E-Book, Deutsch, Band 6, 416 Seiten
Reihe: Die Bodyguard-Reihe
Bradford Bodyguard - Die Entscheidung
Erscheinungsjahr 2018
ISBN: 978-3-641-19843-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 6, 416 Seiten
Reihe: Die Bodyguard-Reihe
ISBN: 978-3-641-19843-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als Connor nach einem Anschlag auf das Hauptquartier der Bodyguards nach China beordert wird, zögert er keine Minute. Dort angekommen muss Connor aber feststellen, dass in Wahrheit ER das Ziel der Angriffe ist. Der junge Agent entkommt nur um Haaresbreite und befindet sich nun, verlassen in einem fremden Land, auf der Flucht vor einem Feind, den er nicht kennt. Ohne seine Verbündeten muss Connor sich dort nahezu allein durchschlagen. Dabei ist es diesmal er selbst, der dringend Schutz bräuchte ...
Erfolgsgarant Chris Bradford liefert mit "Bodyguard" kugelsichere Action kombiniert mit explosiven Showdowns.
Chris Bradford praktiziert als Autor, was er selbst »Method Writing« nennt: Für seine Arbeit an der »Bodyguard«-Serie belegte er einen Kurs als Personenschützer und ließ sich als professioneller Bodyguard ausbilden. Seine Bücher wurden in über 25 Sprachen übersetzt und erhielten mehr als 35 Jugendbuchpreise und -nominierungen. Chris Bradford lebt mit seinen beiden Söhnen in England.
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KAPITEL 1
Connor Reeves packte den Stock fest mit beiden Händen und schmetterte ihn in den Bauch des Ringers mit der silbernen Maske, so fest er nur konnte. Der Ringer wurde herumgerissen, durch den Hieb ins Schwanken gebracht.
»Dale! Dale! Dale!«, schrie die Menge auf Spanisch und spornte ihn mit ihrem rhythmischen Hau drauf!-Gebrüll an, noch einmal und noch härter zuzuschlagen.
Als der Ringer wieder zu ihm herumschwang, holte Connor zum zweiten Schlag aus. Dieses Mal versetzte er ihm einen derart vernichtenden Treffer, dass ihm der Bauch aufplatzte, seine Eingeweide herausquollen und auf den gefliesten Boden prasselten. Die Menge jubelte, Connor wurde fast niedergetrampelt, als alle heranstürmten. Connor riss sich die Augenbinde herab. Verblüfft beobachtete er, welche überschäumende Begeisterung eine Geburtstags-Piñata auslösen konnte. Allerdings hatte er auch nur Obst und Süßigkeiten erwartet, mit denen die aus Pappmaschee geformten mexikanischen Piñatas normalerweise gefüllt waren – und nicht Dollarbündel, Silbermünzen, Goldkettchen, glitzernde Halsketten und funkelnde Ringe! Aber schließlich war der Vater des Geburtstagskinds ein schwerreicher Banker und äußerst großzügiger Gastgeber der Party.
»Du hast einen sehr guten Schlag drauf, Connor«, sagte Carlos Silva, der Vater des Mädchens, dessen 14. Geburtstag mit der Party gefeiert wurde. Er sprach Englisch mit weichem lateinamerikanischen Akzent.
