Brandt | Lieben und lieben lassen | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Brandt Lieben und lieben lassen

Wie du deine Ehe liebevoll öffnen kannst, ohne dass sie zerbricht
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5979-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie du deine Ehe liebevoll öffnen kannst, ohne dass sie zerbricht

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-8192-5979-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was, wenn ein leidenschaftliches Abenteuer außerhalb eurer Beziehung euch nicht trennt, sondern verbindet? In diesem einfühlsamen, persönlichen Ratgeber erzählt Tim Brandt von seinem Weg in eine offene Ehe - und den Herausforderungen, Ängsten und Chancen zu wachsen, die er gemeinsam mit seiner Partnerin erlebt hat. Mit viel Offenheit, Reflexion und einem liebevollen Blick auf Beziehung, Sexualität und Freiheit zeigt das Buch, wie alternative Beziehungsformen gelingen können. Ein praktischer Begleiter für alle, die selbst neue Wege gehen - oder plötzlich mit ihnen konfrontiert werden.

Tim Brandt ist Familienvater und zusätzlich zu seinem Vollzeitjob freier Autor und Trainer. Nach vielen Jahren klassisch-monogamer Ehe öffnete er gemeinsam mit seiner Partnerin Schritt für Schritt die Beziehung - und fand sich mitten in einer intensiven persönlichen Entwicklung zwischen Nähe, Freiheit, Eifersucht und Liebe wieder. In seinem ersten Buch teilt er seine Erfahrungen und Impulse aus über fünf Jahren gelebter Beziehungspraxis mit einem offenen Blick auf alternative Lebensmodelle.
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1. Normal – was ist das?


Was die geltende Norm, also „normal” im Wortsinn, ist, wird entweder willkürlich festgelegt – oder es bestimmt sich durch das, was die Mehrheit befürwortet, was am häufigsten vorkommt oder wie die meisten sich verhalten. Ein Standard wird festgelegt oder ergibt sich aus den Umständen, wird akzeptiert, dann verbreitet angewendet und ist schließlich allgegenwärtig. Was also Normalität ist, ist keineswegs gottgegeben oder vorgezeichnet, sondern ändert sich ständig durch Vorgaben und äußere Umstände – und seine Verfestigung in der Gesellschaft ist ein dynamischer Prozess. Um das an einigen Beispielen zu verdeutlichen, kannst du dir vor Augen führen: Noch in den 1970er-Jahren war es ganz normal, dass in Restaurants, im Büro und in der Bahn geraucht wurde, dass die Menschen ohne Gurt in hohem Tempo über die Autobahn fuhren und Frauen nur arbeiten durften, wenn das „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar” war. Bis 1969 standen homosexuelle Handlungen in Deutschland gemäß §175 unter Strafe, der erst 1994 gänzlich aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wurde, und bis 1990 durften im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz Frauen nicht wählen gehen. All das scheint uns schon jetzt, also nur wenige Jahrzehnte später, wie aus der Zeit gefallen und alles andere als normal, sogar zum Teil absurd, und das ist sehr gut so. Es zeigt vor allem, wie schnell sich gesellschaftliche Normen verändern können. Was heute noch völlig unvorstellbar ist, kann morgen schon ganz normal sein und umgekehrt. Und genau das Gleiche gilt auch für die romantische Liebe, die Ehe und das monogame Zusammenleben.

