E-Book, Deutsch, Band 4, 398 Seiten
Reihe: Ivy-Years-Reihe
Bowen The Ivy Years - Wenn wir vertrauen
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7363-1009-4
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 4, 398 Seiten
Reihe: Ivy-Years-Reihe
ISBN: 978-3-7363-1009-4
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kannst du auf dein Herz vertrauen, obwohl es gebrochen ist?
Eine Nacht voller Leidenschaft haben Bella und Rafe zusammen verbracht. Und obwohl Bella spürt, dass die Zeit mit Rafe etwas ganz Besonderes war, traut sie sich nicht, ihren Gefühlen nachzugeben. Denn sie hat auf schmerzhafte Weise gelernt, ihr Herz gut zu schützen. Doch Rafe will die Verbindung, die zwischen ihnen herrscht, nicht aufgeben und versucht ihr zu beweisen, dass sie so viel mehr füreinander sein könnten. Aber da wird Bella Opfer einer Mobbingattacke, die sie dazu bringt, sich vor der ganzen Welt zu verstecken. Wird es Rafe jemals gelingen, ihr Vertrauen zu gewinnen?
'Wunderbar gefühlvoll und romantisch. Eine Protagonistin, mit der du mitfieberst, und ein Protagonist, der dein Herz höher schlagen lassen wird.' KRISTEN CALLIHAN
Band 4 der IVY-YEARS-Reihe von USA-TODAY-Bestseller-Autorin Sarina Bowen
Sarina Bowen ist die USA-TODAY-Bestseller-Autorin der von Lesern und Bloggern gefeierten IVY-YEARS-Reihe. Sie hat Wirtschaftswissenschaften in Yale studiert und lebt nun mit ihrer Familie in Hanover, New Hampshire. Weitere Informationen unter:
www.sarinabowen.com
Weitere Infos & Material
1
Mr Rolex
Rafe
Es waren bereits zwei Stunden vergangen, seit ich die zwanzig Kerzen auf dem Kuchen ausgeblasen hatte, den Ma für mich gebacken hatte, doch mein Hintern klebte immer noch auf einem Stuhl im Restaurante Tipico.
Es fiel mir jedes Mal schwer, mich von der dominikanischen Gaststätte meiner weitläufigen Familie loszueisen, aber heute musste ich meinen Zug zurück zum Harkness College unbedingt erwischen. Doch statt mich zu beeilen, saß ich in der hintersten Ecke an Tisch sieben und bündelte Besteck für den abendlichen Ansturm. Wie ich es schon mein Leben lang tat.
»Eins noch, dann bin ich wirklich weg«, sagte ich zu Pablito, meinem sechzehnjährigen Cousin. »Ich hab für sieben einen Tisch reserviert. Wenn ich den Zug um halb fünf verpasse, bin ich aufgeschmissen.«
»Großer Abend heute?«
»Ja, sie hat am selben Tag wie ich Geburtstag.«
»Echt jetzt?« Pablito grinste und nahm ein weiteres der Klettverschlussbänder, mit denen wir die Servietten um Messer und Gabel befestigten. »Ich muss also den ganzen Abend mit Essen um mich schmeißen, um wie aus der Bratpfanne zu stinken, wenn ich heimkomme, während du lecker isst, eine gute Flasche Wein trinkst und …«, er machte eine anzügliche Geste, »es zum Geburtstag ordentlich besorgt kriegst.«
Jesucristo! Mir war wirklich nicht danach, die Einzelheiten mit Pablito oder sonst wem durchzuhecheln. »Immerhin sparst du dank mir eine Stunde Plackerei.« Ich legte ein Besteckbündel auf seinen Stapel.
»Denk an dein Geschenk«, sagte er mit einem Blick auf die altmodische Geldscheinklammer, die meine Mutter mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Sterlingsilber im Art-déco-Stil. »Schon klar, warum sie dir das ausgesucht hat.«
»Ach ja?« Ich schob die Klammer in die Tasche. Der Grund für ihr Geschenk lag tatsächlich auf der Hand: Ich liebte alte Sachen. Sie hatte gut gewählt, und ich war ihr dankbar.
»Kein Platz für Kondome.« Pablito kicherte.
