Brächter | Einführung in die Teilearbeit mit Kindern und Jugendlichen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Carl-Auer Compact

Brächter Einführung in die Teilearbeit mit Kindern und Jugendlichen


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8497-8528-4
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Carl-Auer Compact

ISBN: 978-3-8497-8528-4
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Probleme spielend lösen

In der Kinder- und Jugendlichentherapie hilft die Arbeit mit verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, besser zwischen dem Problem und dem Kind zu unterscheiden. Gespräche und therapeutische Prozesse verlaufen deutlich leichter, belastende Erfahrungen verlieren an Einfluss, und der Kontakt zu eigenen Ressourcen lässt Veränderungen entstehen.

Wiltrud Brächter zeigt in dieser Einfu¨hrung sehr praxisorientiert, wie sich Teilearbeit mit Kindern und Jugendlichen gestalten lässt. Teilekonzepte aus Ego-State-Therapie, hypnosystemischer und narrativer Therapie werden in Verbindung mit Spiel und kreativen Methoden vorgestellt. Gezeigt werden vielfältige Anwendungsmöglichkeiten – u. a. bei Ängsten, Zwängen, depressivem Erleben, Trauma und Suizidalität –, die an das Alter der Kinder und Jugendlichen angepasst werden können. Das therapeutische Vorgehen wird u¨bersichtlich dargestellt, zahlreiche Fallbeispiele und farbige Abbildungen machen die Teilearbeit anschaulich.

Das Buch bezieht sich neben dem Einzelsetting auch auf Teilearbeit mit Eltern und Familien. Externalisierungen helfen auch hier, negative Handlungskreisläufe zu unterbrechen und einen neuen Umgang mit Problemen zu entwickeln.
Die Autorin:
Wiltrud Brächter, Dipl.-Päd.; Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Systemische Therapeutin (SG), akkr. Supervisorin fu¨r Systemische Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Weiterbildungen u. a. in gestalttherapeutischer Arbeit mit Kindern, psychoanalytisch-systemischer Therapie (APF), Kinderhypnotherapie (MEG). Supervisions- und Weiterbildungstätigkeit in eigener Praxis in Köln sowie als Gastdozentin bei systemischen und hypnotherapeutischen Instituten im deutschsprachigen Raum. Publikationen u. a.: Geschichten im Sand. Grundlagen und Praxis einer narrativen systemischen Spieltherapie (2. Aufl. 2016); Der singende Pantomime. Ego-State-Therapie und Teilearbeit mit Kindern und Jugendlichen (2. Aufl. 2017), Neue Wege im Sand. Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie (2018, zus. mit Bernd Reiners), Einführung in die systemische Sandspieltherapie (2022).

