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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 497 Seiten

Reihe: Ein Fall für Mara Billinsky

Born Lautlose Schreie

Ein Mara-Billinsky-Thriller
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-5275-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Mara-Billinsky-Thriller

E-Book, Deutsch, Band 2, 497 Seiten

Reihe: Ein Fall für Mara Billinsky

ISBN: 978-3-7325-5275-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was ist der Preis für ein Leben?

An einem eiskalten Morgen auf einem Feld nahe Frankfurt macht die Polizei eine grausame Entdeckung: Die Leichen von sieben Kindern. Und die Opfer müssen vor ihrem Tod ein furchtbares Martyrium durchgemacht haben. Darauf deuten frische Operationsnarben an ihren Körpern hin. Mara Billinsky ist zutiefst erschüttert - und zugleich fest entschlossen. Sie will den Täter um jeden Preis fassen. Dabei verärgert sie mit ihren eigenwilligen Ermittlungsmethoden und ihrer sturen Art nicht nur ihren Chef - sondern auch den neuen Staatsanwalt. Doch die 'Krähe', wie Mara von ihren Kollegen genannt wird, bleibt hartnäckig und kommt so einem Verbrechen auf die Spur, dessen Ausmaße sie fassungslos machen ...

'Ein Thriller der Extra-Klasse' (Bambarenlover, Lesejury)

'Durch seine atemberaubenden, realistischen und detaillierten Beschreibungen beschert Leo Born den Lesern regelmäßig Gänsehaut' (Pandora 2711, Lesejury)

'Achtung: Suchtgefahr!' ('Tweed, Lesejury)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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5


Der Anblick in der Einöde bei Oberrad ließ Mara Billinsky immer noch nicht los. Auch nach einer Reihe von Dienstjahren konnte sie so etwas nicht einfach abschütteln, egal wie viel Hornhaut das eigene Herz mittlerweile haben mochte.

Sie hatte schlecht geschlafen und war mitten in der Nacht wieder aufgestanden, um die Gesichter der Toten mit einigen Gläsern Donne del Sole und dem Dröhnen von Punkrock aus der Musikanlage zu verjagen. Doch das hatte nicht geklappt, die Eindrücke wurden mit jedem Schluck des samtigen sizilianischen Rotweins nur noch intensiver. Die Wirkung des Alkohols beschwor außerdem Erinnerungen an Carlos Borke herauf – an die kurze Zeit, die ihr gemeinsam mit ihm geschenkt worden war. Verdammter Borke, dachte sie. Warum hatte sie es nur zugelassen, dass er ihr Herz stehlen konnte? Und warum hatte alles auf so schreckliche Art enden müssen?

Inzwischen war es früher Morgen, doch der fehlende Schlaf machte sich kaum bemerkbar. Mara war hellwach, als sie den Flur des Präsidiums hinabeilte. Sie fühlte sich wie angestachelt, regelrecht herausgefordert; sie konnte es nicht abwarten, endlich loszulegen. Denn mit Schreckensbildern wurde man am Ende nur auf eine einzige Art fertig: indem man sich in einen solchen Fall reinwühlte, ihn löste und den oder die Täter dingfest machte.

Ein Blick zur Uhr – die Besprechung würde gleich anfangen. Angespannt fragte sie sich, ob es bereits erste Ergebnisse zu verkünden gab. Die Leichen waren die ganze Nacht lang obduziert worden. Wer waren diese Kinder?, fragte sie sich wohl zum tausendsten Mal, seit die toten Augen sie am Vortag angestarrt hatten. Sieben Kinder. Allein die Anzahl schnürte einem die Kehle zu.

In der Tür des Besprechungsraumes stand Hauptkommissar Klimmt: das schütter werdende Haar verstrubbelt, der Walrossschnurrbart zerzaust, das Kinn unrasiert, die Wangen bleich. Offenbar hatte auch er in der zurückliegenden Nacht kaum Ruhe gefunden, nur dass ihm das mittlerweile äußerlich ziemlich zusetzte.

Er schien in einer gereizten Stimmung zu sein, als er ihr entgegensah, und sie wusste nicht, ob seine schlechte Laune allein mit dem gestrigen Leichenfund oder mal wieder mit ihrer Person zusammenhing. Jedenfalls hielt sie seinem Blick stand, darin war sie schließlich geübt.

