Ein Politikmärchen oder Verbrechen in feiner Gesellschaft?
E-Book, Deutsch, 252 Seiten
ISBN: 978-3-7481-4333-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wissenschaftlerin, geboren in Berlin, studierte Informationswissenschaften, promovierte in Ingenieurwissenschaften, arbeitete als Professorin und Studiengangsleiterin im gesundheitswissenschaftlichen und technischen Kontext. Sie war international in unterschiedlichen Branchen und auch in europäischen Institutionen tätig. Gleichfalls wirkte sie als Geschäftsführerin und Vorstand. Lange Zeit beschäftigte sie sich mit Fördermitteln, auch in europäischen Projekten und im Rahmen zahlreicher Beratungsaufträge.
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Prolog
Katharina: „Seit Jahren wird in Deutschland über Digitalisierung geredet, aber passiert ist doch bisher in diesem Bereich nicht wirklich etwas, oder?“ Romy: „Sicher kommt es darauf an, wie du Digitalisierung definierst. Und sicher kann man das nicht pauschalisieren. Aber generell hast du natürlich Recht. Wenn man bedenkt, dass ich mich bereits vor dreißig Jahren mit Datenbanken, Information Retrieval und digitalem Wissensmanagement beschäftigt habe. Da fragt man sich natürlich, was wohl die Gründe dafür sein könnten, denn am Stand der Technik liegt es nicht.“ Katharina: „Und wurden und werden nicht auch immer wieder unendlich hohe Beträge in diesen Bereich gepumpt? Vor allem hört man ständig von Leuchtturmprojekten, Fördermitteln, Subventionen, Millionenfonds. Mittlerweile kann ich die Geschichten um Pilotprojekte hier und Pilotprojekte dort kaum noch hören. Und der Breitbandausbau gestaltet sich doch auch zu einer „never-ending-story“. Wie kommt es, dass man den Anschein bekommt, dass nie etwas fertig wird, jedes Projekt scheitert? Warum findet sich denn kaum etwas im Alltag von den wissenschaftlichen Erkenntnissen wieder?“ Romy: „Mittlerweile habe ich begriffen, dass wir uns wohl hier in einem längeren, komplexeren Polit-Thriller befinden, der wiederum weit in die Vergangenheit zurückreicht, auch wenn wir natürlich gegenwärtig vor allem nur die aktuellen Herausforderungen im Blick haben. In den letzten Jahren konnte ich in diesem Bereich einige Einblicke gewinnen, die mich das Fürchten gelehrt haben.“ Katharina: „Du meinst, du bist wieder einem Kriminalfall auf der Spur, der eigentlich nie als solcher betrachtet wurde? Wofür es keinen Auftrag gibt. Ein Thriller im realen Alltag sozusagen?“ Romy: „Ja, Sherlock Holmes und James Bond lassen grüßen. Jetzt verstehe ich auch, warum beide britischen Figuren, der erste geschaffen 1886 und der zweite 1953, gerade in diese Zeit fallen, um so viele emotional zu begeistern. Katharina: „Was gibt es da zu verstehen? Da liegt Spannung drin, Geheimnisvolles, Action. Meistens stehen perfekte Verbrechen mit ausgeklügelten technischen Systemem im Mittelpunkt. Und bei James Bond gehen die technischen Spielereien in den Bereich des Science-Fiction. Das ist ja auch spannend.“ Romy: „Ja, es hat irgendetwas von Wundern. Zauberei hat die Menschheit schon immer in Atem gehalten, Mystisches, auf den ersten Blick Unerklärliches. Bei den beiden wird aber schnell klar, dass es um den Einsatz ganz real existierender Technologien geht. Und trotz des vermeintlich Futuristischen spürt man, dass hier reale Personen und wahre Geschehnisse verarbeiten sein können. Vor allem, wenn man einen Blick in die Geschichte der Technik wirft und auf die Lebensläufe der Autoren ist plötzlich vieles gar nicht so visionär, wie viele meinen.“ Katharina: „Du meinst, so wie du darüber nachdenkst, deine Erlebnisse und Erfahrungen als Thriller oder Krimi zu erzählen, da du keine Chance siehst, diese als wahre Erlebnisse und Erkenntnisse zu schildern?“ Romy: „Viele Schriftsteller verarbeiten reale Erfahrungen. Wenn sie zu traumatisch sind, gestalten sie diese als fiktive Geschichten. So werden sie wenigstens nicht verrückt. Häufig überwiegt die Einsicht, dass eine Veröffentlichung als reale Eindrücke zu schwierig wird und es sicherer ist, Märchen zu schreiben, als sich der Konfrontation, den Zweiflern, dem Gegenwind zu stellen oder sogar zu konkretem Handeln aufzurufen. Oder andersherum, sie schreiben solche Geschichten mit dem klaren Kalkül, reale Kriminalfälle mit psychologischer List so zu ummanteln. Wenn jemand seine Aussagen überhöht, werden sie einfach unglaubwürdig. Gleiches gilt mit Strategien. Ich äußere mich darüber in einer Art, die nicht zum Erfahrungsschatz der meisten Menschen gehört, mixe einige phantastische und unglaubwürdige Elemente hinein und schon denkt niemand