Bringsværd | Die Stadt der Metallvögel | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 203 Seiten

Bringsværd Die Stadt der Metallvögel


1. Auflage 2017
ISBN: 978-87-11-46591-2
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 203 Seiten

ISBN: 978-87-11-46591-2
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Nach dem Erscheinen des grossen Pilzes befindet sich die Welt in einem post-apokalyptischen Zustand. Der letzte überlebende Mensch sucht in dieser Welt, die von permanenter Dunkelheit gezeichnet und von Tiermenschen belebt wird, nach seiner ursprünglichen Herkunft. Seine Ermittlungen führen ihn nicht nur aus dem Königreich der Felin (Katzenmenschen) zum Raum der Kaan (Hundemenschen), sondern auch zu den Gna (Rattenmenschen) und in die alte Götterstadt der Ker Shus. - Ein gelungener Science Fiction Roman, der durch glaubwürdige Darstellung einer postapokalyptischen Welt und nicht-linearen Erzählweise überzeugt.

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Der Winter ist über uns hereingebrochen. Es hat mehrere Wochen geschneit, schwer und naß. Und es gab jede Menge zu tun. Alle helfen zusammen. Wir rollen den Schnee zu großen Kugeln und legen sie in einem Ring um die Zelte. Den Platz selbst versuchen wir möglichst schneefrei zu halten. Um uns herum haben wir einen großen Festungswall gebaut. Der gibt Windschutz. Für die Kinder ist jetzt die beste Jahreszeit. Ich verstehe nicht, woher sie ihre Kräfte nehmen. Wenn sie nicht zu arbeiten haben (oder uns im Wege stehen), sind sie mit Schneeballschlachten, Rutschbahnen oder mit dem Bauen von Schneemännern beschäftigt. Es bleibt wenig Zeit für Märchen und alte Geschichten ... Ich ertrage die Kälte immer schlechter. Niemand sagt etwas, aber ich weiß, was sie über mich denken. Und ich fühle mich mehr und mehr überflüssig. Es strengt mich auch an, mich zu konzentrieren. Das kann viele Gründe haben. Tanith ist auf der Jagd. In letzter Zeit ist es schwierig gewesen, Nahrung zu beschaffen. Die besten Jäger sind oft tagelang unterwegs. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Ich weiß, daß diese Rolle die schwierigste wird. Ein paar Kinder besuchen mich trotzdem noch. Sie helfen mir, daß mein Feuer nicht ausgeht. Ab und zu bringen sie eine warme Suppe mit. Sie sind es, für die ich jetzt erzähle. Kita und Berik. Sie sind sechs Jahre alt und, ich glaube, Geschwister. »Erzähle uns von der Nacht.« Die nacht ist wie ein großes und unbekanntes Tier. Eine lebende Riesin aus blauschimmerndem Eis, das Fell mit Reif überzogen. Manchmal ist sie bewegungslos, stumm und taub, festgekettet an die Sterne. Aber plötzlich erwacht in ihr der Wahnsinn. Sie schlägt wild um sich, heult und hat Schaum vor dem Maul wie Wolken, zerreißt den Wind mit ihren scharfen Nägeln. Sie ist die Dunkelheit und die Kälte, und wehe uns, wenn eines Tages die Kette zerbricht ... Kälte, ihr wißt nicht, was Kälte ist, Kinder ... Das ist mehr als Winter ... das ist mehr als eine Frostbeule im Gesicht und Wind, der ins Zelt bläst. Kälte lähmt, sie macht das Leben zu einer Grimasse. Wehe uns, wenn die nacht einmal auf die Erde losgelassen wird ... Nichts kann auf dieser Riesin leben oder gedeihen. Die nacht hat weder Gäste noch Schmarotzer. Die Gna haben sich tief unter die Erde zurückgezogen, aber trotzdem können sie die nacht über ihren Köpfen stampfen und prusten hören, wie ein fernes Donnern in allen Ventilen und Luftkanälen und wie ein Echo ihrer Gesänge. »An was kannst du dich am besten erinnern?