Bremm | 1864 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Bremm 1864

Bismarcks erster Krieg

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-608-12382-1
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Geburtsstunde des Kaiserreichs: der deutsch-dänische Krieg neu erzählt
Mit dem Einmarsch der preußischen und österreichischen Truppen in Dänemark begann am 1. Februar 1864 der deutsch-dänische Krieg, der später der erste »Einigungskrieg« genannt werden sollte. Packend schildert Bestsellerautor Klaus-Jürgen Bremm die diplomatischen Verwicklungen und militärischen Ereignisse und zeigt – vor dem Hintergrund der großen europäischen Machtpolitik – wie unter Bismarck Preußen zur deutschen Vormacht aufstieg.
Auf keine Kampagne blickte Otto von Bismarck am Ende so stolz zurück, wie auf den Krieg gegen Dänemark. Mit seiner Politik voller überraschender Wendungen gelang es ihm gegen alle Widerstände, die so lange umstrittenen Elbherzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg in den preußischen Staat einzufügen. Fraglos war die Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864 der militärische Höhepunkt des ungleichen Kampfes, in dem das kleine dänische Heer gegen die beiden verbündeten deutschen Vormächte Österreich und Preußen keine Chance hatte. Unter Berücksichtigung des Schleswig-Holsteinischen Aufstandes von 1848/50 und der dänischen Sicht, nach der die Fortentwicklung einer modernen Verfassung in Dänemark nur unter Einbeziehung Schleswigs möglich schien, schildert Bremm die diplomatische Vorgeschichte und den Verlauf des Krieges von 1864. Er lässt uns das Kampfgeschehen hautnah nacherleben und beschreibt, wie damals erstmals viele Elemente der modernen Kriegsführung eine wesentliche Rolle spielten.
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»Die up ewig ungedeelten müssen einmal Preußen werden«
»Holstein fragte: Sie wollten das gleich von Anfang an? Ja, gewiss, erwiderte der Fürst. Gleich nach dem Tode des Königs [Frederik VII.] von Dänemark. Es war aber schwer. Alles war dabei gegen mich, die Kronprinzlichen, er und sie, von wegen der Verwandtschaft, der König selbst zuerst und lange Zeit Österreich, die kleinen deutschen Staaten, die Engländer, die es uns nicht gönnten. Mit Napoleon, da ging es, der dachte uns damit zu verpflichten. Endlich waren zu Hause die Liberalen dawider, die auf einmal das Fürstenrecht für wichtig hielten – es war aber nur ihr Hass und Neid gegen mich –, und auch die Schleswig-Holsteiner wollten nicht. Die alle, und was weiß ich noch.« Otto von Bismarck am 20. Oktober 1877[1] Jahrhundertelang galt den Dänen das Dannevirke zwischen Treene und Schlei als das eindrucksvolle Symbol ihres nationalen Selbstbehauptungswillens. In seinen wechselnden Ausprägungen sollte es seit dem Mittelalter Franken und reichsdeutsche Aufgebote aufhalten, und noch zu Beginn des Krieges von 1864 war der dänische Glaube an seine Wirksamkeit gegen die modernen Armeen der Preußen und Österreicher ungebrochen. Erhalten sind von »Königin Thyras« mächtiger Burg nur noch einige Mauerreste, aber die von Pionieren der Bundeswehr und der Danske Forsvar wiedererrichtete Bastion XIV verschafft eine Vorstellung vom Ausmaß der Wehranlage zu Beginn des dänischen Katastrophenjahres. Eingehegt von der typischen westdeutschen Wohnbebauung, erscheint das Ganze inzwischen recht unspektakulär, und von seiner einstigen Wichtigkeit für das Nachbarland Dänemark erfährt der Besucher höchstens noch in dem kleinen, ebenso unscheinbaren Museum am Rande der Anlage. Der symbolische Bedeutungsverlust des Danewerks lässt sich auf den ersten Blick leicht dadurch erklären, dass es schon seit anderthalb Jahrhunderten nicht mehr Teil Dänemarks ist. Auch seit ihrer letzten Verschiebung nach dem Ersten Weltkrieg verläuft die Staatsgrenze immer noch etwa 60 Kilometer nördlich des ehemaligen Verteidigungswerkes. Allerdings hatten sich die Dänen selbst schon im Verlauf des Krieges von 1864 von ihrem einstigen Nationalmythos zu verabschieden begonnen. War