Ich musste grinsen, weil der Kleine ins Schwarze getroffen hatte. Aber da ein Dutzend Cousins zu hüten Teil meines Lebens war, fühlte ich mich genötigt hinzuzufügen: »Die sollte man sowieso nicht in der Brieftasche aufbewahren.«
»Pah.« Er schüttelte den Kopf. »Als würde es darauf ankommen.«
Zahlen, bitte! Ich konnte unmöglich mit meinem sechzehnjährigen Cousin über Sex reden. Und schon gar nicht heute.
Ich legte ein letztes Besteckbündel auf den Stapel und stand auf. »Tengo que irme.« Ich muss los.
Er verabschiedete mich mit einer Gettofaust. »Hau rein. Zurück ins gute Leben. Und denk bloß nicht an uns, die kleinen Leute.«
Ich verpasste ihm noch eine Kopfnuss und lief in die Küche, um meiner Mutter einen Abschiedskuss zu geben.
Sie wünschte mir einen schönen Geburtstag, und ich bedankte mich für den Kuchen und ihr Geschenk. »Tschau. Ich muss. Heute Abend bin ich mit Alison verabredet.«
Sie betrachtete mich ein paar Sekunden. »Sé bueno«, sagte sie schließlich. Sei anständig.
Cristo. Manchmal hätte ich schwören können, dass sie hellseherische Fähigkeiten besaß. Nachdem meine Mutter mit neunzehn schwanger geworden war, hatte mein sogenannter Vater sie geheiratet. Als ich wenige Monate alt gewesen war, war er zu seinen Leuten nach Mexiko gefahren, um an einer Beerdigung teilzunehmen – und danach nie wieder aufgetaucht. Seitdem gab es nur noch uns zwei; plus ein Dutzend Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen.
Meine Mutter hatte mir eingebläut, dass man von Sex Babys bekam und dass anständige Jungen dafür verantwortlich waren, dass anständige Mädchen nicht in Schwierigkeiten gerieten. Was ich heute Abend vorhatte, hätte sie niemals gutgeheißen.
»Ich bin immer anständig«, teilte ich ihr mit. Wie wahr! Ich hatte vor, es mit Alison langsam anzugehen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. (Und ich hoffte inständig, dass sich mir viele Gelegenheiten bieten würden.)
Doch bevor ich endlich aufbrechen konnte, verabreichte mir meine Mutter noch eine letzte Dosis katholischer Schuldgefühle. Sie fragte mich, ob ich im November zur Taufe meiner jüngsten Cousine nach Hause kommen würde. (Ich wusste es noch nicht.) Dann rief sie mir ins Gedächtnis, dass im Restaurant jede Hand benötigt wurde. (Womit sie mein Gewissen traktierte, seit ich mich für ein College in einer anderen Stadt entschieden hatte.) Und schließlich wünschte sie mir noch mal einen schönen Geburtstag.
Letzteres würde ich hinbekommen.
Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und nahm die Beine in die Hand.
Die Metro-North von der 125. Straße war nicht voll, sodass ich einen Platz für mich alleine hatte. Nachdem ich mir angeschaut hatte, wie das Gitternetz der Straßen von New York langsam der weiten Landschaft von Connecticut Platz machte, griff ich nach meinem Handy, um meine Freundin anzurufen.
»Hi«, meldete sie sich ein bisschen außer Atem.
»Hi, mein Engel. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
»Selber herzlichen Glückwunsch!« Ich konnte sie durch das Telefon lächeln hören.
»Ich hab den Zug um halb fünf gekriegt. Ich schaffe es also bis sieben.«
»Ich habe gerade an dich gedacht«, sagte sie leise.
»Ja?« Hoffentlich auf eine gute Art.
»Ich liebe dich, Rafe.«
Es war nicht das erste Mal, dass sie die Worte aussprach, aber dieses Mal klangen sie irgendwie viel ernster. »Ich liebe dich auch, Ali.«
»Wir werden einen tollen Abend haben.«
Mir wurde warm ums Herz. Ich hatte in den vergangenen sechs Monaten viel zu häufig an Alisons Gefühlen für mich gezweifelt. Es war zu schön, dass sie sich nun offenbar darauf freute, den nächsten Schritt zu wagen.
