Buch, Deutsch, 316 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 423 g
Hindemith-Trilogie. Band II
Buch, Deutsch, 316 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 423 g
ISBN: 978-3-938095-14-0
Verlag: Edition Gorz
Der zweite Band der Buchtrilogie zum Werk Paul Hindemiths ist seinen großen Vokalwerken gewidmet. Das Spektrum reicht von intimen Klavierliedern über a cappella-Chorwerke bis hin zu Orchesterkantaten und Oratorien. Einen Schwerpunkt der Untersuchung bilden die beiden im Abstand von 25 Jahren entstandenen Vertonungen von Rilkes Marien-Leben, an denen sich Hindemiths in verschiedenen Lebensphasen ganz unterschiedliche Auffassung der dichterischen Vorlage und seine Wandlung von einer jugendlich-provozierenden zu einer eher konventionellen Interpretation religiöser Bilder und Symbole aufzeigen lässt.
Eingehende Analysen des Textes (Gottfried Benn) und der Musik im weltlichen Oratorium Das Unaufhörliche machen im Detail nachvollziehbar, wie Hindemith die Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Sinnlosigkeitsverdacht musikalisch darstellt. Ein ähnliches Ringen bestimmt auch sein säkulares Requiem nach Walt Whitmans Elegie zur Ermordung Abraham Lincolns.
Das Thema von Vergänglickeit und Sinnlosigkeitserfahrung behandelt Hindemith auch in den frühen Liedzyklen Des Todes Tod (Eduard Reinacher) und Die junge Magd (Georg Trakl), in der im Auftrag der Unesco komponierten Kantate Ite, angeli veloces auf einen Text von Paul Claudel sowie in zwei zu Unrecht vernachlässigten Werken: dem auf einem anonymen lateinischen Hymnus zum Jüngsten Tag basierenden Apparebit repentina dies für Chor und Blechbläser und den zwölf weltlichen Madrigalen für fünfstimmigen Kammerchor nach Gedichten von Josef Weinheber.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vorwort
Einleitung
Zwei Liedzyklen für eine Frauenstimme und mehrere Instrumente
Der Dichterfreund Eduard Reinacher
Die Geschichte des Totentanzes
Holbeins Holzschnittserie
Reinachers Gedichtsammlung Todes Tanz
Die drei Lieder in Hindemiths Des Todes Tod
Trakls Die junge Magd
Hindemiths Vertonung der Ballade in sechs Gesängen
Trakls Ballade als musikalischer Zyklus
Ein Marienleben in zweifacher Deutung
Neuvertonung als alternative Gedichtinterpretationen
Die Jungfrau und der Engel in Rilkes Werken
Innerer Sturm und Raum: das Epigramm
Der Aufbau des Gedichtzyklus
Hindemiths andere “junge Magd”
“Geburt Mariä”
“Die Darstellung Mariä im Tempel”
“Mariä Verkündigung”
“Mariä Heimsuchung”
“Argwohn Josephs”
“Verkündigung über den Hirten”
“Geburt Christi”
“Rast auf der Flucht in Ägypten”
“Von der Hochzeit zu Kana”
“Vor der Passion”
“Pietà”
“Stillung Mariä mit dem Auferstandenen”
“Vom Tode Mariä I”
“Vom Tode Mariä II”
“Vom Tode Mariä III”
Musikalische Gedichtinterpretation
Das Unaufhörliche, ein weltliches Oratorium
Gottfried Benns Gesang von Werden und Vergehen
Drei Perspektiven, acht Haltungen
Teil I: Einwirkungen auf den Menschen in Zeit und Raum
Teil II: Auflehnungsversuche
Teil III: Annahme des Schicksals und neue Sicht der Ewigkeit
Symmetrien in der musikalischen Struktur
Das zyklische Material
Die Musik der kontrastierenden Gesichtspunkte
Klage und Zynismus
Vergebliche Strategien wider die Vergänglichkeit
Die Suche nach Halt im Gegebenen
When Lilacs Last in the Door-yard Bloom’d, ein Requiem als
Läuterungsweg für die Lebenden
Walt Whitmans Lincoln-Elegie
Themen, Allegorien und Symbole in Whitmans Gedicht
Der epische Ablauf in der Verteilung auf die Requiemsätze
Einige Komponenten der musikalischen Ausdeutung
Melodische Gesten, Satzgruppen und Ankertöne
Selbst- und Fremdzitate
Genres und Texturen mit bildlicher Evokationskraft
Ein amerikanisches und ein deutsches Requiem
Apparebit repentina dies, ein Panorama des Jüngsten Tages
Der lateinische Hymnus und die musikalische Anlage
“Plötzlich bricht der große Tag des Herrn herein”
Die Barmherzigen und die Selbstsüchtigen
Verdammnis und Erhebung
“Meide drum.”
