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E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Buff Galgenvögel

Mord in Sankt Gallen und andere Geschichten
4. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7494-1828-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mord in Sankt Gallen und andere Geschichten

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

ISBN: 978-3-7494-1828-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Galgenvögel treffen sich im Osten der Stadt Sankt Gallen, aber nicht nur dort, auch in der Altstadt. Gemütlich. Am Kinderfest und an der OLMA sowieso. Das Kinderfest findet statt, obwohl heuer vier Jugendliche spurlos verschwunden sind und nicht mehr auftauchen wollen, ihre Eltern wiedersehen schon gar nicht - bis sie in diesem endlos heissen Sommer in einem einsamen Hexenhäuschen am Bahngleis nach Rorschach eine Leiche entdecken. Stark vermodert. Übrig bleibt ein goldiger Siegelring mit einem Löwenkopf. Und plötzlich ist die Leiche wieder verschwunden... Galgenvögel. Verwunschen. Verrückt. Verspielt. Elektrisierend.

Brillanter Geschichtenerzähler. Original. Verwirrspieler. Historiker und Philosoph. Märchenfreund. Bücherwurm. Reisender und Lebenskünstler. Liebt Wort-Kreationen und -Spiele. Üppig und opulent. Scharfzüngig. Mit Schalk. In Sankt Gallen geboren und aufgewachsen. Mehrere Berufe. Studium in Bern und Sevilla.

