E-Book, Deutsch, Band 3, 445 Seiten
Reihe: Ein Fall für Mara Billinsky
Born Brennende Narben
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-6518-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Mara Billinsky Thriller
E-Book, Deutsch, Band 3, 445 Seiten
Reihe: Ein Fall für Mara Billinsky
ISBN: 978-3-7325-6518-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mara 'die Krähe' Billinsky in ihrem bislang persönlichsten Fall!
Die Vergangenheit lässt Kommissarin Mara Billinsky keine Ruhe: Sie will endlich die Mörder ihrer Mutter zur Rechenschaft ziehen. Und auch im Job findet Mara keine ruhige Minute. Eine bestialisch ermordete Edel-Prostituierte und ein Bombenanschlag auf der Autobahn halten die gesamte Frankfurter Mordkommission in Atem. Doch plötzlich wird aus der Jägerin die Gejagte, als ein geheimnisvoller Anrufer die Kommissarin warnt, dass der 'Wolf' in der Stadt ist und sie im Visier hat! Als Mara endlich erkennt, dass sie und ihre Kollegen nur Spielfiguren in einem kaltblütigen Krieg sind, ist es für 'die Krähe' fast zu spät ...
Atemlos, spannend, erschreckend: Mara Billinsky ermittelt in ihrem dritten und persönlichsten Fall!
Leserstimmen zur Mara-Billinsky-Thriller-Reihe
'Die Mara Billinsky Bände gehören für mich ganz oben auf die Liste der besten deutschen Thriller.' (Bambarenlover, Lesejury)
'Generell sehr gut ausgearbeitete und gut vorstellbare Charaktere, die sich im Verlauf des Thrillers entwickeln und gut greifbar sind. Es ist spannend, ihnen zu folgen, vor Allem auch, da niemand einfach platt 'gut' oder 'böse' ist, sondern jeder seine Facetten hat.' (SEEKING_ZAMONIA, Lesejury)
'Die Spannung beginnt auf der ersten Seite und lässt bis zum Ende des Buches nicht nach (...).' (SAINT_GERMAIN, Lesejury)
'Leo Born gelingt es, die Räume, die Ängste und andere Gefühle und Eindrücke der einzelnen Personen erschreckend authentisch zu beschreiben. Man fühlt in vielen Situationen mit den Opfern und anderen Beteiligten mit und steht quasi direkt daneben ...' (Sandra8811, Lesejury)
Leo Born ist das Pseudonym eines deutschen Krimi- und Thriller-Autors, der bereits zahlreiche Romane veröffentlicht hat. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Dort ermittelt auch Kommissarin Mara Billinsky, die sympathisch unkonventionelle Heldin seiner Krimireihe.
Autoren/Hrsg.
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2
Beiläufig betrachtete Mara Billinsky durchs Fenster den wolkenverhangenen Frankfurter Himmel, aus dem die letzten Tropfen eines Frühlingsschauers fielen. Sie hatte den Telefonhörer dicht am Ohr und nippte rasch an ihrem Kaffeebecher.
Der Anrufer sagte ein Wort, das sie nicht verstehen konnte.
»Was?« Skeptisch betrachtete sie die Mobilfunknummer, die auf dem Display ihres Bürotelefons angezeigt wurde und die sie sich sicherheitshalber auf einem Zettel notiert hatte.
»?o??«, wiederholte der Mann den Begriff. »Das heißt Wolf auf Russisch.«
Fünf Minuten dauerte das Gerede schon an, doch mit den angekündigten, angeblich brandheißen Informationen rückte der Kerl nicht heraus.
»Ich bin nicht interessiert an einem Fremdsprachenkurs.«
Der Fremde quittierte Maras Antwort mit einem rauen, spöttischen Lachen, das ihr unangenehm unter die Haut kroch.
»Dafür habe ich etwas«, erklärte er mit einer jähen Schärfe, »das Sie ganz bestimmt interessieren wird.«
»Das haben Sie schon mal gesagt.« Mara versuchte cool und sachlich zu klingen, doch unwillkürlich setzte sie sich aufrecht. Ein Spinner, hätte sie normalerweise gedacht, allerdings war etwas an ihm, das ihre inneren Alarmlämpchen leuchten ließ.
»Spedition Stoberg«, kam es von dem Mann. »Sagt Ihnen das etwas?«
»Das sagt mir einen Scheißdreck. Und wenn Sie jetzt nicht zum Punkt kommen, komme ich zum Ende.«
»Drogen. Eine ganze Menge davon.«
»Wirklich?«, antwortete Mara betont misstrauisch, tippte aber sofort Spedition Stoberg über die Laptoptastatur in eine Suchmaschine ein. Das erste Ergebnis zeigte die Website einer kleinen Firma am Stadtrand von Frankfurt.
