E-Book, Deutsch, 318 Seiten
Reihe: Read! Sport! Love!
Borchers Flying Dreams
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-492-98923-7
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Breakout für die Liebe | Friends-to-Lovers-Romance mit einem heißen Football-Spieler
E-Book, Deutsch, 318 Seiten
Reihe: Read! Sport! Love!
ISBN: 978-3-492-98923-7
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kira Borchers ist ein Nordlicht aus Schleswig-Holstein. Nach ihrer abgeschlossenen Verlagsausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print studiert sie nun Buchwissenschaft an der LMU in München. Neben dem Schreiben eigener Geschichten arbeitet sie in einem Buchverlag. In ihrer Freizeit entwirft sie Illustrationen oder lässt sich von Ausflügen in die Berge inspirieren. Ihre Leidenschaft zu Büchern teilt sie auf ihrer Instagramseite kiras.zeilen.
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Prolog
Vor zehn Jahren
»Bleibt nicht zu lange draußen, hört ihr? Ihr seid zurück, bevor es dunkel wird!« Die Stimme meiner Mutter verklang hinter meinem Rücken und vermengte sich mit meinem Kichern.
»Wetten, ich bin schneller an der alten Eiche als du?« Jay warf einen flüchtigen Blick über die Schulter und schenkte mir ein übermütiges Lächeln.
Ich schüttelte den Kopf, während mein Herz Purzelbäume schlug. »Das hättest du wohl gern. Ich bin viel schneller als du!«
Obwohl er etwas älter war als ich, überragte ich meinen besten Freund um einen ganzen Kopf. Meine Beine waren einfach viel länger als seine, meine Statur wesentlich zierlicher, und beides nutzte ich jetzt zu meinem Vorteil.
Der Wind blies meine langen roten Haare zurück und kaum dass wir die Wiese hinter dem Haus meiner Eltern überquert hatten, peitschten mir tiefhängende Äste ins Gesicht. Einzelne Locken kitzelten meine Wangen. Doch ich dachte nicht daran, auch nur einen Moment innezuhalten oder zurückzusehen. Ganz egal, wie sehr das Blut in meinen Adern pulsierte und mein Herz mit meinen Gedanken um die Wette raste.
Ich würde dieses Rennen gewinnen. Da hatte Jay die Rechnung ohne mich gemacht. Seinen winzigen Vorsprung hatte ich längst aufgeholt und so trugen meine Beine mich rasch den Hügel am Rand der Stadt hinauf. Schon von Weitem waren die Äste der alten Eiche zu sehen. Der Baum war auf einem Vorsprung gewachsen und streckte seine Zweige der Sonne entgegen.
Einige der Äste wuchsen so weit unten, als wollte der Baum förmlich dazu einladen, sich in seinen gewaltigen Astgabeln niederzulassen, dem Himmel ein Stück näher zu kommen und einen unglaublichen Ausblick auf meine Heimat zu werfen.
»Ich bin schneller als du«, rief da plötzlich jemand neben mir und stolperte an mir vorbei. Überrascht stieß ich die Luft aus. Das ließ ich mir nicht bieten. Jaydon hatte doch glatt aufgeholt und mir war es nicht aufgefallen.
Uns trennte mittlerweile lediglich eine Wiese von unserem erklärten Ziel. Ich bildete mir ein, nur noch den Arm nach der Rinde ausstrecken zu müssen. Den Sieg würde ich mir nicht nehmen lassen, wo er schon zum Greifen nahe war.
Mit jedem Schritt zog sich mein Brustkorb schmerzhaft zusammen und alles in mir rebellierte bereits, aber ich würde Jay nicht gewinnen lassen. Auf gar keinen Fall. Ich kniff die Augen zusammen und kämpfte mich vorwärts. Erst als meine Finger die raue Rinde des Baumes berührten, traute ich mich, wieder zu blinzeln. So konnte ich gerade noch erkennen, wie Jay keine fünf Sekunden nach mir den Stamm berührte.
»Erste«, verkündete ich und strahlte ihn an. Dabei rang ich atemlos nach Luft.
Keuchend ließen wir uns nebeneinander unter der Eiche ins Gras fallen. »Das nächste Mal gewinne ich«, meldete sich Jay zu Wort.
»Niemals, ich werde immer gewinnen«, widersprach ich triumphierend. Ich sah ihn an und entdeckte die Bauchtasche, die er bei sich trug. Die braunen Lederbänder hatte er eng um seinen Oberkörper gebunden, sodass sie nicht störte und nur den Bewegungen seines Körpers folgte. Das helle T-Shirt klebte ihm an der Brust. »Du hast sie also wirklich dabei«, stellte ich fest und wurde ernst, als ich auf seine Tasche deutete.