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Erwürgt?
Kaum hatte Kommissar Bert Häfeli auf seinem Bürostuhl im Amtshaus Platz genommen, schellte das Telefon. Eindringlich. Trotzdem. Hier lässt es sich gut leben, und überleben. «Nimm du mal ab», brummelte er zu Max Kraienbühl hinüber, seinem Assistenten. Häfeli nahm meist die Treppe in den dritten Stock, nicht den Lift. Und er hasste es, wenn gleich, noch bevor er sich setzten konnte und die Strassenschuhe ausgezogen hatte, das Telefon läutete, oder ein aufgeschreckter Morgengeist ins Büro tappte. Womöglich hellwach. Unverschämt. Am frühen Morgen. Nicht eigentlich erfreut nahm Max Kraienbühl den Anruf entgegen. «Stadtpolizei Sankt Gallen, Kommissariat 2. Grüezi.» Pause. «Was, einen toten Pelikan, in der Voliere …? Aha. Eine Leiche, sind Sie sicher? Ein Mensch. Umso besser. Äh …, gut, wir kommen, sofort. Bleiben Sie dort. Vielen Dank. Adieu.» «Was war denn das schon wieder», fragte Häfeli. «Wir sind hier doch noch im Aufwachraum, Blödmann. Und jetzt diese Aufregung. Der Pelikan, Max hiess er glaube ich, wie du, ist schon lange tot. Vermutlich eine Herzattacke. Böse Schüler der nahen Oberstufenschule Bürgli4 hatten manchmal mit Schneebällen nach ihm geworfen. Irgendwann wurde das seinem Herzen zu viel, und so verabschiedete er sich halt. Entrüstet stürmte der Schulvorsteher die Klassenzimmer, um den oder die Täter zu überführen. Ohne Erfolg. Max, dem Pelikan, hätte es nichts mehr genützt, gell Max.» Kraienbühl schüttelte den Kopf. Pause. «Also, was ist jetzt?» «Eine Leiche, ein Selbstmörder oder ein Betrunkener, der in den Weiher im Stadtpark gefallen ist. Oder etwas anderes – ein Mordopfer? Komm, lass uns selbst nachschauen! Wellenberg und die Spusi sollen gleich mitkommen, das erleichtert uns einiges. Ich rufe rasch in der Kriminaltechnik an, und den Bestatter.» «Wir gehen zu Fuss, ist ja nicht weit vom Amtshaus entfernt, und etwas Bewegung am frühen Morgen soll bekanntlich gesund sein.» «Aber Wellenberg darf den Leichenwagen schon mal mitbringen, oder soll er die Leiche mit seinem Gehülfen in die Pathologie rüber tragen? Ist ja nicht weit, und etwas Sport …» «Aff, mach nicht den Affen. Dafür ist es noch zu früh. Los! Und der Club heisst offiziell immer noch Institut für Rechtsmedizin.» Toupet im Wasser. Als sie bei der Voliere eintrafen waren schon alle da: Streifenwagen, Bestatter Wellenberg, die Kriminaltechnik unter der Leitung von Tom Wichtelmann und etliche Zuschauer. Die Polizisten waren zusammen mit Hilfsweiherwart Paolo D’Abruzzi damit beschäftigt, mit einem an einer langen Stange befestigten Haken die Leiche ans Ufer zu ziehen. Dabei liess es sich nicht vermeiden, dass der Kopf des Toten immer wieder unter Wasser geriet – und dabei die Haare verlor. Ein schmuddeliges gelbliches Haarteil, um das sich bereits zwei Enten zankten, dümpelte im bräunlichen Wasser. Ärgerlich. Mehrmals entwischte ihnen die Leiche unter dem Gezeter einer stattlichen Entenschar, die sich zwar an den Rand des Weihers in Sicherheit gebracht hatte, die Sache aber interessiert mitverfolgte. Ganz abgesehen von den Zuschauerinnen und Zuschauern am Ufer. Wieder spritzte Wasser in die Höhe, fast wie im Sprudelbad. Endlich schafften sie es, den leblosen Körper ans Ufer und schliesslich aus dem Teich zu ziehen. Das zerzauste Haarteil blieb zurück. «Wellenberg walten Sie Ihres Amtes», befahl Häfeli, «die Leiche muss in die Rechtsmedizin. Sofort. Und du Kraienbühl sorgst mit den Kollegen subito dafür, dass die Zuschauer mit ihren Handys verschwinden. Blitzartig. Und fischt endlich das Toupet heraus, sonst gibt’s daraus noch ein Vogelnest. Kein Respekt vor den Toten. Wichtelmann, deinen Bericht schnell, gell. Danke.» «Hey, was ist denn das dort drüben?», fragte Kraienbühl und zeigte ins Wasser. Tatsächlich: Hinter dem Inselchen schwamm ein weisses Ding, Füsse nach oben, schwarz, Kopf nach unten. «Auch so ein Vogel, der sich nicht mehr bewegt… Los, herausfischen», befahl Häfeli. Inzwischen beugte er sich über den metallenen Sarg: «Ein Mann, sieht eigentlich ganz harmlos aus, auf den ersten Blick …». Der Kommissar wollte nicht unbedingt von seinen Träumen erzählen und fragte daher, ob jemand die Leiche, den Mann da, kenne. «Ja, das ist