Brizzi | Meine Süße liebt Gemüse | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Brizzi Meine Süße liebt Gemüse

Hilfe, ich habe eine Veganerin geheiratet!

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-641-20292-7
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die wahre Geschichte einer veganen Ehe - unterhaltsam, komisch und voller Ironie.
Als leidenschaftlicher Fleischesser eine Veganerin heiraten. Kann das gut gehen? Für Fausto Brizzi ist erst mal Schluss mit Schinken, Käse und ähnlichen Leckereien. Doch für seine große Liebe tut er ja alles. Also fügt er sich seinem Schicksal und befolgt die strengen Diätregeln seiner Freundin Claudia. Ärgerlicherweise hat er nach einem medizinischen Check-Up tatsächlich die besten Werte seines Lebens. Dann steht plötzlich Nachwuchs an. Wie um alles in der Welt soll das Kind nun erzogen werden? Vegan oder doch mit Fleisch?

Fausto Brizzi, geboren 1968 in Rom, ist Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. 'Hundert Tage Glück' ist sein erster Roman. Er begeisterte Verlage weltweit und erscheint in 23 Ländern.
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Das zweite Date Es bedurfte all meiner legendären Erfahrung als Verfasser von netten Kurznachrichten, um die heiß ersehnte zweite Verabredung zu ergattern. Ich braute einen teuflischen Cocktail aus witzigen Guten-Morgen- und romantischen Gute-Nacht-SMS, die ich mit originellen Tier-Emoticons kombinierte. Kurz bevor ich mir eine Anzeige wegen Stalkings am Telefon einhandelte, gab Claudia nach und nahm eine erneute Einladung zum Abendessen an. Um sicherzugehen, kam sie in ihrem Kleinwagen, damit sie genau wie Eva Kant aus dem Diabolik-Comic eine Fluchtmöglichkeit hatte. Ich hatte ihr vorab die Adresse des Restaurants geschickt und betont, dass ich den Küchenchef ausdrücklich um ein veganes Menü gebeten hätte. Nur in Bezug auf zwei Dinge hatte ich sie angelogen. Es war nicht die Adresse eines Restaurants, sondern die meiner Wohnung. Und der Küchenchef war ich selbst. Als sie es bemerkte, hatte sie bereits geparkt und stand vor der Gegensprechanlage. Viel zu spät, um umzukehren. Sie saß in der Falle. Ich hatte auf jedes noch so kleine Detail geachtet und die Küchenschränke sowie den Kühlschrank von allen tierischen Substanzen befreit. Selbst das Team von CSI hätte keine Spuren mehr gefunden, nicht einmal mit Luminol. Zur Sicherheit hatte ich mich nicht darauf beschränkt, die verbotenen Nahrungsmittel wegzuräumen, ich hatte sie vielmehr samt und sonders an meine Kollegen verschenkt. Ich wollte kein Risiko eingehen. Einzige Ausnahme war das für mich unverzichtbare Fünfkiloglas Nutella, ein äußerst willkommenes Geschenk eines Freundes, das ich hinter einer Reihe Romane in meinem riesigen Bücherschrank verbarg. Quasi unauffindbar. Allerdings hatte ich nicht nur in gastronomischer Hinsicht reinen Tisch gemacht. Meine Wohnung war sozusagen generalüberholt, inklusive ein paar besonderer Perlen, die ich in den Räumen verteilte. Auf mein Nachtkästchen legte ich den neuesten Roman von Niccolò Ammanti, um gebildet und romantisch rüberzukommen, neben den Fernseher stellte ich die DVD-Box von Breaking Bad, um hip und modern zu wirken, und auf den Tisch legte ich die neueste Ausgabe des Focus, um wie ein Umweltschützer und vielseitig interessiert daherzukommen. Die Auto Motor und Sport und den amerikanischen Playboy deponierte ich vorsorglich in der Garage. An ihre Stelle platzierte ich ein