E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Brisbin Liebeserwachen im Windermere Park
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4663-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4663-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Atemlos vor Erregung schmiegt der Duke of Windermere sich an seine betörende Frau. Lange Jahre hat er Miranda vernachlässigt - doch in dieser heißen Sommernacht verliert er abermals sein Herz an sie. Ausgerechnet jetzt, da er sicher ist, dass sein Ende naht - und da er beschlossen hat, einen neuen Mann für sie zu suchen!
Das geschriebene Wort begleitet Terri Brisbin schon ihr ganzes Leben lang. So verfasste sie zunächst Gedichte und Kurzgeschichten, bis sie 1994 anfing Romane zu schreiben. Seit 1998 hat sie mehr als 18 historische und übersinnliche Romane veröffentlicht. Wenn sie nicht gerade ihr Leben als Liebesromanautorin in New Jersey genießt, verbringt sie ihre Zeit mit ihren drei Kindern und arbeitet als Zahnarzthelferin. Zudem engagiert sie sich im Vorstand der RWA (Romance Writers of America) und stand schon dreimal im Finale des begehrten RITA Awards, einer Auszeichnung für besondere Leistungen im Romance-Genre.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Drehen Sie bitte den Kopf zur Seite, Euer Gnaden.“
Schweigend ertrug Adrian Warfield, Duke of Windermere, die unangenehme Untersuchung. Gleich drei von Englands führenden Ärzten waren zu einem Hausbesuch gekommen, und nur seine tadellose Erziehung hielt ihn davon ab, die Flüche auszustoßen, die ihm auf der Zunge lagen. Wenn ihm diese drei Männer keine beruhigende Erklärung für seine zunehmenden Beschwerden geben konnten, sah seine Zukunft, die seiner Familie und die des Herzogtums düster aus. Der Reihe nach gab Adrian den Doktoren die Möglichkeit, ihn abzuhorchen und abzuklopfen. Als sich die Konsultation immer weiter in die Länge zog, begann er die Geduld zu verlieren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beendeten die Ärzte ihre Untersuchungen, sodass er das Hemd und die Weste wieder anziehen konnte. Nervös wartete er auf die Urteilsverkündigung der Mediziner. Wie eine Art Geheimgesellschaft standen sie als Grüppchen neben seinem Schreibtisch und flüsterten miteinander, wobei sie ihm Blicke zuwarfen, während sie sich über seinen Zustand berieten.
„Nun, meine Herren, wie lautet Ihre Diagnose?“ Die Mienen, die sich ihm anstelle einer Antwort zeigten, gefielen ihm ganz und gar nicht. Das bedrückende Schweigen, das folgte, brachte ihn schließlich aus der Fassung, und er stieß einen der Flüche aus, die er bis dahin zurückgehalten hatte. „Zum Teufel! Nun rücken Sie schon mit der Wahrheit heraus!“
Sie tauschten Blicke aus, bevor sie ihn ansahen.
„Euer Gnaden, wir können Ihnen nichts Neues über Ihren Zustand mitteilen“, erklärte Dr. Penworthy. Die zuckenden buschigen Brauen verliehen ihm große Ähnlichkeit mit einem Pelztier.
„Aber er hat sich verschlechtert?“ Adrian machte sich auf das Schlimmste gefasst.
„Ja, er hat sich verschlechtert, Euer Gnaden. Doch nicht in so gravierender Weise, dass wir darüber besorgt wären.“ Dr. Lloyd zog ein kleines Notizbuch hervor und nickte in Richtung Schreibtisch. „Die eine oder andere Veränderung der Dosierung bei den Tropfen und Elixieren, die Sie regelmäßig einnehmen, dürfte genügen, um den Beschwerden entgegenzuwirken.“
Mit einer Geste erlaubte Adrian dem Arzt, auf dem Schreibtischstuhl Platz zu nehmen, um die Anweisungen für den Apotheker aufzuschreiben. Obgleich die Doktoren Penworthy und Wilkins erneut vielsagende Blicke austauschten, hatte keiner von ihnen andere Empfehlungen. Sie bestätigten lediglich, dass Dr. Lloyd in ihrem Namen spreche.