1.1. Monogamie und romantische Liebe


Für immer zusammen zu sein, das ganze Leben mit „dem einen” Partner verbringen – ist das nicht romantisch? Von der Lust auf andere Menschen quasi erlöst zu werden, indem man das perfekte Gegenüber findet, gilt immer noch als das romantische Ideal schlechthin. Das gesellschaftliche Beziehungsbild zieht sogar den Umkehrschluss: Wenn du noch Lust auf andere hast, dann ist dein derzeitiger Partner nicht der richtige! Die Vorstellung, dass exakt ein einziger Mensch all deine menschlichen Bedürfnisse nach Liebe, Nähe, Vertrautheit, Intimität und Sex zu einhundert Prozent stillen können muss, ist weit verbreitet und gilt als normal. So wird jeder und jede zum Richter gemacht: „Dein Mann hat sich in jemanden verliebt? Dann stimmt mit eurer Beziehung etwas nicht!” oder „Selbst schuld, dass deine Frau fremdgegangen ist, hättest du dich besser um sie gekümmert!”. Verstehe mich nicht falsch, natürlich können Ausbrüche dieser Art von einer Schieflage in der Beziehung ausgelöst werden. Daraus können wir aber noch nicht auf die Hintergründe schließen. Entscheidend ist, welche Bedürfnisse solchen Ereignissen zugrunde liegen, das werden wir später ergründen. Aber woher kommt diese gesellschaftliche Prägung? Sind wir gar von Natur aus monogam?

Bis vor mehr als zehntausend Jahren lebten die Menschen noch als Nomaden; die Zeitspanne von damals bis heute entspricht nur um die 400 Generationen (Blakemore, 2019). Erst vor ungefähr dieser Anzahl an Elterngenerationen also begannen wir, sesshaft zu werden. Da hatte der moderne Mensch aber bereits über 300.000 Jahre lang existiert, der Zeitraum der Sesshaftigkeit ist mit mageren gut drei Prozent davon also eher ein kurzer Moment der Menschheitsgeschichte (Callaway, 2017). Als Ackerbau und Viehzucht im Leben der Menschen Einzug hielten, brachte das viele Vorteile und einige Annehmlichkeiten mit sich – und plötzlich „besaßen” die Menschen im Wortsinn etwas, was vorher Allgemeingut gewesen war, nämlich Land. Seit diesem Zeitpunkt spielte der Besitz unbeweglicher Güter, wie der eines Hauses, eine immer wichtigere Rolle, und auch das Anhäufen von Eigentum, also Reichtum, wurde möglich. Die Menschen begannen, mehr zu besitzen als die Dinge, die sie täglich zum Leben brauchten. Das brachte Wohlstand und Sicherheit, warf aber gleichzeitig die Frage auf, was mit dem Angesammelten geschehen sollte, wenn man starb. Die eigenen Kinder versorgen zu wollen ist ein wichtiges und verständliches Ziel, und dies war nun sogar noch über den eigenen Tod hinaus möglich.

Aber wer waren wirklich die eigenen Kinder? Diese Frage war ohne die heutigen Möglichkeiten im Zeitalter von Gentests kaum zu beantworten, sie konnten schließlich auch von einer Zufallsbekanntschaft stammen. Vor der Sesshaftigkeit war das schlicht nicht so wichtig; die Kinder kamen von der Mutter und wurden von der Gemeinschaft mitversorgt (Hollersen, 2016). Nun aber spielte es plötzlich auch eine Rolle, wer der Vater war – und die Lösung, um eine einigermaßen zuverlässige Antwort auf diese Frage garantieren zu können, lautete: Monogamie.

Nun war, zumindest nach außen hin, gesichert, wer der eigene Nachwuchs war – und wer den Besitz einmal erben würde. Monogamie ist also ein Werkzeug, um erarbeiteten Wohlstand und Besitz über die Generationsgrenze hinweg zu sichern. Das ist grundsätzlich erst einmal richtig und nachvollziehbar. Ein zusätzlicher Effekt war, dass eine monogame Lebensweise besser vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützte.

