Breuer | Der Wisent-Wahn | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 362 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 204 mm

Reihe: ratio-books Verlag

Breuer Der Wisent-Wahn

Ein Wittgenstein-Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96136-997-3
Verlag: Gedankenkunst Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Wittgenstein-Krimi

E-Book, Deutsch, 362 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 204 mm

Reihe: ratio-books Verlag

ISBN: 978-3-96136-997-3
Verlag: Gedankenkunst Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Wisent-Bulle, ein Förstersohn und ein Star-Metzger. Wie passen diese drei Individuen zusammen? Eigentlich gar nicht. Meint auch die Kripo in Bad Berleburg. Zumal die beiden Männer sich schon seit ihrer Jugend nicht ausstehen können. Trotzdem klingelt da etwas im Hinterkopf der Kommissare Lukas und Born, als der streng geschützte Bulle urplötzlich verschwunden ist. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass das Tier von einem Wilderer erschossen und irgendwie abtransportiert worden ist. Doch der ziemlich verarmte Förstersohn, der ganz schnell in Verdacht geraten war, kann es nicht gewesen sein. Sagen Zeugen. Für die Fahnder beginnt eine aufreibende Ermittlungsarbeit inmitten eines Politikums. Nämlich dem Streit um den Erhalt einer Wisent-Herde am Rothaarsteig. Mit einem schockierenden Ergebnis. Einer der Beteiligten verliert sein Leben.