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Teilearbeit beim Einstieg in die Therapie
1.1 Symptome, Seiten, Ich-Zustände – Worauf bezieht sich die Teilearbeit?
Zu Beginn möchte ich die Frage streifen, was in der Teilearbeit eigentlich »behandelt« wird und was Teiletherapie meinem Verständnis nach nicht ist. Eltern kommen oft mit einem Wunsch nach schneller Symptombeseitigung in die Therapie. Symptome können jedoch wichtige Entwicklungsbedürfnisse anzeigen, die für ein Kind nicht erfüllt sind; möglicherweise verweisen sie auch auf ungelöste Probleme im umgebenden System. Diese Einführung sollte insofern nicht als Zusammenstellung von Tools zur Symptombekämpfung missverstanden werden, ohne Kontext und Hintergründe ausreichend zu reflektieren. Gemeinsam ist allen hier vorgestellten Zugängen, dass sie in ihrer Zielsetzung über eine reine Symptomreduktion hinausgehen: Systemische Therapie versteht Symptome als bestmöglichen Lösungsversuch. Die Therapie zielt darauf ab, Perspektiven zu erweitern und Lösungen zu finden, die die Symptomatik überflüssig machen. Hypnotherapie sieht wechselnde Zustände des Erlebens als Ergebnis von unterschiedlicher Aufmerksamkeitsfokussierung; hypnosystemische Teilearbeit zielt auf eine Auflösung von Problemtrancen. Leidvolles Problemerleben wird als eine »Seite« des Erlebens externalisiert; ihr wird die Seite des »gewünschten Erlebens« gegenübergestellt und in Suchprozessen aufgerufen. Zentral ist die Stärkung eines koordinierenden, mit Handlungsfähigkeit verbundenen »Steuer-Ichs«, das dabei unterstützt wird, die Beziehung zu früher Erlebtem neu zu gestalten und Bedrängendes auf Abstand zu bringen (Schmidt 2003, 2004). Ego-State-Therapie (Watkins u. Watkins 2003) bezieht sich auf Ich-Zustände, die biografisch entstanden sind. Differenziert wird zwischen ressourcenreichen, symptom- und traumaassoziierten sowie destruktiv agierenden Ich-Zuständen. Ego-States werden nicht mit Symptomen gleichgesetzt, sondern »sorgen für die Symptome«, die als Ausdruck eines ursprünglichen Lösungsversuchs verstanden werden (Fritzsche 2014, S. 30). Ziel ist es, ein Verständnis für deren Funktionalität zu entwickeln und ein inneres Unterstützungssystem zu etablieren. Ich-Zustände werden dabei so angesprochen, als seien sie eigene Teilepersönlichkeiten. Narrative Therapie arbeitet an einer Dekonstruktion von Problemerzählungen, die das Leben von Menschen beschränken können: »Welchen Geschichten erlaubst du, dein Leben zu regieren?« (White 1989). Zentral ist die Technik der Externalisierung: Problemen eine Gestalt zu verleihen, erleichtert es, sich getrennt von ihnen zu erfahren und negative Selbstzuschreibungen aufzulösen. Ziel ist es, »das Problem zum Problem zu machen und nicht die Person« (White 2010, S. 33). Externalisierungen beziehen sich nicht auf äußere Kategorisierungen, sondern auf das, was von Menschen als Problem empfunden wird. Im Familiensetting werden Interaktionen erfragt, die rund um ein Problem entstanden sind, um negative Dynamiken zu unterbrechen und einen kooperativen Umgang damit anzuregen. 1.2 Teilearbeit in Joining und Kontaktaufbau
Wunsch- und Hoffnungsskalen zur Erkundung der Therapiemotivation
Kinder2 werden in der Regel von ihren Eltern zur Therapie angemeldet; Veränderungen können jedoch nur gelingen, wenn sie selbst hierzu motiviert sind. Für den Beziehungsaufbau zu Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass sie sich auch mit ihrer skeptischen Seite gesehen und angenommen fühlen. Hiltrud Bierbaum-Luttermann und Siegfried Mrochen (2019, S. 128) sprechen diese Seite im Eingangskontakt direkt an: »Gibt es einen Teil von dir, der jetzt nur unter Protest hier sitzt, der nicht gerne herkommt?« Zur Klärung von Veränderungswünschen und -hoffnungen verwenden sie Skalierungen, aus denen sie innere Anteile ableiten: Ein hoher Skalenwert von 8 (auf einer 10er-Skala) weist auf einen starken Anteil hin, der eine Veränderung möchte. Daneben zeigt sich jedoch auch ein kleinerer Anteil, der Vorbehalte gegenüber einer Veränderung hat. Für die Therapie kann es entscheidend sein, die Motive dieses Anteils näher zu erfassen, wie folgendes Beispiel zeigt. Nele, die mit acht Jahren tagsüber noch häufig einnässte, »konnte auf Nachfrage gut formulieren, dass sie nicht auf das Einnässen verzichten möchte, weil dann alles noch hektischer werde und ihre Mutter nicht merken würde, dass sie nicht so viele Termine haben wolle. Beide Eltern waren beruflich stark eingespannt, die Kinder hatten viele Termine und es gab viele Konflikte in der Familie« (a. a. O., S. 31). Kontakt zu abwehrenden Seiten mit Elementen des Psychodramas