Im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert kam aber etwas ins Spiel, das die Rahmenbedingungen von Grund auf veränderte: Neue, sehr sichere Verhütungsmittel in hoher Qualität und breiter Verfügbarkeit sorgten zumindest in der westlichen Welt dafür, dass die Menschen volle Kontrolle über die Familienplanung erlangten und sich jetzt in hohem Maß gegen sexuell übertragbare Infektionen schützen konnten. Wenn wir nun einmal als Gedankenspiel die allgegenwärtige monogame Beziehung nicht mehr als Grundmodell voraussetzen, dann wird klar, dass in dieser neuen Situation auch außerehelicher Sex problemfrei möglich sein kann und darf. Denn wenn kein Kind entsteht und alle weitgehend gesund bleiben, fallen die Gründe weg, die zur Monogamie geführt hatten. Das Risiko, Nachwuchs zu zeugen oder sich anzustecken, ist natürlich nicht gleich null, aber es ist beherrschbar geworden. Konsequent und richtig angewendete Verhütungsmethoden wie das Kondom bieten einen guten und zuverlässigen Schutz. Es gibt mittlerweile Impfungen gegen viele sexuell übertragbare Krankheiten, und bei abgeschlossener Familienplanung und ausgereifter Entscheidungsfindung lässt sich das Risiko von ungewolltem Nachwuchs durch Sterilisationsmethoden für Frauen und Männer, wie eine Tubenligatur oder eine Vasektomie, fast vollständig ausschließen.

Das Restrisiko, den eigenen Partner mit einer eingeschleppten Krankheit anzustecken oder ein Kind in einer Außenbeziehung zu zeugen, ist viel größer, wenn einer oder beide Partner aus Frust fremdgehen und alles heimlich geschieht. Probleme dieser Art können dann nämlich nicht offen zur Sprache kommen und führen zu weiteren gefährlichen Situationen, wie zum Beispiel ungeschütztem Sex in der Partnerschaft trotz akuter Ansteckungsgefahr. Wenn du mit deinem Partner dagegen offen über alles reden kannst, auch über solche Themen, dann entsteht neben der Sicherheit in der Regel sogar noch mehr Vertrauen.

Was führt dann heute noch zum Festhalten an der Monogamie? Sie hatte sich als Lösung etabliert, um handfeste materielle und gesundheitliche Nachteile zu überwinden. Sie mit romantischer Liebe zu verknüpfen, war allerdings recht neu: Da ein Bruch der Monogamie ohne Einverständnis des Partners immer einen Vertrauensbruch darstellte, passte dieses Konstrukt hervorragend zu dem vor einigen Jahrhunderten aufgekommenen romantischen Beziehungsideal. Das überhöhte und verherrlichte die Leidenschaft an sich als etwas Erstrebenswertes. Wahre Dramen konnten sich jetzt entspinnen. Nun galt es als bewundernswert, auf Intimität mit anderen Menschen im Sinne von Sex und Liebe „zugunsten” des einzigen Partners zu verzichten. Ein weiterer Grund für das Festhalten an der Monogamie ist, dass sie uns vorgaukelt, wir könnten einen Menschen besitzen. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder: „Meine Freundin” und „mein Mann” sind Formulierungen, die nicht umsonst besitzanzeigende Fürwörter benutzen. Dieser Anspruch bietet den Schein von Sicherheit, solange alles funktioniert und keiner der Partner unter der monogamen Lebensweise leidet oder aus ihr ausbricht, was allerdings oft genug geschieht.

Fazit: Liebesbeziehungen monogam zu gestalten ist eine ziemliche Neuheit in der Menschheitsgeschichte. Und die Verknüpfung von Monogamie und Liebe durch die Gesellschaft ist sogar noch viel jünger und vor allem kulturell begründet.

1.2. Die Ehe: ein weltlicher Vertrag


Schon wenn wir nur etwa drei Jahrhunderte in die Vergangenheit blicken, bemerken wir, dass die Ehe damals häufig nichts mit Liebe zu tun hatte (Weiß et al., 2021). Das hatte auch gute Gründe: Es ging oft nur um die Sicherung von Macht und Besitz. Ehen wurden nach taktischen und materiellen Gesichtspunkten arrangiert, Verliebtheit störte hier nur. Sieh dir einmal Grimms Märchen an, wie Ehen dort zum Thema gemacht werden! Genau in der Zeit, als die Gebrüder Grimm die...



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