Buchmann | Singende Messer | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

Buchmann Singende Messer


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7386-3093-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 268 Seiten

ISBN: 978-3-7386-3093-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Audrey liegt das Kämpfen im Blut. Und kämpfen muss sie, für ihre Heimat Verneton und für ihre Liebe. Fantasyroman voller Spannung und mit einem Spritzer Erotik Audrey ist eine Waise und wächst unter Jungen in der königlichen Kampfschule auf. Dort lernt sie nicht nur die Kunst des Kampfes, sondern macht sich auch eine innere Härte zueigen. Als sie jedoch die Kampfschule verlässt und auf den Kämpfer Ondra trifft, muss sie erkennen, dass ihre vermeintliche Stärke die Gefahr birgt, daran zu zerbrechen. Wird es Ondra gelingen, Audreys Herz zu erreichen? Und wie wird Audrey die Wahrheit über ihre Herkunft verkraften?

Anja Buchmann (*1985), die während ihres Chemiestudiums eher zufällig zum Schreiben kam, tobt sich als freiberufliche Autorin hauptsächlich auf dem Gebiet der Phantastik aus. Neben zur Veröffentlichung bestimmten Werken schreibt sie persönliche und personalisierte Kurzgeschichten. Ihr schriftstellerische Tätigkeit steht unter dem Motto: Eine Geschichte schuldet ihre Existenz dem, der sie niederschreibt, ihr Leben verdankt sie jenen, die sie lesen.
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DER WEG ZUR KRIEGERIN


Frühjahr 1388 n.N. (nach Nalani)

Jahr 23 des 109. Nachfahren Nalanis

Hauptstadt von Verneton

Anwesen der Seherin

»Mama, was hast du?«

Große, silbergraue Augen blickten zu Aya auf. Zärtlich strich sie über den blonden Schopf der Zweijährigen.

»Nichts, mein Schatz.«

Sie versuchte ein Lächeln. Dabei aber war es ihr, als würde ihr das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen. Um ihre Tränen zu verbergen, wandte sie sich ab.

Sie rief nach der Amme Esra, damit diese das Kind zu Bett brachte.

Aya wartete, bis das Mädchen eingeschlafen war. Dann schlich sie sich in dessen Schlafkammer, beugte sich über das Bett. Im schwachen Lichtschein der Kerze studierte sie das geliebte Gesichtchen. Ganz friedlich lag ihre Tochter da und schlief. Liebe durchströmte ihr Mutterherz. Sie drückte der Schlafenden einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.

Obwohl es später Abend war, machte sie sich auf den Weg in die Heilige Grotte. Visionen kannten weder Tag noch Stunde.

Sie hatte ihre Pflichten als Seherin in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt, dabei hing nicht weniger als das Wohl und Wehe Vernetons von ihr ab. Seit den Tagen der ersten Königin Nalani verließen sich alle Herrscher auf die Prophezeiungen, die die Seher und Seherinnen der geheimen Welt hinter der sichtbaren abrangen. Sie warnten vor Feinden, sagten gute und schlechte Ernten voraus, bewahrten die Könige vor Meuchelmördern. Seit fast 1400 Jahren waren sie der Garant für das Wohlergehen und das Wachstum des Volkes von Verneton.

Über die Gabe, hellsichtige Visionen zu empfangen, verfügten einige wenige Menschen. Doch nur dem Seher oder der Seherin des Königs sowie den erwählten Nachfolgern war es erlaubt, sie einzusetzen. Sie mussten einen Eid schwören, ihre Erkenntnisse einzig mit den Herrschern, die alle für sich beanspruchten, Nachfahren der weisen Königin Nalani zu sein, zu teilen. So sollte die kostbare Gabe dem Wohle des ganzen Volkes dienen.

Aya entzündete kein Licht. In völliger Dunkelheit ließ sie sich auf dem kalten Steinboden des heiligen Ortes nieder. Sie schloss die Augen und öffnete ihren Geist für die göttlichen Eingebungen, bereit, eine beliebige Vision zu empfangen. Auch wenn es möglich war, Antwort auf eine bestimmte Frage zu erbitten, so tat sie dies nur selten, war es doch ungleich anstrengender. Ferner barg es die Gefahr, dass man die falschen Fragen stellte und Dinge erfuhr, die besser im Dunklen hätten bleiben sollen. Mit Grausen dachte sie an den letzten Fehler dieser Art, den sie begangen hatte; ungefähr hundert Tage lag er zurück.