»Na, sind Sie jetzt doch interessiert?«
Sein Akzent war nicht zu überhören. Osteuropa, vermutete Mara. Auch wegen des angeblich russischen Worts, das er gebraucht hatte. Sein Alter war ebenfalls schwer einzuschätzen. Auffallend war der heisere Ton, der seiner Stimme etwas Schneidendes gab.
»Ich zähle bis drei, dann lege ich auf«, kündigte sie entschieden an. »Eins …«
»Das gefällt mir«, gab er spöttisch zurück.
»Zwei …«
»Selita.«
»Wie bitte?«
»Sie haben mich genau verstanden. Ich sagte Se-li-ta.«
Endgültig hellhörig geworden, hielt Mara den Atem an. Selita hieß ein Bezirk der albanischen Hauptstadt Tirana. Einige Männer, die in dringendem Verdacht standen, eine wichtige Rolle im internationalen Drogenhandel zu spielen, stammten von dort. Und kürzlich war dieser Ausdruck als interner Codename für eine größere Operation des Drogendezernats verwendet worden. Wie kam der Fremde ausgerechnet auf diesen Begriff?
»Was meinen Sie damit?«, fragte Mara.
»Dass es sich für Sie lohnen wird. Morgen, gegen Mitternacht, Spedition Stoberg.«
Eilig forschte sie weiter im Internet nach der genannten Spedition und fand heraus, dass das kleine Unternehmen im Vorjahr pleitegegangen war. »Ich mag keine Spielchen.«
»Dieses Spielchen sollten Sie mögen. Es wird zu Ihrem Vorteil sein.«
»Aus welchem Grund wollen Sie mir helfen?«
»Weil ich ein guter Mensch bin«, erwiderte er mit hämischem Unterton. Und dann ergänzte er: »Ein Lkw mit Münchner Kennzeichen. Natürlich ein falsches Kennzeichen. Der Lkw kommt nämlich nicht aus Bayern, sondern hat einen viel weiteren Weg hinter sich.«
»Sie behaupten also, es geht um Drogen?«
»Wie ich schon sagte: um eine ganze Menge davon.«
»Ich nehme an, Sie möchten mir nicht mitteilen, mit wem ich gerade das Vergnügen habe.«
»Schön, dass es ein Vergnügen für Sie ist.« Ein abschätziger Laut folgte auf diese Worte, und Mara spürte, dass ein kalter Schauer über ihren Rücken rieselte. Nein, das war kein Spinner, das war jemand, der genau wusste, was er tat und weshalb.
»Ich brauche mehr Informationen.«
»Mehr Informationen kriegen Sie nicht.«
»Woher kommen die Drogen?«
»Von irgendwoher.«
»Wer liefert sie?«
»Irgendwer.«
»Wer nimmt sie in Empfang?«
»Das werden Sie feststellen, wenn Sie vor Ort sind.«
Mara bemerkte, dass ihr Vorgesetzter, Hauptkommissar Klimmt, im Türrahmen ihres Großraumbüros erschienen war. Er starrte sie mit seinem üblichen grimmigen Gesichtsausdruck an und bedeutete ihr, in sein Büro zu kommen.
Sie gab ihm ein rasches Handzeichen, dass sie verstanden hatte, worauf er sich umdrehte und wieder davonstiefelte.
»Welche Drogen sind geladen?«, wollte Mara von dem Fremden wissen.
»Lassen Sie sich überraschen.« Betont wiederholte er den Begriff vom Anfang des Gesprächs: »?o??. Wissen Sie noch, was das heißt?«
»Das russische Wort für Wolf.«
»Sehr gut aufgepasst.« Mit einem drohenden Unterton fügte er hinzu: »Der Wolf treibt sich in Frankfurt herum. Er will Beute machen. Und ich verspreche Ihnen etwas: Am Ende wird er seine Beute kriegen.«
»Hat der Wolf einen Namen?«
»Ja, aber den kennt niemand außer mir. Glauben Sie mir, der Wolf dreht seine Runden in dieser Stadt. Viele wird er fressen. Vielleicht auch Sie, kleine Polizistin.«
Ein Knacken – und die Verbindung war unterbrochen.
Mara rief sofort Hauptkommissar Meichel von der Drogenabteilung an. Er hatte die Aktion Selita geleitet, die nicht von dem erhofften Erfolg gekrönt gewesen war. Zwar konnte man einen großen Vorrat an Heroin und Cannabis sicherstellen, nicht jedoch die Verdächtigen aus Tirana festnehmen. In präzisen Sätzen gab Mara die Informationen des anonymen Anrufers weiter.
