Blake | Ein Laden voller Hygge-Glück | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Blake Ein Laden voller Hygge-Glück

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-23267-2
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-641-23267-2
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das perfekte Wohlfühl-Buch für kalte Tage: einkuscheln und loslesen.
Ein kleines Dorf entdeckt das Geheimnis des Glücks!
Der Winter naht bereits, als die Dänin Clara Kristensen nach Yulethorpe kommt. Doch die Stimmung in dem englischen Dorf ist gedrückt: Gerade hat die Besitzerin des letzten kleinen Geschäfts, eines Spielwarenladens, aufgegeben und ist weggezogen. Clara erkennt: Yulethorpe braucht Hilfe. Kurzerhand übernimmt sie das Spielzeuggeschäft und macht es zu einem Ort voller Wohlfühl-Glück - oder 'Hygge', wie man in ihrer Heimat sagt. Doch dann taucht der Sohn der Besitzerin auf. Joe ist ein durch und durch erfolgsgetriebener Großstadtmensch. Kann Clara ihm beibringen, dass es im Leben mehr gibt als Geld, E-Mails und Hektik? Nämlich Freunde, Wärme, Stille, Kerzenschein - und Liebe?

Rosie Blake hat bereits während des Studiums Stücke geschrieben und sich dabei an Klassikern orientiert - auch an modernen: Die Aufführung von 'Harry Potter: Das Musical' (mit dem Eröffnungssong 'Der Schrank unter der Treppe ist mein Zuhaus'') war ein großer Erfolg. Später verfasste sie Reportagen für verschiedene Zeitschriften und Magazine wie z.B. die Cosmopolitan. Ihre Karriere als Romanautorin begann 2014 mit einer romantischen Komödie.
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Kapitel 1

Clara war erst zehn Minuten dort, als es geschah.

Alles hatte wie ein gewöhnlicher Dienstagabend begonnen. Der Pub war leidlich gut besucht. In der Ecke saß ein junges Paar. Der Mann hatte erkennbar Schwierigkeiten, auf der schmalen Holzbank eine bequeme Haltung zu finden; die hübsche Frau auf dem Stuhl ihm gegenüber war dezent in Jeans und einen schwarzen Kaschmirpullover gekleidet und hatte das rotblonde Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Eine etwas ältere Frau mit starkem Lidstrich und kastanienbraun gefärbtem Haar saß auf einem Barhocker am Tresen und leerte eine Flasche Rotwein. Der hünenhafte Barkeeper, der ihr gelegentlich nachschenkte, hatte eine Tätowierung am Arm, irgendeinen Vogel, den Clara nicht genau erkennen konnte. Ein weiterer Mann, etwa gleich alt, vermutlich aber nur halb so groß, schaute traurig in sein Glas. Er warf der Frau am Tresen verstohlene Blicke zu und strich sich das schüttere Haar über die kahle Stelle am Schädel. In einer Ecke, neben einem leeren Schwarzen Brett und gegenüber der Stehlampe, in deren Licht Clara ihr Buch las, blinkte und piepte in gewissen Abständen ein Spielautomat.

Plötzlich erschien eine Frau in der Tür. Ihre Haare waren nass, obwohl es nicht regnete. Sie trug einen türkisfarbenen Wollmantel und violette Gummistiefel. Mit ausgebreiteten Armen marschierte sie auf den Tresen zu. »Einen Gin Tonic, Gavin, einen doppelten. Und nicht zu viel Tonic bitte«, rief sie. »Ich bin am Ende«, verkündete sie dann. Sämtliche Köpfe drehten sich zu ihr um, auch der von Clara. »Aus und vorbei. Ich mach den Laden dicht. Als ich gerade in der Dusche war, dachte ich, Scheiße, ich kann nicht mehr. Schluss, aus, Feierabend.«

Gavin hielt inne, den Mund aufgesperrt, die Hand an der Ginflasche.

»Der Gin gelangt nicht von alleine ins Glas, Gavin«, sagte die Frau und zog den türkisfarbenen Mantel aus, unter dem ein knallpinkfarbener Thermoschlafanzug zum Vorschein kam. »Die Flasche nehme ich mit nach Hause. Meine ist leer, und ich brauche unbedingt etwas Starkes. Man braucht etwas Starkes, wenn man eine schwere Entscheidung getroffen hat. Baileys reicht in Momenten wie diesem nicht aus.«

»Immer mit der Ruhe, Louisa. Erzähl doch erst einmal, was los ist«, bat Gavin und holte ein Cocktailglas unter dem Tresen hervor.

