Börgdahl | Der Kaiser von Elba | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 574 Seiten

Reihe: 2

Börgdahl Der Kaiser von Elba

Falk-Hanson-Reihe
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7502-3242-6
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Falk-Hanson-Reihe

E-Book, Deutsch, 574 Seiten

Reihe: 2

ISBN: 978-3-7502-3242-6
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Welches Geheimnis verbirgt die schöne Bellevie? Kapten Falk Marten Hanson hat nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Er muss zurück nach Paris, wo die Sieger die Abdankung Kaiser Napoléon Bonapartes verhandeln. Als Falk nach Versailles zurückkehrt, ist Bellevie verschwunden. Seine Suche nach ihr ist vergebens und er fragt sich, ob er sie jemals wiedersehen wird, als er sich erneut im Sog der Ereignisse des Jahres 1814 befindet. Schweden gehört nicht zu den Signaturmächten, die Napoléon in die Verbannung nach Elba schicken und so bekommt Falk einen besonderen Auftrag. Er folgt dem Kaiser von Elba ins Exil und erlebt auf der friedlichen Mittelmeerinsel einen Menschen, der nach außen hin geläutert scheint, in dem aber immer noch der Tatendrang des Imperators brodelt. Beinahe wird Falk zum Instrument von Napoléons Flucht. Dann beginnt in Frankreich die Herrschaft der Hundert Tage, während Falk schließlich ins heimatliche Lomma zurückehrt. Er glaubt schon, seine Zeit der Abenteuer sei vorüber, da ereilt ihn der Ruf seines ehemaligen Kommandanten. Falk wird als Beobachter nach Brüssel geschickt. Am Vorabend von Waterloo bricht er zu dem kleinen Dorf Ligny auf, in dem sich Napoléon und Feldmarschall Blücher gegenüberstehen.

Ole Roelof Börgdahl wurde am 23.05.1971 in Skellefteå, Schweden, geboren. Er wuchs in Skellefteå, Malmö und Lübeck auf. Das Lesen ist für Ole R. Börgdahl ein wichtiges Element des Schreibens. 'Ich habe keine Lieblingsbücher, ich kann aber Bücher nennen, die mich beeindruckt haben. Hierzu gehört der Zyklus Rougon-Macquart von Émile Zola und Suite Francaise von Irène Némirovsky. Bei Zola gefällt mir die reiche Sprache, bei Suite Francaise hat mich das Schicksal von Irène Némirovsky bewegt.'
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Stunde der Royalisten


Mein Pferd gewöhnte sich überraschend schnell an unseren neuen Begleiter. Auf den gut zwölf Meilen nach Paris zurück benötigte Ponto allerdings noch mehrere Pausen. Die große Stadt war für ihn dann etwas ganz Neues und eher Beängstigendes. Er hielt sich immer dicht an meiner Seite und verlor seine Scheu erst wieder, als wir den Park der Stadtvilla erreichten. Ich ließ ihn dort frei herumlaufen und er erkundete das Gelände, während ich mich wieder bei Överste Kungsholm zurückmeldete.

Das schwedische Hauptquartier wirkte recht verlassen, was zum einen daran lag, dass der Kronprinz noch nicht eingetroffen war, zum anderen aber auch, weil am nächsten Tag das Osterfest gefeiert wurde. Bereits am frühen Samstagabend läuteten zahlreiche Kirchenglocken in Paris und stimmten die Bewohner auf dieses Fest ein, das in Frankreich auch eine Zeitenwende markierte.

Mein Gespräch beim Överste währte nur kurz. Er hatte eine Verabredung mit russischen und preußischen Stabsoffizieren, zu der er mich nicht einlud. Ich war auch froh darum, denn so konnte ich mir den Abend frei einteilen. Ich ging aus, diesmal aber in zivil und ich nahm auch Ponto mit, führte ihn an einer Leine, die mir einer der Stallburschen aus altem Zaumzeug zurechtgeschnitten hatte. Es war zunächst merkwürdig für mich, einen Hund auszuführen, da bei mir zu Hause die Hofhunde entweder frei herumliefen oder an Ketten oder im Zwinger gehalten wurden. Allerdings verlangsamte Ponto mein Fortkommen, weil ich immer wieder stehenblieb, wenn er etwas für ihn Interessantes beschnüffelte. Sein Mut wuchs dabei stetig.

