Bomann | Clockwork Spiders | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 358 Seiten

Bomann Clockwork Spiders


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7543-6407-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 358 Seiten

ISBN: 978-3-7543-6407-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



London 1888: Die siebzehnjährige Violet träumt von einem aufregenden Leben als Erfinderin - ganz zum Ärger ihres Vaters, Lord Adair. Der Einzige, der von ihren nächtlichen Auflügen in eine geheime Werkstatt weiß, ist ihr treuer Butler Alfred, der gleichzeitig ihr Leibwächter ist. Als es in London zu einer seltsamen Mordserie kommt, bei der königtreue Personen betroffen sind, fürchtet sie um das Leben ihres Vaters. Schon bald findet sie sich inmitten einer wüsten Verschwörung wieder. Um Königin Viktoria zu retten, muss sie sich mit einem geheimnisvollen Fremden verbünden, der zugleich gefährlich und unwiderstehlich wirkt.

Corina Bomann wurde 1974 in Mecklenburg geboren. Seit vielen Jahren schon schreibt sie Romane für Erwachsene und Jugendliche. Ihre im Ullstein-Verlag erschienenen Bücher wurden allesamt Bestseller. Mittlerweile lebt und arbeitet sie in Berlin.

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1. Kapitel
Adair House, Herbst 1888 Alfred!« Emmeline Adairs verzweifelter Ruf galt dem Butler, einem schlanken, dunkelhaarigen Mann Mitte dreißig, der in Windeseile im Salon erschien und sich leicht vor seiner Herrin verneigte. »Sie wünschen, Mylady?« Im Gegensatz zu seiner Herrin zeigte der Butler angesichts des offensichtlichen Chaos tiefe Gelassenheit. Durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und stets die Wünsche der Herrschaft im Auge haben, war seine Devise, die er auch immer wieder gern der Dienstbotenschaft predigte. Die Dienstmädchen, die dafür sorgten, dass ihre Herrin mittlerweile einem Nervenzusammenbruch nahe war, konnten heute Abend mit einer anständigen Standpauke rechnen. »Haben Sie eine Ahnung, wo ich die Gästeliste gelassen habe?« Lady Adair hob theatralisch ihre Hand an die Stirn. »Ich kann sie nirgends finden.« Dann wandte sie sich ab und sagte schrill: »Beth, nehmen Sie die Kiste da weg, soll ich mir das Genick brechen? Und Mary, Vorsicht mit der Spitze, meine Tochter soll nicht wie eine Landstreicherin aussehen!« Die Dienstmädchen zogen schuldbewusst die Köpfe ein. Während Beth zusah, dass sie mit dem Karton das Weite suchte, legte Mary den Spitzenballen so vorsichtig beiseite, als könnte er jeden Augenblick wie ein durchgerosteter Dampfkessel in die Luft gehen. Seufzend wandte Lady Emmeline sich wieder zu Alfred um. »Ich werde mich persönlich auf die Suche nach Ihrer Liste machen, Madam«, sagte der Butler und machte nach einer kleinen Verbeugung kehrt. Was für ein Aufruhr wegen eines Balls, dachte Violet genervt. Seit drei Stunden stand sie nun schon auf dem hölzernen Podest, umwuselt von Dienstmädchen, Schneidergehilfinnen und Schneiderinnen, die alle bestrebt waren, das neue Kleid der hochwohlgeborenen Miss Adair zu einem nie da gewesenen Ereignis zu machen. Passend zu ihrem blonden Haar sollte sie in himmelblauen Atlas gehüllt werden, umspielt von zarten Spitzen und Perlen aus den Tiefen des Indischen Ozeans. Violets Mutter, Lady Emmeline, war beinahe fanatisch anspruchsvoll, wenn es um Kleidung und Benehmen ging. In jenen Kreisen, zu denen die Familie Adair