»Wir werden der Sache auf jeden Fall nachgehen«, kündigte Meichel nachdenklich an. »Es wundert mich nur, dass der Unbekannte sich ausgerechnet bei Ihnen gemeldet hat.«
»Da wären wir schon zwei.«
Gleich darauf wies Mara mit einem weiteren Anruf einen Spezialisten an, ihren Büroanschluss zu überprüfen und die Herkunft des Fremden anhand seiner Handynummer zu ermitteln – auch wenn ihre Hoffnung nicht gerade riesig war, dass das gelingen würde.
Sie hatte gerade aufgelegt, als ihr Kollege Jan Rosen neben ihrem Schreibtisch auftauchte, zwei Becher Kaffee vom Automaten in den Händen. Einen davon stellte er vor ihr ab.
»Den kann ich brauchen. Danke!« Mara trank einen Schluck und verbrannte sich die Zunge. »Allerdings muss ich jetzt erst mal zu unserem Herrn und Meister.«
»Klimmt? Der hat ja wieder mal eine Stinklaune.« Rosen ließ sich auf dem Drehstuhl des gegenüberliegenden Schreibtischs nieder. Er trug einen bordeauxroten Rollkragenpullover und senffarbene Stoffhosen. Die auffallend schreienden Farben seiner Kleidung passten eigentlich so gar nicht zu seiner zurückhaltenden, fast scheuen Art, die ihm in seinem Job nicht gerade eine große Hilfe war.
Als Mara kurz darauf Klimmts Büro betrat, bestätigte die düstere Miene des Hauptkommissars Rosens Worte.
»Sie wollten mich sprechen, Chef.« Mara blieb vor Klimmts Schreibtisch stehen und sah auf den Mann herunter, wie immer, auch wenn sie wusste, dass ihm das auf die Nerven ging. Oder gerade deswegen.
Zu Beginn waren sie und er häufig aneinandergeraten, inzwischen jedoch hatte sich Mara im gesamten Team einiges an Respekt erworben. Und der anfänglich aufgrund ihrer stets dunklen Aufmachung spöttische Spitzname Krähe hatte sich in eine Art Markenzeichen verwandelt. Die bislang letzte von mehreren eindrucksvollen Tätowierungen auf Maras heller Haut war dann auch tatsächlich eine Krähe gewesen.
Klimmt klebte in seinem Stuhl wie ein angeschlagener Boxer. Er wirkte erschöpft, gereizt, knurrig. Wie meistens. »Mit wem haben Sie gerade telefoniert? Sie hatten schon wieder diesen Billinsky-Blick.«
Sollte Mara ihn daran erinnern, dass es auch einen Klimmt-Blick gab? Sie verzichtete darauf und schilderte stattdessen lieber den Anruf.
»Seltsame Geschichte«, lautete Klimmts sparsamer Kommentar.
»Das finde ich auch.«
»Am Ende wahrscheinlich doch bloß ein Rohrkrepierer, das Ding mit den Drogen.«
»Ich habe Meichel informiert, er wird sich darum kümmern.« Mara straffte sich. »Was gibt’s?«
»Setzen Sie sich endlich auf Ihren verdammten Hintern!« Klimmts Stimme hatte einen alarmierenden Unterton, den alle bestens kannten, besonders Mara.
»So schlimm?«, fragte sie lässig, nahm aber auf einem der beiden Besucherstühle Platz.
Er fuhr sich über seinen ungepflegten, buschigen Walrossschnauzbart und musterte sie aus blutunterlaufenen Augen. Bis vor Kurzem hatte er an einer hartnäckigen Lungenentzündung gelitten und war nach Ansicht der meisten Kollegen viel zu früh wieder im Dienst erschienen. Ein alter, abgekämpfter Bulle, der langsam die Zielgerade seiner Laufbahn erreichte. Aber dennoch einer, der seinen Dickschädel mit einem gewissen Stolz auf den Schultern trug und der es hasste, klein beizugeben. Zumindest in dieser Hinsicht hatten er und Mara also etwas gemeinsam.
Er faltete die Hände hinter seinem breiten Nacken. Im zerknitterten Stoff seines Leinenhemdes zeigten sich unter den Achseln dunkle Halbmonde aus Schweiß. »Gernot Grigoleit«, knurrte er.
Unwillkürlich wappnete sich Mara für das, was kommen würde. Sie presste die Lippen aufeinander.
»Fällt Ihnen nichts ein zu diesem Namen, Billinsky?«
»Jedenfalls nichts Gutes.«
»Da sind Sie so ziemlich die Einzige. Denn es...