oder war Dr. Franz-Josef Waldvogel, der Präsident des Fördervereins der Voliere, und praktizierender Zahnarzt an der Spisergasse», sagte Hilfsweiherwart D’Abruzzi. «Brauchen Sie einen Zahnarzt? Waldvogel war auch da nicht schlecht. Gestern Abend habe ich ihn hier noch gesehen. Lebendig. Durchaus. Mein eigentlicher Chef ist allerdings Oberweiherwart und Vogelschützer Patrick Weiss. Er weiss fast alles, über Vögel sowieso, aber auch sonst. Die Strukturen hier sind etwas verwirrend, und verworren.» «Das ist ja schon mal was, merkwürdig sind aber die seltsamen Verfärbungen am Hals. Würgemale? Vielleicht findet die Spusi noch etwas im Wasser oder im Stadtpark, abgesehen von dem Haarteil. Oder im Historischen Museum. Eine Besichtigung dort, eine kulturelle Auffrischung, würde Ihnen allen nicht schaden. Exgüsi! Übrigens: War Waldvogel krank?» «Nein, nicht dass ich wüsste», sagte der Hilfsweiherwart. «Vielleicht geisteskrank.» «Sie da, Herr D’Aborti, Sie kommen gleich mit uns ins Kommissariat, für eine erste Befragung. Auf geht’s.» «D’Abruzzi, Paolo», warf dieser verlegen ein. Ok. Ist doch fast dasselbe, dachte Häfeli verärgert. «Passt schon.» «Halt, wartet noch, seht mal, was wir hier haben!» Kraienbühl hielt den Rumpf eines grösseren Vogels in den Händen, weiss, schwarze Schwimmfüsse. Aber der Kopf und ein grosser Teil des Halses fehlten. «Wellenberg soll dieses Ding gleich in die Rechtsmedizin mitnehmen, abklären lassen. Aber wo ist der Kopf?» Hochstapler? «Was ist nun mit diesem Zahnarzt und Vogelschützerpräsidenten, Franz-Josef Waldvogel? erzählen Sie mal, Herr D’Abruzzi, nur zu. Oder wollen Sie zuerst einen Kaffee, wir haben hier im Büro ausgezeichneten Kaffee. Machst du das»? fragte Häfeli seinen Assistenten. Franz-Josef Waldvogel, ein komischer Name. Wenig später sassen alle drei vor ihren Kaffeetassen, die Lena Rabenschwarz Bölsterli gebracht hatte, zusammen mit Schokoladekugeln. Heute war sie gnädig gestimmt, die beste Sekretärin im Haus und Büro-Fee des Polizeivorstands5. Paolo D’Abruzzi langte kräftig zu, bei den Schokoladekugeln. Nachdem er Lena einige Sekunden zu lange angestarrt hatte. «Franz-Josef Waldvogel», begann D’Abruzzi, «der ist die Graue Eminenz, so sagt man doch, führt den Laden aus der Ferne. Trotzdem ist er häufig hier, oft zusammen mit seiner Praxishilfe, Priska Flückiger-Klein, sie ist die Aktuarin im Förderverein.» Waldvogel regiere den Förderverein und letztlich den ganzen Betrieb wie ein König, selbstherrlich, autoritär und selbstzufrieden und… Na, ja. «Sie meinen wie ein Kaiser – Franz-Josef, Österreich. Die Habsburger ...» «Aha, ich verstehe nicht ganz, aber von mir aus. Waldvogel war auf jeden Fall ein Ekel, nichts konnte man ihm recht machen, unfreundlich, pedantisch genau, unfroh, ein ganz Schlauer, meinte er selbst; rechthaberisch, wusste wie immer alles besser … schlicht und einfach: Ein schwieriger Mensch! Zudem hatte er eine völlig falsch verstandene Tierliebe: Jeden Spatz und jede Taube mit gebrochener Feder meinte er retten zu müssen, womöglich noch mit dem Helikopter. So ein Schwachsinn! Einmal drehte ich einer Taube, die beide Beine gebrochen hatte und von einer Katze gebissen worden war, hinter seinem Rücken rasch den Hals um.» D’Abruzzi machte eine entsprechende Handbewegung. «Der hätte mich entlassen, fristlos, wenn er mich erwischt hätte. Na ja, ich hatte Glück. Diese Taube auch. Dagegen war die Zusammenarbeit mit Patrick Weiss, dem Oberweiherwart geradezu erfreulich. Ein angenehmer, ruhiger Mann. Ledig. Auch diese Praxishilfe war …» «Was, bitte schön?» fragte Kraienbühl. «Sagen wir es so, zumindest etwas anstrengend. Und fordernd». D’Abruzzis Augen blitzten kurz auf. «Und wie soll ich das sagen, äh … Doch lassen wir das.» Waldvogel – geschieden, das auch noch, seine Kinder seien schon längst über alle Berge davon – habe bei jeder Gelegenheit über den Stadtbaumeister, Ueli Abendbrot – ein seltsamer Name, nicht? und den Chef des Gartenbauamtes, Bruno Grünpeter, geschimpft. «Vor allem mit dem Grünpeter hatte er dauernd Streit, gut, der ist auch nicht ohne, etwas cholerisch halt, aufbrausend; auf jeden Fall gerieten die beiden bei jeder Gelegenheit aneinander. Und...



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