Die Vertonung als musikalische Dramatisierung
Ite, angeli veloces, eine Kantate über Triumph, Verzweiflung und
neue Hoffnung
Die Entstehungsgeschichte
“Chant de triomphe du roi David – Triumphgesang Davids”
“Custos quid de nocte?”
“Cantique de l’Espérance – Gesang an die Hoffnung”
“Ite, angeli veloces”
Zwölf Madrigale über Gefühle am Abgrund des Lebens
Historische Inspiration und aktuelle Textgrundlage
“Mitwelt”
“Eines Narren, eines Künstlers Leben”
“Tauche deine Furcht”
“Trink aus!”
“An eine Tote”
“Frühling”
“An einen Schmetterling”
“Judaskuss”
“Magisches Rezept”
“Es bleibt wohl”
“Kraft fand zu Form”
“Du Zweifel”
Die musikalische Sprache der Madrigale
Anhang: Walt Whitmans Elegie
When Lilacs Last in the Door-yard Bloom’d
Bibliografie
Verzeichnis der Illustrationen
Notenbeispiele
Tabellen
Abbildungen
Gedichte
Hindemiths Vokalwerke im Überblick
Über die Autorin
Vorwort
Dieser Band zu Hindemiths großen Vokalwerken ist der zweite in einer Trilogie; Band I ist den großen Bühnenwerken, Band III den großen Instrumentalwerken des Komponisten gewidmet. Das Attribut ‘groß’ bezieht sich hierbei auf die Bedeutung einer Komposition einerseits in der Rezeptionsgeschichte von Hindemiths Gesamtwerk, andererseits in der stilistischen Entwicklung des Komponisten.
Die Musik und Text gleichermaßen einbeziehenden Interpretationen von Hindemiths Vokalwerken wollen auch Leser ohne musiktheoretische Kenntnisse ansprechen; auf Fachjargon und eine Erläuterung komplizierter harmonischer Sachverhalte wurde daher bewusst verzichtet. Den Schwerpunkt bildet die Darlegung der wichtigsten musikalischen und literarischen Bausteine des jeweiligen Werkes sowie die Beleuchtung seines kulturgeschichtlichen Hintergrundes. Darüber hinaus werden für das inhaltliche Verständnis wesentliche Quellen identifiziert und interpretatorisch erarbeitet. Zur Abrundung der Deutung dient zuletzt häufig die Erschließung mehr oder weniger verborgener (musikalischer und außermusikalischer) Zitate und Symbole.
Ich danke dem Hindemith-Institut in Frankfurt und seinem Direktor, Herrn Dr. Giselher Schubert, für die freundliche Unterstützung bei meinen einen Zeitraum von etlichen Jahren überspannenden Nachforschungen in den unzähligen Skizzen, Notizen und Briefen des Komponisten. Mein besonderer Dank gilt außerdem der Musikbibliothek der Universität von Michigan und deren Leiter Charles Reynolds für die großzügige Bereitschaft, zwei der noch nicht in der Hindemith-Gesamtausgabe erschienenen und in der Erstausgabe nur schwer zugänglichen Orchesterpartituren für dieses Forschungsprojekt extra anzuschaffen.
In die Darstellung meiner Gedanken zu Hindemiths Marienleben sind Überlegungen eingeflossen, die ich vor zehn Jahren erstmals in der Studie Musical Ekphrasis in Rilke’s Marienleben (Amsterdam: Rodopi, 2000) veröffentlicht habe.