Bionda / Büchner / Carpenter | Odem des Todes | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 356 Seiten

Reihe: Edition Media Noctis

Bionda / Büchner / Carpenter Odem des Todes


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-948592-38-7
Verlag: Ashera Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 1, 356 Seiten

Reihe: Edition Media Noctis

ISBN: 978-3-948592-38-7
Verlag: Ashera Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Hommage an Edgar Allan Poe Kunst ist die Wiedergabe dessen, was die Sinne in der Natur durch den Schleier der Seele erkennen. Edgar Allan Poe Barbara Büchner, Tanya Capenter, Nicolaus Equidamus, Andreas Flögel, Erik Hauser, Florian Hilleberg, Desirée Hoese, Sören Prescher und Arthur Gordon Wolf verfassten ihre ureigene Hommage an Edgar Allan Poe, indem sie den Meister des Grauens in ihren Geschichten agieren lassen. Mit einem Essay von Florian Hilleberg Das Besondere an diesem Band ist, dass jede der Geschichten wahre Stationen und Begebenheiten aus dem Leben von EAP beinhaltet, sprich er selbst Prota- oder Antagonist in den Texten ist.

Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren und lebt seit 1999 auf den Balearen. Seit 2009 gibt sie 18 Reihen in verschiedenen Verlagen heraus.

