E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Brem / Lehner Shibashi - Ruhe und Achtsamkeit erfahren
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7543-8324-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lebensimpulse aus dem Qi Gong
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
ISBN: 978-3-7543-8324-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Shibashi, auch bekannt als die 18 Gesundheitsübungen des Qi Gong, ist Meditation in Bewegung. Es verbindet östliche und westliche Spiritualität, Körper und Seele, Himmel und Erde. Verspannte Muskeln werden locker, der Energiefluss im Körper harmonisiert sich, der Geist wird ruhiger und wacher. Die Shibashi-Lehrerinnen Antoinette Brem und Barbara Lehner stellen eine Kurzform des Shibashi ausführlich vor, leiten in Text und Bild zum Üben an und zeigen, wie es heilsam in den Alltag integriert werden kann. Ein hilfreiches Buch für Shibashi-Übende und Menschen, die auf der Suche sind nach einer Spiritualität, die Körper und Seele verbindet.
Antoinette Brem lernte Shibashi Qi Gong bei Mary John Mananzan, Manila/Philippinen und bei Marimil Lobregat, Chi Chinese Healing College, Sydney/Australien. Sie ist akkreditierte Care-for-Carers Trainerin des Chi Chinese Healing College von Master Zhang Hao. Grundausbildungen in Seelsorge (Clinical Pastoral Training), Gruppendynamik, Konfliktmediation, wegbegleitendem Gespräch, kontemplativem Tanz und Bewegung/Körperarbeit, Prozessbegleitung im Spiegel der Natur, Lebens- und Trauerbegleitung bei Jorgos Canacakis. 2004 gründete sie zusammen mit Barbara Lehner die Lebensgrund GmbH und ist seither tätig als Ausbildnerin in Trauerbegleitung und Shibashi Qi Gong, sowie in der Begleitung von Menschen in Lebensübergängen.
Autoren/Hrsg.
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Mich einfinden –
Lebendig werden in Gegensätzen
Taoistischer Gruß
Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns. DSCHALÂL-ED-DÎN RUMÎ (13. JAHRHUNDERT) Hinführung
Alles Gegensätzliche als Teil des Ganzen sehen »Körper und Geist, Himmel und Erde, alles, was uns gegensätzlich erscheint, ist in Wahrheit eins. Der Kosmos ist ein Ganzes und ich bin Teil dieses Geheimnisses.« Mit diesen Worten und einer dazugehörigen Eröffnungsgeste finden wir uns jeweils ein, bevor wir uns durch die Bilder des Shibashi bewegen. Wir verbinden Erde und Himmel, Nacht und Tag, Frau und Mann, Winter und Sommer, Körper und Geist, Leib und Seele, Herz und Verstand, Mensch und Gott. Symbolisch führen wir so alles zusammen, was uns in unserem westlich geprägten Denken als sich widerstreitende Gegensätze erscheint. Wir drücken damit aus: Es braucht beide Pole, sie bedingen einander und erst zusammen bilden sie ein Ganzes. Warum ist dies für uns so wichtig? Typisch westlich: das Entweder-Oder-Prinzip Unsere westliche Kultur ist stark geprägt von einer dualistischen Sicht auf die Dinge und aufs Leben. Diese verführt uns bisweilen dazu, die Welt in zwei sich gegenseitig ausschließende Prinzipien aufzuspalten. Dies prägt unser Handeln, belastet unsere Beziehungen zueinander und verhindert, dass wir in einen inneren Frieden mit uns selbst finden. Es drückt sich häufig in zwei schlichten Worten aus: entweder – oder. Ein solches Denken geht weit zurück, bis in vorchristliche Zeit. Es hat nicht nur die Sicht auf irdische Dinge geprägt, sondern zeigt sich auch in religiösen Vorstellungen: Das dualistische Weltbild braucht neben dem Guten das Böse, das bekämpft wird. Andere religiöse Traditionen versuchen die sogenannten dunklen Mächte mitten