E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Tiffany
Bond Nachts, wenn alles schläft ...
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6776-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Tiffany
ISBN: 978-3-7337-6776-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Derek weiß nicht, wie ihm geschieht: Mitten in der Nacht schleicht sich eine heiße Blondine in sein Hotelbett und beginnt, ihn nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Die schöne Fremde entfacht Dereks Verlangen - bis das Licht angeht und er sieht, wen er vor sich hat ...
Kurz bevor Stephanie Bond ihr Studium der Informatik abschloss, schlug einer ihrer Dozenten vor, es mit dem Schreiben zu versuchen. Natürlich hatte dieser eher akademisches Schreiben im Sinn, doch Stephanie Bond nahm ihn wörtlich und veröffentlichte ihre ersten Liebesromane. Nach dem großen Erfolg ihrer Bücher widmete sie sich ganz dem Schreiben und wurde darauf mehrfach ausgezeichnet. Heute lebt Stephanie Bond mit ihrem Ehemann und ihrem Laptop in Atlanta, Georgia.
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1. KAPITEL
„Trink Ananassaft“, sagte Janine Murphy, als sie das Haar ihrer Schwester zurückschob und sich die beiden Knutschflecken an ihrem Hals besah. Oder war es nur einer? Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, das Bild scharf zu bekommen. Ein zweckloses Unterfangen nach einer halben Flasche Wein auf nüchternen Magen, denn das winzige Stückchen Torte ihrer Junggesellinnen-Party zählte nicht. Sie hatte die beiden Ausrufungszeichen hinter VIEL GLÜCK, JANINE!! vergessen, aber je mehr sie im Verlauf des Abends über ihre Beziehung zu Steve nachgedacht hatte, desto passender waren ihr Fragezeichen erschienen.
„Wirklich? Knutschflecken verschwinden, wenn man Ananassaft trinkt?“, fragte Marie zweifelnd.
„Ja.“ Janine nickte, und die Kopfbewegung löste einen Funkenregen hinter ihren Augen aus. Sie befeuchtete die Lippen und strengte sich an, mit ihrer pelzigen Zunge artikuliert zu sprechen. „Das Vitamin D beschleunigt die Heilung der geplatzten Blutgefäße.“
„So ausgedrückt klingt das ziemlich widerlich.“
„Gut so.“ Janine ließ Maries Haar wieder los. „Es sieht nämlich auch widerlich aus. Du bist nicht mehr in der High School. Außerdem können Knutschflecken gefährlich sein.“
Ihre Schwester lachte. „Was kann ich tun? Greg ist durch und durch ein Sinnenmensch.“
Janine spürte einen Anflug von Neid. Sie hatte jahrelang Maries erotische Eskapaden miterlebt, hatte sich ihre Abenteuer angehört und ihr Salben gegen Wundheit nach zu starker Reibung gegeben oder homöopathische Mittel bei Hautreizungen durch parfümierte Körperlotionen. Sie hatte ihr Öl-Massagen verabreicht, wenn bestimmte Muskeln von ausgefallenen Stellungen verspannt waren. „Am besten, du sagst Greg, er soll mit seinen Mick-Jagger-Lippen von deinem Hals wegbleiben.“
„Immer die gestrenge Medizinerin“, sagte Marie und ließ sich aufs Bett fallen, das mit Geschenken überhäuft war.
Janine setzte sich neben sie auf die bunte Patchwork-Decke, sodass der Berg von Schachteln ins Rutschen geriet. Sie drehte ihr leeres Weinglas zwischen den Fingern und seufzte. „Danke für die Party, Schwesterherz. Es war unheimlich lustig.“
„Nichts zu danken, es hat mir Spaß gemacht, die Feier vorzubereiten. Aber lüg nicht. Diese Art Partys sind für den Ehrengast doch immer furchtbar langweilig.“
Janine lachte. So war ihre Schwester – sie nannte die Dinge immer unverblümt beim Namen. Es stimmte, sie hatte sich auf ihrer Party nicht sonderlich amüsiert. Statt sich als Hauptperson im Rampenlicht zu sonnen, hatte sie sich den ganzen Abend an einer Flasche Wein festgehalten und einer Schar Frauen zugehört, die mit ihrem grandiosen Sexleben angaben. Eine von ihnen hatte die Idee von der „Talk-Runde“ gehabt, mit dem Thema „mein erinnerungswürdigstes Erlebnis“. Natürlich war ein Erlebnis mit einem Mann gemeint, und als sie an der Reihe war, hatte Janine eine von A bis Z erfundene Story erzählt. Die Gewissensbisse wegen ihrer Flunkerei hatte sie mit dem Argument verdrängt, dass eine fröhliche Junggesellinnenparty nicht der geeignete Anlass sei, über intime Geheimnisse zu reden. Nicht einmal Marie wusste, dass sie noch Jungfrau war.
