E-Book, Deutsch, Band 1, 475 Seiten
Reihe: Candlelight Inn
Bretton Candlelight Inn - Liebeszauber
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96655-622-4
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman | Band 1 | Susan Elizabeth Phillips ist begeistert: »Herzensangelegenheiten sind ihr Metier!«
E-Book, Deutsch, Band 1, 475 Seiten
Reihe: Candlelight Inn
ISBN: 978-3-96655-622-4
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Barbara Bretton wurde 1950 in New York City geboren. 1982 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, dem bis heute 40 weitere folgten, die regelmäßig die Bestsellerlisten eroberten. Ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrer Familie in Princeton, New Jersey. Bei dotbooks veröffentlichte Barbara Bretton in ihrer »Shelter Rock Cove«-Reihe die Romane »Ein Traum für jeden Tag« und »Ein Sommer am Meer« (auch als Sammelband erhältlich). Ebenfalls bei dotbooks erscheint ihre »Candlelight Inn«-Reihe mit den Bänden »Liebeszauber« und »Hochzeitschaos«.
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Kapitel 1
Seattle, Washington – Spätsommer
Es war einmal, da lebte in der Emerald City eine Frau namens Maddy Bainbridge, die glaubte, sie könnte zurück nach Hause zu ihrer Mutter ziehen, ohne Gefahr zu laufen, den Verstand zu verlieren.
Mittlerweile war Maddy alt genug, um zu wissen, dass alles, was einen mit siebzehn verrückt gemacht hatte, einen mit zweiunddreißig nur noch verrückter machen würde, doch der Vorschlag ihrer Mutter kam zu einer Zeit, als sie dem nichts entgegenzusetzen hatte und ihr eigentlich keine andere Wahl blieb.
»Ich brauche Hilfe, und du brauchst dringend einen Job«, erklärte Rose in jenem schicksalhaften Telefongespräch, das ihrer beider Leben verändern sollte. »Ich muss schon Gäste an andere Häuser verweisen und würde doch viel lieber den Gewinn mit meiner Tochter teilen als mit einem völlig Fremden.«
»Ich finde die Idee wirklich sehr nett, Mutter, aber das hier ist nur eine vorübergehende Durststrecke.« Eine zwar schon acht Monate dauernde Durststrecke, doch Maddy hatte nicht vor, sich darüber genauer auszulassen. »Ich bin fest davon überzeugt, dass die Sache mit der Synchronisation demnächst ins Rollen kommt.«
»Du bist Buchhalterin, Madelyn. Mit einem Hochschulabschluss. Du kannst mehr, als deine Stimme für Werbespots für Gebrauchtwagen auszuleihen.«
»Ich war Buchhalterin«, erinnerte sie ihre Mutter. »Der Bedarf an Erbsenzählern ist gering, wenn es nicht genug Erbsen zu zählen gibt.« Der große Einbruch im Internetgeschäft vor einigen Jahren hatte das Land mit den gescheiterten Existenzen ihrer Buchhalterkollegen von Washington bis hinunter nach Baja übersät.
»Wie dem auch sei, du hast ein Kind zu versorgen und keinen Ehemann, der dir unter die Arme greifen kann. Du brauchst eine Möglichkeit, wieder auf die Beine zu kommen, und ich brauche jemanden Vertrauenswürdigen, der mir im Geschäft hilft. Nenn mir nur einen guten Grund, wieso das nicht die optimale Lösung für uns beide ist, und ich werde nie wieder ein Wort darüber verlieren.«
Hörst du zu, lieber Gott? Nur einen guten Grund ...
An jedem anderen Tag hätte Maddy ihr zwanzig Gründe aufzählen können, doch an jenem Abend fiel ihr nicht ein einziger ein.
»Hannah hat seit Kurzem einen jungen Hund«, sagte sie schließlich, da sie die ablehnende Haltung ihrer Mutter allem Haarigen und Vierbeinigen gegenüber kannte. Die Hälfte ihrer Kindheit hatte sie sich gewünscht, Rose in einen Irish Setter verwandeln zu können. »Sie heißt Priscilla und ist nicht so ganz pflegeleicht.«
»Was für eine Art Hund?«
Oh, wie froh wäre sie gewesen, hätte es sich um etwas Großes, Sabberndes gehandelt.
