E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Brisbin Auf Befehl des Königs
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6034-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6034-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Marguerite d'Alençon, stolze Mätresse König Henrys, erlebt einen Albtraum. Der König ist ihrer überdrüssig und verheiratet sie mit seinem Gefolgsmann Lord Orrick of Silloth. Tief verletzt, wehrt sich Marguerite gegen die Zärtlichkeiten...
Das geschriebene Wort begleitet Terri Brisbin schon ihr ganzes Leben lang. So verfasste sie zunächst Gedichte und Kurzgeschichten, bis sie 1994 anfing Romane zu schreiben. Seit 1998 hat sie mehr als 18 historische und übersinnliche Romane veröffentlicht. Wenn sie nicht gerade ihr Leben als Liebesromanautorin in New Jersey genießt, verbringt sie ihre Zeit mit ihren drei Kindern und arbeitet als Zahnarzthelferin. Zudem engagiert sie sich im Vorstand der RWA (Romance Writers of America) und stand schon dreimal im Finale des begehrten RITA Awards, einer Auszeichnung für besondere Leistungen im Romance-Genre.
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2. Kapitel
"Henry wird mir das nicht antun. Du irrst dich, Johanna", widersprach Marguerite hitzig. "Er liebt mich."
Aber die Worte klangen selbst in ihren Ohren wenig überzeugend. Sie drehte ihrer Gesellschafterin den Rücken zu und betrachtete das kostbare Kleid, welches auf dem Bett ausgebreitet lag. Es konnte nicht sein. Es durfte einfach nicht wahr sein, dass Henry sie einem anderen als Gemahlin versprochen hatte.
"Du kennst ihn besser als jede andere, Marguerite", entgegnete Johanna beschwichtigend. "Wenn du sagst, er holt dich zurück, bevor die Hochzeit stattfindet, so glaube ich dir."
In plötzlich aufwallendem Jähzorn packte Marguerite das Kleid, riss es in der Mitte entzwei, so dass Perlen und Edelsteine der kostbaren Stickerei durchs Zimmer flogen und klirrend über die Steinfliesen kullerten. Bevor sie in ihrer Zerstörungswut fortfahren konnte, gebot ihr eine barsche Männerstimme Einhalt.
"Ist das eine Art, mit den Geschenken des Königs umzugehen?"
Marguerite fuhr herum, als Lord Bardrick, Henrys Haushofmeister auf Woodstock, ihre Gemächer betrat. Johanna machte einen hastigen Knicks und entfloh, wobei Marguerite nicht wusste, ob ihr Wutanfall oder die lüsternen Blicke des Vogts auf ihren üppigen Busen die Freundin in die Flucht jagten. Die Tür fiel ins Schloss, und Marguerite war allein mit dem Vertrauten des Königs, der seine verborgensten Geheimnisse kannte.
"Mylord", hauchte Marguerite und machte einen tiefen Hofknicks, der ihm einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté gewährte. "Ich fürchte, Ihr seht mich nicht von Begeisterung überwältigt über meine bevorstehende Heirat mit Lord … Lord …" Sie gab vor, sich des Namens ihres zukünftigen Gemahls nicht zu entsinnen, bis Bardrick ihr zu Hilfe kam.
"Lord Orrick of Silloth."
"Ja, richtig. Lord Orrick of Silloth. Es liegt mir fern, mich dem König gegenüber respektlos zu erweisen. Im Gegenteil, ich fühle mich von seinen Aufmerksamkeiten und seinen Geschenken sehr geehrt."
Beide dachten an das kostbarste Geschenk, welches sie von Henry erhalten hatte – das gemeinsame Baby. Bedauerlicherweise war das Kind ein Mädchen. Dies war für Marguerites Pläne nutzlos, ja sogar hinderlich im Hinblick auf Henrys künftige Großzügigkeit und Zuneigung. Ein Knabe wäre akzeptabel und mit einem Adelstitel und Besitztümern ausgestattet worden, nicht anders als Henrys letzter unehelicher Sohn Geoffrey. Er hätte ihr auch gewisse Ansprüche an den König garantiert. Doch ihre vor wenigen Wochen geborene Tochter war völlig wertlos für sie. Sie hatte sie im Kloster zurückgelassen, wo sie zur Welt gekommen war, ein namenloser Bastard, der bei den Nonnen aufwachsen sollte. Zum Glück hatte Marguerites Schwester, die ihr Leben Gott geweiht hatte, sich bereit erklärt, den Säugling in ihre Obhut zu nehmen.