gehörte, bewegte man sich auf dünnem Eis. Nur ein Fehltritt genügte, um das Ansehen zu ruinieren. Besonders jetzt, wo das gesellschaftliche Debüt der jungen Miss Adair bevorstand, durfte nichts Unvorhergesehenes passieren. Keine Perle durfte falsch sitzen, kein Fädchen aus der Naht herausschauen, und Gott behüte uns vor einer schlecht verarbeiteten Spitze! All das konnte das »Ereignis« und somit auch die Heiratschancen schmälern, und es wäre ja noch schöner, wenn eine junge Lady aus so vornehmem Hause keinen Bräutigam finden würde! Violet unterdrückte ein Seufzen, während sie im Geiste all die Orte durchging, an denen sie jetzt lieber wäre. Der Botanische Garten, das Ufer der Themse, Soho, das Dampfviertel, hinter der Turmuhr von Big Ben ... Nicht einmal Highgate Cemetery hätte öder sein können als das, was sie hier durchlitt. Würde sich Mutter mit Leder, Glencheck und Hornknöpfen zufrieden geben, dann wäre ich bereits fertig und könnte mich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern, dachte sie frustriert, während sie auf das Kommando der Schneiderin erneut die Arme hob und die wohl hundertste Messung über sich ergehen ließ. Für einen Moment blitzte Trotz in ihr auf. Warum nicht aus dem Raum stürmen? Dazu musste sie nur an Mrs. Patryck, der Schneiderin, vorbei, und die war eine alte Frau. Lächelnd stellte sich Violet vor, wie sie unter dem Gezeter ihrer Mutter die Treppe hinauf in ihr Zimmer stürmte und den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Oben in ihrem Zimmer wartete Violets neueste Zeichnung auf ihre Vollendung. War sie all den Ärger wert? Inzwischen hatte Alfred die Gästeliste gefunden. Im Vorbeieilen warf er ihr einen kurzen Blick zu. Obwohl er dabei keine Miene verzog, wusste Violet, dass er sich ganz köstlich über sie amüsierte. Manchmal hatte sie das Gefühl, ihren Butler besser zu kennen, als ihre eigenen Eltern, und das, obwohl er erst seit drei Jahren in ihren Diensten stand. Was Alfred vorher getrieben hatte, interessierte niemanden, solange die Zeugnisse stimmten. Doch Violet wäre nicht Violet, wenn sie nicht versucht hätte, hinter Alfreds Geheimnis zu kommen. Trotz tadelloser Referenzen hatte sie gespürt, dass etwas nicht stimmte, und sie hatte recht gehabt. Sein Geheimnis zu kennen, brachte einige Vorteile für sie, zum Beispiel den, dass er tat, was immer sie verlangte. Auch wenn das Dinge waren, die ihre Eltern nicht gern sahen. »Drehen Sie sie sich jetzt bitte um, Miss Adair, und dann nicht bewegen!« Schnaufend kam Violet der Aufforderung von Mrs. Patryck nach und ertrug die Berührungen der Schneiderin, während sie sehnsuchtsvoll aus dem Fenster auf die Straße blickte und sich an den geheimen Ort wünschte, an dem sie sein durfte, wer sie wirklich war. Erst am Abend kam Adair House zur Ruhe. Die Schneiderin hatte Violet noch weitere zwei Stunden gequält, ehe sie mitsamt ihrer Gehilfinnen und der Stoffballen wieder verschwunden war. Inzwischen hatten die Dienstmädchen ihre Standpauke weg und unter Alfreds Anleitung das größte Chaos beseitigt. Während die Köchin noch damit beschäftigt war, dem Abendessen den letzten Schliff zu verpassen und ihre Mutter im Salon ihre Stirn kühlte, weil sie glaubte, einen Migräneanfall zu bekommen, saß Violet in ihrem Zimmer am Reißbrett, das nicht wirklich ein Reißbrett war, aber sei's drum. Einen Zeichentisch aufzustellen hätte ihr Vater untersagt, also