Brown | Du schenkst meiner Hoffnung Flügel | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Brown Du schenkst meiner Hoffnung Flügel

Roman.
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96122-582-8
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman.

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-96122-582-8
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In einer Zeit großer Veränderung stehen sich Wren Crawford und ihre Großtante Katherine Rhodes, die Leiterin des 'New Hope'-Einkehrzentrums, zur Seite, um einander zu weiteren Schritten im Glauben zu ermutigen. Während sich Katherine auf den Ruhestand vorbereitet und dabei mit einigen Unzulänglichkeiten ihrerseits konfrontiert wird, gelingt es Wren zunehmend, den Weg innerer Heilung zu beschreiten. Dieser Roman bietet jede Menge geistliche Einsichten, thematisiert das Loslassen und ermutigt dazu, Glaubensschritte zu wagen. Außerdem dürfen sich alle Leser der erfolgreichen 'Unterwegs mit dir'-Reihe von Sharon Garlough Brown freuen: Sie erleben nicht nur ein letztes Seminar von und mit Katherine Rhodes, sondern treffen auf dem Weg dorthin auch einige lieb gewonnene Freundinnen wieder.

Sharon Garlough Brown ist Pastorin und Autorin der erfolgreichen Unterwegs mit dir-Romanreihe. Gemeinsam mit ihrem Mann Jack leitet sie eine Gemeinde im schottischen Dundee. Ihren reichen Erfahrungsschatz aus vielen Jahren geistlicher Retraiten und Kurse über geistliche Übungen webt sie meisterhaft in ihre Bücher ein. (c) Foto: IVP
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1

Der Kardinalsvogel, der früh am Morgen mit vorquellenden Augen und seiner roten Kopffedern beraubt in ihrem Futterhäuschen landete, war entweder krank oder verletzt. Wren Crawford stellte ihre Kaffeetasse auf den Küchentisch und beobachtete ihn durch die Glastür zur Veranda. Wenn er nicht jetzt gleich tot zu Boden fiel, würde sie ihn vermutlich später im Garten finden. Sie hoffte nur, sie würde schneller sein als die Katze der Nachbarn.

Schnell suchte sie im Schrank unter dem Spülbecken nach Gummihandschuhen. Sie würde auch eine Gartenschaufel holen. Vielleicht könnte sie ihn im Wald begraben.

Sie stellte sich die Szene gerade bildlich vor, als ihre Großtante Katherine Rhodes im Bademantel neben ihr auftauchte, eine Zeitschrift in der Hand. „Er ist in der Mauser“, erklärte Kit. „Dieser kleine Kerl hat gerade alle seine Federn verloren.“

Wren spürte, wie ihre Anspannung nachließ. „Dann ist er also nicht krank?“

„Nein, es geht ihm gut. Nur sieht er im Augenblick nicht besonders hübsch aus.“ Kits verständnisvolles Lächeln ließ erkennen, dass sie nicht nur erraten hatte, in welche Richtung Wrens Gedanken gewandert waren, sondern auch begriffen hatte, wie es dazu gekommen war. „Bei den meisten Vögeln geht die Mauser allmählich vonstatten“, erklärte sie, „aber manchmal kommt es auch vor, dass ein Exemplar das Alte auf einmal und ziemlich unvermittelt abwirft.“

Wren lebte nun schon seit neun Monaten mit Kit unter einem Dach, und mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, dass ihre Großtante häufig in Metaphern sprach. Doch dieses Mal hielt Kit sich mit Erklärungen zurück und beließ es dabei. „Das wäre doch ein interessantes Motiv für ein Bild, meinst du nicht?“, fragte sie und tippte Wren auffordernd auf den Unterarm.

Ja. Irgendwann vielleicht. Wenn sie wieder Energie für kreative Arbeit hätte. Schnell griff Wren nach ihrem Handy auf dem Küchentisch und machte ein Foto, bevor der Vogel davonflatterte.

Vincent hätte ihn ganz bestimmt gemalt, dachte sie später am Vormittag, während sie ihren Wagen mit den Putzmitteln aus dem Lagerraum des Pflegeheimes belud. Der Mann, dessen Motive Bauern und Sternennächte, Sonnenblumen und Eisvögel gewesen waren, hätte diesen Vogel in der Mauser mit einer solchen Einfühlsamkeit gemalt, dass es sie bestimmt zu Tränen gerührt hätte.

Weil sie mittlerweile wusste, wie es sich anfühlte, in der Mauser zu sein.