doch ihre gesamte Streitmacht nur wenige Tage nach Eröffnung der Feindseligkeiten zur Bestürzung vieler dänischer Patrioten ohne Kampf heimlich und bei Nacht aus der Anlage abgezogen worden. Militärisch war es zwar ein weiser Entschluss, mit dem General Christian Julius de Meza dem Land die Armee wohl gerettet hatte, erinnerungspolitisch jedoch war es eine Entzauberung. Noch im selben Krieg sollten dagegen die auf einem Höhenzug am östlichen Rand der Halbinsel Sundewitt oberhalb von Düppel aufgeworfenen Schanzen für Dänemark zum neuen Kristallisationspunkt nationalen Stolzes werden. Zwar waren auch sämtliche dieser zehn Schanzen am 18. April 1864 innerhalb nur weniger Minuten verloren gegangen, aber die dänische Armee hatte zuvor dort wochenlang dem gewaltigen preußischen Artilleriefeuer getrotzt und bis zuletzt tapfer um die befestigten Stellungen gerungen. Gerade der verlustreiche Tag von Düppel sollte damals erheblich zu Dänemarks Bereitschaft beitragen, den Kampf gegen die Deutschen auch in scheinbar aussichtslos gewordener Lage fortzusetzen. Freilich lagen auch die Reste der Düppeler Schanzen nach dem Wiener Friedensschluss vom 30. Oktober 1864 nicht mehr auf dänischem Staatsgebiet, und die Karriere des Schlachtortes als nationale Erinnerungsstätte begann dann auch erst nach dem Ersten Weltkrieg, als mit der Volksabstimmung von 1920 der Sundewitt und die benachbarte Insel Alsen wieder an Dänemark zurückfielen. König Christian X. nahm damals das Land feierlich in Besitz und ließ auch innerhalb der von den Preußen erweiterten alten Schanzen eine Gedenktafel anbringen. Kein anderer Ort repräsentierte das nationale Trauma von 1864 und die späte Heilung der damals geschlagenen Wunden seither so wirkungsmächtig wie Dänemarks »neues Danewerk«, die Schanzen von Düppel. Kein Name in Dänemark habe einen solchen Klang«, erklärte König Frederik IX. noch anlässlich der großen Gedenkveranstaltung am 18. April 1964 in einer spontanen Rede auf den Düppeler Höhen (Dybbol Banke) und bezog in sein Gedenken auch die dänische Bevölkerung ein, die 56 Jahre lang zäh gegen eine Fremdherrschaft und eine fremde Sprache angekämpft habe.[2] Auch ein halbes Jahrhundert später schien die Prominenz von Düppel ungebrochen zu sein. In dem 2014 mit einem Rekordbudget produzierten dänischen Historiendrama über den Krieg gegen Preußen und Österreich muss sich eine versprengte Gruppe dänischer Soldaten vom Danewerk bis nach Düppel zurückschlagen. Als sie endlich in der Nacht auf ein preußisches Feldlager stoßen, können sie bereits in der Ferne die Düppeler Mühle im Mondlicht erkennen. Keiner der Soldaten verliert darüber ein Wort, und fast jeder dänische Zuschauer weiß, ohne dass es ausgesprochen werden müsste, dass für die erschöpften Männer ihr Ziel in diesem Moment zum Greifen naheliegt. Inzwischen steht die im Verlauf der Kämpfe zerstörte, aber schon bald wieder aufgebaute Düppeler Mühle sogar allein für den »18. April«, da die alten dänischen Schanzen schon kurz nach der Schlacht von den siegreichen Preußen zugunsten zweier größerer Befestigungen abgetragen worden waren. So wurde die Mühle für viele Dänen das prominente Symbol für den gegen eine erdrückende Übermacht verlorenen Krieg, den Dänemark nicht zuletzt auch zur Verteidigung seiner liberalen Novemberverfassung von 1863 gegen die beiden reaktionären deutschen Vormächte geführt hatte.[3] Für jeden Dänen hatte es damals auf der Hand gelegen, dass auch das staatsrechtlich nicht gebundene Schleswig trotz der entgegenstehenden Verbote des Zweiten Londoner Protokolls von 1852 in die neue Lösung einbezogen werden musste. Die ständigen Einmischungen der Deutschen unter Berufung auf den uralten Ripener Vertrag von 1460 in die Verhältnisse eines Herzogtums, das weder zum Alten Reich gehört hatte, noch Teil des Deutschen Bundes war, empfand man nördlich der Schlei als übergriffig. Es würde ehrlicher gewesen sein, wenn die Deutschen ihre Eroberungsabsichten ganz gerade heraus ausgesprochen hätten, ohne den Versuch einer Rechtsverdrehung, hatte schon 1848 der Kopenhagener Rechtsprofessor und Abgeordnete der Liberalen, Andreas Frederik Krieger, geklagt.