Connor zuckte die Schultern, aber um die für sein Alter erstaunliche Kraft zu erklären, sagte er: »Ich spiele sehr oft Cricket, Señor Silva.«
»Na, du hast dem guten El Santo jedenfalls einen ordentlichen Hieb versetzt!«
Carlos lachte und wies mit einem Nicken auf die Piñatafigur, die die Gestalt des berühmten mexikanischen Ringers mit der Silbermaske hatte. Im wahren Leben war der Ringer ein gewisser Rodolfo Guzmán Huerta gewesen, den man aber nur unter dem Namen El Santo – der Heilige – kannte. Jetzt baumelte die Pappmascheefigur wie ein leerer Sack einsam und verlassen von der Decke. »Nach unserer Tradition symbolisiert die Piñata den Teufel. Du hast ihn so mächtig verprügelt, dass er alle schönen und guten Sachen wieder hergeben musste, die er gestohlen hatte. Was kann dir denn der Teufel gestohlen haben, dass du so wütend auf ihn einhaust?«
Connor antwortete nur mit einem halbherzigen, bitteren Lächeln. Mit der scherzhaften Frage hatte Señor Silva ziemlich genau Connors empfindlichste Stelle getroffen – auch wenn er das niemals erfahren würde. Connor wünschte, er könnte mit den Schlägen seinen Vater wieder zurückholen, den er verloren hatte, als er gerade mal acht Jahre alt gewesen war – seinen Vater, der in einen feigen Hinterhalt geraten und ums Leben gekommen war, als er den amerikanischen Botschafter im vom Krieg zerrissenen Irak beschützen wollte. Und jetzt schien es der Teufel darauf abgesehen zu haben, Connor auch noch die Mutter zu nehmen. Sie kämpfte seit Jahren gegen eine immer weiter fortschreitende Multiple Sklerose. Nur seine Großmutter schien dem Teufel die Stirn zu bieten und immer weiter kämpfen zu wollen, trotz ihres Alters und der schmerzhaften Hüftarthrose.
Connor gab dem Gastgeber den Schlagstock zurück, der Piñatabuster genannt wurde.
Doch Carlos schüttelte den Kopf. »Behalte ihn. Als Erinnerung daran, dass du eine der größten Legenden des mexikanischen Sports besiegt hast.«
»Danke.« Connor schob den in allen Regenbogenfarben gestreiften Stock in die Gesäßtasche seiner Jeans.
Der Banker klopfte ihm fest auf die Schulter. »Und jetzt genieße die Party, mein Freund.«
Carlos gesellte sich wieder zu seiner Frau, die auf der Veranda das Schauspiel des Sonnenuntergangs genoss.
»Hi, Connor!« Ein junger Mexikaner schlenderte herbei und legte Connor freundschaftlich den Arm um die Schultern. Eduardo war der Sohn eines hochrangigen mexikanischen Politikers und der Klient, den Connor beschützen musste – ein schlanker Junge mit glattem, schwarzem Haar und bronzefarbener Haut. Eduardo hatte zwar bereits zwei muskelbepackte Leibwächter, die ihn auf Schritt und Tritt begleiteten, aber Connor sollte sein »unsichtbarer Schutzschild« sein – ein gleichaltriger Freund, in dem niemand einen Bodyguard vermuten würde. Obwohl Connor für Eduardo arbeitete, waren sie von Anfang an gut miteinander ausgekommen, und im Laufe der letzten Wochen hatte sich eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.
»Hey, hast du denn gar nichts von der Piñata abbekommen?«, fragte Eduardo, der ein Bündel Banknoten in der einen und eine Menge Süßigkeiten in der anderen Hand hielt.
Connor schüttelte den Kopf. »Nein – war viel zu sehr damit beschäftigt, den Teufel zu verprügeln.«
Eduardo wickelte einen Lutscher aus der knallgelben Folie und steckte ihn in den Mund. »Na, du hast eine Menge verpasst!«
»Nein, hat er nicht!« Maria war unbemerkt herangekommen. Sie trug ein glitzerndes weißes Kleid, das lange, honigfarbene Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten und mit kleinen roten Rosen geschmückt. So wunderbar, wie sie aussah, konnte es keinen Zweifel geben, wer das Geburtstagskind war. »Connor, extra für dich habe ich das hier genommen …« Und mit schüchternem Lächeln legte sie eine kleine goldene Kette um sein Handgelenk.
