Bomann / Neuendorf | Die Knopfmacherin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Bomann / Neuendorf Die Knopfmacherin


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96353-005-0
Verlag: Corina Bomann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-96353-005-0
Verlag: Corina Bomann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Anno 1502: Die Anhänger der Bundschuhbewegung verbreiten unter den Adligen und Geistlichen Deutschlands Angst und Schrecken und erreichen auch die Stadt Udenheim. Dort fallen die Eltern der jungen Knopfmacherin Melisande den politischen Verstrickungen zum Opfer, ihre Schwester Alina wird von Unbekannten verschleppt. Auf der Suche nach ihrer Schwester gelangt sie nach Speyer und findet beim ansässigen Knopfmacher eine Anstellung. Dabei verliert sie ihr eigentliches Ziel nicht aus den Augen: Sie muss Alina und die Mörder ihrer Eltern finden! Gemeinsam mit Bernhard, dem sympathischen Gesellen des Knopfmachers, begibt sich Melisande auf eine gefährliche Spurensuche. ACHTUNG! Dieser Roman erschien bereits unter dem Titel 'Die Knopfmacherin' unter dem Pseudonym 'Corinna Neuendorf'. Corinna Neuendorf ist das Pseudonym von Corina Bomann. Die Autorin hat die Rechte an ihrem Werk vom Verlag zurückbekommen und veröffentlicht dieses Werk unter neuem Titel und neuem Namen erneut.

Corina Bomann, 1974 in Parchim geboren, lebt mit ihrer Familie in Berlin. Sie hat bereits erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche geschrieben, bevor ihr mit 'Die Schmetterlingsinsel' der absolute Durchbruch gelang. Seither gehört sie zur ersten Garde deutscher Unterhaltungsschriftstellerinnen.

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  Prolog
  Herbst 1502   Der kalte Nachtwind schnitt den beiden Wanderern schmerzhaft in die Wangen. Von den rauschenden Baumkronen rieselte das trockene Laub. Die Wolken, die den Mond immer wieder verfinsterten, kündeten von weiteren Regenschauern. Zähneklappernd zog Joß Fritz den Mantel enger um seinen Körper. Der vom letzten Regenguss noch immer klamme, raue Stoff verhinderte nicht, dass die Kälte bis zu seinen Knochen vordrang. Verdammtes Wetter, dachte Fritz wütend. Hätte uns keine bessere Nacht beschieden sein können? Er wusste jedoch, dass kein Fluch der Welt imstande war, das Wetter zu ändern. Deshalb riss er sich zusammen. Wir stehen kurz davor, die Freiheit zu erlangen. Auch die Kälte wird uns nicht von unseren Zielen abbringen. Ein Lächeln huschte über Joß Fritz’ Gesicht, als er an die vergangenen Monate zurückdachte. Eine wunderbare Zeit war das gewesen! Eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit voller Ideen und Pläne. Den Warnungen und Drohungen der Obrigkeit zum Trotz hatten sich tausende Männer und Frauen dem Bundschuh angeschlossen. Nicht nur die Ackerleute waren erzürnt über das schändliche Treiben der Adligen und der Geistlichen. Unter den Neuankömmlingen waren auch Bürger und Handwerker. Seit Bischof Ludwig von Heimstatt dem Bauwahn verfallen war, erhöhte er beständig die Abgaben und beschnitt seinen Untertanen zunehmend die Forst- und Weiderechte. Nicht wenige Familien sahen allein wegen der schlechten Ernte einem Winter voller Hunger, Siechtum, wenn nicht sogar Tod entgegen. Wo auch immer ein geheimer Werber des Bundschuhs ihre Ideen verbreitete, folgten ihm die Menschen, bewaffnet mit Dreschflegeln, Forken und Sensen. Zufrieden hatte Joß festgestellt, dass der Geist des Pfeiferhannes in den Menschen weiterlebte. Er war davon überzeugt, dass ihnen das schreckliche Schicksal von Hans Böhm nicht widerfahren würde. Ihnen war es vergönnt, eine neue Ordnung zu schaffen! Eine, in der Gott der einzige Herrscher war und der Adel ihm ebenso gehorchen musste wie der niedere Mann. »Bei aller Treue zu unserem Bund gibt es dennoch einen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre«, bemerkte sein Nebenmann Friedrich Berbaum und erschauderte. »In der Kammer deiner Agnes, nicht wahr?