« fragt Kita und kriecht auf meinen Schoß. Am besten erinnere ich mich an die Sterne ... denn ich bin alle Treppen hinaufgestiegen. Ich bin ganz oben hinter den dicken Glasscheiben gestanden. Eingepackt in Pelze und Felle bin ich für einige kurze Augenblicke unter dem offenen Himmel gestanden, die Lampen hinter mir waren gelöscht ... ein Himmel, nicht grau wie bei uns, sondern hoch und dunkel ... wenn du ganz still stehst und den Kopf in den Nacken legst, überkommt dich ein Gefühl, als würdest du fallen, als würdest du aufgesaugt, nicht nur von der Dunkelheit, sondern auch von zahllosen Lichtern ... denn wo wir in der Dämmerungszone einen Stern sehen, sind es in der nacht Hunderte ... und wo wir drei oder vier erblicken, sind es Tausende ... mehr als wir zählen können. Kalt und klar glühen sie ... scharf wie Nadeln ... oder sie verbinden sich zu milchweißen Wolken aus Licht ... Ein solches Band zieht sich quer über den Himmel, ein Pfad aus Sternen ... Das Rückgrat der nacht, sagen die Ratten dazu, weil sie glauben, der Himmel würde dadurch oben gehalten. Für viele Sterne haben die Gna Namen, für die unbeweglichen Sterne und für die, die wandern ... und für die Bilder, die sie am Himmel zu finden meinen ... Die Ratten deuten mit den Sternen die Zukunft ... so wie andere die Zukunft aus den Eingeweiden der Tiere deuten und wir Felin manchmal rote Stäbchen werfen ... Niemand weiß, was die Sterne sind, ob sie lebendig sind oder tot. Vor langer Zeit einmal, so wurde mir erzählt, glaubten die Gna, daß die Sterne weit entfernte Lagerfeuer seien ... himmlische Feuerzeichen, die die Götter entzündeten, um sich gegenseitig zu grüßen ... Aber es ist nicht nur eine Frage der Erinnerung. Ich muß auswählen, denn nicht alles ist notwendig. Und vieles behalte ich besser für mich. So ist es, wenn ich erzähle. Und so ist es, wenn ich schreibe. Die Gna sind ein mächtiges Volk. Bei ihnen habe ich Dinge gesehen, die ich nicht für möglich hielt. Nur die Götter sind noch wunderlicher gewesen. Die Ratten wählten die Nacht. Um in Frieden leben zu können. Um den Metallvögeln zu entgehen. Um sich vorzubereiten. Sie nannten sich »Die-welche-die-Welt-erben«. Ich möchte nicht sagen, daß die Gna etwas Böses wollen. Aber sie träumen von Macht. Sie wollen befehlen. Sie wollen Ordnung schaffen. Sie wollen die ersten sein. Für die Hunde ist das gut und recht. Die Kaan sind es gewohnt, beherrscht zu werden. Aber die Felin? Wir sind ja nicht einmal bereit, Befehle von einem der Unsren entgegenzunehmen. Die Gna haben ihre Augen und Ohren überall in der Zone der Dämmerung. Sie haben ihre Freunde und Spitzel. Sie kennen die Schwächen und Eitelkeiten der Menschen. Sie wissen, wie man sie überreden kann. Sie wissen, was sie in Versuchung führt. Die Ratten sind zahlreich. Eines Tages werden sie aus ihren Löchern hervorkommen. Und wenn sie dann niemand aufhält und sich kein Weg findet, mit ihnen zusammen zu leben ... Dies ist die Wahrheit über die Gna. Ich besitze eine Fähigkeit, die mir in den meisten Fällen geholfen hat. Wenn etwas zu schwierig wird, wenn alles ausweglos zu sein scheint, wenn keine Flucht möglich ist, höre ich auf, um mich zu schlagen ... ich werde zu einer Schildkröte, verkrieche mich in mir, reduziere alle Gefühle, verwische jeden Gesichtsausdruck – und warte ab. So habe ich bei den Hunden gelebt. Und so habe ich die erste Zeit bei den Ratten überlebt. Wie hätte ich mich sonst verhalten sollen? Ich