Eine Dogge! Einen Bernhardiner! Einen Irischen Wolfshund mit Überbiss!
»Einen Pudel«, murmelte sie, in der Hoffnung, es klinge an Rose’ Ende wie Bulldogge.
»Hast du Pudel gesagt?«
»Ja«, erwiderte Maddy. »Einen Pudel.«
»Einen wie großen Pudel?« Rose klang belustigt.
Maddy blickte hinunter auf das winzige, lockige Fellbündel, das auf ihrem Schoß schlief. Die Wahrheit war manchmal zu ärgerlich. »Kann man jetzt noch nicht sagen«, erklärte sie, »doch sie hat riesige Pfoten.« Für ein Stofftier. Es bestand immer noch die Chance, Priscilla würde satte fünf Pfund erreichen, wenn sie sie gehörig füttern würde.
»Macht nichts«, erwiderte Rose seelenruhig. »Hauptsache, sie pinkelt nicht in die Aufenthaltsräume.«
War das ihre »Vogel friss oder stirb« Mutter, die da sprach, die Frau, die in drei Staaten als unumstrittene Sauberkeitskönigin verehrt wurde? Rose war dafür bekannt gewesen, ihr Bett nach einem viertelstündigen Nickerchen frisch zu beziehen. »Okay«, sagte Maddy, »jetzt ist es mir klar. Meine wirkliche Mutter wird in einem Kabuff im Keller hinter der Waschmaschine und dem Trockner gefangen gehalten.«
Rose’ Antwort war ein überraschend langer Moment des Schweigens. Keine bissige Retourkutsche. Keine vernichtende mütterliche Bemerkung. Nur gerade so viel Stille, um ihr einziges Kind zu nerven.
Maddy hätte ihr gerne mit gleicher Münze herausgegeben, doch Rose hatte ihr dreißig Jahre voraus, und sie war sich sicher, ihre Mutter könnte dieses Schweigen bis Weihnachten durchhalten, wenn sie es sich in den Kopf setzte. »Das war ein Scherz, Mutter. Du hättest lachen und es nicht ernst nehmen sollen.«
Rose räusperte sich. »Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht, was dich da oben in Seattle noch hält, jetzt nachdem Tom ... weggezogen ist.«
»Er ist nicht nur weggezogen. Du kannst es ruhig aussprechen. Ich verspreche, ich gehe daran nicht zu Grunde. Tom hat eine andere geheiratet. Ich bin darüber hinweg.« Bei dieser Lüge hätte ihre Nase eigentlich auf eine Größe anwachsen müssen, die der der Männer von Mount Rushmore ebenbürtig gewesen wäre.
»Du vielleicht schon«, erwiderte Rose, »aber Hannah bestimmt nicht. An sie solltest du denken.«
Schlagartig überkam Maddy das schlechte Gewissen. Das war nicht der Kidnapper, der sich als ihre Mutter ausgab, das war ihre Mutter.
»Gerade wegen Hannah bleibe ich ja in Seattle. Hier ist ihr Zuhause.« Sie schwieg und wartete auf eine Antwort. Rose jedoch blieb stumm. Nie zuvor hatte sich Rose so geschickt ausgeschwiegen. »Außerdem beginnt Hannahs Vorschule in ein paar Wochen.«
»Hier in New Jersey gibt es auch Schulen.«
»Alle ihre Freunde sind hier.«
»Sie ist vier Jahre alt, Madelyn. Sie wird neue finden.«
»Seattle ist unser Zuhause.«
»Zuhause ist da, wo deine Familie ist. Was Hannah jetzt um sich braucht, sind Menschen, die sie lieben.« Menschen, die sie nicht alleinlassen. Rose sprach diese Worte zwar nicht aus, doch das war auch gar nicht nötig. Sie hatte bereits die schweren Geschütze aufgefahren und sie direkt auf Maddys Herz gerichtet.
Oh Gott, Mutter, du hast ja recht. Natürlich hast du recht. In dem Punkt kann ich dir nicht widersprechen. Erging es dir damals auch so, als Daddy zurück nach Oregon ging? Bist du damals auch jede Nacht wach gelegen, hast die Decke angestarrt und dir um mich die gleichen Sorgen gemacht wie ich mir um Hannah? Es ist schon so lange her, dass ich sie lachen hörte. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange schon. Ich gehe zwar nicht mehr in die Kirche, aber vielleicht sollte ich, denn ich fürchte, es bedarf eines Wunders, Hannah wieder glücklich zu machen.
