Bobillier | Trauernde Kinder und Jugendliche psychologisch begleiten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 257 Seiten

Bobillier Trauernde Kinder und Jugendliche psychologisch begleiten

Ein Handbuch für die Praxis
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-456-96174-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein Handbuch für die Praxis

E-Book, Deutsch, 257 Seiten

ISBN: 978-3-456-96174-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Das Thema Tod und Trauer ist besonders im Umgang mit Kindern und Jugendlichen ein großes Tabuthema. Franziska Bobillier liefert mit diesem Handbuch eine theoretisch fundierte, praxisnahe und anwendungsorientierte Unterstützung für Psycholog*innen, die Kinder, Jugendliche und ihre Eltern im Kontext von Tod und Trauer begleiten.
Die Autorin fokussiert auf folgende Themen:

• Pathologisierung der Trauer (Diskussion der Diagnose „anhaltende Trauerstörung“ u.v.m.)
• entwicklungspsychologische Aspekte (Entwicklung des Todeskonzepts, mögliche Trauerreaktionen u.v.m.)
• Entwicklung der Trauermodelle
• Konkrete Implementierung des Dualen Prozessmodells (DPM) nach Stroebe und Schut in die kinder- und jugendpsychologische Trauerbegleitung
• Empfehlungen für unterschiedliche Auftragsarten in der Praxis (Kurz-Coaching von erwachsenen Bezugspersonen: Dos and Donts im Umgang mit trauernden Kindern und Jugendlichen; Empfehlungen für den konkreten Ablauf eines Erstgesprächs u.v.m.)
• Umgang mit Suizid und Suizidalität (Todeskontext Suizid; Suizidalitätsmanagement: (trauernde) Kinder und Jugendliche coachen)
• Selbstfürsorge als psychologische Fachperson (u.a. Mindful Self Compassion (MSC) und Acceptance & Commitment Therapy (ACT))
• Im Anhang befindet sich eine ausführliche Zusammenstellung von Interventionen, Materialien, Checklisten, Musterbriefen, Literaturempfehlungen und Hinweisen auf alternative Angebote, fachliche Weiterbildung und Netzwerkarbeit.

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Zielgruppe


Kinder- und Jugendpsycholog_innen, Erziehungsberater_innen, Schulpsycholog_innen, Psychotherapeut_innen, Psychotherapeut_innen, Psychiater_innen, Lehrpersonen, betroffene trauernde Eltern