war gefangen, entführt ... ich fühlte mich schwach ... in meinem Kopf waren all die alten Bilder zerstört und die Konturen des Neuen, die ich erst vage ahnen konnte, ängstigten und verwirrten mich auf eine Weise, wie ich es niemandem wünschen möchte. Man behandelte mich wie einen, der nicht imstande ist, selbst zurechtzukommen, der aber trotzdem am Leben gehalten wird. Aus Mitleid? Um der Unterhaltung willen? Ich, weiß nicht, wie lange die Fahrt dauerte. Ich erinnere mich, daß die beiden Ratten versuchten, mit mir zu reden. Ruhig, freundlich, wie mit einem Kind. Aber ich antwortete nicht. Ich saß still. Blickte starr vor mich hin. Konzentrierte mich auf das Geräusch der Räder. Verdrängte alles andere. Wurde langsam zu einer Schildkröte. Viel Zeit sollte vergehen, bevor ich es wagte, überhaupt etwas zu verstehen. Dies erzähle ich Kita und Berik. Ich lächle sie an. Ich esse die Suppe, die sie mitgebracht haben. Ich kraule Kita zwischen den Augen. Und ich erzähle ihnen von dem großen Nest, zu dem ich gebracht wurde. Das Nest in der nacht. * Ein Labyrinth – groß wie eine Stadt, mit Tausenden von Räumen und Höhlen – wo Tunnels und enge Gänge über- und untereinander verlaufen, geradeaus und in Schleifen, durch Treppen und steile, spiralförmige Schächte verbunden. Zum Teil (besonders in den älteren Vierteln) sind die Decken so niedrig, daß man kriechen muß, aber an den meisten Stellen kann man aufrecht gehen und in dem kreisförmigen Hauptgang (wo alle Gemeinschaftsräume liegen) kann man zu zehnt nebeneinander gehen. Und alles ist ausgeleuchtet von Lampen, die nie verlöschen. Dieses und viele andere Geheimnisse haben die Gna aus Ermce und aus ähnlichen Orten geholt. Stück für Stück legen sie die Vergangenheit frei, mit geduldigen Klauen und einem Willen, der nur in eine Richtung weist ... Trotzdem glaube ich, man muß dort geboren sein, um sich überall zurechtzufinden. Ich habe versucht, mir feste Routen zu merken, habe Kurven und Ecken gezählt, aber es passierte fast täglich, daß ich mich verirrte. Sie wollen wie die Götter sein. Sie kopieren alles. Sie studieren die alten Bilder. Sie lesen Texte, die keinen Sinn geben, die sie aber auf die eine oder andere Weise deuten und über die sie lange und ermüdende Gespräche führen. Sie fertigen Gegenstände, die zu nichts zu gebrauchen sind ... Sie kleiden sich wie die Götter. Manchmal in knöchellange Umhänge, die sie über den Kopf ziehen, manchmal in ein zu zwei Röhren zusammengenähtes Stück Stoff, in das sie ihre Beine stecken. Sie benutzen Gürtel aus Leder. Sie haben Stiefel und leichte Fußbekleidungen, die bis zu den Knöcheln reichen. Sogar ihre Hände bekleiden sie manchmal mit dünnen, genau passenden Hüllen, in denen jeder Finger seinen Platz findet. Aber ich habe auch andere Handschuhe (wie sie das nennen) gesehen ... ich habe Soldaten mit Lederbändern um die Hände gesehen und mit Metallnägeln auf den Knöcheln. Bevor sie in den Kampf ziehen (wurde mir erzählt), werden die Nägel mit Gift beschmiert. Ein Schlag mit einem solchen Handschuh ist gefährlicher als der Biß einer Spinne. Sie wollten, daß ich mein Fell ablegen und passende Kleider anziehen sollte. Nach einigen Tagen ließ ich mich überreden. In meinem gewohnten Aufzug wurde es mir einfach zu warm. Das Gefühl, eingesperrt zu sein, war am schlimmsten, jedenfalls zu Beginn – dazu kam, daß wir immer so viele waren, überall Körper, Schnauzen, Hände, Füße...



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