Bomann | Ein zauberhafter Sommer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Bomann Ein zauberhafter Sommer

Roman
15001. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8437-1058-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1058-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hinreißende Sommerlektüre von Bestsellerautorin Corina Bomann Die 23-jährige Wiebke muss nach einem quälend langen Winter, einer verhauenen Prüfung und einem zähen Beziehungskampf einfach mal raus. Die Urlaubskasse gibt nicht viel her, und ihre beste Freundin macht Pärchenurlaub, doch Wiebke hat eine wunderbare Alternative: Sie besucht ihre Tante Larissa an der Müritz. Larissa ist genau so, wie Wiebke gern wäre: unabhängig, stark, eine Lebenskünstlerin. Doch Wiebke merkt, dass auch Larissa ihre Zweifel, Schwächen und Sehnsüchte hat. Ihre Gespräche helfen ihnen, die eigenen Wünsche ans Leben klarer zu sehen. Als die Liebe bei beiden einschlägt, wird ihre sommerliche Schicksalsgemeinschaft zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Der Sommer bringt den beiden Klarheit über ihre Wünsche ans Leben.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen. Immer wieder begeistert sie ihre Leserinnen mit großen dramatischen Romanen und Heldinnen, die etwas Besonderes erreichen. Ihre Romane werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Sie wohnt in Berlin.
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1


Larissa öffnete die Augen. Während ihr Traum im Dämmerlicht verblasste, griff sie nach dem Wecker auf dem Nachttisch. 5:35 leuchtete ihr vom Display entgegen.

Eigentlich noch viel zu früh, um aufzustehen, doch Larissa war hellwach. Sonst war sie eher ein Morgenmuffel, aber nicht im Sommer. Da konnte es vier oder fünf Uhr sein: Wenn das Federvolk den vielstimmigen Gesang vor ihrem Fenster anstimmte, hielt sie nichts mehr unter ihrer Decke.

Sie strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, erhob sich und verließ die Schlafstube.

Um ins Bad zu kommen, musste sie durch das ganze Haus wandern, was im Winter, wenn sämtliche Wärme aus den Räumen entwichen und die Heizung noch nicht angesprungen war, ziemlich unangenehm sein konnte. Aber im Sommer genoss sie den kleinen Rundgang. Der Morgen hatte hier viele Gesichter.

Der Hof bestand aus dem etwa hundert Jahre alten Wohnhaus und einer noch fünfzig Jahre älteren Scheune, in der früher einmal Schweine und Ziegen gehalten worden waren und die das vorherige Wohnhaus, das abgebrannt war, überlebt hatte. Beide hatten ein wunderschönes altes Fachwerk, das Larissa hatte renovieren lassen. Umgeben wurde das Gelände von einem Zaun, dessen Lasur das Holz immer dunkler werden ließ. Als sie hier einzog, war es noch hell gewesen, doch jetzt hatte es einen rotbraunen Ton angenommen.

Aus den Wohnzimmerfenstern sah man die Nachbarn auf der anderen Straßenseite. Das Haus war von verschiedenfarbigen Rosen beinahe überwuchert, weshalb Larissa ihm heimlich den Namen »Dornröschenschloss« verpasst hatte. Dort war noch alles ruhig; das ältere Ehepaar, das dort wohnte, erwachte erst gegen acht. Dann ließen sie ihren kleinen Dackel raus, dessen Gebell die Straße hinunterhallte.

Larissa mochte den kleinen Hund nicht, denn er hatte die Angewohnheit, Besuchern in die Waden zu beißen. Aber ihr Kontakt zu seinen Herrchen beschränkte sich ohnehin nur auf ein paar Worte, die über den Zaun gerufen wurden.

Obwohl sie schon seit zehn Jahren hier lebte, galt sie im Dorf immer noch als Paradiesvogel. Mittlerweile hatten sich die Leute zwar an sie gewöhnt, aber tiefe Freundschaften waren nicht entstanden. Das war ihr aber auch nicht unrecht, denn es gab viele Dinge, mit denen sie sich lieber beschäftigte, als Tratsch zu verbreiten.

