzu: »Aber wenn dieß da es auch dut, Dummie, dieß ischt ganz zu Eurem Dienscht!« Dummie schwieg einen Augenblick nachdenklich, versetzte dann: er meine der angebotne Gegenstand könne es auch thun, steckte ihn in eine weite Tasche und eilte so rasch hinweg, als Sturm und Regen es erlaubten. Bald erreichte er eine Anzahl niederer, schmutziger Hütten, an deren Eingang in halb verwischten Zügen stand: Thames Court. Vor der ansehnlichsten davon, einer Kneipe oder einem Bierhaus, durch dessen halb geschlossene Fenster in einladend röthlichem Schimmer die Flammen des gastlichen Herdes glänzten, blieb er stehen und pochte hastig an der Thüre. Er wurde von einer Dame von ansehnlichem Alter eingelassen, deren Angesicht und übrige Person in gleicher anmuthiger gerundeter Vollkommenheit strotzte. »Hascht's bekommen, Dummie?« fragte sie rasch, als sie dem Gast die Thüre aufschloß. »Nix, nix, nicht ganz's rechde, aber ich denk' auch so – –« »Pfui Ihr Narr!« rief das Weib, ihn unterbrechend, verdrießlich aus: »es nutzt nix, mir Sand in d'Augen streuen. Ihr wißt wohl, Ihr seyd aus meiner Drinkstube nur in eine andere marschirt, und habt Euch um das Buch gar nicht umgedan. So, da liegt jetzt die arme Cratur in der Raserei und im Sterben und Ihr –« »Laßt, ich muß sprechen!« unterbrach sie jetzt Dummie, »drabte zuerst, sag's Euch ja, zu Mudder Bußblone, die, wie ich gut weiß, den jungen Frauenzimmern Morgens und Abends für das Gewinsel dut, und fragte da nach einer Bibel und sie sagt: »Ich hab', sagt sie, nur einen Begleider zum Aldar,7 aber ihr werded schon eine Bibel bekommen, denk ich, bei Meister Talkins dem Schuhflicker, der bredigt. So geh' ich zu Meister Talkins und der sagt: ich brauch', sagt er, keine Bibel, warum, darum – bin auserwählt ohne das, aber kann seyn Ihr kriegt eine beim Fleischer drüben, warum, darum – der Fleischer fährt in die Hölle. So geh ich hinüber und der Fleischer sagt: ich hab keine Bibel, sagt er, aber ich hab ein Komödien-Buch, das ganz so wie eine Bibel eingebunden ischt und vielleicht sieht das arme Wesen den Unterschied nicht. So nehm' ich die Comödien, Mrs. Grete, und da sind sie auch. Und was macht die arme Judy?« »'S geht grundschlecht. Sie wird die Nacht nicht überleben, schätz' ich.« »Nun ich will mal die Trittling hinaufgehen.« Mit diesen Worten stieg Dummie das Stiegenhaus ohne Thüre hinan, an dessen Eingang eine Decke, in einem Winkel von der Mauer gegen das Kamin herübergespannt, eine Art von Schirm bildete; und sofort stand er in einer Kammer, an deren Schilderung sich Crabbe's finsterer und schwermüthiger Genius würde ergötzt haben. Die Wände waren geweißt und an manchen Stellen waren sonderbare Figuren und groteske Schnörkel von einem fröhlichen Hausbewohner in solchen schwarzen Umrissen hingezeichnet, wie man mit dem Ende eines angebrannten Steckens, oder einem Stück Kohle zu entwerfen pflegt. Das armselig flackernde Licht von einer Pfennigkerze' gab diesen Meisterstücken von Zeichenkunst etwas Unheimliches und Drohendes, besonders da mehr als ein Bild des Satans in seiner gewöhnlichen Volkstracht zur Verschönerung der Gallerie beitrug. Ein schwaches Feuer brannte düster auf dem rußigen Kamin und von der Ecke her zischte »die leise, dünne Stimme« eines eisernen Kessels. Auf einem runden, tannenen Tisch waren zwei Fläschchen, eine zerbrochene Schaale, ein zerbrochener Löffel von einem schlechten Metall und auf zwei oder drei verstümmelten Stühlen lagen verschiedene Bestandteile eines weiblichen Anzugs zerstreut. Auf einem andern Tisch, unter einem hohen, schmalen Fensterflügel ohne Laden, über den, statt der Vorhänge, eine farbige Schürze locker hingehängt war und nun von den Windstößen, die durch manche Spalte und Lücke leichten und freien Paß hatten, immer hin und her geweht wurde, war ein Spiegel, einige Erfordernisse zur Toilette, eine Büchse mit grobem Roth, einige