Er nickte. »Natürlich. Wir haben doch gesagt, dass wir sie heute vergraben – unsere Herzenswünsche.«
Auch wenn wir es abgesprochen hatten, so erfasste mich nun doch ein Kribbeln bei dem Gedanken, dass wir sie hier wir verstecken würden. Wir hatten entschieden, unsere Träume am Fuß unseres Baumes zu begraben, damit niemand sie uns nehmen konnte und wir immer einen Ort hatten, an den wir zurückkehren konnten, wenn wir unsere Ziele aus den Augen verloren. Etwas, das uns daran erinnerte, wonach wir strebten und das uns Kraft gab, wenn wir sie vielleicht einmal nicht hatten. Ich bewunderte den dicken Stamm des Baumes jedes Mal wieder und auch als ich mich nun zu der Eiche umwandte und meine Finger erneut über die Rinde glitten, erfasste mich Ehrfurcht. Wie alt der Baum wohl war? Was er alles schon erlebt hatte und wie tief die Wurzeln wohl unter uns in die Erde reichten?
»Hast du deinen Zettel dabei?«, hakte Jay nach, woraufhin ich die Hand sinken ließ.
Ich nickte und betrachtete die kleine weiße Schachtel, die wir auf dem Dachboden seiner Eltern gefunden hatten. »Du auch?«
»Na klar«, erwiderte er und hielt sie mir hin. »Ich habe meinen Zettel schon hineingetan. Jetzt fehlt nur noch deiner.«
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und holte den Zettel aus meiner Hosentasche hervor. Nachdenklich betrachtete ich das gefaltete Stück Papier. Schlagartig packten mich doch Zweifel. Hatte ich auch den richtigen Wunsch aufgeschrieben? Was, wenn ich ihn vielleicht einmal ändern wollte?
Ich schüttelte innerlich über mich selbst den Kopf. Wie viele Nächte ich wachgelegen und gegrübelt hatte, um sicherzugehen, dass ich das Richtige auf dem Zettel festhielt. Ohne länger zu zögern, warf ich den Wunsch zu dem von Jay in die Schachtel. Sie war gerade so groß, dass unsere Zettel hineinpassten. Mein bester Freund verschloss sogleich den Deckel und kniete sich mit unseren Wünschen zwischen die Wurzeln. Dort, wo der Sandboden in Rasen überging, begann er, mit seinen Händen eine Kuhle zu schaufeln.
Ich hockte mich ihm gegenüber und half beim Buddeln. Dabei packte mich das Gefühl, dass das Loch im Boden nie tief genug sein konnte, um unsere Träume sicher zu verwahren. Aber ich wusste, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Dass wir nun ein Geheimnis teilten, das uns miteinander verband. Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf meine Lippen und spornte mich an, eine besonders tiefe Grube zu graben.
»Das müsste reichen«, sagte Jay irgendwann und legte die Schachtel vor uns in das Loch hinein. »Was meinst du?«
Ich sah auf und wischte meine mit Erde beschmierten Hände an meiner Hose ab. Dann stimmte ich zu, indem ich meinen Kopf wiegte. Schweigend betrachtete ich, wie er daraufhin unser Geheimnis auf ewig vor aller Augen versteckte.
»Meinst du, sie wird auch sicher keiner finden?«, fragte ich, was ich schon hunderte Male hatte wissen wollen – im Stillen und von Jay.
»Nein, wer sollte denn unter unserem Baum auf die Idee kommen, nach einer Schachtel zu suchen? Es wird sie niemand entdecken und wegnehmen.« Er beachtete mich nicht, war ganz auf seine Aufgabe konzentriert. »Wir haben einen guten Platz ausgewählt.«
Dass er so überzeugt davon war, ließ mein Herz warm werden. Stille breitete sich zwischen uns aus. Vollkommen erfüllt, beobachtete ich Jay, lauschte dem Wind, dem Rascheln der Blätter über unseren Köpfen und meinem klopfenden Herzen. Es kam mir fast vor, als würde die Eiche mit uns reden und uns das leise Versprechen geben, gut auf unsere Geheimnisse gut achten. Als würde der Baum uns Mut zusprechen und uns verraten, dass wir es schaffen konnten, dass wir unsere Ziele erreichen würden – wenn wir nur daran glaubten. Und in dem Moment fasste ich den Entschluss, nie meinen Kampfgeist zu verlieren. Ich würde immer stark sein und nicht aufgeben.
Ob es Jay ähnlich ging? Ob auch er gerade daran dachte, wie er seinen Traum erfüllte und wie sich das wohl anfühlte? Ob er sich auch gerade ausmalte, wann wir das Ziel auf unseren Zetteln in die Realität umsetzten und es nicht mehr nur feine Linien auf Papier sein würden, sondern Gefühle, Bilder, Erinnerungen?
»Was hast du auf deinen Zettel geschrieben?«, wollte ich von ihm wissen, weil ich meine Neugier plötzlich nicht länger bändigen konnte.
Jay ließ sich nicht davon abbringen, die Schachtel weiter unter der frischen Erde zu verstecken. Allerdings zuckte er kaum merklich zusammen, was mir zeigte, dass ich ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. Erwischt. Röte schlich sich auf seine Wangen. Seine Antwort war jedoch bestimmt. »Wenn ich es dir verrate, ist es ja kein Geheimnis mehr.«
»Ich dachte, es sollten unsere Geheimnisse sein. Nur von uns beiden.« Ich richtete mich auf, verschränkte die Arme vor der Brust. »Was wir uns von der Zukunft erhoffen. Na los, sag schon, was hast du dir gewünscht?«
Als die Schachtel zu unseren Füßen bedeckt war und nur die dunkler gefärbte Erde verriet, dass dort etwas vergraben...