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Süsse Liebe Wahnsinn Florian Hilleberg   Deine Schönheit, Helen, sie ist für mich Wie eine nikäische Barke mit stolzem Bug, Die einst sanft über die duftende See strich Und den wegmüden Wanderer ganz wie im Flug An die Heimatufer trug   Von langer durchfahr'ner Meere Gefahr Dein klassisches Antlitz mir den Heimweg wies, Najade, dein hyanzinthenes Haar, Zum Ruhm, der Griechenland hieß, Und zur Größe, die Rom einst war.   Sieh! Auf der strahlenden Galerie Stehst du, wie je nur ein Standbild stand, Die Achatlampe in deiner marmornen Hand! Ah, Psyche, aus Regionen, die Sind heiliges Land!   An Helen – Edgar Allan Poe   Als ich merkte, dass der Wahnsinn sie in seinen Klauen hielt, war ich ihr bereits hoffnungslos verfallen. Wie alle Tragö-dien in meinem an Leid nicht armen Leben, so begann auch diese mit geradezu brutaler Banalität. Ich hatte erst vor einem Monat meinen vierzehnten Geburtstag gefeiert, obwohl gefeiert wohl das falsche Wort ist, denn mir liegt wenig an der Gesellschaft gleichaltriger Jungen und Mädchen. Vielmehr sind es die Poesie und das geschriebene Wort, denen seit jeher meine Faszination gilt. Seit gut einem Jahr greife ich nunmehr selbst zur Feder und habe bereits einige sehr bemerkenswerte Gedichte zu Papier gebracht, wie ich in aller Bescheidenheit sagen darf. Doch, weh, wie einsam ist das Herz, wenn es keinen Gleichgesinnten hat, der Leidenschaft und Lust zu teilen vermag. In meinem Elternhaus indes hoffte ich vergebens auf Akzeptanz und Ermutigung, denn was mich bewegte und antrieb, stieß bestenfalls auf Gleichgültigkeit. Mein Stiefvater, der hochgeschätzte Mister John Allan, dem ich nach seinem Gutdünken bis in alle Ewigkeit für seinen Großmut dankbar sein müsste, hielt mich für einen Taugenichts und ließ mich das auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren. Meine Stiefmutter Francis Allan hingegen liebte mich abgöttisch und hat mich seit dem Tod meiner leiblichen Mutter aufgezogen wie ihr eigen Fleisch und Blut. Doch auch diese echte, wirkliche Mutterliebe vermag nicht über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass sie nur wenig Interesse für meine dichterische Leidenschaft hegte. Nicht, weil sie es nicht wollte oder gar versucht hätte, sondern weil sie es nicht konnte. So trieb ich einsam umher, ohne Halt und ohne seelisches Pendant, das für das Wachstum des Geistes und seiner Schaffenskraft unerlässlich ist. Und dennoch hatte ich Freunde, beziehungsweise das, was man in meinem Alter unter diesem Begriff versteht. Mir am gegenwärtigsten ist ein gleichaltriger Bursche namens Robert Stanard, der tatsächlich einen Hauch von Verständnis für die Art meiner Beschäftigung hegte und dem ich infolgedessen einige meiner Gedichte und Werke vorlas. Allerdings bei Weitem nicht meine besten und eindringlichsten Texte, denn trotz unserer gegenseitigen Sympathie erschien er mir als Publikum nur mäßig geeignet. Wenn das Herzblut aber in der eisigen Kälte der Einsamkeit gefriert, erscheinen dem Menschen auch kleine Lichter als Quelle lauschiger Wärme, an die man sich dürstend nach Geborgenheit hoffnungsfroh wendet. Immer mehr verlor ich mich in einer düsteren Melancholie, und dieser Gemütszustand schlug sich auch auf meine dichterischen Schöpfungen nieder, die immer trister und unheimlicher wurden. Eine gewaltige Wolkendecke hing über meiner Seele und schlug unbarmherzig mit von Tränen salzigem Regen auf mich ein. So dunkel dräuend die Schwärze meiner Einsamkeit auch lastete, es kam ein Sonnenstrahl an dem Tag, als ich ihn am wenigsten erwartete. Robert Stanard lud mich zu sich nach Hause ein, und ich begegnete jener Frau, die sich als Helen auf ewiglich einen Platz in meinem Herzen eroberte …   „Mutter, dies ist mein Schulkamerad, Edgar, von dem ich dir bereits berichtet habe.“ Roberts Worte drangen nur undeutlich, gedämpft an meine Ohren. Meine Sinne konzentrierten sich ausschließlich auf diese erhabene Frauengestalt, die makellos, wie eine griechische Götterstatue, in ihrem blütenweißen Hauskleid vor mir stand. Eine stolze Frau von vierzig Jahren, die ihren Mann, einen wohlhabenden Baumwollhändler, erst vor drei Jahren an die Tuberkulose verloren hatte, so wie ich meine leibliche Mutter Elizabeth Poe. Das Vermögen, welches Mister Craig Stanard seiner Witwe und seinem einzigen Sohn hinterließ, reichte aus, um ihnen ein Leben in bescheidenen Verhältnissen zu ermöglichen, mit einer Bediensteten, die gleichermaßen die Aufgaben einer Köchin und einer Hausdienerin erfüllte. Jane Stanard sah man ihr Alter kaum an, obwohl sie alles andere als infantil wirkte. Ihr dunkelbraunes Haar hatte sie straff zurückgebunden und ihre blassblauen Augen blickten mich intelligent und herausfordernd an. „Oh, Edgar. Ich freue mich, dich kennenzulernen. Robert hat mir soviel von dir und deiner Dichterei erzählt, dass ich unbedingt den jungen Mann zu Gesicht bekommen wollte, dessen Kunst selbst Lord Byron herausfordert.