»Morgen, Chef.« Sie stoppte abrupt, da er sich nicht von der Stelle rührte, um sie in das Zimmer zu lassen.

»Kleine Planänderung, Billinsky. Ich muss das Team anders einteilen.«

»Ach?« Mara zog eine Augenbraue in die Höhe.

»Schleyer, Patzke und ich: Wir werden uns mit den verscharrten Kindern beschäftigen.«

»Das ist ein schlechter Scherz, oder?« Mit einem Schlag war ihr Ton eisig. »Wollen Sie tatsächlich so weitermachen?«

Er schnaufte genervt. »Was meinen Sie damit?«

»Sie können mich nicht kaltstellen, Sie können mich nicht auf ewig …«

»Niemand will Sie kaltstellen«, fiel er ihr ins Wort. »Sie müssen sich um eine andere Sache kümmern.«

»Ach ja? Was gibt es denn so Dringendes für mich zu tun? Sind wieder einmal aus einem Haus billige Schmuckstücke gestohlen worden?« Damit spielte sie darauf an, dass sie kürzlich von Klimmt für eine Weile zum Einbruchsdezernat abgestellt worden war, um sich mit nicht gerade spektakulären Wohnungseinbrüchen herumzuschlagen.

»Keine Angst, Billinsky«, murmelte Klimmt. »Es geht allem Anschein nach um einen brutalen Mord. Dürfte also ganz nach Ihrem Geschmack sein.«

Sie runzelte die Stirn und musterte ihn misstrauisch, verkniff sich aber eine Antwort.

»Rosen wird Sie unterstützen. Er wartet auf Sie im Büro. Und er kennt die Einzelheiten.« Klimmt verzog die Lippen zu einem säuerlichen Grinsen. »Verlieren Sie keine Zeit.«

»Das tue ich nie – wissen Sie doch«, gab sie bissig zurück.

Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und marschierte davon. In ihrem Rücken spürte sie Klimmts Blick.

Rosen erwartete Mara am Eingang ihres Großraumbüros und tänzelte nervös von einem Fuß auf den anderen. »Da bist du ja.« Er trug einen Rollkragenpullover in einem derart schillernden Türkiston, dass Mara sich dazu zwingen musste, nicht ständig darauf zu starren.

»Um was handelt es sich, Rosen?«

»Hm, um eine ziemliche blutige Geschichte.« Er griff rasch nach seiner Winterjacke, zog sie an und hielt ihr dann die schwarze Motoradlederjacke hin, die sie selbst bei Minustemperaturen trug – sie gehörte zu Mara wie eine zweite Haut.

Wenig später fuhren sie mit Maras schwarzem Alfa in Richtung Stadtmitte. Rosen versorgte sie mit den wenigen Einzelheiten, die ihm bislang bekannt waren. Wiederum nur kurze Zeit später standen sie nebeneinander in einer Suite des Hotels Frankfurter Hof.

Sie war etwa sechzig Quadratmeter groß und luxuriös eingerichtet im Stil der bekannten Frankfurter Architektin Bergit Gräfin Douglas. Antike Möbel, ein großes Bad aus Marmor mit modernem Flachbildfernseher über der Wanne, ein beeindruckender Ausblick auf die Frankfurter Skyline. Man musste siebenhundert Euro pro Nacht auf den Tisch legen, um es sich hier gemütlich machen zu dürfen. Auch das hatte Rosen Mara mit seiner allseits bekannten Gründlichkeit mitgeteilt.

Das gegenwärtige Bild, das die Suite bot, hatte allerdings nichts mit exklusivem Wohlbehagen zu tun.

Es herrschte Chaos. Grün glitzernde Scherben einer Champagnerflasche, Kaffeemaschine, Teekocher, Papiere, Kleidungsstücke – alles lag wild durcheinander auf dem Boden. Die Ecke, in der sich die Sitzgruppe befand, war gesprenkelt mit Blut. Etliche rote Spritzer auf den umgekippten Stühlen und dem kleinen, ebenfalls umgeworfenen Rundtisch. Mittendrin lag ein Mann auf dem Rücken, die Gliedmaßen von sich gestreckt, den Mund leicht geöffnet. Er hatte schwere Kopfverletzungen erlitten, aus denen eine Menge Blut geströmt und dann im Teppich eingetrocknet war. Direkt daneben befand sich ein Sektkühler aus funkelndem massivem Edelstahl, dessen Oberfläche ebenfalls voller Blut war. Der Teppich darunter war noch ein wenig nass von den geschmolzenen Eiswürfeln.

