E-Book, Deutsch, Band 22, 308 Seiten
Reihe: ide-extra
Eine Festschrift für Werner Wintersteiner
E-Book, Deutsch, Band 22, 308 Seiten
Reihe: ide-extra
ISBN: 978-3-7065-6050-4
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Pädagogik Teildisziplinen der Pädagogik Politische Bildung
- Sozialwissenschaften Pädagogik Lehrerausbildung, Unterricht & Didaktik Allgemeine Didaktik Literatur, Deutsch, Fremdsprachen (Unterricht & Didaktik)
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politische Kultur Politische Bildung
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Literaturtheorie: Poetik und Literaturästhetik
Weitere Infos & Material
Konrad Krainer
Von Akrostichon bis Zungenbrecher: Werner Wintersteiner Wirkt1
WWW ist nicht nur eine Abkürzung für das World Wide Web, es bezieht sich auch auf das Wirken von Werner Wintersteiner, vernetzt mit vielen weiteren W-Wörtern wie Widerstand, Wissenschaft oder Wortgewandtheit. Dieser Beitrag ist in sechs Teile gegliedert, wobei die Sechs überhaupt eine besondere Bedeutung für Werner Wintersteiner (WW) zu haben scheint. 1. Ein mathematischer Jahrzehnte-Blick (modulo 6) auf den Lebenslauf von WW
1966 Rede Erziehung nach Auschwitz von Theodor W. (!) Adorno (von WW oft in Lehrveranstaltungen verwendet) mit der Passage »Es war die Barbarei, gegen die alle Erziehung geht«. 1976 Beendigung des Lehramsstudiums für Germanistik und Romanistik an der Universität Wien, Anstellung als Vertragslehrer in Kärnten; Start der Zeitschrift ide – informationen zur deutschdidaktik (die WW zu einer »echten didaktischen Zeitschrift« umbaute; Saxer 2011, S. 93). 1986 Halbe Dienstzuteilung von der HLW Klagenfurt an das Zentrum für Schulversuche des BMUK und Mitarbeit am Fortbildungsprogramm »Pädagogik und Fachdidaktik für LehrerInnen« (PFL). 1996 Ernennung zum Professor (Bundeslehrer L1) auf eine Planstelle des BMWF am Institut für Germanistik der AAU. 2006 Bewerbung auf eine Professur für Literaturdidaktik an der AAU (Dienstantritt im Mai des folgenden Jahres). 2016 Übertritt in den Ruhestand und Abschiedsvorlesung Wir [und die] Barbaren.
Literatur als Analyse der gesellschaftlichen Realität. 2. Weitere wissenschaftliche Höhepunkte im Lebenslauf von WW
1998 Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation Pädagogik des Anderen. Bausteine für eine Friedenspädagogik in der Postmoderne an der AAU. 2003 Erlangung der Lehrbefugnis als Universitätsdozent für das Fach »Didaktik der deutschen Sprache und Literatur« an der AAU. 2006 Aufbau des Instituts für Deutschdidaktik (AECC, Austrian Educational Competence Centre, seit 2017 eine eigenständige Abteilung am Institut für GermanistikAECC) an der AAU. 2007 Übernahme der Professur für Literaturdidaktik an der AAU. 2010 Friedrich-Preis der gleichnamigen Stiftung (von Erhard Friedrich).2 2020 Festschrift Poetik des Widerstands für WW. 3. Leseprobe aus »Schnaps-Ideen«
Im Kapitel Fernfahrer und Fernstudien. Über die Arbeit eines Leitungsteams findet man im Teilkapitel »Schnaps-Ideen« des Buchs zu den Hochschullehrgängen »Pädagogik und Fachdidaktik für LehrerInnen« (PFL) folgende Reflexionen zur Qualität von Fortbildungs-Vorbereitungen: Ein wichtiger Grundstein für eine solide Lehrerfortbildung ist die Qualität des Leitungsteams. Es muß sich seiner Verantwortung bewußt sein. Im Idealfall entsteht eine homogene Gruppe, die ihre Aufgabe sehr ernst nimmt. Man trifft sich in regelmäßigen, relativ kurzen Abständen, um die Seminare in aller Ruhe und zeitgerecht zu planen. […] Schriftliche Fixierung des gemeinsamen Plans, eine klare Kompetenzaufteilung und eine genaue Vorbereitung jedes Teammitglieds für den eigenen Bereich, am besten schriftlich, das sind die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg. […] Manchmal hört man auch von anderen Seminaren: Deren Team bildet, wie schon von weitem sichtbar, einen chaotischen Haufen. Mit langer Verspätung treffen die Mitglieder auf einem sehr verkehrsungünstig gelegenen Treffpunkt ein. Oder war