“ Ich spürte deutlich, wie ich errötete und ergriff devot ihre mir dargebotene Hand, auf deren Gelenk ich einen zarten Kuss hauchte. Sicherlich eine eher unschickliche Reaktion für einen Vierzehnjährigen, doch ihre Titulierung meiner als jungen Mann ließ mich sämtliche Anstandsregeln vergessen und mein Herz handeln. „Ah, ein kleiner Gentleman.“ Sie sagte dies nicht spöttisch oder albern kichernd, wie es vielleicht ein Mädchen in meinem Alter getan hätte, sondern mit einer würdevollen Selbstverständlichkeit, aus der ehrliches Wohlgefallen sprach. Ihre Worte trafen mich schmerzhaft hart, denn eben noch ein junger Mann, fühlte ich mich in derselben Sekunde wie ein unmündiges Kind, ein kleiner Gentleman. Sie musste mein Unbehagen sofort gespürt haben, denn sie ergriff galant meine Hand, lächelte mir milde, beinahe entschuldigend zu, ehe sie sich bei mir unterhakte und mich in den Salon führte, wo Mary, das spröde Hausmädchen, ein festliches Mahl bereitet hatte. Robert indes, den ich völlig aus meiner Aufmerksamkeit verbannt hatte, trottete wie ein Welpe hinter seiner Mutter her. Im Speisezimmer führte mich Mrs Stanard zu einem Platz an der fürstlich gedeckten Tafel, der dem ihren direkt gegenüber lag, Robert saß rechts von uns, dem Hausherrn geziemend am Kopf des Tisches. Während sich Mrs Stanard setzte, warf sie mir verstohlene, unergründliche Blicke zu. Mir war zugleich heiß und kalt, und ich hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. So vermochte ich nicht zu sagen, was in den Blicken von Mrs Jane Stanard lag, die sie mir zuwarf – Interesse, Höflichkeit, Misstrauen? Das Essen verlief in einer fast ausgelassenen Stimmung und ich fühlte mich in der Nähe von Mrs Stanard immer wohler, vergaß dabei fast, dass mein Schulkamerad Robert mit am Tisch saß. Die Speisen waren erlesen und exquisit zubereitet, doch all dies interessierte mich nur wenig, denn zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich von jemandem verstanden. „Robert erzählte mir, dass du Dichter werden möchtest.“ Ich warf meinem Freund einen schnellen Blick zu und nickte dann. „Das ist richtig, Madame.“ „Oh nicht so schüchtern, Edgar. Ich bin auch der Literatur und der Kunst des Dichtens sehr zugetan und freue mich, mit einem so intelligenten jungen Mann wie dir Konversation zu betreiben. Wer zählt zu deinen Vorbildern?“ Da war es wieder. Erneut hatte sie mich einen Mann genannt und es traf mich ins Zentrum meines Herzens, eine angenehme Wärme erfüllte mein Inneres. „Da gibt es einige, Madame. Aber besonders erfreut haben mich immer die Werke von Lord Byron.“ Sie lehnte sich zurück, und schenkte mir ein Lächeln, das einer Sphinx zur Ehre gereicht hätte. „Denken ist die Zauberei des Geistes.“ Bisweilen geschieht es binnen eines Lidschlages, dass zwischen zwei Menschen ein Band geknüpft wird, so fest und stark, dass es keine Macht der Erde zu trennen vermag. Ihr waren nicht nur Lord Byron und seine Werke bekannt, sondern sie konnte sie auch zitieren. „Die Feder ist das mächtigste Instrument des kleinen Mannes.“ „Du wirst gewiss kein kleiner Mann bleiben, Edgar. Die Welt erwartet dich und deine Werke. Bitte lass mich daran teilhaben.“ Im Verlauf unseres Gesprächs und des Essens bemerkte ich, wie Roberts Blicke hilflos zwischen uns hin- und herwanderten. Während er seine Mutter flehentlich, fast ängstlich betrachtete, erkannte ich in seinen Augen blanke Wut, während er mich fixierte. Als Mrs Stanard mich zwei Stunden später verabschiedete, legte sie ihre weißen, schlanken Hände auf meine Schultern und beugte sich zu mir hinab. Ihre Lippen dicht an meinem Ohr, ihr Atem heiß und lockend an meinem Gesicht. „Komm bald wieder, Edgar. Und bring einige deiner Gedichte mit. Du bist jederzeit in meinem Haus willkommen.“ Die Heimfahrt in der Kutsche der Stanards und die mürrische Begrüßung durch meinen Stiefvater ließ ich wie in Trance über mich ergehen. Mein Herz raste, selbst noch im Bett liegend, sodass ich erst spät nachts in einen tiefen Schlaf fiel, erfüllt von Träumen, in denen ich mit Mrs Jane Stanard zusammen war. Von diesem Abend an war ich regelmäßig Gast im Haus der Stanards. Oft war auch Robert anwesend, doch meistens verbrachte ich die Zeit allein mit seiner Mutter. Ich spürte immer deutlicher, wie mich die Präsenz meines Schulkameraden von Mal zu Mal mehr zu stören begann. Ich las Mrs Stanard meine Gedichte vor und sie lauschte andächtig und schweigend, bestärkte mich und wurde schließlich...



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