E-Book, Deutsch, 572 Seiten
Bork Die Geschichte einer deutschen Familie von Mitte 1800 bis zum Jahr 2022
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7583-5025-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 572 Seiten
ISBN: 978-3-7583-5025-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Geschichte einer deutschen Familie über mehrere Generationen hinweg - von Mitte 1800 bis heute - anhand von Tagebuchaufzeichnungen und persönlichen Lebenserinnerungen, kann dazu beitragen, ein besseres Verständnis für politische und kulturelle Veränderungen aufzuzeigen. Es geht hierbei um die Dokumentation individueller Schicksale und Erfahrungen innerhalb einer Familie. Beginnend mit C. Homann über E. Stoffers und G. Strassenburg über I. Bork und H. Bork
Autoren/Hrsg.
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Teil 1 Erinnerungen an die Großeltern und Eltern Schreiber dieses, Catharina Elisabeth Stoffers, geb. Homann, geb. den 10ten Juni 1835, verheiratet den 19ten März 1835 mit Karl Hinrich Stoffers von hier (Rümpel bei Oldesloe) geb. den 24ten Juni 1836, gestorben den 10ten September 1875. Beim Fahren verunglückt (seine Pferde scheuten, wie er ein Fuder Lein (Flachs) nach Oldesloe bringen wollte). Damals hatte ich sieben Kinder. Vier Wochen später wurde das achte Kind geboren. Johanna Caroline, geb. den 12ten Oktober. Sie war verheiratet mit Lehrer Meins aus Rethwischdorf. Den 30. Okt. 1904 starb sie an Typhus mit 29 Jahren. Sie hinterließ zwei Töchter, Gretchen und Lissi von sechs und vier Jahren. Meine anderen Kinder heißen:
Anna Maria geb. 11 Januar 1864
Ernst Karl geb. 2. Juni 1865
Sophie Katharina geb. 12. April 1867
Dorothea Elisabeth geb. 25 Januar 1869
Anna Margaretha geb. 16 Juni 1870
Elise Wilhelmine geb. 28 Juli 1872
Bertha Machtalena geb. 31. März 1874 Meinen Großvater väterlicherseits habe ich nie gesehen. Es wurde viel von ihm erzählt, denn er ist ein Sonderling ohnegleichen gewesen, und zwar so, daß er zuletzt unter Kuratel gestellt, gerichtlich nach der Kate aufs Altenteil gebracht, und meinem Vater die Landstelle überwiesen wurde. Mein Vater mußte alle Schulden übernehmen, seinem Vater Altenteil und seinen drei Schwestern je 500 kur geben. Diese waren nicht zufrieden, fingen an zu prozessen, wurden aber gerichtlich zur Ruhe verwiesen. Als meines Großvaters Kinder noch klein waren, und klagten, daß ihnen nicht wohl wäre, dann schnitt er ihnen ein Stück Schwarzbrot ab, beschmierte es mit Teer, das mußten die Kinder essen. Neben dem Haus stand eine sehr große Linde. Darin hatte sich mein Großvater eine Stube gemacht, ungefähr 16 Fuß von der Erde. Die Leute kamen und wollten die Merkwürdigkeit sehen, nicht allein aus Oldesloe, es kamen auch schon Hamburger. Als mein Vater Bauer geworden, hat er sie rausgehauen, denn er war bange, daß jemand dabei verunglücke, denn es kletterten auch viele Kinder hinauf. Die Treppe war schlecht, es war eine eichene Bohle, worin mein Großvater selbst Stufen gehauen hatte. In Rümpel ist früher ein Gerechtsamer gewesen, jeder Bauer hat von der Regierung jährlich sogenanntes Holzgeld bekommen. Mit einem Mal behält die Regierung es zurück, ohne mit den Bauern zu verhandeln. Von da an bezahlte mein Großvater kein Herrengeld wieder. Wenn er dazu aufgefordert wird, dann sagt er: „Gebt mir was mein ist, dann gebe ich Euch was Euer ist.