Brée | Du wirst mich töten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Brée Du wirst mich töten

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-903217-79-9
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-903217-79-9
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fräulein Goldstaubs Gespür für Schmerz Seit Tabata Goldstaub als Mädchen ins Grab ihrer ermordeten Mutter gefallen ist, verfolgen sie dunkle Ohnmachten. Jahre später wird sie Polizistin: eine unkonventionelle Einzelgängerin, die stets an ihre Grenzen geht. Als die junge Frau in eine Mordserie verwickelt wird, steht plötzlich alles auf dem Spiel - auch das Leben ihres ungeborenen Kindes, das ihre einzige Hoffnung ist, endlich wieder etwas zu empfinden. Tabata ahnt nicht, dass ihr der Mörder näher ist, als sie denkt und dass ihre Schicksale auf fatale Weise miteinander verknüpft sind ... Ein verstörender und zugleich feinsinniger Roman voll dunkler Geheimnisse, greller Albträume und tiefer Abgründe: überraschend, brutal und poetisch. 'Uli Brée ist nicht nur als Drehbuchautor eine Wucht!' Bernhard Aichner, Thriller-Autor 'Ein außergewöhnlicher Roman über zwei zerstörte, verlorene Seelen und ihre Erlösungssehnsucht. Nichts für schwache Nerven. Düster und spannend bis zum Schluss.' Philipp Hochmair, Schauspieler

Uli Brée ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Drehbuchautoren, u. a. für Kult-Serien wie 'Vorstadtweiber', 'Vier Frauen und ein Todesfall' sowie 'Tatort'. Mit Rupert Henning und André Heller hat er den Kinofilm 'Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein' verwirklicht.