paar altmodische Ausgaben von Linus (die sehr nach ehemals linksorientiert aussahen) und die alte italienische Enzyklopädie Quindici aus den Siebzigerjahren. (Ich hatte eine herrliche, rührende, selbstverständlich erfundene Anekdote dazu vorbereitet, wie meine Oma sie mir geschenkt hatte). Sorgfältig hatte ich mir ein Menü überlegt, für das ich einen Tag Vorbereitungszeit brauchte und die Hilfe meiner Nachbarn, zweier Profiköche, in Anspruch nahm. Es sollte ein köstliches, aber leichtes Essen werden (schließlich wollte ich mich für den eventuellen zweiten Teil des Abends nicht zu voll fühlen), das mein kulinarisches Talent unterstreichen sollte. Ich hatte es sogar ausgedruckt, wie man das bei Hochzeiten oder zu anderen wichtigen Anlässen tut. Menü Antipasti Bruschettine mit Pilzen und Limette Blätterteigkörbchen mit Spargelfüllung Avocadocreme und Kapern aus Pantelleria Erster Gang Kürbiscremesuppe mit Karotten und Nüssen Risotto mit Orange und Minze Zweiter Gang Sojahäppchen mit Curry, dazu Basmatireis Kartoffelauflauf, Tofu
und Gemüse an Spinathäppchen Dessert Obstsalat in Pfefferminzsauce mit Schokolade Selbst einem hartgesottenen Allesfresser wäre beim Lesen dieser Leckereien das Wasser im Munde zusammengelaufen. Fügen Sie dem Ganzen nun noch eine gekonnte Beleuchtung mit Kerzenschein wie im Buckingham Palace und sanfte, etwas altmodische Hintergrundmusik hinzu (ich hatte Musik aus den Neunzigern gewählt, da war Claudia ein Teenager). Kurzum, ich hatte nichts dem Zufall überlassen. Zumindest dachte ich das. Nachdem ich Claudia das Menü gezeigt und ihr gesagt hatte, dass ich nur noch eine Viertelstunde bräuchte, um ein paar der Gerichte fertig zu kochen, brach ein wahrer Befragungshagel über mich herein, als ob ich in den Watergate-Skandal verwickelt gewesen wäre: Hast du bei den Bruschette auch auf die natürliche Säuerung des Brotteiges geachtet? Wusstest du, dass Pilze komplexe Kohlenhydrate enthalten, vor allem Chitin, das schwer verdaulich ist? Stammt der Spargel auch aus biologischem Anbau? Und die Avocado? Wie lange hat die Kürbiscremesuppe gekocht? Nach nur einer Minute bei hundert Grad werden die Vitamine zerstört, vor allem die der Gruppe B und C. Ist das Basmati-Vollkornreis? Wusstest du, dass Tofu aus Soja gemacht ist? Es gibt zwei sojahaltige Hauptgerichte. Soja hat gewisse Nebenwirkungen, man sollte es damit nicht übertreiben. Hat die Schokolade auch einen Kakaoanteil von mindestens achtzig Prozent? Im Obstsalat sind doch nicht etwa Wassermelone und Melone? Die sollte man nicht mit anderen Früchten und Kohlehydraten verzehren. Am liebsten hätte ich das lauteste »Leck mich doch am Arsch« der Menschheitsgeschichte herausgeschrien, aber da ich mir die ganze Mühe nicht umsonst gemacht haben wollte, versuchte ich mich zu verteidigen. Das Problem war, dass ich auf einige Fragen keine Antworten hatte und auf andere nicht antworten konnte, weil ich sonst als veganer Koch und Anwärter auf Claudias Hand definitiv durchgefallen wäre. Schließlich griff ich auf einen alten, aber bewährten Trick zurück, der da lautet: Die gute Absicht zählt. Im Grunde hatte ich mich bemüht, und auch wenn dieses Abendessen nicht perfekt bio und eines Gesundheitsapostels würdig war, so war es doch ein anerkennenswerter Versuch. Während des ersten Ganges gab ich meine Anekdote über Omas Geschenk zum Besten, beim zweiten Gang kündigte ich meine bevorstehende Probezeit als Veganer an, beim Dessert streichelte ich beiläufig ihre Hand, und sie zog sie nicht weg. Dann fragte ich: »Willst du einen Kaffee?