hatte sie kurzerhand ihren Sekretär umfunktioniert und unter der Tischplatte eine ausklappbare zweite Platte angebracht, die sie mittels Zahnrädern und einem kleinen Motor jederzeit blitzschnell mitsamt des aktuellen Entwurfs verschwinden lassen konnte. Das war eine ihrer wenigen genialeren Ideen gewesen, wie sie zugeben musste. Das Projekt dagegen, an dem sie jetzt saß, trieb sie eher zur Verzweiflung. Wütend griff sie nach dem Radiergummi und löschte damit zum dritten Mal in Folge die gleiche Linie. »So geht das nicht«, murmelte sie wütend und hätte das Blatt am liebsten zerknüllt und in den Papierkorb befördert. Doch dazu war der Entwurf ihrer universalen Waschmaschine, die sich auch um die Arbeit der Spülmägde kümmern würde, zu gut. Obwohl Alfred nicht mit spöttischen Bemerkungen sparte, war sie sicher, dass nur ein paar kleine Veränderungen reichen würden, um die Maschine davon abzuhalten, das ganze Haus unter Wasser zu setzen. Doch wo zum Henker sollte diese Veränderung genau hin? Sie hatte doch alle Leiterbahnen überprüft ... Als es zum Essen läutete, warf sie frustriert ihren Zeichenstift hin und drückte auf den Hebel an der Seite ihres Sekretärs. Der Entwurf verschwand unter der verzierten Tischplatte und rastete mit einem leisen Klicken ein. Kurz überprüfte sie ihren Gesichtsausdruck im Spiegel, denn wenn sie sauertöpfisch dreinschaute, würde es zweifelsohne eine Reihe von Fragen und Vermutungen hageln. Sie setzte also ein Lächeln auf und verließ den Raum. Wie Violet feststellte, war sie die Letzte, die sich an den Esstisch im Speisezimmer begab, und das, obwohl die Dampfuhr mit einer kleinen Melodie gerade erst acht Uhr läutete. Ihre Mutter, frisch ausgeruht wie der junge Morgen, saß ihrem Vater gegenüber, der gerade aus seinem Büro gekommen war. Reginald Adair war trotz des Silbers an seinen Schläfen ein gut aussehender Mann, den Violets Freundin Bonny anhimmelte, als sei er irgendein französischer Dichter. Ihr selbst waren diese Schwärmereien äußerst peinlich, und wenn sie es recht bedachte, war Bonny auch nicht wirklich ihre Freundin, sondern eher eine Bekannte, an die sie sich zu halten gedachte, wenn es mit der Ballsaison losging. »Guten Abend, Vater«, grüßte sie artig und trat neben ihn, um ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Dass seine Wange abends stoppeliger war als morgens, hatte sie als Kind angestachelt, sich Gedanken über ein automatisches Rasiermesser zu machen, das er vor dem Essen rasch benutzen konnte, damit seine Wangen immer so schön glatt wären. Dieses Projekt hatte sie aber aufgegeben, nachdem eines der Dienstmädchen entsetzt über eine dampfbetriebene Bartschneidemaschine berichtet hatte, die sich ein Barbier in der Fleet Street zugelegt hatte. Diese missratene Erfindung hatte doch einem Kunden glattweg die Kehle durchgeschnitten! Da sie ihren Vater mehr noch als ihre Mutter liebte und ihn auf keinen Fall tot sehen wollte, nahm sie eben in Kauf, dass sich sein Gesicht abends immer wie einer dieser kleinen Igel anfühlte, die in manchen Zoohandlungen verkauft wurden. »Guten Abend, Violet. Deine Mutter hat mir berichtet, dass die Schneiderin hier war.« »Das stimmt, und sie hat mich mit ihren Stecknadeln zerstochen wie ein Schwarm Mücken!«, entgegnete Violet, während sie sich zu ihrem Platz an der langen Seite des Tisches begab, wo...



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