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VERACHTUNG
Ich lasse grad checken, ob es noch ähnliche Fälle gibt. Vielleicht haben wir ja Glück, und wir haben es mit einem Serienmörder zu tun. Wäre doch eine coole Sache, oder?« Ansgar lehnte, lässig mit einem Bein wippend, über seinem vernarbten Schreibtisch und grinste Tabata und seine Chefin breit an. Wie viele Mordfälle wohl schon über diesen Tisch gewandert waren. Das alte Büro mit seinen hohen Decken, den knarzenden Holzdielen und den großen undichten Fenstern trug unausrottbar den alten Wiener Mief in sich, als gelte es, ihn zu archivieren. Ansgar musste daran denken, dass er mit Tabata und Katharina schon Sex gehabt hatte. Der Gedanke bereitete ihm Freude. Er konnte sich ein stilles, unauffälliges Grinsen nicht verkneifen. Sein Feingefühl reichte nicht aus, um zu spüren, dass beide Frauen wussten, woran er gerade dachte. Das Einzige, was er spürte, war die Verachtung, die sie ihm entgegenbrachten. Und die Kälte. Katharina hasste ihn regelrecht. Aus gutem Grunde. Zumindest aus ihrer Sicht. Sie bemühte sich trotzdem um Professionalität. Tabata gegenüber hegte sie zwiespältige Gefühle. Sie hatte sie seinerzeit vor Ansgar gewarnt, aber Tabata hatte nicht auf sie gehört. Das enttäuschte Katharina. Gleichzeitig beneidete sie Tabata um Ansgar. Dieses Gefühl verwirrte sie. Ja, für dieses Gefühl verachtete sie sich. »Ein Serienmörder ist nicht cool.« Zumindest konnte sie ihn zurechtweisen. Aber er grinste weiter. »Was wissen wir noch?« »So wie es aussieht, hat der Täter sein Opfer bewusstlos geschlagen und dann in den Verbindungstunnel getragen. Es gibt keinerlei Schleifspuren.« »Er hat ihn getragen? Allein? Wie weit?« »Keine Ahnung, wir wissen ja nicht, wo er ihn niedergeschlagen hat. Aber zumindest fünfhundert Meter muss er ihn geschleppt haben. Das Opfer hat schätzungsweise sechzig Kilo gewogen.« »Besteht die Möglichkeit, dass es zwei Täter waren?« »Die Möglichkeit besteht immer.« Wieder setzte Ansgar seinen Klugscheißerblick auf, aber Katharina ignorierte ihn einfach. »Was ist mit dir, Tabata? Du bist so still. Hast du eine Theorie? Irgendwas zum Motiv?« Der Tote hat mich gestern Nacht mit einem Messer bedroht. Vielleicht hab ich ihn ja auf dem Gewissen. Ich kann mich nur an nichts erinnern. Jedenfalls liegt in meiner Handtasche eine blutdurchtränkte Bluse. Das hätte sie zum Beispiel antworten können. Aber sie sagte nur: »Nein, keine Theorie. Ich hab keine Ahnung, was da passiert ist.« Sie konnte Katharina nicht die Wahrheit sagen. Wie auch. Sie kannte die Wahrheit ja selber nicht. »Könnte die Tat rassistisch motiviert sein? Das Ganze wirkt, als hätte der Täter sein Opfer geschächtet.« Ansgar lachte abschätzig auf. »Vielleicht ist es ja irgendein fanatischer Tierschützer, der die Moslems auf die gleiche Art ausbluten lässt wie sie ihre Kühe und Ziegen. Keine schlechte Idee. Dann begreifen die Arschlöcher endlich mal was.« »Ich glaube nicht, dass die Katholiken ihre Schweine humaner töten.« »Hey, die lassen die ausbluten! Weißt du, was das heißt?« Ansgar sprang von seinem Schreibtischstuhl auf und fuhr Tabata wütend an. Der Holzboden unter seinen Füßen knarrte. Noch bevor sie antworten konnte, fragte Katharina dazwischen. »Wissen wir den Namen des Opfers?« »Ja, wir haben seine Geldbörse. Es war noch alles da. Raubmord war es keiner.« »Ihr fahrt zu der Adresse und versucht rauszufinden, wo und mit wem sich das Opfer in der letzten Nacht rumgetrieben hat.« Tabata hob die Hand. »Ich würde das gern alleine machen.« Ansgar zog die Augenbrauen hoch und stieß einen verächtlichen Laut aus. »Bitte, wenn die Kollegin glaubt, dass sie alleine mehr rausbringt.« Katharina nickte nur. Die Anspannung zwischen Ansgar und Tabata war nicht zu übersehen. »Einverstanden.« Katharina lächelte zufrieden. Ansgar setzte trotzig noch einmal nach. »Wir haben in seinen Taschen Amphetamine gefunden. Also nicht direkt. Eher auf dem Boden. Ihm ist ja alles rausgefallen, wie er da am Haken hing. Ich schätze, der Typ hat sich in der Drogenszene am Karlsplatz rumgetrieben.« »Irgendwelche Vorstrafen?« »Ein paar kleine Drogendelikte. Der war kein großer Fisch.« »Gut. Also dann. An die Arbeit. Hoffen wir mal, dass es bei einem Einzelverbrechen bleibt.