E-Book, Deutsch, Band 1767, 160 Seiten
Reihe: Romana
Braun Goldener Oktober in der Provence
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-86349-359-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1767, 160 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86349-359-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ihr geliebtes Weingut Medallion - verkauft an einen Fremden! Doch Juliet gibt nicht auf. Diesem Phillip Holland wird sie zeigen, wer mehr von französischen Weinen versteht, und bald wird Medallion wieder ihr gehören. Aber der amerikanische Winzer ist so ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat. Er versteht sein Fach, sieht gut aus und ist auch noch sehr sympathisch - so sympathisch, dass Juliet sich unter dem mondhellen Himmel der Provence sehnsüchtig in seine Arme schmiegt. Nur eine Affäre, denkt sie. Und ahnt nicht, dass Amors Pfeil längst ihr Herz getroffen hat ...
Nach ihrem Studium an der Central Michigan Universität arbeitete Jackie Braun knapp 17 Jahre lang als Journalistin. Regelmäßig wurden dabei ihre Artikel mit Preisen ausgezeichnet. 1999 verkaufte sie schließlich ihr erstes Buch 'Lügen haben hübsche Beine' an den amerikanischen Verlag Silhouette, der es im darauf folgenden Jahr veröffentlichte. Der Roman machte Jackie zum Star am Liebesroman-Himmel und ihr nächstes Buch wurde für den RITA Award sowie den National Readers Choice Award nominiert. 2004 beendete Jackie ihre Journalistenkarriere, um so ihre ganze Zeit dem Schreiben widmen zu können. Der Erfolg gibt ihr Recht denn ihre mitreißenden Liebesromane knüpfen genau da an, wo ihre ersten Bücher aufgehört haben und sind ebenso erfolgreich. Zusammen mit ihrem Ehemann Mark und ihrem Sohn Daniel lebt Jackie in Flushing, Michigan.
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1. KAPITEL
Juliet stand auf dem Balkon des Hauses, das sie von ihrem Vater geerbt hatte, und beobachtete, wie ein silbernes Cabriolet rasant in die Straße zum Weingut einbog. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf das blonde Haar, die sonnengebräunte Haut und das selbstbewusste Lächeln des Fahrers, denn trotz kühler vierzehn Grad fuhr er mit offenem Verdeck.
An einem anderen Tag hätte sie ihn wahrscheinlich für einen Verrückten gehalten oder jemanden, der eine Weinverkostung zu viel besucht hatte. Aber sie wusste ja genau, wer da heute so früh am Morgen in diesem schicken Sportwagen herangebraust kam.
Phillip Holland!
Schon allein sein Name brachte sie auf die Palme! Dieser Kerl hatte seine Anteile an dem jahrhundertealten Familienweingut Holland Farms im kalifornischen Napa Valley verkauft und ihr Medallion erworben, ohne dass sie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hatte, es zu verhindern.
Bisher war sie ihm noch nicht persönlich begegnet, aber wie es aussah, bot sich wohl heute die Gelegenheit dazu. Sie wollte Medallion unbedingt zurückhaben – und sie würde es zurückbekommen! Einen Mann, der ohne mit der Wimper zu zucken seinen Familienbesitz verkaufte, konnte man doch bestimmt dazu überreden, ein gerade erst erworbenes Weingut wieder aufzugeben? Und wenn nicht … wenigstens ihren Job als Chefwinzerin wollte sie behalten!
Eigentlich zog sie nie voreilige Schlüsse über Menschen, die sie nicht kannte, aber sie bezweifelte, dass sie Phillip Holland besonders mögen würde. Und zwar nicht nur, weil er besaß, was rechtmäßig ihr gehören sollte. Schließlich war sie in Winzerkreisen zu Hause, und von seiner Sorte hatte sie bereits genügend Exemplare kennengelernt: arrogante Erben riesiger Weingüter, die absolut keine Ahnung von der Weinherstellung hatten und sich einbildeten, dass man mit moderner Technologie die gleiche Qualität erreichen könnte wie mit jahrelanger hingebungsvoller Arbeit!
Seit Juliet das College abgeschlossen hatte, arbeitete sie fünfzig Stunden die Woche, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Phillip Hollands dieser Welt hatten das natürlich nicht nötig! Trinken mochten sie können, aber ihr Wissen über Weine endete eben auch meist am Rand ihrer edlen Weingläser.