Die Augen des Mannes starrten leer zur Decke. In ihnen spiegelte sich das blanke Entsetzen wider, das ihn im letzten Moment seines Lebens erfasst hatte.

Also schon wieder ein Bild des Grauens.

Unweigerlich sprangen Maras Gedanken zurück zum Vortag. Was mochten Klimmt und sein Team inzwischen über die verscharrten Kinder wissen?

Die Kollegen von der Spurensicherung begannen in der Suite gerade wortlos und routiniert mit ihrer Arbeit. Uniformierte Polizeibeamte waren ebenfalls vor Ort. Einer von ihnen führte in diesem Augenblick einen Mann um die Fünfzig herein: Geheimratsecken, graumeliertes Haar, dunkelblauer Anzug.

Jan Rosen ließ Mara den Vortritt, wie üblich.

»Billinsky, Mordkommission«, sagte sie zu dem Herrn im Anzug.

Gelassen wartete sie ab, bis sein pikierter Blick über ihre pechschwarzen langen Haare, die Piercings an Oberlippe und Braue, die abgewetzte Lederjacke und die knallengen schwarzen Jeans bis zu ihren Doc Martens-Stiefeln gewandert war – und wieder bei ihren tiefschwarz geschminkten Augen landete, die Menschen mit einer irritierenden Eindringlichkeit ins Visier zu nehmen wussten.

»Sind Sie, äh …«, murmelte der Mann konsterniert, »sind Sie von der Poli-«

»Bin ich«, fiel Mara ihm ins Wort. »Und Sie sind?«

»Der Hoteldirektor. Hildebrandt. Armin Hildebrandt.«

Mara wies zu Rosen. »Mein Kollege: Kommissar Rosen.«

Hildebrandt nickte in dessen Richtung, offenbar ein wenig erleichtert, dass Rosens Anblick seiner Vorstellung von einem Kripobeamten näherkam.

»Wo können wir uns in Ruhe unterhalten?«, fragte Mara.

»In meinem Büro«, erwiderte der Hoteldirektor.

»Gut. Dann warten Sie bitte dort auf uns. Wir möchten erst noch unseren Kollegen ein paar Fragen stellen.«

Etwa eine Viertelstunde später betraten sie das in schlichter Eleganz gehaltene Büro. Hildebrandt stand vor seinem Schreibtisch und sah ihnen entgegen.

»Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen«, eröffnete Jan Rosen das Gespräch.

»Das ist doch selbstverständlich.«

»Wie hieß der Gast, der in der Suite zu Tode kam?«, wollte Mara als Erstes wissen.

»Was für eine Tragödie.« Hildebrandt schüttelte den Kopf. Er war bleich, wirkte allerdings gefasster als bei ihrer ersten Begegnung. »Und das in diesem Haus. Meine Güte. Das ist wirklich …« Seine Stimme versiegte.

»Wie hieß der Mann?«, fragte Mara erneut.

»Reto Botteron.« Hildebrandt blickte stur an ihr vorbei. Er musste wohl immer noch verdauen, dass jemand, der so aussah wie Mara, tatsächlich der Kriminalpolizei angehörte.

»Wie lange war er Gast Ihres Hauses?«

»Seit zwei Tagen. Die Suite war die komplette Woche von Herrn Botteron gebucht.«

»Zum ersten Mal?«

»Nein.« Jetzt sah er Mara kurz an. »Er ist schon häufiger bei uns gewesen.«

»Immer dieselbe Suite?«

»Ja, meistens schon.«

»Ein Franzose?«

»Nein, Schweizer. Aber aus dem französischen Teil des Landes.«

Hildebrandts Augen suchten Jan Rosen, als wäre es ihm lieber, wenn der für ihn offenkundig seriöser wirkende Kommissar die Fragen stellen würde. Doch Mara machte unverdrossen weiter mit ihrem Stakkato. Das war typisch für sie: Es ging ihr nie schnell genug.

»Seine Adresse?«

»Äh, er kam aus Vevey.« Hildebrandt kratzte sich am...



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