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;7
1.1;Dank;13
1.2;Geleitwort;15
1.3;Vorwort: Warum dieses Fachbuch?;17
2;Einleitung: Pathologisierung der Trauer?;27
3;1 Entwicklungspsychologische Aspekte der Trauerreaktionen;35
3.1;1.1 Säuglinge und Kleinkinder (± 0–2 Jahre);36
3.2;1.2 Junge Kinder (± 2–4 Jahre);37
3.3;1.3 Kindergarten-/Vorschulkinder (±4–7 Jahre);39
3.4;1.4 Junge Schulkinder (± 7–12 Jahre);41
3.5;1.5 Ältere Schulkinder/Pubertät (± 12–14 Jahre);43
3.6;1.6 Jugendliche (ab ± 14 Jahre);45
4;2 Das duale Prozessmodell (DPM) der Trauerbewältigung in der kinder- und jugendpsychologischen Trauerbegleitung;49
4.1;2.1 Entwicklung der Trauermodelle;49
4.2;2.2 Anwendbarkeit, Möglichkeiten und Grenzen des dualen Prozessmodells;51
4.2.1;2.2.1 Das duale Prozessmodell in der kinder- und jugendpsychologischen Trauerbegleitung;51
4.2.2;2.2.2 Ergänzung 1: Erinnerungsarbeit und Stabilisierung;54
4.2.3;2.2.3 Ergänzung 2: Belastende Beziehung zur verstorbenen Person zu deren Lebzeiten;55
4.2.4;2.2.4 Fazit;56
4.3;2.3 Implementierung des dualen Prozessmodells in die kinder- und jugendpsychologische Trauerbegleitung;57
4.3.1;2.3.1 Zum Einstieg in die Trauerbegleitung mit Kindern und Jugendlichen;58
4.3.2;2.3.2 Umgang mit belastender Beziehung des Kindes zum Verstorbenen;60
4.3.3;2.3.3 Die Realität des Verlusts und die Realität einer veränderten Welt akzeptieren;62
4.3.4;2.3.4 Den Trauerschmerz erfahren und sich Pausen vom Trauerschmerz erlauben;64
4.3.5;2.3.5 Sich an die Welt anpassen, in der die verstorbene Person fehlt, und die veränderte (subjektive) Welt bewältigen;68
4.3.6;2.3.6 Eine dauerhafte neue Verbindung zu der verstorbenen Person finden und neue Rollen, Funktionen, Identitäten und Beziehungen entwickeln;70
5;3 Vorschläge für unterschiedliche Auftragsarten in der Praxis;73
5.1;3.1 Allgemeine Informationen für psychologische Fachpersonen;73
5.2;3.2 Anmeldung/Erstkontakt;74
5.2.1;3.2.1 Klient*in mit starkem Leidensdruck: Die ELSE-Technik nach Servan-Schreiber;74
5.2.2;3.2.2 Vergütung ansprechen und klären;76
5.2.3;3.2.3 Das weitere Auftragssetting besprechen;78
5.3;3.3 Alternative Unterstützungsformen;78
5.4;3.4 Kurzcoaching von erwachsenen Bezugspersonen: Dos and Don’ts im Umgang mit trauernden Kindern und Jugendlichen;79
5.4.1;3.4.1 Wissen um die Kindertrauer: Bedürfnis nach Trauer und nach Normalität;80
5.4.2;3.4.2 Kindgerechte Wortwahl und Erklärungen zum Sterben, zum Tod und zur Trauer;80
5.4.3;3.4.3 Praktische Unterstützung von trauernden Kindern und Jugendlichen;86
5.4.4;3.4.4 Erwachsene Bezugspersonen: Modellfunktion und Umgang mit eigenen Emotionen;88
5.4.5;3.4.5 Vorbeugung von Ängsten bei Kindern und Jugendlichen;90
5.4.6;3.4.6 Umgang mit unterschiedlichen Reaktionen und Bewältigungsstrategien;90
5.4.7;3.4.7 Umgang mit Mobbing: Die Neue Autorität nach Haim Omer;90
5.4.8;3.4.8 Hilfreiche und entlastende Unterstützung durch soziales Netz;97
5.5;3.5 Anregungen für den Ablauf des (Erst-)Gesprächs;99
6;4 Umgang mit Suizid und Suizidalität;105
6.1;4.1 Besondere Aspekte der psychologischen Trauerbegleitung bei der Todesursache Suizid;105
6.1.1;4.1.1 Grundsätzliches;105
6.1.2;4.1.2 Kommunikation;106
6.1.3;4.1.3 Psychoedukation;107
6.1.4;4.1.4 Verabschieden vom Leichnam ermöglichen;109
6.1.5;4.1.5 Gefühle zulassen;109
6.1.6;4.1.6 Psychoedukation über den „suizidalen Modus“;110
6.1.7;4.1.7 Den ständigen Fokus vom Suizid auch einmal wegnehmen;110
6.1.8;4.1.8 Auf den Umgang mit unangebrachten Reaktionen des Umfeldes vorbereiten;110
6.1.9;4.1.9 Mögliche unrealistische Erwartungen an trauernde Kinder und Jugendliche;111
6.2;4.2 Suizidalität bei trauernden Kindern und Jugendlichen;111
6.2.1;4.2.1 Anzeichen;111
6.2.2;4.2.2 Warnzeichen;112
6.2.3;4.2.3 Alarmzeichen;112
6.2.4;4.2.4 Trauernde Kinder und Jugendliche auf ihre Suizidalität ansprechen;115
6.3;4.3 Suizidalitätsmanagement: Kinder und Jugendliche coachen;116
6.3.1;4.3.1 Grundsätzliches;116
6.3.2;4.3.2 PRISM™-S (Pictoral Representation of Illness Self Measure – Suicidality);118
6.4;4.4 Wenn psychologische Begleitung nicht ausreicht;121
6.4.1;4.4.1 Risikofaktoren für eine Entwicklung einer anhaltenden Trauerstörung;121
6.4.2;4.4.2 Kurzausblick: Psychotherapieverfahren;123
7;5 Selbstfürsorge für psychologische Fachpersonen in der Trauerbegleitung;127
7.1;5.1 Die Rolle von Selbstfürsorge bei der psychologischen Trauerbegleitung;127
7.2;5.2 Selbsterfahrung und Selbstreflexion;127
7.3;5.3 Grundlagen zur Selbstfürsorge;128
7.4;5.4 Achtsamkeit;128
7.5;5.5 Akzeptanz des Leids: die Akzeptanz-und-Commitment-Therapie (ACT);129
7.6;5.6 Achtsames Selbstmitgefühl (Mindful Self-Compassion, MSC);130
7.7;5.7 Mitgefühl mit Gleichmut und Umgang mit Fürsorgemüdigkeit;132
8;Schluss;135
9;Anhang: Hinweise zu Zusatzmaterialien;137
9.1;Hinweise zu Zusatzmaterialien;141
10;Anhang A: Interventionen;143
10.1;A1 Interventionen für die kinder- und jugendpsychologische Trauerbegleitung;143
10.2;A2 Techniken und Übungen für die Selbstfürsorge für psychologische Fachpersonen in der Trauerbegleitung;208
11;Anhang B: Materialien;221
11.1;B1 Zum (Nach-)Spielen/Psychoedukation;221
11.2;B2 Spiele;223
11.3;B3 Andere Materialien;226
12;Anhang C: Checklisten und Musterbriefe;227
12.1;C1 Merkblatt „Telefonischer Erstkontakt mit Familie“;227
12.2;C2 Ausführlicheres Anamneseblatt (ergänzend zu C1);232
12.3;C3 Weitere vertiefende Fragen;237
12.4;C4 Musterbrief „Unfall“;238
12.5;C5 Musterbrief „Tod eines Schülers/Suizid“;239
12.6;C6 Musterbrief „Familiendrama“ (z. B. Geiselnahme, Gewalttaten, Totschlag, etc.);240
12.7;C7 Möglicher Ablauf einer psychologischen Intervention in einer Klasse;241
12.8;C8 Checkliste für telefonische Anfragen in der Psychologischen Ersten Hilfe (PEH);242
13;Anhang D: Bücherempfehlungen;243
14;Anhang E: Netzwerkarbeit/Angebote für Betroffene und fachliche Weiterbildungen;247
14.1;Professionelle Trauerbegleitung, Fachstellen und Vereine;247
14.2;Andere allgemeine Angebote;248
14.3;Fachliche Information, Weiterbildungen in Trauerbegleitung und Therapie;249
15;Literatur;251
16;Die Autorin;257