Ich traf auch auf andere Hundeführer und musste oft die Leine kürzer halten, damit die Tiere nicht aufeinander losgingen. Ich hatte so den Eindruck, dass es mehr Hunde in der Stadt gab, als auf dem Lande, wo sie sich eher weniger begegneten und ins Gehege kamen, weil die Höfe weiter auseinanderlagen. Ich kehrte mit Ponto schließlich in ein Gasthaus ein und hier verhielt er sich sehr brav, bekam eine Schüssel Wasser und einen Teller mit Knochen, den ich ihm beim Wirt bestellt hatte.

Da ich in zivil war, verhielten sich die anderen Gäste recht offen. Ich lauschte ihren Unterhaltungen, bekam aber nur Belanglosigkeiten mit. Niemand sprach über Napoléon oder gar über die politische Lage, über die Veränderungen, die jetzt zu erwarten waren. Das Publikum war recht durchmischt, obwohl sicherlich mehr ältere Männer darunter waren. Und außer den beiden Kellnerinnen gab es überhaupt keine weiblichen Wesen. Dann fielen mir noch zwei jüngere Männer auf. Dem einen fehlte das rechte Bein, dem anderen der halbe linke Arm und er trug dazu eine Augenklappe. Sie tranken viel und mir wurde schnell klar, dass sie von ihren Tischgenossen eingeladen wurden. Ich hörte hier etwas genauer hin, weil ich schon eher vermutete, dass in dieser Gesellschaft über Politik und über den Staat geschimpft wurde. Das genaue Gegenteil war der Fall. Sie unterhielten sich über Hunde und ich merkte zu spät, dass mein Ponto von einem Mann mit einem rabenschwarzen Vollbart beäugt wurde.

»Das ist ein Laekenois, aber nicht reinrassig, dafür ist sein Fell zu dunkel.«

Der Mann hatte eine kräftige Stimme, so dass ich nicht ignorieren konnte, was er mir über zwei Tische hinweg zurief.

»Da irren Sie sich, Monsieur, es gibt kaum einen reinrassigeren Laekenois, nicht hier in Paris und auch nicht im Umkreis von fünfzig Meilen.«

Ich sollte schnell bereuen, was ich behauptet hatte. Mir fehlte jede Erfahrung, einen reinrassigen Hund von einem Bastard zu unterscheiden und Pontos Stammbaum war mir ebenso wenig bekannt. Philippes Aussage und die Feststellung des Mannes stimmten aber in etwa überein. Das war alles, was ich zu bieten hatte. Jetzt brachte es mir ein, dass sich der Kerl mit dem schwarzen Bart erhob und zu mir herüberkam. Ponto war mit seinen Knochen beschäftig, und ahnte nicht, dass gerade über ihn gesprochen wurde. Erst als der Mann sich zu ihm herunterbeugte, riskierte der Hund einen Blick, schien aber nicht beunruhigt, auch nicht, als der Schwarzbärtige ihm mit der flachen Hand vom Kopf über den Rücken bis zur Flanke strich. Dann erhob er sich und schien zu überlegen.

»Ich gebe Ihnen fünf Francs in Gold, weil Sie bestimmt nicht beweisen können, dass dieser Laekenois reinrassig ist.«

»Das muss ich auch nicht beweisen, weil ich ihn nicht verkaufen will«, gab ich sofort zur Antwort.

»Sieben Francs.« Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich schüttelte den Kopf. »Bedaure, aber das Tier ist nicht zu verkaufen.«

Der Schwarzbärtige nickte. »Sie sind Ausländer, Sie …« er schürzte die Lippen, »da wo Sie herkommen, wissen Sie ganz sicher nicht wieviel neun Francs in Gold wert sind. Neun Francs, hören Sie.«

»Das ist ein sehr großzügiges Angebot, aber ich will mich nicht von dem Hund trennen.«

»Zwölf Francs sind mein letztes Gebot. Sie müssen ihn mir für zwölf Francs geben, zwölf Francs in Gold, Monsieur.«

Jetzt musste ich etwas unternehmen, denn die Stimme des Mannes war umgeschlagen, klang aggressiver als zuvor. Dazu hatte er die Arme in die Taille gestützt und seine Brust vorgestreckt. Aber ich sah auch, dass er leicht schwankte. Ich blickte kurz zu dem Tisch, von dem er aufgestanden war. Er und seine Kumpane zechten schon länger, hatten einige Flaschen Wein geleert. Ich erhob mich langsam, richtete mich zu voller Größe auf und überragte mein Gegenüber um einen halben Kopf. Er schwankte einen Deut zurück und erst jetzt sah ich seine glasigen Augen.

Ponto hatte die Situation offenbar gewittert und begann zu knurren. Plötzlich fing der Bärtige an zu lachen und schüttelte den Kopf.

