Buch, Deutsch, Band 72, 65 Seiten, Format (B × H): 178 mm x 248 mm, Gewicht: 227 g
Reihe: Reihe Lyrik
Gedichte
Buch, Deutsch, Band 72, 65 Seiten, Format (B × H): 178 mm x 248 mm, Gewicht: 227 g
Reihe: Reihe Lyrik
ISBN: 978-3-948336-08-0
Verlag: Kookbooks
Bunt ist das Laub. Bunt, die Kleidung. Die Tiere bunt, die Menschen von Kopf bis Fuß. Bunt, die Gedichte, die guten wie die schlechten. Die Seen, die Himmel, die kreisenden Planeten, die Gottheiten und die Computer. Erinnerung strömt durch Gelenke, sammelt sich in Faszien, wird Information, Narrativ, Krankheit – wird übertragen.
Mein neues Gedicht weist entsprechend der faszialen Dynamik 3 verschieden geartete Faszienschichten auf.
1. Oberflächliche Faszien – deren hohe Elastizität (variable dynamische Sprache – transzendentes Schreiben) das Ansammeln sprachlicher Findungen fördert (entsprechend des Ansammelns von Körperfett in Verbindung mit pränataler Gewichtszunahme).
2. Viszerale Faszien – weniger dehnbar, verbinden die Organe und halten sie zusammen, halten ihre Spannung konstant, sodass die Organe eine Eigenmobilität im Körper behalten, ohne den Ort zu verlassen und ihre Funktion einzubüßen (gnadenloses Einlassen auf die innere Spannung, innere Breite & Enge, ohne Pose zu beziehen, Hereinlassen des Pferdchens ins Haus).
3. Tiefe Faszien – ausgestattet mit zahlreichen hochsensiblen Rezeptoren für Schmerzempfinden, Bewegungsänderungen, Druck & Schwingungen, Änderungen des chemischen Milieus und Temperaturschwankungen (Erkunden & Einarbeiten der immanenten Erinnerungen, Glückserfahrungen, Traumata – Übertragen der Krankheit, sich aussetzen, Gedächtnis).
— Yevgeniy Breyger
Weitere Infos & Material
Königreich des Regens
In der Nacht, als das Dorf sich bewaffnet, erfährt sie
ihre Bestimmung, die großen Felsen zu beschießen.
Am Flusslauf warten sie wie Augen. Entschieden,
ruhig kriecht Stein über Stein – Von ihr weg?
Wieder eine falsche Richtung, gröber als Sand,
Pulver, das ihr nicht gehorcht. Diese trockene Ader,
kann ich sie fassen? Felder – Felder. Wälder – Getier.
Im Denken verschwimmt eine Erinnerung. Sie läuft
in den Wind. Durch die innere Welt, entschlossen zum Fels,
hört Schüsse. Geschichte schießt auf Geschichte,
Hunde erschießen sich, Dorf schießt auf Stadt, Tiere
schießen Pflanzen auf Mineralien. Flinten gleiten
durch Hände. Substanzen beschießen ein weiches
Gemisch aus Gummi und Erde – Vogelschwärme
existieren als solche Geschosse, denkt sie,
und verschwinden zwischen Himmel, zwischen
Boden, in einer Brust. Weder Ankommen noch
Verschwinden ist möglich, wenn du so stark liebst.
Tritt hinaus, selbst der Fels hat gelernt zu verzeihen.
Tritt über zu den Menschen, ihre Körper
halten sich am Leben, indem sie wie Knospen
aufgehen, wenn es warm wird. Jahrlang Frühling,
wohin soll ich gehn? Aufgeben sei dir Gewinn.
Vergiss, was du tust, folge einem Gesang.
Offen spricht dein Seelentier,
menschlich seine Augenzahl.
Mitten durch die Zellmembran,
küsst sich ein geheimer Wind,
trittst du in mein Leben ein.
Wer mir dein Geheimnis nennt,
wird mit Liebe ausradiert.
Sieben freie Jahre lang,
dumme kurze Tage lang
achtsam sein als Todesgott.