|25|Einleitung: Pathologisierung der Trauer?

Begriffsklärung. Seit einigen Jahren besteht neben der Uneinigkeit über die Definition einer Trauerstörung auch eine große Uneinigkeit darüber, wann eine Trauerreaktion als pathologisch eingestuft werden soll. Folgende Begriffe tauchten im bisherigen Fachdiskurs auf:


pathologische Trauer (Horowitz, Bonanno & Holen, 1993)


komplizierte Trauer (Prigerson et al., 1995)


traumatische Trauer (Prigerson et al., 1997)


prolongierte Trauer (z.?B. Jordan & Litz, 2014)


anhaltende Trauerstörung (aktuellster Begriff im deutschsprachigen Raum, angelehnt an den gleichnamigen Diagnosebegriff im ICD-11)


Infolge der Weiterentwicklungen diagnostischer Manuale wie dem DSM und dem ICD wurde eine Pathologisierung von Trauer in Fachkreisen stark diskutiert. Insbesondere stellt sich die Frage, ab welcher Dauer eine Trauerreaktion als pathologisch eingeordnet werden kann oder soll. Eine Übersicht über den Forschungsstand zum Thema Trauer als psychische Erkrankung in Abgrenzung zu normalen Trauerreaktionen gibt Wagner (2016). Im Folgenden werden die für dieses Kapitel als die am relevantesten erachteten Punkte aus der genannten Publikation kurz skizziert.
Einordnung von Trauerreaktionen im DSM und ICD. Im DSM-III war Trauer Ausschlusskriterium bei der Depression; eine Diagnose „Depression“ konnte nicht gegeben werden, wenn die Symptome durch Trauer erklärt werden konnten. In den Revisionen DSM-III-R und DSM-IV wurde das Ausschlusskriterium ausgeweitet: Die Depression konnte auch dann diagnostiziert werden, wenn die Trauersymptomatik länger als 2 Monate vorlag. Im DSM-5 wurde das Ausschlusskriterium der Trauer aufgehoben, aber anstelle einer eigenen Diagnose für Trauer, wurde das Zeitkriterium bei der Vergabe einer depressiven Episode angepasst: Waren es im DSM-IV noch 2 Monate, kann Trauernden bereits nach 2 Wochen die Diagnose einer depressiven Episode gegeben werden.
Weiter wurde die Forschungsdiagnose „Störung durch eine anhaltende komplexe Trauerreaktion“ in das Kapitel „Klinische Erscheinungsbilder mit weiterem Forschungsbedarf“ des Appendizes des DSM-5 aufgenommen. Auffällig ist, dass das Zeitkriterium für Erwachsene mindestens 12 Monate umfasst, während dies bei Kindern mindestens 6 Monate sind (Tabelle 1).