Alfons Aichinger (2012) geht davon aus, dass die »Problemseite« von Kindern zu Therapiebeginn eine »Wegmach«-Haltung der Therapeutin befürchtet; entsprechend fühle sie sich bedroht und ziehe sich noch mehr zurück. Spielerisch bezieht er daher besonders diese Seite ein: Einen sozial ängstlichen kleinen Jungen, der sich beim Erstkontakt unter einem Stuhl versteckt, fragt Aichinger im Selbstgespräch, welches schlaue Tier sich denn dort eine Höhle gebaut habe. Als er hört, dass dort ein Fuchs sitzt, fragt er die Eltern nach der Seite des Jungen, die Spaß an Abenteuern habe. Daraufhin kommt ein Löwe auf ihn zu und faucht ihn an. Um zu schauen, »wie die beiden ihre Fähigkeiten zusammenbringen und sich zu einem Superteam entwickeln könnten«, folgt ihm der Junge in den Beratungsraum (a. a. O., S. 25). Einem 7-jährigen Mädchen, das wegen aggressiven Verhaltens aus der Schule ausgeschlossen wurde und im Wartezimmer wütend schreit, begegnet Aichinger mit der Vermutung, es müsse wohl ein »leibhaftiger Drache« vor seiner Tür stehen, der ihm Angst mache: »Diesen gewaltigen und prächtigen Drachen jedoch als Freund zu gewinnen, das fände ich toll, dann müsste ich keine Angst mehr haben« (a. a. O., S. 26). Durch die Frage, ob Sarah die Freundin des Drachens sei, gelingt eine Distanzierung; der Drache wird zu ihrem Haushund und Beschützer. Klagen der Mutter über das Verhalten in der Schule werden dem Drachen zugeschrieben; die Externalisierung erleichtert die weitere Arbeit. Im Kontakt zu Jugendlichen bezieht sich Aichinger auf die Seite, die trotz Bedenken gekommen ist, und stellt ihr die Seite gegenüber, die sich zunächst verweigert. Dabei fokussiert er auf deren Bedürfnisse. Einen Jugendlichen, der in der Schule Handys entwendet hat und vor dem Erstgespräch nicht aus dem Auto aussteigt, spricht er beispielsweise folgendermaßen an: »Ich sehe, eine Seite von dir ist mitgefahren, diese ist vielleicht erschrocken und in Bedrängnis geraten, seine Freunde könnten entdecken, wer die Handys geklaut hat. […] Eine andere Seite aber, ich nenn sie mal die Eichhörnchenseite, die aus einem wichtigen Grund Handys sammelt, will aber nicht aussteigen. Vielleicht befürchtet die, ich könnte sie verurteilen oder sogar bekämpfen. Daher ist es verständlich, dass sie mit Verweigerung reagiert und im Auto sitzen bleibt. Ich möchte nun beide Seiten einladen, mit mir zusammen herauszufinden, wofür das Eichhörnchen sorgt, wenn es Handys sammelt« (a. a. O., S. 28). Der Beschämung durch Symptome entgegenwirken
Kinder können sich durch Symptome so stark beschämt fühlen, dass ein Gespräch über Therapieziele kaum möglich ist. Oft geht dies mit einer Ablehnung durch die Eltern einher, die ihr Kind hinter der beklagten Problematik kaum noch wahrnehmen. Mit den Eltern reflektiere ich in solchen Fällen die Ich-Zustände, die bei ihnen angesichts der Problemseite des Kindes in den Vordergrund treten (vgl. Abschnitt 8.1). Vieles kann sich leicht(er) auflösen, wenn sich ein Kind mit allen Seiten angenommen fühlt. Als sehr hilfreich habe ich in Elterngesprächen die externalisierende Frage erlebt, wie es die Symptome schaffen konnten, sich zwischen die Eltern und die Liebe zu ihrem Kind zu drängen. Frau T.3, die im Vorgespräch viel über das aktive und impulsive Verhalten ihres Sohnes klagte, kommt auch zum zweiten Termin ohne Jonas. Meine Frage habe viel bei ihr ausgelöst; eine Therapie sei nicht mehr nötig. Sie könne ihn jetzt ganz anders sehen: »Für mich kann Jonas bleiben, wie er ist.« Eine entlastende Möglichkeit, Beschämungen zu umgehen, bietet in der Kindertherapie die Ebene des Spiels. Problemzustände zeigen sich, ohne dass über sie gesprochen werden muss; im Spielverlauf kann Verbindung zu Lösungsideen entstehen. Jugendlichen oder Kindern, die Spiel bereits »uncool« finden, kann nonverbales Gestalten einen Zugang zu schwächeren und...


Wiltrud Brächter, Dipl.-Päd.; Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Systemische Therapeutin (SG), akkr. Supervisorin fu¨r Systemische Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Weiterbildungen u. a. in gestalttherapeutischer Arbeit mit Kindern, psychoanalytisch-systemischer Therapie (APF), Kinderhypnotherapie (MEG). Supervisions- und Weiterbildungstätigkeit in eigener Praxis in Köln sowie als Gastdozentin bei systemischen und hypnotherapeutischen Instituten im deutschsprachigen Raum. Publikationen u. a.: Geschichten im Sand. Grundlagen und Praxis einer narrativen systemischen Spieltherapie (2. Aufl. 2016); Der singende Pantomime. Ego-State-Therapie und Teilearbeit mit Kindern und Jugendlichen (2. Aufl. 2017), Neue Wege im Sand. Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie (2018, zus. mit Bernd Reiners), Einführung in die systemische Sandspieltherapie (2022).



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