mehr darüber nach, dass die anderen Teile davon wahr sein könnten oder es sogar sind. Das narrative Gesamtpaket wird somit unglaubwürdig. Und diese Detektivgeschichten und Geheimdiensterlebnisse sind nicht zufällig in den Zeiten entstanden, als auch die wissenschaftlich-technologischen Fortschritte aber auch gesellschaftspolitischen Umbrüche die Zeiten bewegten. Sie zeugen von tiefen Insiderkenntnissen sowie eigenen Erfahrungen und fußen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Autoren, Arthur Conon Doyle1 als auch Ian Fleming2 schafften Kunstfiguren, mit denen sie entweder reale Erfahrungen schriftstellerisch umsetzten oder Zukunftsprojekte auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse narrativ begleiteten oder vorwegnahmen, also prädiktiv, um indirekt eine gewisse Resilienz bei der Bevölkerung zu entwickeln. Und diese entstanden im Umfeld von militärischen Konflikten, geheimdienstlichen Aktivitäten, Wirtschaftsdelikten und Strafverbrechen. Entweder waren die Autoren direkt involviert und konnten nicht darüber sprechen oder sie nahmen ganz bewusst technologische Entwicklungen in den Fokus, um durch eine clevere Vermischung von Realität und Phantasie die Grenzen zwischen Wahrheiten und Unwahrheiten aufzuweichen. Die beste Voraussetzungen für das perfekte Verbrechen. Ihr analytisch-rationales Denken gab ihnen entweder als erste Hypothese den Rat, „vorsichtig“ mit ihrem Wissen umzugehen oder als zweite Hypothese, in einem psychologischen Kontext, genau die Verwirrungsstrategie und -taktik auf- und auszubauen, der wir heute medial unterliegen. So wiesen sie zwar in ihren Kriminalromanen immer wieder auf reale Entwicklungen, Missstände und Intrigen, meistens im geopolitischen Kontext hin, ihre eigentlich aufklärerischen Werke wurden aber als reine Kunstprodukte und Fiktion bewertet und vermarktet. Damit dienten sie vor allem dem Unterhaltungszweck. Die Erkenntnisse die bei den Zuschauern landeten, beschränkten sich vor allem auf coole Effekte und spannende Unterhaltung. Nur der eine oder andere Wissenschaftler wird sich damit vielleicht detaillierter auseinandergesetzt haben.“ Katharina: „Ja, bestimmt Medienwissenschaftler, Designer, vielleicht auch Kriminologen. Und natürlich Technikfans, Freaks, Nerds. Aber das spielt wohl im Kontext deines Thrillers jetzt eher keine Rolle, oder?“ Romy: „Nein, denn das ist ja eigentlich auch nicht mein Thema. Aber die Jahre der Entstehung finde ich schon sehr charakteristisch. Und es ist eben auch schwierig, über Technologien zu sprechen, die man weder sieht, noch fühlt. Als ich einmal feststellte, dass wir leider alle keine Firewall im Kopf haben, um uns vor technologischen Gefahren zu schützen, wurde ich nur mit den Worten abgewiegelt: „Sie schauen wohl zuviel Fernsehen“. “ Katharina: „Das ist schon dreist. Immerhin hattest du ja mal eine Professur in diesem Bereich.“ Romy: „Ja, aber das interessierte den Bundesdatenschutzbeauftragten überhaupt nicht. Allerdings schien es ihm unangenehm, dass ich auf die zahlreichen direkten Manipulationsszenarien des Gehirns zu sprechen kam, die heute mit Technologien möglich sind. Es war bei einer offiziellen Präsentation von Google zur Einführung ihrer „glasses“ und zu Wearables. Und damit habe ich ja auch eine leidliche Geschichte hinter mir. Eigentlich nahm ich an, dort Thad Starner3 zu hören, der als Guru des MIT sich sein Leben lang mit Wearable Computing und Context Awareness beschäftigt hat. Immerhin auch mein Fokusthema seit Jahren.“ Katharina: „Aber eigentlich wolltest du heute über ein ganz anderes Projekt als historischen Schlüssel berichten.“ Romy: „Ja. Denn ich war erstaunt, wie nur in einem Projekt, der Online-Sprechstunde für Kinder, soetwas wie ein roter Faden sichtbar wird, an dem sich die Geschichte aufräufeln lässt und dabei die gesamte missliche Lage dieser Zeit sichtbar wird. Und, obwohl das Projekt vielleicht ganz simpel und einfach erscheint, lassen sich daran so viele Entwicklungen exemplarisch verdeutlichen. Nur, dass die Komplexität, Perfektion und Perfidität der damit verbundenen Verbrechen wieder einmal alles in den Schatten stellt.“ Katharina: „Und es ist ein Krimi. Richtig?“ Romy: „In jedem Fall. Eigentlich geht dieser bereits in die 1930er Jahren zurück und der Gegenstand dabei ist Videotechnik. Ein elektronisches Verfahren zur Aufnahme, Übertragung, Bearbeitung und Wiedergabe von bewegten Bildern und mit Begleitton.“ Katharina: „Ich weiß, was ein Video ist. Aber was hat das jetzt mit deinem Krimi zu tun?“ Romy: „Warte doch mal ab. In Berlin entwickelte die AEG Telefunken...