« Abermals setzte Ansgar eins drauf. Er wusste nie, wann es genug war. »Kann ich mir nicht vorstellen. Wenn das eine Geschichte zwischen zwei Dealern gewesen wäre, dann hätte sich der andere nicht solche Mühe gemacht. Und für Revierkämpfe war der Typ viel zu unwichtig. Dieser Mord hat Methode. Da ging es nicht um diesen Typen, da ging es ums Morden. Und die Freude dran. Da haben einer oder zwei Täter ganz genau gewusst, was sie tun. Und sie haben es nicht zum ersten Mal getan. So viel ist sicher.« Dabei blickte er zu Tabata, als wüsste er um ihre Ängste. Dabei wusste er nichts. Gar nichts. Tabata nahm wortlos ihre Handtasche und ging. Draußen vor dem Gebäude verließen sie ihre Kräfte. Sie wusste nicht, wohin mit sich. Bevor sie zu der Adresse des kleinen Motherfuckers fuhr, wollte sie noch mal ins Hotel. Sie brauchte Schlaf. Ruhe. Sie musste erst zur Besinnung kommen und einen klaren Gedanken fassen. Vielleicht kamen ja auf diese Weise die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. Sie hätte sich gern etwas Frisches angezogen, aber ihre Kleidung hatte sie in Ansgars Wohnung. Und wenn es einen Ort gab, an den sie jetzt nicht wollte, dann war es sein Mausoleum. So nannte sie die Wohnung insgeheim. Sie hatte am Vorabend ihren alten Ford Capri im Innenhof des Polizeipräsidiums stehen gelassen. Das machte sie immer so. In ihr Sternstundenhotel fuhr sie mit der U-Bahn. Wenn sie gestern mit dem Auto gefahren wäre, wer weiß, vielleicht wäre der kleine arrogante Türke jetzt noch am Leben, und sie wäre keine Mörderin. War sie eine Mörderin? Tabata schüttelte es bei dem Gedanken. Sie trug ein Baby in ihrem Bauch. Unschuldiges Leben. Wie hätte sie in diesem Zustand ein anderes auslöschen können? Nein, nein, es musste eine andere Antwort geben. Sie griff in ihre Jackentasche. Sie war leer. Wie konnte das sein? Sie war gestern nach der Arbeit noch bei ihrer Frauenärztin gewesen. Sie hatte sich auf die Liege gelegt, die Ärztin hatte Tabatas Bauch mit Gel eingeschmiert und war dann mit einem Schallkopf über den großen, runden Hügel gefahren, in dem Tabatas Baby schlummerte. Mit diesem Ding sandte die Ärztin Schallwellen in die kleine Baby-Höhle, und ihr Kind sandte ein Echo an sie zurück. Das faszinierte Tabata. Es erinnerte sie an alte Heimatfilme mit Luis Trenker, die ihre Mutter immer so geliebt hatte. Wie er hoch oben auf einem Berg stand, die Hände zu einem Trichter geformt, und laut irgendetwas rief, woraufhin ein gewaltiges Echo zurückkam. Wie oft hatte sie ihrer Mutter etwas zugerufen. Es war nie etwas zurückgekommen. Auf dem Schirm sah sie ein Herz schlagen, das sie retten würde. Sie hatte das Ultraschallbild in ihre Jackentasche gesteckt. Jetzt war es verschwunden. Tabata stieg in ihren grünen Ford Capri und fuhr los. Der alte Bau, in dem sich die Mordkommission befand, war in Katharinas Augen genauso morbid wie ihre Arbeit. Die hohen Räume, die Flügeltüren, die nie richtig schlossen, die knarzenden Parkettböden oder die vom Zigarettenqualm gelbbraun gefärbten Stuckdecken, aus einer Zeit als das Rauchen noch nicht geächtet war. All das wirkte auf sie genauso tot wie die Opfer, mit denen sie täglich zu tun hatte. Genauso tot wie ihre Ehe. Genauso tot wie ihr Leben. Nein, sie war nicht glücklich. Nicht einmal zufrieden. Sie musste etwas ändern. Das war ihr klar. Aber wer musste das nicht? Als sie sich mitsamt ihrem Unglück in ihren alten Schreibtischsessel fallen ließ, stand Ansgar wieder vor ihr. Ansgar, der ihr so viel Schmerz und so viel Lust zugefügt hatte. »Was ist denn? Noch was vergessen?«, fragte sie müde. »Es ist wegen Tabata. Sie ist schwanger.« »Was du nicht sagst. Ist nicht zu übersehen. Du verhältst dich allerdings nicht gerade wie ein treu sorgender Ehemann.« »Tss. Die Frage ist eher, ob sie sich wie eine treue Ehefrau verhält.« »Ansgar, lass mich mit eurem privaten Scheiß in Ruhe. Wenn es was Berufliches ist, dann rede. Ansonsten verpiss dich.« »Du hast damit angefangen, nicht ich. Ich mache mir Sorgen. Als ihr Kollege. Ich denke, sie sollte in ihrem Zustand etwas...


Uli Brée ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Drehbuchautoren, u. a. für Kult-Serien wie "Vorstadtweiber", "Vier Frauen und ein Todesfall" sowie "Tatort". Mit Rupert Henning und André Heller hat er den Kinofilm "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein" verwirklicht.



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