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Der Druck des Tages war vorübergehend von ihm abgefallen. An den Abend und die Zerlegung des Wisents wollte er jetzt nicht denken. Vielmehr daran, dass es mal wieder ein erfolgreicher, vor allem aber ertragreicher Geschäftstag war. Dazu gehörten natürlich auch seine Außer-Haus-Lieferungen, die er allesamt erledigt hatte. Die größte gerade oben am Flugplatz, wo er 200 Bratwürste, 100 marinierte Schweine- und 100 T-Bone-Steaks hingebracht hatte. Zum alljährlichen Segelfliegermeeting. Die Damen und Herren der Lüfte legten immer wieder einen Mordsappetit an den Tag. Und ihre mitgebrachten Familien nicht minder. Die Stimmung dort oben war zwar nicht so besonders. Denn bereits am Mittag war das deutsche Frauenteam bei der Fußball-WM in Australien schon in der Vorrunde ausgeschieden. Das ganze Camp hatte vor dem Großbild-TV im Hangar geklebt und mitgefiebert. Jedoch umsonst, wie sich nach dem nüchternen 1:1 gegen Südkorea herausstellte. Den Geld- und Geltungsmenschen Josch kümmerte das nur marginal. Mit Fußball hatte er noch nie besonders viel am Hut gehabt. Mit den Umsätzen, die sich am Rand solcher Ereignisse machen ließen, jedoch schon eher. Und da konnte er sich beim besten Willen nicht beschweren. In Gedanken machte er schon mal eine Schlussabrechnung für den Tag, als er jäh aus den gehirnten Eurosummen gerissen wurde. Vor ihm scherte nämlich ein weiß-blau-gelbes Fahrzeug mit grellroter Leuchtschrift ein. Der Polizeiwagen musste ihn gerade überholt haben und forderte ihn mit Leuchtschrift unmissverständlich auf, ihm zu folgen. Dem Metzger wurde es abwechselnd heiß und kalt. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Erst das Erschrecken am frühen Morgen, als ihn die Sauerländer Beamten vor Henneckes Forsthaus ertappten. Und jetzt das. ‚Verdammt‘, durchfuhr es ihn, ‚ausgerechnet hier in der 70er-Begrenzung.‘ Unten in der Talsenke wurde er schließlich rechts ran zitiert und höflich um seine Papiere gebeten. Den Polizisten am Wagenfenster kannte er. Der kam gelegentlich im Laden vorbei, um sich eine Vesper zu holen. Der Mann bevorzugte gebackenen Leberkäse im Brötchen. Josch traute sich aber nicht, ihm mit dieser Vertraulichkeit zu kommen. „Herr Dörnbach, was haben Sie in Ihrem Hänger geladen?“, wollte der Uniformierte wissen. „Können wir da mal reingucken?“ „Können Sie gerne, wird Ihnen aber nichts bringen. Mein Kühlhänger ist nämlich leer.“ „Okay, ich möchte aber trotzdem mal einen Blick hineinwerfen.“ Mit einem gewissen Grummeln im Bauch stieg der Design-Fleischer aus und marschierte gemeinsam mit dem Polizisten nach hinten. „Achtung!“, rief er, „Sie müssen zwei Schritte zurück, sonst treffe ich Sie mit der Klappe.“ Der Beamte tat wie ihm geheißen, zeigte sich aber dennoch verblüfft. „Ich denke, das ist ein Kühlwagen. Wieso hat der denn eine solche Klappe, die sich zum Boden runter senkt?“ „Weil ich mit dem Wagen in erster Linie Rinder- und Schweinehälften aus dem Schlachthof abhole. Die bekommt man nicht so ohne weiteres über einen Absatz gewuchtet, den man bei einer Flügeltür zwangsläufig hat.“ „Das leuchtet ein“, gab sich der andere zufrieden. „Machen Sie jetzt bitte auf.“ Josch ließ die Heckklappe herunter und hoffte, sich am enttäuschten Blick des Beamten mit dem Namensschild ‚Mertens‘ freuen zu können. Doch der tat ihm nicht den Gefallen. Kurz nachdem er drinnen ausschließlich leere rote Fleischerkästen hatte ausmachen können, wandte der sich ab und meinte, „danke, Sie können wieder zu machen.“ Dann drückte er ihm die Papiere in die Hand und wünschte eine gute Fahrt. Der Ausgebremste war irgendwie angefressen. Obwohl der Beamte nicht im Ansatz unhöflich gewesen oder ihm gar mit Vorwürfen gekommen war. Doch was war denn eigentlich Sinn und Zweck dieses Manövers? Hatte die Polizei etwa geglaubt, er würde am späten Samstagnachmittag einen toten Wisent spazieren fahren und ihm aufgelauert? Und wenn ja, woher hätten die ‚Kieberer‘ diesen Glauben haben sollen? Konnte es etwa sein, dass sie einen Tipp der Sauerländer Kollegen bekommen und das in Zusammenhang mit dem Schuss am Rothaarkamm gebracht hatten? Da gurkt ein Metzger in aller Herrgottsfrühe mit einem Kühlhänger in den Wäldern herum, in denen ein streng geschütztes Wildrind getötet werden sollte. Naheliegend wäre das schon, überlegte er, während er gedankenschwanger dem Beamten zum Streifenwagen folgte. Mertens drehte sich auch prompt um. „Kann ich helfen? Ach, Sie wollen sicher wissen, warum wir Sie angehalten haben.