Bardrick öffnete die Tür und erteilte einer Zofe, die im Flur wartete, Anweisungen. "Lass das Kleid von einer Näherin flicken. Und beeil dich, Mädchen", befahl er schroff und versetzte ihr einen derben Stoß. "Es muss zur Hochzeit fertig sein, die morgen stattfindet."
Mit einem Anflug von Heiterkeit beobachtete Marguerite, wie die Dienerin das zerschlissene Gewand an sich raffte, auf dem Fußboden herumkroch, die abgesprungenen Perlen und Edelsteine einsammelte und hastig aus dem Zimmer huschte. Sie selbst hatte sich nicht von der Stelle bewegt.
"Will der König diese Farce tatsächlich noch weiter treiben?"
"Es ist kein Spiel, Mylady. Ihr werdet Lord Orrick heiraten! Der König duldet keinen Widerspruch."
"Und wenn ich mich dennoch weigere?" Marguerite konnte schlichtweg nicht glauben, dass dies das Ende sein sollte. Nein, Henry würde sie wieder zu sich nehmen. Es war ihm allerdings zuzutrauen, dass er erst im letzten Augenblick Einspruch erhob, um sie vor dieser ekelhaften Verbindung zu retten.
"Die letzten drei Menschen, die sich dem Willen des Königs widersetzten, sind bedauerlicherweise nicht mehr am Leben, um Euch von der Torheit ihres Handelns zu berichten. Daran solltet Ihr denken, während Ihr Euch auf die Vermählung vorbereitet."
Sie unterdrückte den Schauer, der sie überflog, doch das schmierige Feixen des Höflings ließ sie wissen, dass er ihr Entsetzen bemerkt hatte.
"Nun Mylady, Ihr tut gut daran, Euch den Wünschen Seiner Majestät zu beugen. Seine Untertanen, die sich diesen Rat zu Herzen nehmen, leben meist länger und in besseren Verhältnissen als jene, die dumm genug sind, sich gegen ihn aufzulehnen."
Widerstrebend nickte sie, ohne ihn anzusehen, da sie seine Genugtuung über ihre Niederlage nicht ertrug. Bardrick verneigte sich und ging rückwärts zur Tür, so wie er es getan hatte, als sie die Favoritin des Königs gewesen war. Marguerite durchschaute seine Häme – für ihn war sie lediglich eine von vielen willigen Frauen, die das Bett des Königs geteilt hatten und nun an einen seiner Gefolgsleute für dessen treue Dienste verschachert werden sollte.
"Schlaft gut, Marguerite."
Das höhnische Lachen des Höflings draußen auf dem Flur war mehr, als sie verkraften konnte. Sie warf sich auf das Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Nein, ein solches Schicksal durfte ihr nicht widerfahren. Sie war ihr ganzes Leben darauf vorbereitet worden, die Gefährtin eines bedeutenden Mannes zu werden. In ihren Adern floss königliches Blut. Sie hatte Besseres verdient, als mit einem unbedeutenden Adeligen zweifelhafter Herkunft verheiratet zu werden, der irgendwo im Norden Englands hauste. Dieser Lord Orrick lebte in einem fernen Winkel des Reiches, unendlich weit weg vom Hofe des Königs, in einem kalten, verregneten Landstrich. Ein kleiner Landbesitzer mit ein paar unwirtlichen Trutzburgen und einer Horde verlauster, ungebildeter und raubeiniger Gefolgsleute. Sie war zu Höherem geboren. Ihre Gedanken kreisten. Sie hatte das Recht auf ein Leben an der Seite eines Königs.