Fast zärtlich ließ sie den Blick über die Rebstöcke auf den Hängen schweifen, die sich wie die Flicken einer Patchworkdecke vor ihren Augen ausbreiteten. Cabernet, Chardonnay und Pinot gehörten zu den Sorten, die sie zusammen mit ihrem Vater angepflanzt hatte. Die Blätter der riesigen alten Platanen, die sich am Horizont abzeichneten, begannen bereits, sich bunt zu verfärben. Nicht nur in den kühleren Temperaturen, auch in den strahlenden Rot- und Goldtönen kündigte der Herbst sich an. Wie sehr sie den Herbst in Südfrankreich liebte!
Für eine Winzerin hieß das natürlich Erntezeit, und diese Lese versprach die beste in Medallions Geschichte zu werden. Die vergangenen neun Jahre hatten sie und ihr Vater im Schweiße ihres Angesichts gearbeitet. Zuerst, um das Gut aufzubauen, dann um sich und ihrem Wein in der Branche einen Namen zu machen. Jetzt endlich waren sie erfolgreich! Krampfhaft versuchte sie, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Ihr Vater würde die Früchte seiner Arbeit nicht mehr genießen können.
Energisch wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. In den letzten Monaten hatte sie wirklich schon genug geweint! Normalerweise weinte sie überhaupt nicht. Was halfen schon Tränen? Was konnten sie verändern? Ihre Mutter war damals nicht zu ihr zurückgekehrt, und ihr Vater war für immer von ihr gegangen, und das Weingut – hatte sie auch verloren. Nun, das würde sich noch herausstellen.
Fröstelnd verließ sie den Balkon, flocht ihr volles Haar zu einem strengen Zopf zusammen und machte sich für die Arbeit fertig. Wenn – oder bis – der neue Besitzer ihr nicht kündigte, hatte sie eine Aufgabe zu erfüllen.
Schon gestern Abend war Phillip Holland in Marseille gelandet. Da er sich von der langen Reise ziemlich erschöpft fühlte, hatte er beschlossen, dort ein Hotelzimmer zu nehmen. Allerdings hatte er dann vor lauter Aufregung die ganze Nacht kein Auge zugetan. Als die Sonne glutrot und verheißungsvoll über dem spiegelglatten Meer aufging, setzte er sich in sein Auto. Bis Le Pin, dem kleinen Städtchen, in dessen unmittelbarer Nähe Medallion sich in die hügelige Weinlandschaft der Provence schmiegte, waren es gut zwei Stunden Fahrt. Und er wollte nicht rasen, sondern die Schönheit der Natur genießen.
Als er an der Mittelmeerküste entlangfuhr, verspürte er plötzlich den drängenden Wunsch, sich den salzigen Wind um die Nase wehen zu lassen und all die herrlichen Ausblicke völlig ungehindert zu genießen. Also hatte er das Verdeck seines Cabrios heruntergeklappt. Was schadete das bisschen Kälte, wenn man dafür mit der frischen Seeluft und dem Duft von Zypressen und wildem Thymian belohnt wurde?
Schon bald führte sein Weg ihn weiter ins Landesinnere. Auch wenn er sich ungern von den malerischen Buchten der Côte d’Azur verabschiedete, die ausgedehnten Pinienwälder hatten ihren eigenen, geheimnisvollen Zauber. Kurz vor Le Pin öffnete sich die Waldlandschaft. Endlose Lavendelfelder und gemütliche Bauernhäuser boten sich seinem Blick – und endlich auch die ausgedehnten Weinhügel, die noch nach alter Tradition mit Ölbäumen statt Zäunen abgegrenzt wurden.
In Le Pin angekommen, hatte er sich eilig ein Zimmer in einem kleinen Hotel genommen und seine Sachen abgestellt. Bis er eine ordentliche Bleibe gefunden hatte, würde er dort wohnen bleiben. Aber jetzt wollte er endlich zu seinem Weingut!
Phillip brachte sein Auto zum Stehen und stieg aus. Die Hände in die Hüften gestützt, sah er sich um. Er lächelte stolz, soweit sein vom kalten Fahrtwind halb erfrorenes Gesicht es zuließ. Die vorangegangenen Besuche hatten ihn nicht im Mindesten auf die herbstliche Schönheit Medallions vorbereitet.