hinein ins Herz Gottes und in die Gemeinschaft der Menschen zu holen. Hier wird ein Dialog aufgenommen mit dem ängstigenden Anderen, um es anzuhören und ins Ganze einzubinden. Beispielshaft ist die Geschichte des Franz von Assisi und dem Wolf von Gubbio. Die Menschen der Stadt Gubbio fürchteten sich vor dem bösen Wolf, der ihre Lämmer frisst und ihre Kinder bedroht. Der Legende nach geht Franz vor die Stadtmauern zu ihm hin, sagt ihm ins Gesicht, was er tue, sei unrecht, und bittet ihn, mit den Stadtbewohnern Frieden zu schließen. Der Wolf lässt sich darauf ein, es kommt zur Begegnung mit den Leuten von Gubbio, die ihrerseits erkennen, dass auch sie gegenüber dem Wolf gefehlt haben, weil sie ihn hungern ließen. So schließen sie mit dem Wolf einen Vertrag und geben ihm fortan täglich seinen Teil an Futter. Gut und böse als Zuschreibungen lösen sich in dem Moment auf, wo es zur Begegnung zwischen den Widersachern kommt, wo sie für ihr Fehlen aneinander Verantwortung übernehmen und sich dadurch wieder gegenseitig Vertrauen schenken können. Ein lebensfreundlicher Strang christlicher Schöpfungsspiritualität findet sich hier mit der Weisheitstradition des Taoismus wieder, welcher dem spirituellen Hintergrund von Shibashi – wie allen anderen Qi Gong-Formen – zugrunde liegt. Das Wechselspiel von Yin und Yang Sicherlich ist Ihnen das Yin-Yang-Symbol bekannt. Es ist wohl die auch bei uns am weitesten verbreitete sichtbare Spur des Taoismus. Seine Botschaft unterscheidet sich wesentlich von der dualistischen Denkweise. Sie erinnern sich: Im dunklen Yin-Teil findet sich ein heller Yang-Punkt, im hellen Yang-Teil ein dunkler Yin-Punkt. Beide Teile tragen den Samen des anderen in sich. Sie bedingen einander, es geht nicht um den Sieg des einen über den anderen, sondern um Ergänzung. Es geht um »sowohl – als auch«. In der chinesischen Philosophie sind Yin und Yang zwar Gegensätze, aber sie sind nicht unvereinbar. Sie verbinden sich vielmehr harmonisch zu einer größeren Einheit. Alles existiert erst in Beziehung zum anderen. Yin und Yang sind Pole, die sich anziehen und ergänzen wie Nacht und Tag, Einschlafen und Aufwachen, Ruhe und Bewegung. Neue Geschlechteridentität im Wechselspiel von Yin und Yang Yin und Yang werden bestimmte Entsprechungen zugeordnet. Zum Beispiel gehört zu Yin: Erde, Mond, Herbst, Winter, Füße, nachfolgen, schlafen, passiv, langsam, dunkel, weiblich. Zu Yang dementsprechend: Himmel, Sonne, Frühling, Sommer, Kopf, führen, wachen, aktiv, schnell, hell, männlich. Aber aufgepasst! Um uns jetzt nicht in eine Falle zu begeben, bedarf es nochmals eines kritischen Blickes auf den westlichen Dualismus. Denn er wirkt sich bis heute auf die Beziehung von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft aus. Dualistische Konzepte wurden vor bald 200 Jahren herangezogen, um die Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu beschreiben. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts kam folgende Sichtweise in der abendländischen Kultur auf: Frauen seien kraft ihres Wesens zuständig für alles Naturhafte und Häusliche, Männer für das Geistige und Öffentliche. Vorher gab es noch nicht ein Bild der idealen Frau und des idealen Mannes, sondern es herrschte eine bunte Vielfalt verschiedener Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit. Bis heute sind jedoch die Zuschreibungen aus dem 18. Jahrhundert verantwortlich für die anhaltende Zurücksetzung von Frauen in vielen Lebensbereichen. Aber auch viele Männer leiden – trotz ihrer Vormachtstellung – zunehmend unter diesem Weiblichkeits- und