wenige Zierrathen von mehr Glanz als Werth und eine Uhr, deren regelmäßiges und ruhiges Picken jenes unbeschreiblich peinliche Gefühl erzeugte, dessen sich, wie wir fürchten, manche unsrer Leser, welche diesen Ton in einer Krankenstube anhörten, wohl erinnern werden. Ein großes Himmelbett stand diesem Tisch gegenüber und der Spiegel warf zum Theil das Bild der Vorhänge mit verblichenen Streifen zurück, und dann und wann, da die Leidende in der rastlosen Unruhe eines zerrütteten Gemüths immer ihre Lage änderte, konnte man flüchtig ein Antlitz sehen, auf dem die raschen Fortschritte des Todes sich abmalten. Neben diesem Bett stand nun Dummie, ein kleiner, schmaler Mann, in eine zerlumpte Jacke von Plüsch gekleidet, von dem die Regentropfen langsam herabträufelten, mit einem schmalen, gelben, verschmitzten Gesicht, mit sonderbar abschreckenden Zügen, aber nicht eben geradezu entschieden bösem Ausdruck. Auf der andern Seite des Bettes stand ein kleiner Knabe von ungefähr drei Jahren; der Kleidung nach konnte er den bessern Classen angehören, obgleich sie einigermaßen zerrissen und abgeschossen war. Das arme Kind zitterte heftig und sah offenbar mit einem Gesicht der Hoffnung Dummie eintreten. Und nun schleppte sich auch, langsam und mit manchem hektischen Seufzer, gegen den Fuß des Bettes daher die schwerfällige Gestalt des Weibes, das Dummie unten angeredet hatte und ihm haud passibus aequis in das Zimmer der Kranken gefolgt war; sie stand mit einer Arzneiflasche in der Hand, die sie hin- und herschüttelte, und ein gutherziges aber schüchternes Mitleiden lag auf ihrem durch regelmäßige Trankopfer gerötheten Antliz. Dieß war die ganze Scene; nur daß noch auf einem Stuhle neben dem Bette ein Ueberfluß von langen, glänzenden, goldnen Locken lag, die man der Kranken abgeschnitten hatte, als das Fieber sich gegen den Kopf zog; aber mit einer Anhänglichkeit, welche die armseligen Leidenschaften eines eitlen Herzens charakterisirt, hatte sie dieselben neben sich hingelegt und durchaus nicht wegnehmen lassen; außerdem lag noch neben dem Feuer, völlig unempfindlich gegen das Ereigniß, das in der Kammer einzutreten drohte und dem wir zweifüßigen Wesen eine so große Wichtigkeit beilegen, eine große, graue Katze zusammengerollt zu einer Kugel und döste mit halbgeschloßnen Augen, und mit Ohren, die dann und wann durch eine leichte Biegung den Eindruk eines ungewöhnlich lauten oder nahen Geräusches auf ihre schlummerhaften Sinne verriethen. Die Sterbende beachtete anfänglich das Eintreten von Dummie und der Frau zu den Füßen ihres Bettes nicht; sie wandte sich gegen das Kind, faßte es heftig beim Arm, zog es zu sich her und betrachtete seine erschrocknen Züge mit einem Blick, in welchem Erschöpfung und außerordentliche Blässe mit dem heftigen und stieren Ausdruck der Fieberhitze einen gräßlichen Contrast bildete. »Wenn Du bist wie Er,« murmelte sie, »so will ich Dich erdrosseln; das will ich! ja – zittre nur, Du hast Grund zu zittern, wenn Deine Mutter Dich berührt, oder wenn Er genannt wird. Du hast Augen – ja Du hast! Heraus damit, heraus! Der Teufel sitzt lachend darin! O, Du weinst? weinst Du wirklich, Kleiner? Gut, jetzt sei still, mein Liebling, gieb Dich zufrieden! Ich wollte Dich nicht betrüben! betrüben – O Gott! es ist doch mein Kind!« und mit diesen Worten drückte sie den Knaben leidenschaftlich an ihre Brust und brach in Thränen aus. »Kommt, Kommt jetzt,« sagte Dummie tröstend. »Nehmt die Arznei, Judith! und dann wollen wir über den kleinen Schelm sprechen.« Die Mutter ließ den Knaben fahren und wandte sich gegen den Redenden; einige Augenblicke sah sie ihn mit stierem Blick an; endlich schien sie sich allmälig wieder auf ihn zu besinnen und sagte, indem sie sich auf eine Hand stüzte und die andre mit fragender Geberde gegen ihn ausstreckte: »Du hast...



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