Durch die hinteren Fenster des Hauses sah man auf den großen Garten, in dem zahlreiche Stauden wucherten und Blumenbeete ihre taubedeckte Pracht zeigten. Auch standen hier ein Kirsch-, ein Apfel- und ein Birnbaum. Früher war diese Fläche als Gemüsegarten genutzt worden, doch Larissa hatte alles umgestaltet, als sie hier eingezogen war. Nur noch einen kleinen Teil des Gartens nutzte sie zum Anbau von Gemüse, dafür wuchsen jetzt viele prachtvolle Blumen. Außerdem war hier seit kurzem eine Hollywoodschaukel, ein richtig altmodisches Teil, das sie auf einem Trödelmarkt erworben und neu angestrichen hatte.

Hierhin zog sich Larissa gern zum Lesen und Nachdenken zurück. Manchmal wurde sie von den Katzen der Nachbarschaft besucht, oder besser gesagt, sie bemerkten sie nicht, wenn sie auf Pirsch oder Brautschau waren.

Von den Fenstern ihres Arbeitszimmers hatte sie eine gute Sicht auf die hohen Kastanienbäume, hinter denen sich die Morgensonne emporkämpfte und deren lange Schatten über den Hof fielen. Das war ihr liebster Anblick. In ihnen konnte sich ihre Phantasie verlieren, sommers wie winters. Momentan wiegten sich die Äste im Morgenwind, während in ihren Kronen unzählige Vögel sangen. Doch auch wenn das Laub sich bunt verfärbte oder die Äste kahl wurden, sahen sie immer noch wunderbar aus und sie konnte sich viele Minuten lang an ihnen festgucken. Leider konnte man von hier aus nicht auf den See blicken, dazu musste sie erst einmal die kleine Anhöhe überwinden, auf der sich das Tiergehege befand und deren Ackerflächen, die auch an ihren Hof grenzten, von der Agrargenossenschaft bewirtschaftet wurden. Doch so dicht, wie die Hecken auf dem hinteren Teil des Hofes wuchsen, bekam sie nur sehr wenig von den Pflüge- und Mäharbeiten mit.

Larissa genoss die Aussicht eine Weile, dann wandte sie sich um.

Wie an jedem Morgen streifte ihr Blick das Paar Damenschuhe, das in der Vitrine links von ihr stand. Es war früher einmal schneeweiß gewesen, eigentlich nichts Besonderes, wenn man von dem elegant geschwungenen Absatz einmal absah. Unter Larissas Händen hatten sie sich in die Schönheiten verwandelt, die hinter dem Glas bewundert werden konnten. Rote Mohnblüten ringelten sich über das Leder, jede Blüte so fein gearbeitet, dass sie wie ein Fotodruck wirkten.

Larissas Besucher und Auftraggeber bewunderten die Schuhe, ohne zu ahnen, welche Geschichte sich hinter ihnen verbarg. Wenn es nach Larissa ging, würde es nie jemand erfahren. Sie bewahrte sie tief in ihrem Herzen auf, weggeschlossen vor dem Alltag. Nur selten kehrte sie zu diesen Augenblicken zurück.

Gedankenverloren berührte Larissa das Vitrinenglas. Zwölf Jahre hatten nicht ausgereicht, um die drei Jahre des Glücks und das Jahr des Unglücks vergessen zu machen. Würde sie es jemals hinter sich lassen können?

Doch jetzt war definitiv nicht der Moment dafür, um sich alten Erinnerungen hinzugeben. Entschlossen wandte sie sich um und ging ins Bad.

Zwanzig Minuten später saß sie bei einer Tasse Kaffee und warmen Waffeln am Küchentisch. Frische, nach Erde und Stroh duftende Morgenluft strömte durch das geöffnete Fenster. Draußen klapperte das Fahrrad des Zeitungsausträgers. Während seine Kollegen in anderen Orten bereits vor dem Vogelgesang mit ihren getunten Autos die Leute aus dem Schlaf rissen, versah er seinen Dienst auf altmodische Weise. Dabei begann er nicht später als die anderen, doch da er drei Dörfer, egal ob Sommer oder Winter, mit seinem Fahrrad abklapperte, brauchte es eine Weile, bis er alle Zeitungen ausgeliefert hatte.

Larissa pustete den Dampf des Kaffees über den Rand hinweg und trank einen Schluck.