« Sie müssen wissen, dass ich die Nebenwirkungen von Kaffee inzwischen im Schlaf aufsagen kann. Er benebelt die Sicht und trocknet die Schleimhäute aus, verursacht außerdem Übelkeit, Magengeschwüre, Herzrasen und Reizbarkeit. Außerdem Schlaflosigkeit, Durchfall, Schwindel und vieles mehr. Aus diesem Grund trinkt Claudia keinen Kaffee. Augenblicklich trat ich ebenfalls der Partei der Kaffeegegner bei. »Ich trinke fast nie Kaffee, höchstens manchmal einen Cappuccino.« Hätte ich das bloß nicht gesagt. »Kaffee mit heißer Milch ist mörderisch. Die Tanninsäure im Kaffee verbindet sich unter Hitzeeinfluss mit dem Kasein der Milch und bildet Tanninkasein, eine wirklich schwer verdauliche Mischung.« Wenn Sie dem Ganzen nun noch die schreckliche Entdeckung hinzufügen, dass ich ihr einen Kapselkaffee gemacht hätte, werden Sie verstehen, dass sich alle bisher gewonnenen Punkte in einer Tasse Gerbsäure auflösten. Claudia schlug als Alternative einen reinigenden Kräutertee vor. »Was für Tees hast du denn da?« »Verschiedene, ich bin leidenschaftlicher Teetrinker.« Inzwischen log ich mit der Unbefangenheit eines Judas. Verzweifelt kramte ich in der Vorratskammer und suchte nach längst vergessenen Teebeuteln. Irgendwo musste doch noch ein Kräutertee sein. Claudia half mir bei der Suche und zog eine der unteren Schubladen heraus. Das hätte sie besser nicht tun sollen. Entsetzt wich sie einen Schritt zurück, als hätte sie eine Leiche in Formalin entdeckt. »Was ist das?«, donnerte sie anklagend. Ich bückte mich und sah mir das betreffende Teil an. Es handelte sich um einen jener mittelalterlichen Gegenstände aus Holz und Metall, auf die man einen Schinken schrauben kann, damit er sich besser schneiden lässt. Den Schinken hatte ich verschwinden lassen, hatte dann aber nicht den Mut gehabt, mich von diesem nützlichen Gerät zu trennen. »Das war ein Geschenk«, antwortete ich mit dünner Stimme. »Bei gewissen Geschenken muss man sich einfach trauen, sie wegzuwerfen.« Das tat ich dann umgehend und verabschiedete mich für immer von meinem Gefährten, der mir bei unzähligen Weihnachtsfeiern im Kreis der Familie treue Dienste geleistet hatte. Zum Glück war das Abendessen irgendwann vorbei. Es war an der Zeit, sich auf das Sofa zu setzen und mit Claudia ein wenig Smalltalk zu machen. Doch sie witterte die Falle, lief weiter herum und warf prüfend einen Blick in mein Bücherregal. »Man erkennt einen Menschen anhand der Bücher, die er besitzt.« Das war mir durchaus bekannt. Darum hatte ich ja auch, wie Sie wissen, einige kleinere Anpassungen an meinem literarischen Bestand vorgenommen. »Magst du Banana Yoshimoto?«, fragte sie mich. »Die habe ich noch nie gelesen.« »Hier steht eine Ausgabe von Kitchen.« Oha! Es musste eines jener vergessenen Bücher sein, die unbeachtet vor sich hin staubten. Claudia zog es heraus. »Wusstest du, dass das mein Lieblingsbuch ist?« Natürlich nicht, sonst hätte ich es im Vorfeld in- und auswendig gelernt. Sie wollte es gerade zurückstellen, als irgendwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie schob ein paar Bücher beiseite, und vor ihr tauchte...


Brizzi, Fausto
Fausto Brizzi, geboren 1968 in Rom, ist Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. "Hundert Tage Glück" ist sein erster Roman. Er begeisterte Verlage weltweit und erscheint in 23 Ländern.


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