Diagnosekriterien der Störung durch eine anhaltende komplexe Trauerreaktion








A


Die Person ist vom Tod eines Menschen, zu dem eine enge Beziehung bestanden hat, betroffen.








B


Seit dem Todesfall tritt an mehr als der Hälfte der Tage mindestens eines der folgenden Symptome in klinisch bedeutsamer Ausprägung auf. Es besteht bei hinterbliebenen Erwachsenen für mindestens 12 Monate und bei hinterbliebenen Kindern für mindestens 6 Monate fort:
1)
Fortbestehende Sehnsucht/Verlangen nach dem Verstorbenen. Bei jüngeren Kindern kann die Sehnsucht durch Spiel und Verhaltensweisen ausgedrückt werden, die das Getrennt- und Wiedervereintsein mit einer Betreuungs- oder Bezugsperson widerspiegeln.
2)
Intensive Sorge und emotionaler Schmerz als Reaktion auf den Todesfall.
3)
Gedankliches Verhaftetsein mit dem/der Verstorbenen.
4)
Übermäßige Beschäftigung mit den Umständen des Todesfalles. Bei Kindern kann die übermäßige Beschäftigung mit dem Verstorbenen durch Themen im Spiel und im Verhalten ausgedrückt werden und sich auf einen möglichen Tod anderer Personen aus dem nahen Umfeld ausweiten.








C


Seit dem Todesfall treten an mehr als der Hälfte der Tage mindestens sechs der folgenden Symptome in klinisch bedeutsamem Ausmaß auf und besteht bei hinterbliebenen Erwachsenen für mindestens 12 Monate und bei hinterbliebenen Kindern für mindestens 6 Monate fort:
Durch einen Todesfall hervorgerufene Belastung
1)
Beträchtliche Schwierigkeiten, den Tod zu akzeptieren. Bei Kindern ist dies abhängig von ihrem kognitiven Vermögen, die Bedeutung und Endgültigkeit des Todes zu verstehen.
2)
Unglaube oder emotionale Taubheit über den Verlust.
3)
Schwierigkeiten, positive Erinnerungen an den Verstorbenen zuzulassen.
4)
Bitterkeit oder Ärger über den Verlust.
5)
Dysfunktionale Bewertungen der eigenen Person in Bezug auf den Verstorbenen oder seinen Tod (z. B. Selbstvorwürfe).
6)
Übermäßiges Vermeiden von Erinnerungen an den Verlust (z. B. Vermeidung von Personen, Plätzen oder Situationen, die mit dem Verstorbenen verbunden werden; bei Kindern kann dies beinhalten, dass sie Gedanken und Gefühle in Bezug auf den Verstorbenen vermeiden).
Soziale und Identitätsprobleme
7)
Der Wunsch zu sterben, um bei dem Verstorbenen zu sein.
8)
Schwierigkeiten, anderen Personen seit dem Todesfall zu vertrauen.
9)
Sich seit dem Todesfall einsam oder von anderen Personen abgetrennt fühlen.
10)
Das Gefühl, dass das Leben ohne den Verstorbenen sinnlos und leer ist, oder der Glaube, dass man nicht mehr ohne den Verstorbenen funktionieren kann.
11)
Verunsicherung über die eigene Rolle im Leben oder eine verminderte Wahrnehmung der eigenen Identität (z. B. das Gefühl, dass ein Teil von einem selbst mit dem Verstorbenen gestorben ist).
12)
Schwierigkeiten oder Widerwillen, seit dem Verlust...








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