«, lachte sein Begleiter. »Ich wäre jetzt auch lieber in den Armen eines Weibes, aber unsere Sache ist wichtiger. Können wir angenehme Gesellschaft genießen, wenn uns der Hunger ein Loch in den Magen brennt und draußen die Wölfe heulen?« »Das können wir nicht«, entgegnete Berbaum entschlossen. »Deshalb bin ich ja auch hier und nicht in meinem Dorf.« Joß klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »So ist’s recht. Wir werden den Bischof dazu bringen, uns anzuhören. Und wenn er nicht tut, was wir wollen, werden wir ihn angreifen. Angesichts der neuesten Kunde sollten wir voller Hoffnung sein.« Berbaum nickte zustimmend. Mochten die Fürsten ihre Soldaten auch noch so gut ausrüsten, der Bundschuh hatte viele Anhänger! Wurde ein Dutzend Männer getötet, rückte sofort ein weiteres Dutzend nach. Denjenigen, die hier für die Freiheit kämpften, war es egal, ob sie starben, denn auf sie wartete das Himmelreich. Plötzlich stocke er. »Dort, ein Feuerschein!« Joß folgte dem Fingerzeig seines Begleiters. Die Anspannung wich aus seinen Zügen. »Das sind sie!« Ein paar Schritte weiter ertönte der Ruf eines Kauzes über ihnen. »Wir sind bemerkt worden«, flüsterte Joß. Während Friedrich zu den Baumkronen aufblickte, hielt Joß die Hände vor den Mund und erwiderte den Ruf. Daraufhin kletterten zwei mit Gugeln vermummte Männer an den Baumstämmen hinab und zogen die Sicheln, die sie an den Leibgurten trugen. Die Klingen blitzten auf, als das Mondlicht kurz durch die Wolkendecke drang. »Loset!«, forderte einer der Wächter. Joß nickte ihm kurz zu. »Gott grüß dich, Gesell. Was ist dein Wesen?«, fragte nun der zweite Wächter, der wie ein Schatten hinter seinem Kameraden stand. »Wir werden von den Pfaffen und dem Adel nicht genesen«, antwortete Joß mit fester Stimme, worauf die Wächter die Sicheln wieder senkten. »Wie lauten Eure Namen?«, fragte der erste weiter, während er die Gugel ein wenig aus der Stirn schob, damit die Neuankömmlinge sein Gesicht sehen konnten. »Ich bin Joß Fritz, und das hier ist Friedrich Berbaum. Ich freue mich über deine Wachsamkeit, mein Freund.« Der Wächter blickte verwundert zu seinem Kameraden, dann verneigte er sich vor Joß. »Verzeiht, ich wusste nicht, dass Ihr es seid. Mein Name ist Anselm Peters, das ist Hannes Weber. Folgt uns bitte, Meister Fritz.« Angeführt von den Wächtern stapften die Männer durch das Gestrüpp. Äste knirschten unter ihren Füßen und Büsche streiften ihre Waden. Schließlich kamen sie zu einer alten Eiche, unter der, dem schlechten Wetter trotzend, etwa zehn Dutzend Männer lagerten. Mit derben Decken schützten sie sich mehr schlecht als recht vor der Kälte, die auch das lodernde Lagerfeuer nicht vertreiben konnte. »Hört her!«, rief Anselm und durchdrang das Gemurmel der Anwesenden. »Unser Anführer ist da!« Sogleich verstummten die Männer. Alle Blicke richteten sich auf Joß und seinen Begleiter. Dann lösten sich die Unterführer von ihren Getreuen und scharten sich um die Ankömmlinge. Joß schüttelte seinen alten Weggefährten die Hand, klopfte ihnen auf die Schulter und erkundigte sich nach ihrem Befinden. »Wir dachten schon, du kommst nicht mehr«, tönte es von der Seite. Der alte Hans, den alle als Schlossbäcker von Untergrombach kannten, trat vor. Auf seinem Gesicht spielte ein spöttisches Lächeln. Obwohl er nicht besonders groß war und bereits einen grauen Schopf hatte, verfügte er noch immer über die Entschlossenheit eines jungen Burschen. Dass er als Handwerker einem höheren Stand angehörte, hatte ihn nicht davon abgehalten, sich Joß Fritz als einer der Ersten anzuschließen. »Hans, mein Freund!