Auch im Sommer hatte er die Landschaft der Provence mit ihren dichten, einsamen Pinienwäldern und violett leuchtenden Lavendelfeldern wunderschön gefunden. Damals hatte er verstanden, warum der tiefblaue Himmel über Frankreichs Süden seit Jahrhunderten Maler und Dichter inspirierte! Doch sosehr ihm die satten Blau- und Grünschattierungen des Sommers auch gefallen hatten, sie waren nichts im Vergleich zu den kräftigen Farben des Herbstes! Phillip konnte sich kaum sattsehen an dem blutroten Blättermeer der Platanen, das sich in einem atemberaubenden Kontrast von den immergrünen Pinien abhob, die dem Städtchen Le Pin seinen Namen gegeben hatten.
Fröstelnd rieb er seine klammen Finger. Das war der Preis für seine Fahrt ohne Verdeck, doch was machte das schon? Er fühlte sich lebendiger als je zuvor!
Erwartungsvoll betrat er Medallions Probierstube. Dieses Weingut gehörte ihm! Ihm allein! Er würde die Entscheidungen treffen, und zwar ohne seine Ideen vor irgendjemandem rechtfertigen zu müssen. Geschweige denn um eine Erlaubnis zu bitten, die er dann doch nicht bekam. Oh nein! Endlich war er der Boss!
Eine knappe halbe Stunde später geriet diese Überzeugung allerdings ein wenig ins Wanken, als eine junge Frau energisch in die Probierstube marschierte. Sie musste so um die dreißig sein, und ihre zusammengezogenen Augenbrauen ließen nichts Gutes ahnen.
Groß war sie, nur ein paar Zentimeter kleiner als seine 1,82 Meter, und schlank – sofern man das unter dem riesigen Wollpullover, den sie trug, erkennen konnte. Ausgewaschene Jeans und Gummistiefel komplettierten ihr Outfit. Trotzdem wirkte sie sehr weiblich.
Als sie den Raum betrat, unterbrachen alle Angestellten sofort ihre Arbeit und warfen einander nervöse Blicke zu. Eine bedrückende Stille breitete sich aus, und Phillip hatte das ungute Gefühl, dass sich hier niemand auf seine Seite stellen würde.
„Sie müssen Miss Monroe sein“, begann er, um das unbequeme Schweigen zu beenden. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört“, fuhr er fort und ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. „Ich bin Phillip Holland.“
Ihre Augen waren also grün, und ihr Haar, das sie aus unerfindlichen Gründen in einem streng geflochtenen Zopf trug, hatte die warme Farbe von frisch gemahlenem Zimt. Irgendetwas an ihr reizte ihn, ohne dass er es genau hätte benennen können. Dem klassischen Schönheitsideal entsprach sie jedenfalls nicht, und ihr Sinn für Mode schien auch nicht besonders ausgeprägt zu sein. Seine Ex-Verlobte Mira hatte immer ausgesehen, als sei sie gerade von den glänzenden Seiten eines Modemagazins gesprungen.
Die hohen Wangenknochen und die schmale Nase bildeten mit dem vielleicht etwas zu breiten Mund ein charmantes Ensemble. Bemerkenswert schien ihm das passende Wort, um sie zu beschreiben.
Noch immer presste sie ihre sonst sicherlich vollen Lippen zusammen. Schließlich stieß sie hervor: „Miss Monroe wird aber überhaupt nicht gern mit ‚Miss Monroe‘ angesprochen.“
Trotz ihres kühlen Tons schaffte Phillip es, sein Lächeln aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlich fiel es ihr nicht leicht, einen neuen Besitzer zu akzeptieren. „Wie werden Sie denn gern angesprochen?“, fragte er freundlich.
„Juliet. Alle nennen mich Juliet“, erwiderte sie und reichte ihm mit so grimmiger Miene die Hand, dass er sich nicht sicher war, ob sie ihn begrüßen oder zum Armdrücken herausfordern wollte.
Juliet … dieser ausgesprochen feminine Name passte irgendwie nicht so recht zu ihr. Obwohl – vielleicht, wenn sie ihr langes Haar offen trug … Aber worüber dachte er hier eigentlich nach? „Es ist schön, Sie kennenzulernen,...