“ Damit lassen die Beamten ihn durch und hatten sich dadurch vergangen, denn sie dürften nicht stunden. Nun häufen sich die Amtsschulden Jahr zu Jahr, und die Beamten sind machtlos, weil sie sich vergangen haben. Einmal waren es schon 1100 Thaler, da schreiben sie alles auf, Korn, Pferde und Kühe, und lassen bekanntmachen, daß es in der Gastwirtschaft Linau verkauft werden sollte. Damals war mein Großvater schwer krank, ist auch gestorben. Da geht mein Vater nach Linau und bittet ihn, er möchte die Beamten fragen, ob es nicht ginge, daß Holz im Felde verkauft würde, denn wenn sie das Inventar verkauften, wäre es doch zu hart für seine kranke Mutter. „Ich dachte meines Vaters Stelle auch noch mal zu kriegen, aber jetzt sind wohl keine Aussichten mehr“. Als der Hausvogt kommt, sagt Linau es ihm. Da sagt er, wenn alle Käufer damit einverstanden sind, sonst geht es nicht. Die Käufer sind ja fast nur Bauern aus Rümpel und alle mit den Verhältnissen bekannt und sagen alle ja, und so wird denn Holz verkauft. Dabei wird noch allerlei über meines Großvaters Verhältnisse gesprochen, da sagt D. Peemöllers Großvater: „Ich wüßte was Recht wäre, wenn es Recht sein sollte. Der Alte müßte aufs Altenteil, und der Sohn müßte die Stelle haben, der scheint besser zu werden!“ „Ja“, sagt der Hausvogt, „Der Alte kommt einem auch ganz merkwürdig vor, wir wollen mal sehen, was sich dabei machen läßt.“ Darauf machen die Bekannten meinen Großvater unmündig und schreiben meinem Vater die Stelle zu. Es vergehen wieder Jahre, mein Großvater bezahlt nicht und geht auch nicht. Da kommen die Beamten und wollen ihn mit Gewalt nach der Kate bringen. Als er sie sieht, läuft er weg, läuft über Ernst Wagners, damals Linaus, Hauskoppel. Dort pflügt Linaus Halbknecht, Frau Vagts Vater. Da rufen die Beamten, halt ihn mal fest. Er läßt die Pferde stehen und faßt ihn an. Dann faßt der eine von den Beamten meinen Großvater an den einen Arm, und der andere an den anderen Arm und ziehen ihn nach der Kate und setzen ihn auf einen Stuhl. Da fragt er: „Ist es jetzt genug?“ Sie sagen: „Ja, jetzt können sie gehen wohin sie wollen.“ Er steht auf und geht nach Segeberg und ist nie wiedergekommen. Zuerst geht er zu seiner Schwägerin, einer Frau Dankers, Frau Lehrer Höppners Urgroßmutter. Dann hat er sich selber eine Wohnung gemietet. Mein Vater hat ihm sein Altenteil hingeschickt. Essen, hat er sich selber gekocht, und seine jüngste Tochter, Margarethe, die damals in Segeberg diente und später dort verheiratet war, sorgte für Reinlichkeit, und nach 15 Jahren ist er gestorben. 1827 übernahm mein Vater die Landstelle, Hans Hinrich Homann, geb. 19 März 1800, gestorben den 24. März 1895. Bald nach der Übernahme verheiratete mein Vater sich mit Margaretha Catharina Elsabe Barkmann von Rohlfshage, geb. den 28. Januar 1804. Beide Eltern waren fleißig, sparsam und rechtschaffen und brachten durch Fleiß und Entbehrung die ganze verwahrloste Hufe wieder empor. Es war nicht leicht, denn mein Großvater hatte die Fracht gefahren, zwischen Hamburg, Lübeck und Oldesloe und sich um seine Landwirtschaft wenig gekümmert. Das Land war fast alles Sumpf, mit Busch und Baum bewachsen. Die Kühe wurden im Frühjahr rausgetrieben; wenn sie gemolken werden sollten, wurde so lange gesucht, bis sie gefunden wurden. Ein H Butter kostete damals 4 Schilling. 