Lange dauerte es, bis Marguerites Tränen versiegten, sie wieder Mut fasste. Noch war nicht alles verloren, die Zeit arbeitete für sie. Henry konnte einschreiten, bevor das Eheversprechen sie für immer an diesen Orrick band. Er konnte jederzeit seine Stimme erheben, um dieser Posse ein Ende zu setzen, und diesen "Lord des Nordens", wie er genannt wurde, mit einer einfältigen Person aus seiner Schicht verehelichen. Ein Mädchen, das sich damit zufrieden gab, von einem Barbaren angefasst zu werden und ein Leben in einer feuchten Felsenburg in einem kalten Land zu fristen.
Marguerite blieb in ihren Gemächern, um die mitleidigen Blicke des Hofstaats nicht ertragen zu müssen, verweigerte das Abendessen und schickte ihre Dienerinnen fort.
Bevor der erlösende Schlaf sie übermannte, richtete sie inständige Gebete gen Himmel, in der Hoffnung, Henry möge ihr lediglich eine Lehre erteilen, weil sie ihre Grenzen überschritten hatte, und flehte, er möge sie endlich in die Arme schließen und ihr vergeben.
"Wenn du noch länger an mir herumzupfst, mach ich dich einen Kopf kürzer!", knurrte Orrick zwischen den Zähnen. "Wieso muss ich mich aufputzen wie ein eitler Pfau?"
"Aber Mylord, der König erweist Euch die Ehre, höchstpersönlich mit den bedeutendsten Würdenträgern seines Hofstaats an Eurer Hochzeit teilzunehmen. Ihr wollt doch einen untadeligen Eindruck machen."
Murrend fügte Orrick sich in das Unvermeidliche. Seinen eigenen Pagen waren Kammerdiener des Königs zur Seite gestellt worden, um sicherzustellen, dass das Hofprotokoll bis ins kleinste Detail befolgt wurde. Der Haushofmeister Seiner Majestät hier in Woodstock hatte ihn in den letzten beiden Tagen aufgesucht und der Zufriedenheit des Königs über Orricks unverzügliche Anreise und seine Zustimmung zu dieser Vermählung Ausdruck verliehen.
Offenbar war die Frau zum Problem geworden, da Henry sie so eilig loswerden wollte. In wenigen Stunden würde sie ihm gehören – sie würde seine Gattin und damit seine Angelegenheit sein.
"Es reicht, Gerard! Hör endlich damit auf", sagte Orrick unwirsch.
Der Kammerdiener wusste, dass sein Herr mit seiner Geduld am Ende war, drängte seine Gehilfen zur Eile und scheuchte sie alsbald weg. Gerard bedachte ihn mit einem letzten prüfenden Blick, bevor auch er sich zurückzog.
Argwöhnisch blickte Orrick an sich herunter. Er trug eine prachtvoll bestickte Tunika und schwere Goldketten, die ihm bis zum Gürtel hingen. Er hasste diesen Aufwand. Er verabscheute das Leben bei Hofe, samt all dem Prunk. Aber als treuer Gefolgsmann des Königs sah er sich gezwungen, all das über sich ergehen zu lassen, bevor er endlich nach Hause reiten und sein gewohntes Leben im fernen Norden von England wieder aufnehmen konnte.
Zusammen mit seiner Gemahlin.
In einer knappen Stunde würde er ihre Bekanntschaft machen – eine Gefälligkeit, die der König auf Ersuchen der Dame gewährt hatte. Sie wusste nichts von ihm; die Mehrzahl der Höflinge konnten ihn nicht einmal beschreiben und würden ihn nicht erkennen, wenn sie ihn sahen. Aber niemand in Woodstock zögerte, von ihr zu sprechen. Orrick hatte seit seiner Ankunft bereits manche Geschichten über Marguerite gehört; die Lobeshymnen über sie klangen ihm in den Ohren.
Sie war schön. Ihr langes goldenes Haar reichte beinahe bis zum Boden, umfloss ihre üppigen Formen wie ein schimmernder Vorhang. Dichter hatten ihre strahlend blauen Augen und ihre vollen roten Lippen besungen.
Marguerite war sehr gebildet, hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen und beherrschte fünf Sprachen in Wort und Schrift, einschließlich Latein und Griechisch.
Obgleich...