»Glaubst du ich besitze zwölf Francs in Gold. Du kannst den Köter behalten und ich sage dir, er ist niemals reinrassig und außerdem habe ich schon bessere Laekenois gesehen.«

»Dann sind wir uns ja einig«, erwiderte ich nur und sah dem Mann zu, wie er zwei kurze Schritte rückwärts machte, sich schließlich umdrehte und zu seinem Tisch zurückkehrte.

Seine Kumpane empfingen ihn mit einem Glas Wein. Er drehte sich noch einmal um und prostete mir mit dem Glas zu, was ich mit einem Nicken quittierte. Ich wäre noch in der Gastwirtschaft geblieben, aber das Interesse an Ponto und die Tatsache, dass man mich als Ausländer erkannt hatte, veranlassten mich zu gehen. Ich bezahlte die Zeche und trat hinaus in die jetzt schon kühle Abendluft. Ich fasste Pontos Leine kürzer, ließ es mir aber nicht nehmen, noch einen Spaziergang am Fluss zu machen. Wir kehrten dann auch erst in der Dunkelheit in unsere sichere Burg zurück, die immer noch von russischen Posten bewacht wurde. Ponto folgte mir sofort aufs Zimmer und ich hatte den Eindruck, dass der Tag auch ihn angestrengt hatte.

*

An den nächsten beiden Tagen wurde das Osterfest begangen. Es gab im Hauptquartier sogar einen kleinen Gottesdienst, an den sich ein Festtagsessen anschloss. Ich blieb an beiden Tagen auf dem Gelände, ließ Ponto nur im Park auslaufen, was ihn aber wohl nicht störte, denn auch hier hatte er mehr als genug Bewegungsfreiheit. Am Sonntagnachmittag schloss ich mich einer Runde Stabsoffizieren an, die ein Kartenspiel veranstalteten. Wir diskutierten kurz darüber, ob dies zu Ostern erlaubt sei, kamen zu keinem Schluss und spielten einfach. Es gab zwei Parteien. Die einen spielten um Geld, die anderen um die Ehre. Ich gab meine ganze Ehre, verlor und gewann, so dass es ausgeglichen blieb. Später schauten wir den Spielern zu, die sich nicht scheuten, recht hohe Summen einzusetzen. Ich war mir nicht immer sicher, wer von meinen Offizierskollegen es sich leisten konnte und wer nicht.

Överste Kungsholm sah ich erst am Montagnachmittag wieder. Ich hatte schon gespürt, dass die Räder der Politik sich jetzt schneller zu drehen begannen. Und so gab es auch gleich Nachrichten vom Kaiser der Franzosen, der noch immer in Fontainebleau weilte und den Gerüchten zu folge nicht wieder nach Paris zurückkehren würde. Ich wartete bei einem Kaffee im Büro, als der Överste kurz nach zwei mit einem Stapel Papiere hereinkam. Er setzte sich zunächst an seinen Schreibtisch und sortierte die Unterlagen, ohne ein Wort zu verlieren. Dann winkte er mich zu sich. Ich ließ meinen Kaffee selbstverständlich stehen und setzte mich ihm gegenüber auf den angebotenen Stuhl. Immer noch wortlos schob er ein Blatt Papier zu mir herüber.

»Der Kronprinz hat es vorgezogen nach Brüssel zu reisen«, erklärte der Överste, noch bevor ich die Zeilen selbst gelesen hatte.

Ich nickte. »Und was bedeutet das?«, fragte ich.

»Das wir hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dem russischen Zaren kann man seinen Triumph nicht mehr streitig machen und König Wilhelm wird sich am Ende auch nicht nehmen lassen …« Överste Kungsholm schüttelte den Kopf. »Bernadotte will nur nicht dabei sein, wenn man seinem ehemaligen Förderer den Kopf abschlägt.«

»Den Kopf abschlägt«, wiederholte ich.

»Das ist nur symbolisch gemeint«, antwortete der Överste.

Er suchte wieder in seinen Unterlagen und reichte mir ein zweites Papier, das er mit Notizen vollgekritzelt hatte. Es stand das Wort Abdankung über den enggeschriebenen Zeilen. Ich begann zu lesen, hatte aber Mühe, die Handschrift zu entziffern, was Överste Kungsholm bemerkte.

»Er wird seinen Kaisertitel behalten, nicht aber sein Kaiserreich. Er wird auch auf den Thron von Italien verzichten. So weit hat Napoléon es ja selbst schon angeboten, aber seine Linie wird ebenfalls von der Thronfolge ausgeschlossen. Das französische Zarentum...



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