E-Book, Deutsch, 112 Seiten
Bradke / well / Zorn Jenny #12
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7017-4764-1
Verlag: Residenz
Format: Unbekannt
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Räuberjennny
E-Book, Deutsch, 112 Seiten
ISBN: 978-3-7017-4764-1
Verlag: Residenz
Format: Unbekannt
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
JENNY hat sie alle: Lyrik. Essay. Prosa. Drama. Interviews — junge Literatur jenseits der Gattungsgrenzen, herausgegeben von Studierenden.
Jenny sucht Raubkunst, findet Ronja und die Liebe und sechzehn tolle Texte. Was sind die Ausgangspunkte? Die Referenzen? Was hängt alles an dem Begriff des Raubens? Urheber*innenrecht, Plagiat, Kolonialismus, kulturelle Aneignung, Ausbeutung, ChatGPT, KI, the list goes on and on. Die RÄUBERJENNY verschließt ihre Augen nicht, sie verhält sich zu diesen Themen, bezieht Position, will aber unbedingte Offenheit und Ehrlichkeit. Sie selbst öffnet sich für alle Genres und Sprachen und bekommt Texte u. a. zwischen Lyrik und Prosa, Fanfiction und Fotolovestory und zum Drüberstreuen einen Auftragstext über das tatsächliche Rauben. Sechzehn ehrliche Originale mit menschlicher Intelligenz geschrieben. Ronja & Jenny sind zufrieden im Anblick der Ausbeute.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Während „brüder“ (Stine Stabel) ganz auf Worten aus 17 Zitaten aus Jackie Thomaes Roman „Brüder“ ba-siert und ganz im Modus der RÄUBERJENNY durch die Zer- und Neuzusammensetzung bestehenden Mate-rials ganze Welten öffnet („draußen regnen ein paar milliarden / männer einfach“), greift auch die Gedicht-sammlung „Variationen auf“ (Anna Fišerová) auf bestehendes Material zurück: Sie orientiert sich an Barbara Köhlers „Sonntagskind“, und wäre das Du vielleicht das Ei, wäre das Ich der Fisch.
Ähnlichen Bildern begegnen wir in „Von Fischen und Hühnern“ (Jonathan Löffelbein), einer Erzählung, die ganz wörtlich an die RÄUBERJENNY rangeht:
Ein Ü-Ei wird aus dem Supermarkt stibitzt, ups, von der siebenjährigen Sabine, und da setzt sie ganz ver-sehentlich eine Chronologie des Klauens in Gang und ganz versehentlich den Kommunismus ein, und, was soll man da sagen, „wirklich alle haben eine gute Zeit“. In der Gedichtsammlung „Specs of Sonnenallee“
(Catriona Fadke) ist das Wir an diesem Punkt (noch?) nicht angelangt: Sie lässt erahnen, dass an Freude auch die Scham geknüpft sein mag, Freude zu empfinden in einem System, das andere (und einen selbst) ausbeutet.
„vom entstehen eines bodens“ (Leh-Wei Liao) hingegen erzählt von einer Zukunft, in der Geschlechterrol-len aufgehoben sind und das „museum of the global south“ aufruft: to claim western „masterpieces“ to the global south. Die Protagonisty arbeiten in einem Museum an der Entstehung von Böden und Ilian an einem Manifest des Formlosen.
Und dann das Rauben. Das tatsächliche Berauben von Menschengruppen, das Rauben kultureller Güter, ko-lonialistisches Raubgut. Tayla Myree ist Expert:in zu diesem Thema. Was denkt Tayla zum Rauben? JENNY möchte es wissen und fragt – und so entsteht Taylas Essay „To Be Looted“.
Mit „mehlschwalbendialoge auf spannungsdrähten“ übersetzen Sára Köhnlein und Anna Horak Gedichte von Olga Wawracz vom Tschechischen ins Deutsche. Werbereklamen, nutzlose Autobahnen, grauer Nebel: Die Zeilen zeichnen eine Umgebung, dazwischen: ein Du, ein Ich.
Mit „Sinnen über Tatsachen“ übersetzt Anush Hovhannes die Gedichte ihrer Freundin Gohar Sharyan aus dem Armenischen, genauer: dem ostarmenischen Dialekt, ins Deutsche und findet verbindende Momente zwischen Begehren, Tatsachen, Umwelt.
Gleich zwei Texte lehnen sich an Ingeborg Bachmann.
Während „Nicht mehr“ (Sarah Hensel) die von der Außenwelt leicht zu überfordernde Ich-Figur aus „Malina“ aufgreift, die sich aus der Abhängigkeit von den beiden Männerfiguren emanzipiert, geht „Wüste“ (Nina Lenz) auf das „Wüstenbuch“ aus dem „Todesarten-Projekt“ ein und zeichnet zwischen Dinkelkissen und Quark-käulchen fragmentarisch ein Bild der Landschaften einer Wüste, einer Großstadt.
Mit „Noch ein Drarry“ (Amy Wittenberg) gibt es einen Text, der sich doch tatsächlich mit FANFICTION aus-einandersetzt! Darin taucht das essayistische Ich in die Tiefen des World Wide Web ab und seziert mit Humor und Beobachtungsgabe Harry-Potter-Fanfiction, analysiert sie hinsichtlich ihrer Geschlechterrollen und ge-sellschaftskritischen Takes und sortiert sie nach ihrer Beliebtheit. Denn:
Und für alle, die jetzt nur noch Fanfictions lesen wollen: „Sailor Moon und ihre Senshis kämpfen gegen böse Arbeitsbedingungen“ (Katrin Krause) lässt seine Protagonistin gegen das Böse kämpfen oder das Altglas wegbringen – wäre sie nicht zur...