Doch nichts von alledem kam über ihre Lippen. Zu viele Jahre der Entfremdung, der Meinungsverschiedenheiten, mal größere, mal kleinere, lagen zwischen ihnen. Der Geist des einsamen kleinen Mädchens von damals war plötzlich wieder da und ließ sich nicht beiseiteschieben. Nur, jetzt trug das kleine Mädchen die Züge von Hannah.
Und wie betete Hannah ihren Vater an! Im Mittelpunkt ihrer Welt hatte ihr sonntäglicher Brunch gestanden, die Ausflüge zur Space Needle und zu den Spielen der Mariners, die Spaziergänge am Meer, wo er ihr beibrachte, wie man Krebse aß. Der Verlust dieser wöchentlichen Unternehmungen hatte ihr glückliches Kind in ein kleines Mädchen mit traurigen Augen verwandelt, das Maddy kaum noch wiedererkannte. Wie erklärte man dem Kind, das man mehr als sein Leben liebte, dass nicht jeder Mann dazu geeignet ist, rund um die Uhr Vater zu sein?
»So war das nicht geplant«, hatte Tom Lawlor erklärt, als Maddy ihm eröffnete, sie sei schwanger. Auch sie hatte es so nicht geplant, doch es kam vor, dass das Leben einer Frau ein Wunder bescherte und sich darauf verließ, dass diese damit zurecht kam. Toms Kinder hatten bereits eigene Kinder, und er hatte den Ausstieg aus der Firma, die ihm gehörte, herbeigesehnt und ein Leben, das nichts mit Töpfchengehen und Zahnfee zu tun hatte.
Nicht einmal in Maddy war der Kinderwunsch bereits gereift. Kinder lagen für sie noch in nebliger Ferne, waren eine Vorstellung, mit der man sich später irgendwann beschäftigen würde. Sie war davon überzeugt gewesen, dass Tom sich eines Tages für den Gedanken an ein weiteres Kind erwärmen könnte, doch bis dahin war sie mit dem Leben, das sie beide führten, recht zufrieden. Sie nahm die Antibabypille äußerst gewissenhaft jeden Morgen mit ihrem Orangensaft ein und vertraute auf Gott, Vaterland und die moderne Pharmazie.
Eine schwere Grippeerkrankung – und eine vergessene Pille – hatte sie eines Besseren belehrt.
Die unbeschwerte, sorglose Beziehung, die sie und Tom vor ihrer Schwangerschaft miteinander gehabt hatten, gehörte schon bald der Vergangenheit an. Er mochte sie noch immer, und sie wusste, dass er Hannah liebte, doch manchmal schien es Maddy, als liebte er ihre Tochter eher so, wie man einen Golden Retriever liebt. Ein Teil seines Herzens verweigerte sich, und auch das Wunder ihres kleinen Mädchens hatte daran nichts ändern können.
Warum sagte einem keiner die Wahrheit, wenn man dieses schreiende, glitschige, kostbare Neugeborene ausgehändigt bekam? Alle gratulierten und wünschten ihr alles Gute. Es gab Gutscheine für Wegwerfwindeln und Feuchttücher, doch über das Wichtigste verlor niemand auch nur ein Wort. Wieso sagte einem keiner, dass Füttern und Windelnwechseln noch der einfachste Teil waren; ein Baby schrie, wenn es Hunger hatte, und quengelte, wenn es nass war. Auch die noch so unerfahrene Mutter fand dies problemlos heraus. Wenn ihr doch nur irgendjemand, irgendwann verraten könnte, wie man einem kleinen Mädchen mit gebrochenem Herzen helfen konnte.
»Versprich mir, dass du über den Vorschlag nachdenkst«, bat Rose sie eindringlich, als sie sich verabschiedeten.
»Ich werde darüber nachdenken«, versprach Maddy und tat dann ihr Möglichstes, das Ganze aus ihrem Gedächtnis zu streichen.
Doch es geschah etwas...