“ Josch nickte nur. Sein inzwischen ausgedörrter Hals hätte keine Antwort zugelassen. „Will ich Ihnen gerne sagen. Weil Sie mehr als die Hälfte der Gefällstrecke mitten auf der Straße gefahren sind. Und das wäre bei Gegenverkehr verdammt eng geworden. Deshalb wollten wir a) überprüfen, ob Sie nüchtern sind und b) wissen, ob Sie eventuell schwer geladen haben. Beides ist jedoch offensichtlich nicht der Fall. Und eine wirkliche Verkehrsgefährdung können wir Ihnen wegen fehlenden Gegenverkehrs nicht vorwerfen.“ ‚Ob das wahr ist? Und wie war das mit meiner Geschwindigkeit? Ich bin doch mit Sicherheit zu schnell gefahren‘, grübelte der Fleischermeister. Doch das würde er mit Sicherheit nicht zur Sprache bringen. Selbst wenn er wieder Spucke im Mund gehabt hätte. Nur … irgendetwas stimmte da nicht. Von drinnen klopfte es an der Beifahrerscheibe. Mertens nickte und stieg ohne jedes weitere Wort ein. Noch bevor er die Wagentür richtig geschlossen hatte, legte der Kollege am Steuer einen Start mit fast durchdrehenden Rädern hin. Mit Blaulicht und Martinshorn jagte der Streifenwagen durchs Tal und bog kurz vor Rinthe links ab, in Richtung Berghausen. Wisent-Ranger Böhl war es nach wie vor nicht ganz geheuer zumute. Die Meldung von dem Schuss in der Frühe und das ganze Hickhack um die rumballernden Jungs hatten ihn richtig kirre gemacht. Seit Stunden nun war er auf der Suche nach der Herde. Doch von den Wisenten lugte nicht mal ein Horn um die nächste Waldecke. Das hatte er zwar schon häufiger erlebt. Aber nicht mit den Erlebnissen des Tages im Rucksack. Und das beunruhigte ihn. Außerdem fuchste ihn nach wie vor dieser feixende Café-Besitzer. Jörg Böhl war ein Gemütsmensch. Solche Zeitgenossen mochte er nicht. Noch immer waberte die Luft in der Hitze des frühen Abends und zeichnete skurrile Bilder der Landschaft. Eine Baumgruppe in der Wegebiegung vor ihm schien frei in der flirrenden Luft zu schweben. Zehn Meter weiter stahl die verzerrte Optik die Beine zweier Wanderer. Jörg Böhl beschloss, für einen Moment stehenzubleiben und auszusteigen. Hunderte Male hatte er in den vergangenen Jahren die grandiose Landschaft von diesem Höhenweg aus betrachten können. Und obwohl er hier fast jeden Grashalm kannte, war er bei jeder seiner Touren immer wieder tief beeindruckt. Doch seit gut drei Jahren mischte sich auch tiefe Traurigkeit in seine seelische Befindlichkeit. Denn der Wald, dieser riesige Wald im Rothaargebirge, starb einen unaufhaltsamen Tod. Die unerträgliche, immer weiter zunehmende Trockenheit und der Borkenkäfer fraßen das so geliebte Bild von den bewaldeten Berghängen einfach auf. Manche, einst mit mächtigen achtzig-, neunzigjährigen Fichten bewachsene Flächen, waren schon kahl und boten mit ihren braunen Böden ein trostloses Bild. In anderen Waldstücken wütete der Borkenkäfer noch, hatte aber bereits fast nadellose, kahle Gerippe hinterlassen, die wie Gichtkrallen in den Himmel ragten. Totes, wertloses Holz. Das satte Grün der Fichten geriet mehr und mehr in den Hintergrund. Dafür dominierten Holzpolder das Bild, die am Rand der abgeernteten Flächen auf den Abtransport ins Tal warteten. Der Ranger wischte sich den Schweiß von der Stirn und tupfte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, bevor er wieder einstieg. Noch hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, ‚seine‘ Wisentherde doch noch zu sehen. Unversehrt und vollzählig. Das war sein größter Wunsch. Im Hause Keppel brannte derweil die Luft. Vater Ralf war vom Golfplatz nach Hause zitiert worden. Seine Frau hatte ihn aus dem samstäglichen Freundeskreis losgeeist mit den alarmierenden Worten: „Du wirst hier dringend gebraucht. Die Polizei hat unseren Sohn und seinen Freund Matteo im Wald einkassiert und hergebracht.“ Auf die Frage, was denn passiert sei, erhielt er schon keine Antwort mehr. Seine aufgebrachte Gattin hatte das Gespräch bereits wieder beendet. Der promovierte Rechtsanwalt wusste, was das zu bedeuten...


Wolfgang Breuer ist ein Ur-Wittgensteiner. Und als solcher fühlt er sich auch heute noch, obwohl der 69-jährige Berghäuser schon seit über 40 Jahren in Baden-Baden lebt. Die Weltkurstadt am Fuße des Schwarzwaldes ist ihm zur zweiten Heimat geworden. Hier wohnt er mit seiner Ehefrau. Und hier leben seine beiden Töchter mit ihren Familien. Doch seine alte Heimat Wittgenstein trägt er weiter tief in seinem Herzen. Mit all seinen Erinnerungen. Und gerade die und das Wissen um die Städte und Dörfer, die Menschen und das Leben dort liefern ihm immer wieder Stoff für seine Kriminalgeschichten. Natürlich gespickt mit einem ordentlichen Quäntchen Fantasie und meist hart an der Realität. Wisent-Wahn ist der zehnte Wittgenstein-Krimi, den der ehemalige TV-Reporter auf den Markt bringt.



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