Sie schob ihren Wagen durch den ersten der drei Flure, für deren Reinigung sie zuständig war. An der Wand vor jeder Zimmertür gab es kleine Vitrinen mit ausgewählten Gegenständen, die das Personal und die Besucher an das Leben erinnern sollten, das die Bewohner des jeweiligen Zimmers geführt hatten, bevor sie ihre Arbeit, ihre Hobbys, ihre Gesundheit oder einen geliebten Menschen verloren hatten.

Bevor Wren Mr Kennedys Vitrine abstaubte, sprach sie ein kurzes Gebet für ihn. In dem Kasten lagen ein hochwertiger Markengolfball, eine Tüte mit altem Tomatensamen und ein Foto von ihm als stämmigem jungen Mann in einer Militäruniform. Die Mauser war eine gute Metapher, nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen, um die sie sich hier kümmerte. Und nicht nur für die Bewohner, sondern auch für deren Angehörige, für die Menschen, die sie liebten. Die Ehepartner. Die Kinder. Die Enkel. Die Freunde. Sie alle verloren etwas Wesentliches. Jeder auf seine Weise, aber es geschah bei allen. Bei manchen etwas dramatischer als bei anderen.

„Guten Morgen, Mr Kennedy“, grüßte Wren, während sie ihre Hände unter den Spender mit Desinfektionsmittel an der Wand hielt.

Mr Kennedy saß in einem zerschlissenen Sessel neben dem Bett. Sein dünnes Haar war noch nicht gekämmt, ein weißes Handtuch war wie ein Lätzchen in sein grau kariertes Schlafanzugoberteil gesteckt. Als er ihre Stimme wahrnahm, schaute er von seinem Frühstückstablett hoch, wo er gerade erfolglos versuchte, mit der Gabel ein Würstchen aufzuspießen. Heute Morgen zitterte seine Hand stärker als sonst.

Wren warf einen Blick durch die Tür in den Flur. Keine Schwester und keine Hilfskraft in Sicht. „Wie wäre es, wenn ich Ihnen ein wenig helfe?“ Sie trat zum Sessel, nahm seine Hand und führte ihm die Gabel zum Mund. Er nahm den Bissen und kaute langsam. „Schmeckt das gut?“

Er schluckte, dann öffnete er den Mund wie ein kleiner Vogel. Sanft lockerte sie seine Hände, nahm die Gabel selbst in die Hand, schob einen weiteren Bissen darauf und hielt diesen an seine Lippen. Er nahm ihn, kaute und schluckte. Dann musste er husten. Die Essensreste aus seinem Mund spritzten in alle Richtungen.

„Alles in Ordnung?“

Er hustete erneut. Sie griff nach der Plastiktasse mit den beiden Henkeln auf seinem Tablett. „Das scheint Apfelsaft zu sein. Ist das in Ordnung? Oder soll ich Ihnen lieber etwas Wasser holen?“

„Saft ist in Ordnung“, erwiderte er leise und mit rauer Stimme.

Sie legte seine Finger um die beiden Henkel. „Haben Sie sie?“

„Ja.“ Seine Hände zitterten so stark, dass ihm der Saft ins Gesicht spritzte, als er die Tasse an die Lippen führte. Sie wartete, bis er getrunken hatte, dann half sie ihm, die Tasse wieder aufs Tablett zu stellen. Gerade als sie ihm Kinn und Wangen mit einer Serviette abtupfen wollte, betrat eine der Krankenschwestern das Zimmer, eine kleine Schale mit Apfelmus, ein Glas Wasser und einen Plastikbecher mit Tabletten in den Händen. Greta warf Wren einen Blick zu, sagte aber nichts. „Ich habe hier Ihre Morgenmedizin, Pete.“

Wren trat zur Seite.

„Hoppla“, bemerkte Greta, „das sieht so aus, als hätten Sie geduscht.“ Sie wischte ihm mit einem Zipfel des Handtuchs die Speisereste ab.

Während Wren noch einmal ihre Hände desinfizierte, musterte sie die kleine Erinnerungssammlung vor dem Zimmer: die Figur eines Golfspielers mit Mr Kennedys eingraviertem Namen, ein Foto von ihm, wie er strahlend vor Glück neben seiner Frau auf einem Segelboot stand, und ein paar gerahmte Fotos von seinem Sohn und seinen Enkeln, die in Kalifornien lebten. Mr Kennedy sagte, sie kämen manchmal zu Besuch. Aber er sagte auch, seine Frau käme ihn von Zeit zu Zeit besuchen, doch sie war bereits vor sieben Jahren gestorben.