»Ich kann es kaum erwarten«, flüsterte ich. »Ich hoffe nur, das Essen dauert nicht ewig.«
Sie lachte. »Bis später.«
Der Zug hielt um Viertel nach sechs in Harkness, Connecticut. Um sieben Dollar zu sparen, lief ich die Meile zum Campus zu Fuß. Als ich durch die Tür von Apartment 307 von Beaumont House fegte, hatte ich noch genau eine halbe Stunde Zeit, um mich fertig zu machen.
Zu meinem Leidwesen waren meine beiden Mitbewohner zu Hause und stritten sich wie üblich im Gemeinschaftsraum. Als ich mit einem Handtuch an ihnen vorbeilief, ging es um Politik, und als ich frisch geduscht und rasiert zurückkam, diskutierten sie über das Giants-Spiel am nächsten Tag.
»Hast du Bock auf eine Wette?«, fragte mich Mat auf meinem Weg zum Kleiderschrank.
»Nee, danke.«
Er wandte sich wieder unserem Mitbewohner Bickley zu. »Komm schon, setz für mich auf die Giants. Hundert Mäuse. Das ist doch nur Kleingeld für dich.«
»Ich werd’s mir überlegen«, gab Bickley zurück. »Wenn du dir den albernen Oberlippenbart abrasierst.«
Ich lachte, sobald ich allein in dem Zimmer war, das ich mir mit Bickley teilte. Heute blieb mir keine Zeit für die neueste Ausgabe der Mat-und-Bickley-Show. Allerdings waren Mats Experimente in Sachen Gesichtsbehaarung echt beängstigend. Aber je lauter Bickley sich darüber beschwerte, desto hartnäckiger hielt Mat an seinem komischen kleinen Schnurrbart fest.
»Mach ich nicht«, widersprach Mat. »Wenn ich heute Abend Devons Eier in den Mund nehme, scheuert der nämlich so schön an seinem Schwanz.«
Damit lieferte er das Stichwort für ein angewidertes Ächzen aus dem Gemeinschaftsraum. »Danke, du Arsch«, brüllte Bickley. »Das Bild werde ich jetzt nicht mehr los.«
»Dann hör auf zu quasseln und setz auf das Footballspiel, du Heulsuse. Die Quote steht bei dreieinhalb für die Giants. Ich gebe dir sogar einen Extrapunkt, okay? Aber nur auf hundert Mäuse. Nicht mehr.«
Ich verdrehte angesichts Mats Geschäftstüchtigkeit die Augen. Er war wirklich gerissen, und ich war mir ziemlich sicher, dass die Wetten gegen Bickley eine seiner Haupteinnahmequellen waren.
Es blieb still, während Bickley offensichtlich überlegte, ob die Sache einen Haken hatte. Ich spielte mit ihm in der Fußballmannschaft, und da er aus England kam, verstand er nicht viel von American Football. Allerdings konnte er nur schwer zugeben, dass es, na ja, überhaupt etwas gab, von dem er keine Ahnung hatte. Bickleys Ego? War so groß, dass es über seine eigene Schwerkraft verfügte. Und Mats Komplex? Hatte die Ausmaße des Grand Canyon. Ich fand zwischen den beiden kaum eine ruhige Minute.
»Die Quote plus zwei«, konterte Bickley mit seinem pointiert aristokratischen Akzent.
»Plus zwei? Vergiss es! Da kann ich ja gleich zu meinem Buchmacher gehen.«
»Tja …« Ich hörte Bickley an, dass er kurz davorstand, einzuknicken. »Also gut. Plus eins auf hundert Dollar. Abgemacht. Sobald ich mir die Quote angeschaut habe.«
»Echt jetzt? Wenn ich dreieinhalb sage, sind es auch dreieinhalb.« Mats Stimme verriet seine Verärgerung. Was nichts Besonderes war. Mat war ein ziemlich reizbarer Typ. »Nur ein Arsch würde bei der Quote lügen.«
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, entgegnete Bickley.
»Du mit deinen blöden Sprüchen«, maulte Mat.
»Wie bitte? Willst du mein Geld etwa nicht?«, fragte Bickley. »Ah, in der Tat, hier steht dreieinhalb.« (An dieser Stelle kam sein britischer Akzent besonders schön zur Geltung.)
Mat verschlug es ausnahmsweise die Sprache.
Kurz darauf erschien Bickley in der Tür unseres winzigen Zimmers. »Diesmal hab ich ein gutes...