Es erforderte all ihre Willenskraft, diesen Gedanken ziehen zu lassen und ihren Geist wieder leer und bereit zu machen.

In dieser Nacht sollte ihr jedoch keine Weisheit zuteilwerden.

Selbst die königlichen Truppen hatten nach dem Kind der Seherin gesucht, das drei Tage zuvor aus seinem Bettchen gestohlen worden war. Dann aber brachte ein Bürger das blutige Nachtgewand eines Kindes. Aya vergoss bittere Tränen, als sie es als das ihrer Tochter erkannte.

Die ganze Hauptstadt trug an diesem Tage Trauer und der leere Sarg wurde mit solchem Pomp zu Grabe getragen, wie es sonst nur für Mitglieder der königlichen Familie üblich war. Jedermann beweinte das Schicksal des kleinen Mädchens, dem eine großartige Zukunft verwehrt worden war. Es wäre seiner Mutter dereinst als Seherin nachgefolgt.

Herbst 1388 n.N.

Jahr 1 des 110. Nachfahren Nalanis

Königliche Kampfschule in den Wäldern des Nördlichen Gebirges

Es ist nicht dasselbe ohne Agimar, dachte Myrna. Seit zehn Jahren war sie Wirtschafterin in der königlichen Kampfschule, genauso lange, wie Agimar hier Meister gewesen war. Jetzt aber war der ehrbare Krieger fort und die Schule erschien ihr seltsam leer.

Einen Moment lang dachte sie daran fortzugehen. Dann aber fiel ihr Blick auf Audrey, ihre Ziehtochter. Die Dreijährige bemühte sich redlich, die Bewegungen der älteren Jungen nachzuahmen, die im Innenhof ihr tägliches Training absolvierten. Immer wieder musste Myrna feststellen, dass sich das Mädchen dabei geschickter anstellte als die meisten der neuen Schüler, Jungen im Alter von fünf oder sechs Jahren. Es war erstaunlich, besonders wenn man bedachte, dass die Schüler der Kampfschule einem strengen Auswahlprozess unterworfen wurden. Nur die Besten schafften es, aufgenommen zu werden. Es war eine große Ehre für sie und ihre Familien.

Die Krieger, die hier ausgebildet wurden, erreichten zumeist Großes. Ob als Leibwache des Königs, als Befehlshaber in der Armee oder als Krieger für besonders heikle Aufgaben, ihre Talente wurden gefördert und dann optimal genutzt. Für dieses Privileg schworen sie dem König Treue bis in den Tod.

Einer der Jungen kam aus dem Takt und stolperte über Audrey. Beide gingen zu Boden. Noch bevor er sich aufrappelte, begann der Junge, die Kleine zu beschimpfen. Dabei war es seine Schuld gewesen, dass er gefallen war.

Er war zwei Köpfe größer als das Mädchen und es wäre nur natürlich gewesen, wäre sie vor Angst davongelaufen. Sie aber kam auf die Füße und baute sich vor ihrem Kontrahenten auf. Herausfordernd blitzten ihre Augen. Der Junge erhob die Hand. Jetzt erkannte Myrna das Kind: Es war Cahil, ein kräftiger Knabe von sechs. Er war ein ausgewiesener Raufbold, der Freude daran hatte, Schwächere zu unterdrücken. Wäre nicht in diesem Augenblick der Lehrer eingeschritten, der die Übungen beaufsichtigte, Cahil hätte sicher nicht davor zurückgeschreckt, Audrey zu schlagen. Der Lehrer tadelte ihn scharf, aber auch Audrey kam nicht ungeschoren davon.

»Wie oft haben wir es dir schon gesagt, das Training ist nichts für dich. Geh zu deiner Mutter.«

Jedes andere Kind hätte sich wohl trotzig auf den Boden geworfen, Audrey aber nickte, machte eine kleine Verbeugung als Zeichen der Ehrerbietung vor dem Lehrer und ging.

Was für ein seltsames kleines Mädchen sie doch war, dachte Myrna. Vielleicht hatte Agimar geahnt, dass sie etwas Besonderes war, als er das Waisenkind ein halbes Jahr zuvor in ihre Obhut gab.

