Buch, Deutsch, 242 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 220 mm
Buch, Deutsch, 242 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 220 mm
ISBN: 978-3-943064-05-6
Verlag: atp Verlag
Sobald die Schwelle einer Praxis oder eines Krankenhauses überschritten ist, wird der Mensch zum Patienten. Viele Fragen eröffnen sich: Bin ich hier richtig? Kann ich dem Arzt trauen? Stimmt die Diagnose? Wie beeinflusst die Erkrankung meine Zukunft, meine privaten und beruflichen Pläne? Muss ich sterben oder gibt es eine erfolgversprechende Therapie, einen Ausweg?
Der Mediziner Reinhard Brunkhorst sucht gemeinsam mit seinen Patienten nach Antworten auf diese Fragen. Er versteht sich als Begleiter und unterstützt die ihm anvertrauten Menschen, wenn sich der Gesundungsprozess verzögert, eine unerwartete Wendung nimmt oder erhoffte Ergebnisse ausbleiben.
Das Buch widmet sich in zwölf spannenden Erzählungen den komplexen Beziehungen, die zwischen Patienten und Ärzten entstehen. Dabei liegt der Fokus auf allem, was die Lebensqualität eines Patienten ausmacht. Nicht selten bedeutet dies weit mehr, als das bloße Überleben zu sichern.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Als Kind habe ich mir nicht vorstellen können,
dass mein Vater jemals krank sein oder gar sterben
könnte. Ich erinnere mich an einen sehnigen,
Anfang der 60er Jahre gerade 40-Jährigen, der als
Tierarzt durch die zugigen Rinderställe hetzte –
für uns Kinder uneinholbar. Seine vom Hufschlag
eines Trakehners gezeichnete Stirn, die große
Nase und die morgens mit Haarwasser zurückgekämmten
Haare verstärkten den kühnen, unverletzlichen
Eindruck, den er bei uns hinterließ.
Wenn er seine Praxis-Tour früh am Morgen startete,
trug er einen dunkelgrauen Fedora-Hut mit
einer gar nicht so schmalen Krempe, ohne den er
das Haus selten verließ. Bridges-Reithosen und
hohe Gummistiefel. Die rote, bodenlange Gummischürze,
die er, wenn er die Tiere untersuchte,
über einem weißen Kittel trug, glänzte in meinen
Augen wie eine Rüstung und ließen ihn unbesiegbar
erscheinen. Nach dem Krieg, den er bei den
letzten berittenen Truppen der Wehrmacht verbracht
hatte, legte er mit großer Selbstsicherheit
das Staatsexamen ab, kaufte 1951 ein altes Haus
im Weserbergland, eröffnete eine Praxis für Pferde
und Rinder und heiratete die Tochter seines
Professors an der Tierärztlichen Hochschule.
Die Bedrohung, die mich an jenem heißen Tag im
Spätsommer 1963 überfiel, spüre ich auch heute
manchmal noch. Wieder einmal verspätet aus
der Schule heimkommend, schob ich schwitzend
mein Fahrrad den Hügel, auf dem mein Elternhaus
lag, hinauf, als mein jüngerer Bruder mir die
Sensation schon von Weitem zurief: 'Vater ist im
Krankenhaus!'