Blumenthal / Mahlau | Kinder mit Lern- und emotional-sozialen Entwicklungsauffälligkeiten in der Schule | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 252 Seiten

Blumenthal / Mahlau Kinder mit Lern- und emotional-sozialen Entwicklungsauffälligkeiten in der Schule

Diagnostik - Prävention - Förderung
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-17-039252-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Diagnostik - Prävention - Förderung

E-Book, Deutsch, 252 Seiten

ISBN: 978-3-17-039252-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lern- und emotional-soziale Entwicklungsauffälligkeiten bei Schülerinnen und Schülern treten häufig gemeinsam auf und werden von Lehrkräften als besondere Herausforderung wahrgenommen. Mit Fachbeiträgen und Kommentaren renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie anhand von Interviews mit schulischen Akteurinnen und Akteuren werden in diesem Buch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf grundlegendes Praxiswissen für die Gestaltung von Unterricht und Schule beschrieben. Der Fokus liegt auf den Themenschwerpunkten problembezogene Grundlagen, Trends in der Diagnostik, Trends in Prävention und Intervention sowie Ableitungen für die Lehrkraftprofessionalisierung.

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Weitere Infos & Material


1          Sonderpädagogische Bildung, Beratung und Förderung des Lernens: Die Empfehlungen der Ständigen Konferenz der Kultusminister für die Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Lernen 2019
Ulrich Heimlich & Clemens Hillenbrand
Nach dem Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur UN-Convention on the Rights of Persons with Disabilities stand die Transformation des Bildungssystems zu einem »inclusive education system« (UN-CRPD, Art. 24) jahrelang im Zentrum der öffentlichen (Althoff & Melzer, 2018) wie auch der fachlichen Debatte (Bless 2018; Preuß-Lausitz, 2019). In zahlreichen Konferenzen, Tagungen und Kongressen wurde um das Verständnis und tragfähige Wege zur Verwirklichung des Rechts auf inklusive Bildung gerungen. Schulstrukturelle und organisatorische Fragen sowie die Ausrichtung zukünftiger Lehrkräftebildung standen dabei im Zentrum der Debatte und engagierter Kritik, wie die verschiedenen Publikationen der Bertelsmann-Stiftung belegen. Der Förderschwerpunkt Lernen bildet dabei einen Fokus der Diskussion: Aufgrund der größten Häufigkeit innerhalb der Förderschwerpunkte (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2018) und der oft unscharfen Diagnosen mit divergierenden Kriterien steht insbesondere die Organisationsform einer eigenständigen Förderschule Lernen zur Disposition, wie beispielhaft das schulgesetzlich vorgesehene Auslaufen dieser Organisationsform in Niedersachsen belegt. Die Kultusministerkonferenz, deren Aufgabe in der kommunikativen Absicherung einer grundlegenden Gemeinsamkeit der Bildungssysteme in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland ist, verabschiedete 2011 richtungsweisende Empfehlungen zur Verwirklichung eines inklusiven Bildungssystems (KMK, 2011). Auf dieser Basis steht aktuell die Entwicklung von Empfehlungen für die einzelnen, bisher als Förderschwerpunkte bezeichneten sonderpädagogischen Arbeitsbereiche auf der Tagesordnung. Ganz analog zu dem früheren Vorgehen – Verabschiedung einer Empfehlung für den gesamten Bildungsbereich 1994 mit nachfolgenden Empfehlungen für die als Förderschwerpunkte bezeichneten sonderpädagogischen Arbeitsschwerpunkte 1999/2000 – legte die Kultusministerkonferenz im Jahr 2019 ihre Empfehlungen für den »sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf Lernen« vor. Dieser Text bildet die erste spezifische Empfehlung zu den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten und damit zu den sonderpädagogischen Aufgabenfeldern auf Basis des Grundlagenpapiers zur allgemeinen Ausrichtung für den Aufbau eines inklusiven Bildungssystems. Wenn ein solcher Text zwar die Aufgabe einer bildungspolitischen Konsensfindung und Orientierung verfolgt, kann er dennoch nicht unabhängig von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Befunden argumentieren. Einerseits wäre eine Aufarbeitung von Ergebnissen der Forschung für die wissenschaftliche Fundierung der Konzeption wünschenswert, andererseits könnten wissenschaftliche Erkenntnisse zur kritischen Reflexion wie auch zur Realisierung und Implementation konkreter Maßnahmen und Strukturänderungen beitragen. Der Diskurs wäre damit durchaus an vielen Stellen zu führen. Zwar sind die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung per se divergent, perspektiven- und methodenabhängig und damit Gegenstand intensiver Diskurse, gerade diese Mehrperspektivität und Diskursivität wissenschaftlicher Beiträge aber kann einen Beitrag zur kritischen Reflexion der konzeptionellen Ausrichtung zukünftiger Systemänderungen leisten. Diesen Diskurs möchte der folgende Beitrag weiterführen. Auf der 54. Jahrestagung der Sektion Sonderpädagogik in der DGfE an der Bergischen Universität Wuppertal 2019 fand eine Roundtable-Diskussion mit mehr als 30 Teilnehmer*innen von Universitäten aus dem deutschsprachigen Raum statt. Leitend war die Fragestellung: Wie schätzen Wissenschaftler*innen die neuen Empfehlungen der Kultusministerkonferenz für den Förderschwerpunkt Lernen ein? Ausgehend von einem Bericht zur Vorgeschichte der neuen KMK-Empfehlungen (Heimlich, 2016) entwickelte sich eine lebhafte Debatte über Eckpunkte der KMK-Empfehlungen und zu deren Beurteilung aus verschiedenen Perspektiven wissenschaftlicher Sonderpädagogik. Ausgehend von diesem Fachgespräch greift der vorliegende Beitrag zentrale Themen der Empfehlungen auf und analysiert sie, um die Zielrichtung der Empfehlungen offenzulegen und die weitere Diskussion zwischen Bildungsadministration und Wissenschaft anzuregen. 