«, rief Joß, dann fielen sich die beiden Männer in die Arme. »Es tut gut, dich wiederzusehen.« »Lange genug ist es ja auch schon wieder her. Wie ist es euch ergangen?« »Wir haben uns ein kleines Scharmützel mit dem Grafen Lauenstein liefern müssen, doch dabei gottlob keinen Mann verloren. Außerdem haben sich uns weitere Kampfbereite angeschlossen.« Hans wandte sich zur Seite und winkte einem Mann zu, der an einem benachbarten Baum lehnte und sich die Fingernägel mit einem Messer säuberte. »Unter den Burschen, die ich aufgetrieben habe, sind auch einige Landsknechte, deren Waffenarme wir im Kampf gut gebrauchen können. Lukas Rapp gehört zu ihnen.« Der Landsknecht stellte sich breitbeinig neben ihn und schob das Messer in den Gürtel zurück. Sein Gesicht war ein wenig grobschlächtig, doch die Augen wirkten wach und klug. Die silbrige Narbe, die sich von der rechten Wange bis zum Hals zog, kündete von vergangenen Kämpfen, aus denen er siegreich hervorgegangen war. »Das ist Joß Fritz, der Mann, der uns führen wird«, stellte Hans den Neuankömmling vor. »Meine Freunde nennen mich Lux. Es freut mich, Euch endlich zu treffen.« Rapp senkte den Kopf wie ein Mann, der es gewohnt war, einem Herrn Gehorsam zu leisten. Doch Untertänigkeit war in seinem Blick nicht zu finden. »Und mich freut es, dass du den Weg zu uns gefunden hast, Bruder Lux«, sagte Joß, während er seinem Gegenüber die Hand reichte. »Mögen uns dein Name Licht bringen und dein Waffenarm gute Dienste leisten im Kampf gegen die Wölfe!« »Ich werde mein Bestes tun, Herr.« »Nenn mich nicht Herr, ich bin ein Bruder wie du auch. Wir kämpfen gemeinsam gegen die Herren, vergiss das nicht.« Rapp nickte und trat dann ein Stück zurück. Während sich die Nachricht von seiner Ankunft in Windeseile verbreitete, scharte Joß seine Verbündeten dichter um das Feuer. »Ich habe mit den Leuten aus Bruchsal gesprochen«, begann er. »Sie allesamt sind einverstanden, dass wir ihre Stadt besetzen.« »Das wird die Pfaffen wohl kaum kümmern!«, rief einer der Männer und erntete die Zustimmung einiger anderer. »Sie sitzen warm in ihren Kirchen und Klöstern.« »Natürlich wird sie das kümmern«, feuerte Joß zurück. »Was, glaubst du, wird passieren, wenn sie aus Bruchsal keine Abgaben mehr bekommen?« »Sie haben noch genügend andere Pfründe«, entgegnete der Rufer aus der hinteren Reihe. »Mag sein, aber jene leiden genauso unter ihren Herren wie die Bruchsaler. Sie werden ihrem Beispiel folgen und uns bald ebenso die Tore öffnen. Glaubt nicht, dass ich nur vorhabe, eine einzige Stadt einzunehmen!« Gemurmel wurde unter den Männern laut. »Ist das nicht Frevel gegen Gott?«, fragte ein Älterer zweifelnd. »Immerhin hat er die Obrigkeit eingesetzt.« Joß hob die Hände. »Wir wollen gewiss nicht die gottgegebene Ordnung vernichten, sondern vielmehr die Herren dazu anhalten, gerecht zu sein. Auch sie sind nur Diener Gottes, und als solche haben sie nach den Geboten der Heiligen Schrift zu handeln und zu leben. Das ist auf keinen Fall ein Frevel.« »Was ist mit dem Rat der Stadt?«, fragte Hans nun. Als Joß’ Freund war er zuweilen noch kritischer als jene, die sein Vorhaben missbilligten oder an seinem Erfolg zweifelten. »Sobald uns die Bewohner von Bruchsal die Tore geöffnet haben, werden wir den Rat festsetzen. Die Pfeffersäcke werden dafür sorgen, dass unsere Nachrichten beim Bischof Gehör finden.« Ein Raunen ging durch die Menge. Die Miene des Schlossbäckers wurde besorgt, und ein paar anderen schien es ähnlich zu...



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