Nicht dass ihre Jungfräulichkeit ihr peinlich gewesen wäre oder ihr als ein persönliches Manko erschien. Aber die Vorstellung, zum bravsten Mädchen des Jahres gekürt zu werden, gefiel ihr auch nicht. Denn genau wie die übrigen Frauen hätte sie unter anderen Umständen ebenso prickelnde Abenteuer erlebt. Sie war nur nie dazu gekommen. In der High School war sie zu schüchtern gewesen, um Jungen anzuziehen. Während der zehn Jahre, in denen sie studiert und gejobbt hatte, hatte sie zu viel zu tun gehabt, um von einer Verabredung zur anderen zu flattern. Und danach lernte sie Steve kennen.
„Eins finde ich jedenfalls schade“, sagte ihre Schwester, „dass du mir nicht erlaubt hast, ein paar Stripper anzuheuern.“
Janine wurde rot. Was ihr leider zeigte, dass sie im Vergleich zu anderen Frauen doch zu prüde war. „Das ist nun mal nicht mein Stil.“
„Erzähl mir doch nichts! Du hast es auf einer Penthouse-Terrasse getrieben – das war eine saftige Story, Schwesterherz.“
Janine lächelte schief. „Ich habe die Wahrheit etwas ausgeschmückt.“
„Und wie sehr?“
„Wie ein Haus, das noch ein paar farbige Akzente braucht.“
Marie lachte. „Du hast eine tolle Fantasie. Der Teil mit dem runtergefallenen Schuh war ein Knüller.“
„Ach, das.“ Janine kannte jedes Detail ihrer Story auswendig, weil sie diese heiße Sommernachtsszene unzählige Male in ihrem Kopf durchgespielt hatte. Wahrscheinlich lag es an ihrer Klaustrophobie, dass sie Fantasien von offenen Räumen hatte. Dass sie überhaupt fantasierte, lag zweifellos an ihrer Jungfräulichkeit.
„Auch deinen Penis fand ich sehr eindrucksvoll“, fuhr Marie fort.
„Danke.“ Janine unterdrückte einen Seufzer. „Ich selbst fand ihn auch nicht so übel.“ Maries Einfall, dass alle aus einem Eis am Stiel einen Penis formen sollten, war ein Riesenhit gewesen, besonders da der Wein bereits reichlich geflossen war.
„Ich schätze, Steve hat dich zu deiner meisterhaften Skulptur inspiriert.“
Janine schob ihr langes Haar hinter die Ohren, um dem Blick ihrer Schwester auszuweichen. „In Anatomie hatte ich doch eine Eins.“
Maries Augen blitzten vor Neugier. „Nanu? Besitzt der Herr Schönheitschirurg kein Operationsbesteck?“
Bei Janines dürftigem Wissensstand konnte Steves „Operationsbesteck“ so blau wie ihre preisgekrönte Eisskulptur sein. Aber das brauchte ihre Schwester nicht zu wissen. „Ich rede nicht über die körperlichen Vorzüge meines zukünftigen Ehemannes.“
Marie zog einen Schmollmund, aber dann eilten ihre Gedanken weiter, und ihr Ausdruck wurde verträumt. „Stell dir vor, in weniger als zwei Tagen bist du eine verheiratete Frau.“
Janine blickte auf den breiten, mit diamantenbesetzten Platinreif an ihrer linken Hand, ein Stück von unschätzbarem Wert, das einst Steves Großmutter gehört hatte. „Ja, verheiratet“, murmelte sie und wünschte, etwas von der schwindelerregenden Erwartung und atemlosen Ungeduld zu spüren, von der sie in der Zeitschrift „Die Braut“ gelesen hatte. Stattdessen kam das, was sie fühlte, „kalten Füßen“ ziemlich nah. Aber bekam das nicht nur der Bräutigam?