Um sich und Audrey weitere Tadel zu ersparen, ließ sie das Kind an diesem Tag nicht mehr von ihrer Seite.

Sommer 1395 n.N.

Jahr 8 des 110. Nachfahren Nalanis

Königliche Kampfschule in den Wäldern des Nördlichen Gebirges

Sie ließ eine schnelle Folge von Stockhieben auf Cahil niederprasseln. Obwohl der Junge sich redlich mühte, diese zu parieren, würde er in dieser Übungsstunde mehr als nur einen blauen Fleck davontragen.

Sein Gesicht war von Anstrengung und Zorn gerötet. Von jeher störte er sich an Audreys Anwesenheit, und als sie vor vier Jahren die Erlaubnis erhalten hatte, mit den Jungen zu trainieren, hatte er sie offiziell zu seiner Feindin erkoren.

Er ließ keine Gelegenheit aus, sie zu ärgern und ihr das Leben schwer zu machen. Mal warf er ihre frisch gewaschenen Sachen in den Schmutz, mal stahl er ihr das Essen. Sie erduldete seine Gemeinheiten, ohne ihn bei Myrna oder den Lehrern zu verpetzen, achtete jedoch sorgfältig darauf, dass er ihr nicht ein zweites Mal auf diese Art übel mitspielen konnte.

Im Training ließ sie ihn jede seiner Schandtaten doppelt und dreifach büßen. Obgleich drei Jahre jünger als er, übertraf sie ihn in jeder Kampftechnik. Ob Ringen, Faust- oder Stockkampf, ihre extreme Wendigkeit erlaubte es ihr, jeder seiner Attacken auszuweichen, nur um alsdann eigene, gut gezielte Hiebe auszuteilen. Sie war ihm überlegen, und, was er noch schlimmer fand, fürchtete ihn nicht.

Während er der unangefochtene Anführer aller Jungen bis zum Alter von vierzehn war, respektiert und gefürchtet, machte Audrey keine Anstalten, sich ihm unterzuordnen. Sie, ein Mädchen, blamierte ihn mit feiner Regelmäßigkeit. Manchmal war er darüber so wütend, dass er seinen Zorn am nächstbesten Jungen ausließ. Die Strafen, die darauf folgten, heizten seinen Groll weiter an.

Hätte er gekonnt, Cahil hätte Audrey dermaßen verprügelt, dass sie sich nie wieder auf dem Trainingsplatz hätte blicken lassen. Oft schon hatte er überlegt, sie mit einigen Freunden zu überfallen. Gewagt hatte er es noch nie. Er redete sich ein, es habe an Gelegenheiten gefehlt. Schließlich schlief sie nicht wie alle anderen in dem riesigen Schlafsaal der Schüler, sondern teilte sich ein Zimmer mit ihrer Mutter Myrna.

Welch eine Ungleichbehandlung. Einerseits hatte Audrey so lange gebettelt, bis man sie mit den Jungen trainieren ließ, andererseits aber musste sie sich nicht den strengen Regeln unterwerfen, die für die Schüler galten. Weder musste sie in dem ungeheizten Saal auf dem Boden schlafen, noch dem strengen Tagesablauf folgen; auch vor Strafen musste sie sich nicht fürchten. Kein Lehrer würde es je wagen, die Rute gegen das Mädchen zu heben.

Cahil musste ihr zugestehen, dass sie viele der Entbehrungen auch ohne Zwang auf sich nahm. Kamen die Jungen morgens auf den Trainingsplatz, war sie schon da; mussten sie viele Meilen laufen, lief sie meist noch ein paar mehr. Ihr Kopf war ebenso kahl geschoren wie der seine und auch sie lief die meiste Zeit des Jahres barfuß. Sie tat alles, um dazuzugehören. Es war wohl einzig Myrnas Einfluss zu verdanken, dass Audrey nicht mit ihm im gleichen Raum schlief.

Nachdem sie ihrem Gegner den Stock drei Mal gegen den Kopf geschlagen hatte, nahmen sie wieder die Grundstellung ein, um den Kampf in einigen Augenblicken von Neuem beginnen zu lassen. Sie nutzte die Chance, Cahil aufmerksam zu mustern. Sein Atem ging schwer und Schweiß...



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