Die Frau mit dem starken Lidstrich murmelte: »Was für ein Drama.«

Clara sah, dass Louisa ihr einen giftigen Blick zuwarf.

Gavin füllte das Glas mit Eiswürfeln. »Nun komm schon, Louisa, meine Liebe. Geteiltes Leid ist hal – «

Louisa trat an den Tresen. »Himmel, du klingst ja wie eine dieser geschmacklosen Grußkarten, Gavin. Aber gut«, sagte sie und warf ihren Mantel über einen Barhocker. »Auf einen Drink bleibe ich, aber du wirst mich nicht umstimmen. O nein, ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich gehe gleich wieder zurück und buche den Flug.«

»Den Flug?« Gavin machte eine unglückliche Bewegung und verschüttete Tonic Water.

»Den Flug. Ich bin auf und davon. Spanien. Hier halten mich keine zehn Pferde mehr«, verkündete Louisa, griff zu ihrem Glas und nahm einen Schluck. Nachdem sie sich theatralisch die Lippen geleckt hatte, erklärte sie: »Gin – die größte Erfindung aller Zeiten.«

»Und was wird aus dem Laden?« Gavin schaute sie an, die Finger wie zehn Würste auf dem Tresen aufgefächert.

»Der bleibt dicht«, antwortete Louisa nach einer Weile.

»Was meinst du mit ›der bleibt dicht‹?«

»Dicht eben. Schluss, aus, Feierabend. Ich werde in aller Stille schließen. Das merkt sowieso niemand.«

»Aber bald ist doch Weihnachten, und …«

»Frauen sind gar nicht in der Lage, in aller Stille zu handeln«, schnitt die Frau am Tresen Gavin das Wort ab. Ihre schmalen Lippen waren rot vom Wein, und ihr Gesicht wirkte verwittert, als würde sie an der freien Luft arbeiten.

»Roz!« Gavin schenkte ihr nach und warf ihr über die Flasche hinweg einen warnenden Blick zu.

Louisa schoss zu ihr herum. »Was soll das denn heißen?«

Der ganze Pub schien die Luft anzuhalten. Das Pärchen am Tisch lauschte sichtlich gebannt, und der Mann mit dem spärlichen Haarwuchs, der sich an seinem leeren Glas festhielt, starrte jetzt ungeniert hinüber. Selbst Clara, die sich nach dem langen Tag mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken eigentlich nur noch nach dem schmalen Bett oben im Dachgeschoss sehnte, konnte den Blick nicht losreißen.

»Bist du schwer von Begriff?« Roz reckte das Kinn und schaute von der Höhe ihres Barhockers auf Louisa hinab.

Die stand mit tropfendem Haar und knallroten Wangen da. »Von dir Dörrpflaume, die kein Feuer mehr im Arsch hat, lass ich mir gar nichts sagen.«

Der Mann mit der Glatze fuhr auf, ein wildes Funkeln in den Augen. »Hey, sie ist keine Dörrpflaume!« Dann schlug er schnell die Hand vor den Mund, als hätte er Angst, dass noch mehr Worte heraussprudeln könnten.

Louisa schaute ihn an. »Wirfst du dich für deine Geliebte in die Bresche, Clive?«

»Sie ist nicht meine …« Im selben Moment wurde er rot und senkte den Kopf, sodass nur noch die kahle Stelle zu sehen war.

»Keine Sorge, Clive, sie tut es sowieso nicht«, sagte Roz. »Die spielt sich nur auf. Gleich geht sie nach Hause, föhnt sich das Haar und besinnt sich eines Besseren.«

»Ah, verstehe.« Louisa knallte ihr Glas auf den Tresen. Einer der kaum geschmolzenen Eiswürfel hüpfte heraus und fiel zu Boden. »Du denkst offenbar, das gibt sich schon wieder. Das ist nur eine fixe Idee.«

»Eine von vielen«, sagte Roz mit Nachdruck und wandte sich erneut dem Tresen zu.

»Von wegen«, erwiderte Louisa. »Gavin, noch einen Gin«, rief sie und blitzte die Frau mit dem Rotwein weiter an. Die schien an ihren Fingern mit den dunkelviolett lackierten Nägeln etwas abzuzählen.