Männlichkeitsbild. Denn es bedeutet auch für Männer eine Reduzierung ihrer menschlichen Möglichkeiten. Heute rückt der Gedanke in den Vordergrund, dass die menschlichen Qualitäten und Kompetenzen nicht länger auf die beiden Geschlechter aufgeteilt werden sollten. So kommen wir dem näher, was die Taoisten unter dem Wechselspiel der Kräfte von Yin und Yang verstehen. Darum ist es wichtig, dass wir die weibliche Kraft Yin und die männliche Kraft Yang und ihre Entsprechungen nicht vermischen mit den bei uns noch immer vorherrschenden Bildern von Frau- und Mannsein. Das würde auch an dem vorbeizielen, was die taoistische Philosophie damit meint. Nach ihr sind Yin und Yang die beiden kosmischen Kräfte, die aus dem Ursprung geboren wurden und danach Himmel, Erde und Menschheit miterschaffen haben. Genau genommen schaffen sie in jedem Menschen immer wieder neu das Leben. So ist es für jeden Menschen, egal ob Frau oder Mann, wichtig, in sich weibliche Yin-Kräfte und männliche Yang-Kräfte zu nähren, zu verbinden, sich in ihrem Wechselspiel einzufinden. Das wahre Tao ist das unbeschreibliche Tao – die anfangslose Wirklichkeit Was aber ist das Tao? Es kennt viele Namen: Weg, Weltgesetz, Führerin des Alls, um nur einige zu nennen. All diese Begriffe benennen jedoch nur einen Teilaspekt des Tao. Seine eigentliche Bedeutung ist die des harmonischen Wandels der Natur, des schöpferischen Urprinzips, das aus sich heraus in nie endender Fülle alle Dinge gebiert, erhält und wieder auflöst. So ist es der Urgrund allen Seins, unwandelbar und ewig. Es ist das höchste Transzendente, die eine anfangslose Wirklichkeit, aus der das Universum entspringt. Alle Bemühungen, das Tao begrifflich zu definieren, kommen dem Versuch gleich, den weiten Ozean in ein Binnengewässer zwängen zu wollen. Niemals wird uns dies gelingen! In diesem Sinne gleicht es dem, was Meister Eckhart mit der Idee der Gottheit umschrieben hat: Er meint damit jene Wirklichkeit, die noch vor jedem Sichtbarwerden und jeder (dogmatischen) Vorstellung von »Gott« existiert.3 Auch sie lässt sich mit unseren gängigen Begrifflichkeiten nicht einfangen. Anders als in der christlichen Gottes-Vorstellung ist das Tao keine Person. Es ist nicht einmal göttlich. Es ist einfach das ultimative Prinzip von allem und der Ursprung des Ursprungs. Wann immer wir also unsere Übungssequenzen mit der Eröffnungsgeste »Taoistischer Gruß« beginnen, verneigen wir uns letztlich vor dem unaussprechbaren Geheimnis des Urgrunds des Lebens. Wir finden uns ein in der kraftvoll-schöpferischen Wirklichkeit von Yin und Yang und eröffnen den heilsamen Tanz mit den Kräften der Erde und des Himmels. Anleitung zur Eröffnungsgeste »Taoistischer Gruß«
Stehen Sie aufrecht und gut verwurzelt da, das Gewicht auf beide Beine gleichmäßig verteilt. Die Zehen zeigen nach vorne, die Füße sind parallel und nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Die Knie sind locker, nicht durchgestreckt. In Ihrer Vorstellung geht ein Faden vom obersten Punkt des Scheitels aus und verbindet Sie mit einem Himmelspunkt über Ihnen. So stehen Sie ausgerichtet und aufrecht da, getragen vom Boden und gehalten vom Himmel. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Leibmitte, Ihr Dantien, und lassen Sie aus der Kraft Ihrer Mitte beide Arme in einer ruhigen Bewegung seitlich hochsteigen bis auf die Höhe der Brust, leicht unterhalb der Achseln. Die Handflächen zeigen dabei zum Boden, die Schultern bleiben unten. Führen Sie dann die Arme von den Seiten her langsam in einem weiten Bogen vor den Körper....