gar kein genauer Zeitpunkt ausgemacht? Die Zeit drängt, doch sie beginnen zu plaudern statt zu planen. Tratschgeschichten werden erzählt, man fällt ziemlich erbarmungslos über abwesende KollegInnen her. Bereits am Vormittag wird Schnaps getrunken, einen, den angeblich italienische Fernfahrer (!) bevorzugen. Unter allgemeinem Geblödel bequemt man sich schließlich doch, zur Tagesordnung überzugehen. Leider haben einige ihre Unterlagen vergessen, andere können sich an nichts mehr erinnern. Sie hätten sich verpflichtet, bis heute […]? Die »Planung« ist eine ziemlich unstrukturierte Diskussion. Nur allzu oft kommt man vom Hundertsten ins Tausendste. Wenn man nicht gerade wieder in »G’schichterln« abgleitet, erfindet man zur allgemeinen Heiterkeit bombastische Wortschöpfungen. Schon hat ein anderer den Ball aufgenommen und doziert über die Gefahr des »Zitronismus«. Wie soll da je ein anständiges Seminar draus werden? (Wintersteiner 1996, S. 152 f.) Es wird sodann die These vertreten (ebd., S. 153), dass der zweite Weg »die einzig sinnvolle Methode einer Seminarplanung ist. Ihre wesentlichsten Voraussetzungen sind auch heute noch überall in Mitteleuropa zu haben: Schnaps, Sonnenschein (ersatzweise ein Sparherd), ausreichend O2 sowie ab und zu etwas Marillenkuchen«. PFL-Deutsch war und ist ein Riesenerfolg und wird – 1982 startend – noch immer angeboten. 4. Der Akrostichon-Beschenkte
In den Miniaturen zu Werner Wintersteiners 60. Geburtstag (Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik/Österreichisches Kompetenzzentrum für Deutschdidaktik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 2011) findet sich auffällig so manches Akrostichon. Dies ist wohl ein Indikator, dass der Beschriebene ein wortgewandter Mensch ist, der Poesie und Vielfältigkeit – in Kombination und reichem Maße – besitzt. So wird zum Beispiel W E R N E R folgend beschrieben (ebd.): W issend, worauf es ankommt E ngagiert, R eich an Erfahrung, N icht nur als Didaktiker. E cht cool – R ichtig Wintersteiner eben … (Glaboniat, S. 38) W ise E xpert R eader N etworker E uropean R esearcher (Uranga Arakistain, S. 104) W enn ich an den Werner denke E cht R eut mich N ichts E rst R echt (Vitouch, S. 105) 5. Ein neuer Zungenbrecher
Zungenbrecher gibt es – auch verwendet im Deutschunterricht – viele, auch zu W-Wörtern wie etwa jenen zu den Wiener Waschweibern (1905)3: Wir Wiener Waschweiber würden weiße Wäsche waschen, wenn wir wüßten, wo warmes Wasser wär. Etwas erweitert hat dies das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Potsdam4 zu: Wir Wiener Waschweiber würden weiße Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo wirklich weiches, warmes Waschwasser wäre. Auf Werner Wintersteiner umgemünzt könnte der Zungenbrecher – um auch einen eigenen Beitrag zur Poesie herzustellen – lauten: Wir widerständige Wissenschaftswerker würden wunderbare Weisheiten wirken, wenn wir wüssten, wo wirklich wahre Welten wären. 6. Ein kurzer Dank
Werner Wintersteiner ist in vielerlei Hinsicht zu danken. Hier eine kleine Auswahl: • Für seine Begleitung von Studierenden bis hin zu qualitätsvollen Dissertationen und erfolgreichen Weiterbildungsabschlüssen. • Für seine vielfältigen Beiträge zur Deutschdidaktik und Friedenspädagogik in Forschung und Lehre. • Für seine Beiträge zur Verbreitung von neuem Wissen, zum Beispiel im Rahmen der bereits über 40 Jahre existierenden Zeitschrift ide. informationen zur deutschdidaktik. • Für seine Gründungsaktivitäten wie das AECC Deutschdidaktik oder das Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. • Für seine Flexibilität, inter- und transdisziplinäre, interinstitutionelle, interfakultäre und interuniversitäre Diskurse zu pflegen und dabei kreative und kritische Beiträge zu entwickeln und weiterzuentwickeln. • Für seine Kollegialität, seine unbändige Schaffenskraft und noch vieles mehr. Anmerkungen
1 Der folgende Text ist großteils eine Verschriftlichung meines Inputs anlässlich der Abschiedsvorlesung...