48 ß machten einen Taler damals. Das wenige Korn, und fette Schweine, mußte fast alles nach Hamburg verkauft und gefahren werden. Die Preise waren so niedrig. Gewöhnlich kostete die Tonne einen Drittel dänisches Geld. Die Wege waren so schlecht, kaum passierbar. Die Chaussee von Hamburg nacht Lübeck war noch nicht da. Viel Geld wurde auf der Reise nach Hamburg nicht ausgegeben. Der Fuhrmann nahm sich einen Sack mit, mit Brot, Fleisch oder Wurst und eine hölzerne Dose mit Butter. Wenn sie in einer Wirtschaft auf dem Schweinemarkt ankamen, wurde der Sack mit in die Gaststube genommen, die Lebensmittel auf den Tisch gebreitet, kleinen Korn und Bier dazu gekauft und das war die Mahlzeit. Damit war der Fuhrmann und auch der Wirt zufrieden. Unterwegs wurde auch einmal in einer Wirtschaft eingekehrt und auf diese Weise gevespert. Geld mochten sie damals überhaupt nicht gerne ausgeben. Jeder Bauer hielt sich mehrere Schafe. Ein alter Mann war von der Dorfschaft angestellt, der mußte sie hüten. Die Wolle zu Strümpfen färbte jede Hausfrau selbst, blau. Sie wurden selbst gesponnen und die Strümpfe selbst gestrickt. Die Mädchen und Frauen trugen eigen gemachte Röcke und Kleider. Die Männer trugen bei der Arbeit schwarze leinene Kittel und blaue Leinenhosen. Das mußte freilich beim Färber gefärbt werden, doch wer es nicht bezahlen wollte oder konnte, der trug die Hose weiß. Ich kann mich noch erinnern, daß mein Bruder auch eine weiße Hose trug. Das Eigengemachte kostete freilich auch etwas, doch es war sehr dauerhaft. Sonntags zur Kirche und zu Festlichkeiten wurde auch gekaufter Stoff getragen. Das Essen war damals auch sehr einfach, es wurde immer so berechnet, daß es nicht so viele Schillinge kostete. Kompott kannten sie nicht weiter als getrocknetes Obst. Ich ging schon zur Schule, als mein Bruder unseren ersten Johannisbeerstrauch geschenkt bekam, von seinem Lehrer Prien. Frau Prien unterrichtete dann meine Mutter wie Saft einzukochen und zu verwenden wäre. Beide Eltern konnten sich noch an die Kriegsjahre erinnern (1813/1815). Sie erzählten uns manchmal von aller Not und Gefahr und von den kalten Russenwintern. Mein Vater hatte sich mehrere Tage und Nächte als 18jähriger Knabe mit zwei Pferden und Wagen in einem kleinen Gehölz verborgen gehalten. Wie er es mir bezeichnete, ist es ungefähr da gewesen, wo jetzt das Bahnwärterhaus steht, bei der Ruhmwiesch. Die anderen Rümpler sind fast alle in dem Langenrögers Berg gewesen. Einige Beherzte sind dann nachts ins Dorf gegangen und haben Lebensmittel gesucht. - Mein Vater konnte sich aus seiner Kindheit erinnern, daß er mit vier Jahren im Sand gespielt, als der Moorsteg gemacht wurde. Als 7 jähriger Knabe hatte er seine erste größere Reise gemacht. Da war er mit seinem Vater nach Segeberg gefahren und hatte den schwarzen Ofen geholt, der 1900 in der Kate mit verbrannt ist, in I. Stoffers Stube. Oben in dem Gesims standen die...