Greta gab ein wenig Apfelmus auf einen Löffel und legte eine Tablette darauf. „Okay, die erste, Pete. Mund auf. Etwas weiter. Alles drin? Gut.“ Sie beobachtete ihn beim Schlucken. „Brauchen Sie Wasser zum Runterspülen?“ Als er nicht antwortete, stemmte sie eine Hand in die Hüfte. „Heißt das ‚Nein danke‘ oder ‚Ja bitte‘?“

Er schluckte erneut und sagte: „Nein, danke.“

Sie legte eine weitere Tablette auf den Löffel. „Also gut, jetzt die nächste. Sie kennen das ja. Gut gemacht. Noch eine, in Ordnung? Fast fertig.“

Mr Kennedy verschluckte sich und hustete. Greta reichte ihm einen Becher. „Für heute ist ein Bad geplant. Wir sorgen dafür, dass Sie wieder schön frisch riechen.“

Er murmelte etwas, das Wren nicht verstehen konnte.

„Brauchen Sie Hilfe, um auf die Toilette zu gehen?“, fragte Greta.

„Das schaffe ich schon“, erwiderte er.

„Aber nicht, dass Sie klingeln, wenn ich gerade gegangen bin. Ich bin jetzt hier. Sind Sie sicher, dass Sie jetzt nicht zur Toilette müssen?“

„Ja, bin ich.“

„Na gut. Chelsea kommt gleich und hilft Ihnen beim Baden und Anziehen.“ Sie wandte sich an Wren. „Vielleicht sollten Sie mit dem Saubermachen bis nach dem Bad warten.“

„In Ordnung“, erwiderte Wren. Nachdem Greta das Zimmer verlassen hatte, trat sie an seinen Sessel. „Soll ich den Sportkanal für Sie einschalten, Mr Kennedy? Es ist Donnerstag. Ich wette, da läuft irgendwo ein Golfturnier.“

Er nickte. Wren nahm die Fernbedienung vom Tisch und schaltete den Fernseher ein. Der richtige Sender war bereits eingestellt.

„Wollen Sie es gemeinsam mit mir ansehen?“, fragte er. Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.

„Das würde ich gern tun, aber ich muss leider weitermachen. Wenn ich fertig bin, komme ich zu Ihnen. Wäre das in Ordnung?“

Er räusperte sich und schwieg einen Moment, als wäre er nicht sicher, ob er es schaffen würde, so laut zu sprechen, dass sie ihn verstehen könnte. „Sicher.“

Wren lächelte ihn an. Manchmal war das Sprechen eine Heldentat für ihn, und wenn es nur zwei Silben waren. „Ich komme wieder, wenn Sie gebadet haben, und putze das Zimmer, okay?“

„Okay.“

Sie legte die Fernbedienung auf den Tisch, sodass er sie erreichen konnte. „Brauchen Sie jetzt noch etwas?“

Er sah sie an. „Meine Brieftasche.“

Wren schob eine Strähne ihrer dunklen Haare hinters Ohr. Dieses Gespräch hatte sie schon mehrmals mit ihm geführt. „Ihre Brieftasche ist sicher verwahrt. Die brauchen Sie heute nicht.“

„Sie müssen doch ein Trinkgeld bekommen, wenn Sie mein Zimmer putzen.“

Sie tätschelte ihm die Schulter. „Das ist schon in Ordnung, Mr Kennedy. Es ist alles bereits geregelt.“

„Ich habe Ihnen schon was gegeben?“

„Ja.“ Das war die einfachste Antwort. „Wollen Sie jetzt weiterfrühstücken?“

„Sicher.“ In den drei Monaten, die sie ihn bereits kannte, hatte Wren nicht einmal mitbekommen, dass er darüber geklagt hätte, dass seine Würstchen oder Spiegeleier kalt geworden waren.

„In Ordnung, dann bis später.“ Von der Tür aus feuerte sie ihn im Stillen an, als er versuchte, einen...


Brown, Sharon Garlough
Sharon Garlough Brown ist Pastorin und Autorin der erfolgreichen Unterwegs mit dir-Romanreihe. Gemeinsam mit ihrem Mann Jack leitet sie eine Gemeinde im schottischen Dundee. Ihren reichen Erfahrungsschatz aus vielen Jahren geistlicher Retraiten und Kurse über geistliche Übungen webt sie meisterhaft in ihre Bücher ein.

(c) Foto: IVP

Sharon Garlough Brown ist Pastorin und Autorin der erfolgreichen Unterwegs mit dir-Romanreihe. Gemeinsam mit ihrem Mann Jack leitet sie eine Gemeinde im schottischen Dundee. Ihren reichen Erfahrungsschatz aus vielen Jahren geistlicher Retraiten und Kurse über geistliche Übungen webt sie meisterhaft in ihre Bücher ein.

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