1.1       Zielsetzung der neuen KMK-Empfehlungen zum Schwerpunkt LERNEN
Vor dem Hintergrund der in der Bundesrepublik Deutschland 2009 in Kraft getretenen UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK) und den daraufhin von der Kultusministerkonferenz (KMK) herausgegeben Empfehlungen »Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Schulen« vom 20.10.2011 erging der Auftrag des Schulausschusses der KMK zur Neufassung der früheren Empfehlungen für den Förderschwerpunkt Lernen, die vom 01.10.1999 datieren. Zuständig war eine KMK-Arbeitsgruppe der Referent*innen der Länder für sonderpädagogische Förderung unter Federführung von Ministerialrat Sönke Asmussen (Baden-Württemberg). Erstmals war in der Entwicklung eines solchen Papiers zur sonderpädagogischen Förderung auch eine Vertretung des Bereichs Berufsschule beteiligt. Der Text versteht sich als »Ergänzung zur Empfehlung« (KMK, 2019, S. 3) von 2011. Zum Charakter von KMK-Empfehlungen und deren bildungspolitischer Wirksamkeit muss im Rückblick auf die früheren Verlautbarungen der KMK für den Bereich der Sonderpädagogik seit den 1960er Jahren konstatiert werden, dass von weitreichenden Effekten bezogen auf die Gesetzgebung der Bundesländer und die fachlichen Diskurse in der Bildungspolitik und -administration der Bundesländer auszugehen ist. Diese Effekte stellen sich erfahrungsgemäß selbst dann ein, wenn es sich jeweils nur um einen politischen Minimalkonsens von 16 Bundesländern mit diversen Bildungssystemen handelt und die KMK-Empfehlungen keine juristische Bindung haben, sondern allenfalls als Beitrag zur Koordination der Bildungspolitik der Bundesländer Geltung beanspruchen können. Insofern lohnt die tiefergehende Analyse des Textes und der fortzusetzende Diskurs auch aus wissenschaftlicher Perspektive, werden hier doch konkrete Entwicklungsprozesse initiiert. Ziel der neuen Empfehlungen für die Bildung, Beratung und Unterstützung im sonderpädagogischen Schwerpunkt Lernen soll nach Auffassung der KMK-Arbeitsgruppe insbesondere der quantitative und qualitative Ausbau inklusiver Bildungsangebote im deutschen Bildungssystem sein. Auf der 408. Sitzung des Schulausschusses der KMK vom 28. und 29.09.2017 präsentierte die Arbeitsgruppe ein erstes Eckpunktepapier zu den neuen Empfehlungen. Am 09.10.2018 fand bei der KMK in Berlin eine Anhörung von Verbänden wie auch von Wissenschaftler*innen statt, denen im Vorfeld der Entwurfstext der Empfehlungen zugegangen war und die dazu schriftlich Stellung nehmen konnten. Diese Stellungnahmen waren auch Gegenstand der Anhörung in Berlin. Es stellt ein Novum dar, dass die Sonderpädagogik als Wissenschaft in dieser Form beteiligt wurde. Dieses Vorgehen ermöglicht die Einbindung wissenschaftlicher Perspektiven in die Entwicklung bildungsadministrativer Empfehlungen, zumal die Ergebnisse der Anhörungen in den am 14.03.2019 veröffentlichten »Empfehlungen zur schulischen Bildung, Beratung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im sonderpädagogischen Schwerpunkt LERNEN« Berücksichtigung fanden (Asmussen & Ehlert, 2019). Der Struktur und Argumentationsweise dieser Empfehlungen wie auch dem Prozess zur Erstellung des Textes wird aller Voraussicht nach Modellcharakter für die Bearbeitung weiterer sonderpädagogischer Schwerpunkte zukommen. Schon auf den ersten Blick fallen zwei terminologische Merkmale auf, die zu beachten sind. Zum einen nutzt der Text eine Kombination verschiedener sonderpädagogischer Handlungsformen, wenn er bereits im Vorwort und in der weiteren Argumentation häufig von »Empfehlungen zur schulischen Bildung, Beratung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im sonderpädagogischen Schwerpunkt LERNEN« spricht. Diese Kombination von Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten wird mehrfach genannt. Die Aufgaben der Sonderpädagogik – so lässt sich interpretieren – gehen auch in diesem Schwerpunkt über die Gestaltung von Unterricht hinaus. Eine solche Betonung umfassender Aufgabenstellungen entspricht fachlich den aktuellen wissenschaftlichen Beschreibungen (Heimlich, 2016). Hingegen ist die auffällige Großschreibung des Terminus »Schwerpunkt LERNEN« der Empfehlung...


Dr. Stefan Blumenthal lehrt an der Universität Rostock. Dr. Yvonne Blumenthal lehrt an den Universitäten Greifswald sowie Rostock. Dr. Kathrin Mahlau ist Professorin an der Universität Greifswald.



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