»Äh … danke!«, sagte Connor verlegen. Er war nicht sicher, wie er auf das Geschenk reagieren sollte. »Das ist … wirklich nett.«
»Nett?«, echote Eduardo grinsend und schob den Lutscher von einem Mundwinkel zum anderen. »Nett? Das Ding ist aus massivem Gold, zweiundzwanzig Karat!«
Also ganz sicher kein normales Partygeschenk, dachte Connor ein wenig erschrocken. Aber im Grunde war ihm klar, dass ihn das nicht wundern sollte. Das hier war sein fünfter Einsatz, diesen unbekümmerten, nachlässigen Umgang mit Reichtum hatte er mittlerweile oft genug beobachten können. Es war praktisch unvermeidlich, wenn man die Söhne und Töchter der Reichen und Mächtigen beschützte. Trotzdem bereitete es ihm Unbehagen, ein Geschenk zu bekommen, das womöglich ein paar Tausend Dollar wert war. Er öffnete den Verschluss des Kettchens. »Tut mir leid, aber ich kann das nicht annehmen. Das ist zu viel.«
»Natürlich kannst du!«, widersprach Maria. »Das ist meine Party! Heute bestimme ich, wer Geschenke bekommt!« Sie fixierte ihn mit ihren bezaubernden braunen Augen. »Oder willst du etwa das Geburtstagskind beleidigen? Na?«
Connor trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Äh … natürlich nicht …«
Plötzlich setzte dröhnender Latinobeat ein. Das Lautsprechersystem ließ die gesamte Terrasse erbeben. Discolichter blitzten und wirbelten über den Köpfen der Menge.
»Komm schon, tanzen wir!«, rief Maria, packte Connors Arm und zerrte ihn zur Tanzfläche auf der Terrasse.
Connor warf Eduardo einen hilflosen Blick zu. Natürlich war ihm vollkommen klar, dass er an der Seite seines Klienten bleiben musste. Aber Eduardo lachte nur, als Marias Freundinnen Connor kichernd umzingelten und verhinderten, dass er sich davonstehlen konnte. Alle Mädchen wollten mit ihm tanzen und natürlich fühlte sich Connor ob dieser Aufmerksamkeit geschmeichelt. Besorgt blickte er noch einmal zu Eduardo hinüber, doch dann beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass noch mehrere andere Sicherheitsleute Haus und Park bewachten. Außerdem war das gesamte Anwesen von hohen drahtbewehrten Mauern und Videokameras umgeben und die Wachmänner patrouillierten regelmäßig im Park. Sein Klient war so sicher, wie er nur sein konnte, auch wenn ihn Connor nicht ständig im Blick hatte.
Immer mit einem Auge auf Eduardo, tanzte Connor mit Maria und ihren Freundinnen bis spät in den Abend hinein. Bei jedem Song schob sich das Geburtstagskind ein wenig näher an Connor heran, was Connor in eine peinliche Zwangslage brachte. Als der Discjockey schließlich noch langsamere Lieder aufzulegen begann, raffte Maria ihren Mut zusammen, schob den Arm um Connors Nacken und …
Der zärtliche Augenblick wurde glücklicherweise durch Connors Handy unterbrochen. Er zog es aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Charley.
Connor entschuldigte sich und ging auf die Veranda hinaus. Maria blickte ihm mit gerunzelter Stirn und verletztem Ego nach. Connor nahm den Videoanruf entgegen. Charleys warmes, breites Lächeln erschien auf dem Display. Ihr Kopf lag auf einem Kissen, ein paar Strähnen ihres weizenblonden Haars hatten sich von den Verbänden nicht bändigen lassen.
»Hi, Connor.« Ihre Stimme klang sanft, aber erschöpft. Sie hörte den rhythmischen Sound der Discomusik und sah die blitzenden Stroboskoplichter im Hintergrund. »Ich hoffe, ich störe dich nicht bei irgendwas …?«
»Natürlich nicht«, antwortete Connor. Er war überglücklich, seine Freundin zu sehen. Seit einer Woche hatten sie keine Gelegenheit mehr gehabt, miteinander zu sprechen – Connor war durch seinen Einsatz in Mexiko voll beansprucht gewesen, und Charley hatte weitere Behandlungsschritte ihrer Rückgratoperationen hinter sich bringen müssen. Charley hielt sich in China auf, um sich einer speziellen, bisher einmaligen Operationsmethode mit anschließender intensiver Physiotherapie zu unterziehen. Die Rückgratverletzungen hatte sie sich bei einem Einsatz als Buddyguard zugezogen, der ein furchtbares Ende genommen hatte. Von der Hüfte abwärts war sie gelähmt und seit zwei Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Das hatte sie...