»Da war der Strickkurs, dann die glutenfreie Phase, dann dieses ganze Affentheater wegen Nick …« Sie hielt inne und verdrehte die Augen. »Nach Nick dann Reg … Ach ja, den Fimmel mit der Vogelbeobachtung nicht zu vergessen. Hier drinnen hast du Geld gesammelt, weil du unbedingt nach Island fahren wolltest, um Papageientaucher zu beobachten – wozu es natürlich nie gekommen ist. Clive hat fünf Pfund beigesteuert …«

»Alle denken, Papageientaucher seien Verwandte der Pinguine, dabei gehören sie tatsächlich einer ganz anderen Familie an«, murmelte Clive in sein Bierglas.

Mit so etwas hätte Clara nicht gerechnet, als sie vor ein paar Stunden zufällig in diesen Pub gestolpert war. Eigentlich wollte sie längst im Bett liegen, erschöpft, wie sie war. Aber das hier war besser als jede schmalzige Fernsehserie.

»… dann der Online-Kurs ›Englische Literatur für Erwachsene‹ oder der Buchclub, den du unbedingt ins Leben rufen wolltest. Nicht ein einziges Mal haben wir uns getroffen, sodass ich Mansfield Park vollkommen umsonst gelesen habe. Diese Fanny Price dürfte die langweiligste Frau der Literaturgeschichte sein. Ich dachte, ich sterbe, bevor ich das Buch durchhabe …«

Viel zu spät hatte sie sich auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht gemacht, vollkommen versunken in den atemberaubenden Sonnenuntergang über der flachen Landschaft. Der Tee in ihrer Thermoskanne war noch heiß, als sie die orange- und rosafarbenen Fetzen am Himmel bewunderte. Die Fenster des Pubs warfen helle Flecken auf den Boden, und die Silhouetten der Menschen im Innern waren schon aus großer Entfernung zu erkennen.

Als sie sich dem Haus näherte, schaute sie zu dem gewaltigen Strohdach hoch, das auf den gekalkten Mauern lastete. Ein kleines handgeschriebenes Schild im Fenster verkündete »Bed & Breakfast«, und sie verspürte eine gewaltige Erleichterung. Beim Eintreten hievte sie den Rucksack hoch und hoffte inständig, dass noch ein Zimmer frei war. Sie sah schon das Steak mit Kidneybohnen vor sich, das sie vor einem prasselnden Kaminfeuer verspeisen und mit einem großen Ale hinunterspülen würde, um dann noch ein wenig in ihrem Buch zu lesen und schließlich ins Bett zu fallen. Die Realität sah anders aus.

Im Licht der nackten Glühbirne, die zwischen den schweren Holzbalken baumelte, konnte Clara die Flecken auf dem roten Teppich mit dem Schnörkelmuster nicht übersehen. Schlammverkrustete Blätter überzogen den Boden; weitere wehten herein, als sie in der Tür stand. Essen konnte man in dem Pub nicht, und für die »Übernachtung mit Frühstück« stand nur eine Dachkammer zur Verfügung. Auf einem Tablett lagen ein Minipäckchen Müsli und eine Banane.

Allerdings konnte sich Clara beim besten Willen nicht nach einer anderen Unterkunft umschauen, und die Bar wirkte durchaus gemütlich. Trauben von roten Samtstühlen gruppierten sich um walnussbraune Tische herum, und mitten im Raum stand ein hufeisenförmiger Tresen, an dem ein paar Gäste saßen. Clara bestellte gesalzene Essigchips, zwei Snickers und ein Pint des lokalen Ales. Nach dem zweiten Glas hatte sie ihr Verlangen nach einem ordentlichen Mahl vergessen und vertiefte sich zufrieden in ihr Buch, eingekuschelt in einen vielfach geflickten Sessel, der neben dem einzigen Heizkörper und der einzigen Lampe im Raum stand. Dann erschien dieser weibliche Wirbelwind mit den nassen Haaren, und der Abend nahm seinen Lauf.

»… der Pilates-Kurs, wo du nie aufgekreuzt bist. Ganz zu schweigen von der Töpferscheibe, die du auf Gumtree gekauft hast, weil du unbedingt deine eigenen Auflaufförmchen töpfern wolltest …«

Louisa schien in sich zusammenzusacken, als Roz’ Liste immer länger wurde....


Blake, Rosie
Rosie Blake hat bereits während des Studiums Stücke geschrieben und sich dabei an Klassikern orientiert – auch an modernen: Die Aufführung von »Harry Potter: Das Musical« (mit dem Eröffnungssong »Der Schrank unter der Treppe ist mein Zuhaus'«) war ein großer Erfolg. Später verfasste sie Reportagen für verschiedene Zeitschriften und Magazine wie z.B. die Cosmopolitan. Ihre Karriere als Romanautorin begann 2014 mit einer romantischen Komödie.



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