[4] Die Düppeler Höhe blieb auch in den Dekaden seit der Hundertjahrfeier mit hochrangiger Beteiligung der zentrale Ort des Gedenkens der Nation an ihren letzten Krieg mit jährlichen Kranzniederlegungen, patriotischen Reden und symbolischen Märschen von der Höhe hinab nach Sonderburg. 1992 wurde unweit der Mühle auch das gleichnamige Geschichtszentrum mit einer zunächst noch auf die dänischen Verteidiger fixierten Ausstellung eröffnet. Es war dasselbe Jahr, als der Außenseiter Dänemark mit einem Endspielsieg gegen die favorisierte bundesdeutsche Elf Fußballeuropameister wurde und viele Dänen in diesem überraschenden Erfolg dann auch eine späte symbolische Revanche für »1864« sahen.[5] Für zeitweilige Diskussionen sorgte zuletzt die vom Sonderburger Garnisonskommandanten 2002 initiierte Beteiligung einer offiziellen Delegation der Bundeswehr, in der jedoch nicht wenige Dänen nur eine neue Form deutscher Übergriffigkeit sahen.[6] Wie schwierig das erinnerungspolitische Terrain auf Seiten der Dänen nach wie vor ist, zeigt sich auch in der bereits erwähnten und von dem bekannten Filmemacher Ole Bornedal produzierten Kurzserie 1864 aus dem Jahre 2014, in der frei erfundene schwarze Totenkopfhusaren mit entmenschlichten Zügen dänische Gefangene ermorden. Einer gemeinsamen Würdigung der Ereignisse von 1864 steht vor allem aber entgegen, dass die Dänen damals einen ganz anderen Krieg als die Deutschen hatten führen müssen. Für das kleine Dänemark war er ein existenzielles Ereignis, eine zuletzt sogar die eigene Unabhängigkeit bedrohende Katastrophe, für Preußen-Deutschland dagegen nur der unspektakuläre Prolog zu zwei weiteren siegreichen »Einigungskriegen«. Großbritanniens damaliger Premierminister Henry John Temple, der dritte Viscount of Palmerston, nannte den Krieg sogar ein Ereignis, auf das jeder ehrenhafte und großmütige Deutsche zukünftig nur voller Scham zurückblicken könne.[7] Nur wenige Deutsche außerhalb Schleswig-Holsteins dürften heutzutage wohl von der Düppeler Mühle gehört haben, kaum größer wird der Kreis derer sein, denen der Krieg von 1864 noch ein Begriff ist, wobei auch dieses bescheidene Erinnern durch eine weitere Asymmetrie geprägt sein dürfte. Während Preußen-Deutschland nach »1864« noch in weit gewaltigeren Schlachten und schließlich sogar in zwei Weltkriegen kämpfte, war es für Dänemark bereits die letzte Schlacht und der Beginn seiner Existenz als beinahe vergessener Kleinstaat am Rande Europas. Erst 2003 sollte das Land mit seiner langen Tradition der Neutralität brechen und seine Söhne und dieses Mal auch seine Töchter wieder in einen Krieg schicken. Bemerkenswerterweise war diese besondere dänische Sicht auf »1864« gar nicht so weit von der Haltung Otto von Bismarcks entfernt. Auch für...


Bremm, Klaus-Jürgen
Klaus-Jürgen Bremm, geboren 1958, ist Historiker und Publizist. Von 1980 bis 1989 war er Offizier in der Bundeswehr. Er wurde 2003 an der Universität Potsdam mit einer Arbeit über die militärische Nutzung der Eisenbahnen promoviert. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche sehr erfolgreiche Bücher zur Technik- und Militärgeschichte, darunter auch über die beiden Kriege von 1866 und 1870/71. Mit seinem neuen Buch liegt somit erstmals seit langer Zeit wieder eine komplette Trilogie der deutschen Einigungskriege vor.

Klaus-Jürgen Bremm, geboren 1958, ist Historiker und Publizist. Von 1980 bis 1989 war er Offizier in der Bundeswehr. Er wurde 2003 an der Universität Potsdam mit einer Arbeit über die militärische Nutzung der Eisenbahnen promoviert. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche sehr erfolgreiche Bücher zur Technik- und Militärgeschichte, darunter auch über die beiden Kriege von 1866 und 1870/71. Mit seinem neuen Buch liegt somit erstmals seit langer Zeit wieder eine komplette Trilogie der deutschen Einigungskriege vor.


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