„Euer Gnaden, lassen Sie sich von den Veränderungen nicht zu sehr beunruhigen. Nervosität und psychische Anspannung wirken sich nur negativ auf den Zustand Ihrer Lunge aus“, versuchte Dr. Lloyd ihn zu beruhigen. Die beiden anderen Mediziner nickten zustimmend. Adrian runzelte die Stirn. Dr. Lloyd reichte ihm das Papier, auf das er die neuen Verordnungen gekritzelt hatte. „Machen Sie in diesem Sommer eine Kur – möglichst an der Küste – und Sie werden sich wie neugeboren fühlen.“
Adrian schloss einen Moment die Augen und kämpfte gegen seinen Zorn an. Er wollte nicht den Eindruck vermitteln, eine nervöse Persönlichkeit zu sein, und nicht durchblicken lassen, dass er sie alle drei am liebsten erwürgt hätte. Doch innerlich kochte er vor Wut. Die drei älteren Männer schauten ihn nachsichtig an. Sie wussten, dass er aufgebracht war, weil er sich angesichts seiner Krankheit hilflos fühlte. Hilflosigkeit war kein Gefühl, das sich ein Mann wünschte.
„Wir werden nun gehen, Euer Gnaden“, kündigte Dr. Wilkins an. „Aber falls Sie unsere Hilfe benötigen sollten, stehen wir Ihnen jederzeit zu Diensten.“
Schweigend beobachtete Adrian, wie sich die drei Ärzte zum Abschied verbeugten, die Tür öffneten und sein Arbeitszimmer verließen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er den Zettel mit den veränderten Dosierungen in der rechten Faust zerknüllt hielt. Er glättete ihn und warf ihn auf den Schreibtisch. Anschließend ging er zum anderen Ende des Zimmers und schaute aus dem geöffneten Fenster. Ein strahlend heller Tag war angebrochen. Er setzte sich auf den Lehnstuhl in der Nähe des Fensters und versuchte, sich zu entspannen. Denn in einem Punkt hatten die Mediziner zweifellos recht – starke Emotionen wie Wut und Enttäuschung erhöhten die Anzahl und die Heftigkeit der Anfälle.
Er lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und horchte auf die Geräusche vor dem Haus. Das Getrappel der Pferdehufe, das Rascheln der Blätter in der milden Frühlingsbrise, das zarte Vogelgezwitscher und die Stimmen der Ärzte.
Die Stimmen der Ärzte?
Adrian stand auf und stellte sich direkt neben das offene Fenster, sodass er etwas erkennen und zugleich selbst nicht bemerkt werden konnte. Die drei Doktoren standen wenige Meter von ihm entfernt, und obgleich sie ihre Stimmen leicht gesenkt hatten, verstand er jedes Wort.
„Wirklich jammerschade.“ Lloyd?
„Und man kann leider nichts mehr tun.“ Das war eindeutig Wilkins. Adrian horchte angespannt. Über wen sprachen sie?
„Und in der Blüte seines Lebens. Ein trauriger Fall.“ Er hatte genau vor Augen, wie Penworthys pelzige Brauen bei diesen Worten zuckten.
„Aber sollte man es ihm nicht besser sagen? Der Gedanke bereitet mir Sorge“, räumte Lloyd mit verdrießlicher Stimme ein. „Es sind Vorbereitungen und wichtige Regelungen zu treffen, und so viele Menschen sind von ihm und seinen Entscheidungen abhängig.“
Ein eisiger Schauder lief ihm den Rücken hinunter, und erschrocken wich Adrian vom Fenster zurück. Schweiß stand ihm auf der Stirn und rann ihm das Gesicht und den Hals hinunter. Dabei war es im Zimmer nicht heißer geworden. Furcht, ja schiere Panik, erfasste ihn. Die böse Vorahnung, die schon während der Untersuchung in ihm gewachsen war, schien sich zu bestätigen.
Es konnte nicht sein …
Es konnte einfach nicht um ihn gehen. Wieder versuchte er, genau hinzuhören.