Marie kramte in den Geschenken. „Hey, von wem ist denn dieses scharfe Teil?“
Janine musste sich die Schläfen halten, als sie den Kopf drehte. Beim Anblick des pinkfarbenen, schwarz abgesetzten Bustiers und der schwarzen Strapse runzelte sie die Stirn. „Von Sandy.“
Marie rappelte sich hoch, hielt sich die Dessous vor ihre kurvenreiche Figur und posierte vor dem Spiegel. „Hab dich doch nicht so. Ich finde es heiß.“
Janine stützte sich auf den Ellenbogen und wickelte eine Strähne ihres honigblonden Haars um den Finger. Sie wollte sich morgen die Spitzen schneiden lassen. Aber morgen war die Probe für die Trauungszeremonie mit anschließendem Dinner. Wie sollte sie da noch einen Friseurtermin unterbringen? „Vielleicht liegt’s daran, dass Steve laut Sandy Pink am liebsten an Frauen mag.“
„Oh!“, rief Marie überrascht. Dann sagte sie locker: „Na ja, sie ist seine Rezeptionistin. Da sollte sie das wohl wissen.“
„Aber ich wusste es nicht“, murmelte Janine und war den Tränen nah.
„Ach komm. Du denkst doch nicht etwa, dass Steve und diese dumme Schnecke etwas miteinander haben, oder?“
„Offen gestanden glaube ich nicht, dass Steve genug Sex-Drive hat, um überhaupt eine Affäre zu haben.“ Janine schlug die Hand vor den Mund. Hatte sie das tatsächlich gesagt?
„Was hör ich da? Du solltest dir öfter einen Schwips antrinken.“ Marie plumpste zurück auf die Bettkante, und wieder purzelten die Geschenkpakete durcheinander. „Erzähl!“
Janine zögerte. Wenn sie doch bloß wüsste, ob ihre plötzlichen Zweifel wirklich nur mit dem berüchtigten Lampenfieber kurz vor der Hochzeit zu tun hatten.
„Nun erzähl schon!“, drängte Marie. „Ich hab ja schon geahnt, dass Steve und du nicht gerade die Bettlaken in Flammen setzt. Aber ich dachte mir, das sei dir nicht so wichtig.“
„Muss es das?“
„Was?“
„Muss es mir wichtig sein. Sex, meine ich.“
Maries Augen weiteten sich. „Das fragst du mich?“
„Versuch mal, objektiv zu sein, Marie. Hattest du nicht vielleicht irgendwann mal eine gute Beziehung ohne guten Sex?“
„Lass mich überlegen – nein.“
„Du bist mir wirklich eine große Hilfe.“
„Sorry. Also gut, ich spiel mit.“ Marie setzte eine ernste Miene auf. „Was ist bei euch beiden das Problem? Das Vorspiel? Die Dauer? Die Häufigkeit?“
„Punkt drei könnte zutreffen. Die Häufigkeit.“
„Hey, es gibt viele Paare, die vor der Hochzeit wochenlang enthaltsam sind. Um das Ganze spannender zu machen.“
„Steve und ich haben uns länger als ein paar Wochen enthalten.“
„Wie lange?“
„Ein Jahr.“
„Janine, das gibt’s doch nicht!“
„Es ist aber wahr.“
„Aber du kennst den Mann doch erst seit einem Jahr.“
„Richtig.“
„Du hast mit Steve nie Sex gehabt?“
„Bingo!“
„Unglaublich!“ Marie sprang hoch und lief unruhig auf und ab. „Wieso hast du mir nie was gesagt?“
Janine bereute, ihr überhaupt etwas gesagt zu haben....