Ein ganz normaler Tag lag vor ihr. Nun, nicht ganz so normal, denn heute wollte ihr eine junge Frau ihre Schuhe bringen, um sie von ihr bemalen zu lassen. Das geschah vielleicht zehn Mal im Jahr, im Sommer häufiger als im Winter. Gestern hatte sie angerufen. Obwohl Larissa kurz vor der Brombeerernte stand und sich momentan mit Lieferverträgen und Werbemaßnahmen herumschlug, hatte sie zugesagt. Um Brautschuhe zu bemalen und dem Paar damit Glück zu bringen, hatte sie immer Zeit.

Durch die E-Mails, die Anke Heinrich ihr geschrieben hatte, hatte Larissa schon einiges über ihre Kundin erfahren. Sie war vierundzwanzig, hatte ihren Mann in Südfrankreich auf einer Yacht kennengelernt und mochte die Farbe Blau. Eigentlich ganz einfach und gerade deshalb doch ein wenig knifflig, denn Seemotive hatte sie schon des Öfteren gemalt, und mittlerweile fiel es ihr schwer, originell zu bleiben. Aber vielleicht würde ihr das Gespräch eine neue Inspiration liefern.

Sie schob sich das letzte Stück Waffel in den Mund, trank den Kaffee aus und stellte das Geschirr in die Spülmaschine.

Inzwischen hatte der Zeitungsbote ihr Haus erreicht. Sie trat nach draußen, als er gerade vom Rad abstieg. Hanno Karstens war vor fünf Jahren ebenfalls neu zugezogen und sah nicht mal schlecht aus. Er hatte, soweit es Larissa herausgefunden hatte, mehrere Jobs, unter anderem kellnerte er in der benachbarten Stadt. Allerdings gab es zwei Hinderungsgründe, die es ihr verboten, sich ihm zu nähern: Er war bestimmt fünfzehn Jahre jünger als sie – und bestimmt hatte er eine Freundin.

So blieb es bei ihrem morgendlichen Ritual.

»Guten Morgen, Frau Liebermann, Sie sind ja schon wieder so früh auf!«, begrüßte er sie und reichte ihr die Zeitung über den Gartenzaun. Dabei lächelte er sie so anziehend an, dass Larissa beinahe gewillt war, ihre Prinzipien über Bord zu werfen. Doch sie hatte sich im Griff.

»Guten Morgen, Herr Karstens! Es ist Sommer, da kann man doch nicht bis Mittag in den Federn liegen.«

»Als ob Sie jemals bis Mittag in den Federn liegen würden!«

»Im Winter schon!«, entgegnete Larissa und wünschte ihm dann einen guten Tag.

Er erwiderte den Wunsch, stieg auf sein Fahrrad und fuhr zum nächsten Gehöft.

Sonst verschwand Larissa gleich wieder im Haus, doch heute sah sie ihm nach. Tief in sich spürte sie eine Sehnsucht, die sie längst vergessen geglaubt hatte. Es wäre schön, wieder einen Mann zu haben, dachte sie, doch gleichzeitig spürte sie, wie in ihrem Innern sofort die Schutzschilde hochfuhren.

Ohnehin musste sie sich an die Arbeit machen, denn weder stellte sich der Sprinkler von allein an, noch holten sich die Tiere selbst etwas zu fressen.

Der Gang zum Gehege war für Larissa wie eine kleine Meditation.

Das taunasse Gras kitzelte ihre Knöchel, der Wind streichelte ihre Schultern, und ihre Ohren waren erfüllt vom Vogelzwitschern. Der Pfad war recht schmal, niemand verirrte sich mit einem Fahrzeug hierher. Wenn sie wütend war oder enttäuscht, ging Larissa diesen Weg und fühlte sich bei ihrer Rückkehr besser. Meistens.

Schließlich erreichte sie die Anhöhe.

Die Dorfleute nannten sie Fuchsberg – wohl weil früher hier Füchse ihre Bauten gehabt hatten. Die Rotpelze waren schon lange verschwunden, der Name war allerdings geblieben. Und wahrscheinlich würde dieser Flecken Erde auch nie einen anderen bekommen.

In der Umzäunung aus Holz und Draht, die sie mit Hilfe einiger Männer aus dem Dorf errichtet hatte, hielt sich alles auf, was ihr in den vergangenen Jahren zugelaufen oder zu ihr...


Bomann, Corina
Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen. Immer wieder begeistert sie ihre Leserinnen mit großen dramatischen Romanen und Heldinnen, die etwas Besonderes erreichen. Ihre Romane werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Sie wohnt in Berlin.



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