„Angesichts seiner Titel und Ländereien ist davon auszugehen, dass die wichtigsten Dinge längst geregelt worden sind“, bekundete Penworthy. „Ein Mann von seinem Rang und mit seiner Verantwortung und insbesondere einer ohne leiblichen Erben ist auf alles vorbereitet und überlässt die nötigen Entscheidungen nicht dem Zufall. Nein, ich denke, es ist besser, ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation nicht zu offenbaren.“
Es folgte eine Pause, als ob die Männer über Penworthys Empfehlung nachdächten.
Ausweglosigkeit?
Adrian schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste ihre Worte falsch verstanden haben. Eben noch hatten sie ihm ins Gesicht gesagt, dass sich sein Zustand nur ein wenig verschlechtert habe. Sie hatten die Dosierungen verändert und ihm zu einer Kur geraten. Sie hatten ihn nicht davor gewarnt, dass er bald sterben würde.
„Wie viel Zeit bleibt ihm Ihrer Ansicht nach?“, fragte Wilkins. „Eine so deutliche Verschlechterung ist kein gutes Zeichen.“
„Ein halbes Jahr vielleicht? Es ist schwer, Genaueres zu sagen, ohne in den Bereich der Spekulation zu geraten, aber ich glaube nicht, dass er das Jahresende erleben wird“, erklärte Lloyd. „Wir werden seinen Zustand überwachen und alles in unserer Macht Stehende tun, um seine Beschwerden zu lindern. Insbesondere wenn sie in absehbarer Zeit schlimmer werden.“
Dann schwiegen die drei Männer eine Weile, und Adrian wischte sich mit dem rechten Handrücken den Schweiß von der Stirn. Während ihre Worte in sein Bewusstsein drangen, schüttelte er erneut den Kopf. Es konnte nicht sein! Es durfte einfach nicht wahr sein!
„Der arme Mann“, sagte Penworthy. „Auch das edelste Blut schützt einen Menschen nicht, wenn der Tod ihn auf seiner Liste notiert hat.“
Das Rattern von Rädern auf dem Kopfsteinpflaster und die vertraute Stimme seines Kutschers verrieten Adrian, dass seine Chaise gerade vor dem Haus hielt, um die Mediziner zurück zu ihren jeweiligen Praxen zu bringen. Wenig später fuhr die Kutsche die Straße hinunter, und er blieb mit der schrecklichen Wahrheit allein zurück.
Er, Adrian Warfield, Duke of Windermere, würde noch vor Ende des Jahres tot sein.
Es kam ihm vor, als würde die Zeit stillstehen, derweil das Todesurteil in seinen Ohren nachhallte. Wie betäubt von den Worten der Ärzte vermochte Adrian nicht, einen klaren Kopf zu behalten. Zu viele Gedanken, Bilder und Erinnerungen strömten auf ihn ein, während er sich bemühte, das Schreckliche seiner Lage zu begreifen.
Vor langer Zeit hatte er mit seinem älteren Bruder über die Tapferkeit von Soldaten angesichts des Todes diskutiert. Damals hatte er sich vorgestellt, wie er sich selbst in einer solchen Situation verhalten würde. Nun lagen all der Mut und das verwegene Gerede in weiter Ferne, und eine qualvolle Furcht hatte von ihm Besitz ergriffen, die seine Beine zittern ließ und eine nie geahnte Übelkeit verursachte.
Adrian wusste nicht, wie lange der Schock ihn regungslos auf dem Stuhl gefangen hielt und er nichts tat, außer zu atmen. Vor ihm schwebten Staubpartikel durch die Luft, und die Geräusche der Straße, die von draußen ins Zimmer drangen, schienen zu verstummen. Er spürte nur noch das innere Chaos, starrte in die Ferne und wartete darauf, dass die grausame Wahrheit in sein Bewusstsein drang.
Und wie ein unerwarteter Schlag in den Magen traf sie ihn.
Als Adrian die Nachricht allmählich in ihrer ganzen Tragweite erfasste, schleppte er sich taumelnd zur Anrichte, ergriff die kristallene Portweinkaraffe und stolperte mit ihr aus dem Arbeitszimmer....