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E-Book, Deutsch, 328 Seiten

Binder Der Spiegel des Dämons

Band 1 Messermörder
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-6951-4951-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 1 Messermörder

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

ISBN: 978-3-6951-4951-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Michl ist ein leibeigener Holzknecht. Als er vom Mord an seinem Vater erfährt, schwört er, den Täter zu finden. Nur dessen Messer hat er. Dann zerstört ihm auch noch der Ausbruch der Pest seine Heimat in den Bergen. Nichts hält ihn mehr. Der dünnen Spur, die er hat, folgt er bis ins Welschland hinab. Und da ist noch eine Spur, das geheimnisvolle Büchlein eines Mönchs. Wurde es ihm von einem Engel gesandt? Er muss lernen, zwischen den Tricks der Dämonen und echter Wegweisung zu unterscheiden. Dabei helfen ihm Freunde und gutmütige Antonitermönche, und sogar eine Sklavin und die zwielichtigen Ankömmlinge aus Aragón. Bis sich der Michl entscheidet, für seine Suche erneut aufzubrechen - ins Land der Sarazenen. Teil 1 eines historischen Romans, der sich als Reise weit durch die Welt des 14. Jahrhunderts gestaltet. Kultur und Arbeitswelt, Völker und Religionen zwischen Alpenland, Mittelmeer und Orient bilden den reichhaltigen Hintergrund der beiden Bände. Und die Einsicht, dass schon damals nirgendwo die Menschen über einen Kamm geschert werden konnten. Am Ende wird die Suche des Michl zum theologischen Gleichnis.

Matthias Binder, Jahrgang 1969, verheiratet. Als Vater zweier Kinder und als evangelischer Pfarrer lernte er das Erzählen. Als habilitierter Kirchenhistoriker eignete er sich ein fundiertes Wissen über Leben und Glauben des Mittelalters an. Er meidet historische Romane, in denen Dominikaner und Sarazenen nur die Bösen spielen dürfen.
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2 Sankt Martin


Mach du es nicht Du hast dein Leben noch vor dir Gesund bleiben ist wichtiger als Essen Irgendwann wird sie ja aufhören die Seuche Du kannst nicht einfach aufhören mit der Arbeit Die Seuche ist ja kein Hund der von einem Menschen zum nächsten läuft Der Pfarrer sagt es ist eine Ausgeburt der Sünde Nein man muss voneinander fern bleiben Wenn man das wenigstens amputieren könnte Die Seuche gab es schon im Frühjahr Aber nicht im Murtal Der arme Mann Nicht einmal daheim hat er sterben dürfen Versuch mal Silber zu verkaufen solange es noch im Berg ist Versuch mal Silber zu essen Voneinander fern bleiben nutzt gar nichts Nein den Girgl habe ich nicht gesehen Bleib weg wir brauchen dich noch Wir müssen aufhören mit der Arbeit Aber die Theres war ja mit gar niemandem zusammen Mutter mach nicht du das Man hat ihr ja wenigstens den Schweiß abwaschen müssen Die Flecken die sind nicht zum Anschauen Die Seuche ist kein Wind der über den Berg fliegt Wir haben so viel Silber im Berg es ist doch genug da Wir können nichts für das Erdbeben Die Seuche ist doch nicht etwas das der Hans dem Res weitergibt wie einen Krug Bier Das war es dann mit ihr Man muss den Knechten ja zu essen geben Schau mich nicht an ich will es gar nicht wissen Entweder die Seuche oder verhungern du kannst es dir aussuchen Geht an den Bach zum Trinken Der Bruder Niklas sagt es sind die Dämonen Im Frühjahr gab es sie schon aber wir haben uns nicht darum geschert Ich stell euch die Speise hin dann kommt holt sie euch selbst

Der Michl öffnete die Tür zur Muhrer Kapelle und trat ein. Er gewöhnte sich an die Dunkelheit und die Luft, die ein wenig nach Moder und nach Kerze roch. Er ging durch den kleinen Raum zum Altar vor, kniete nieder und bekreuzigte sich. Er grüßte den heiligen Rupert, die heilige Jungfrau und den gekreuzigten Herrn. Und er begann sein Gebet:

Pater noster qui es in coelis Sie ist sozusagen über den Berg gekommen sanctificetur nomen tuum adveniat regnum tuum Die Theres war so ein schönes Madl Halt dich fern Niemand will dass du auch noch an die Reihe kommst fiat voluntas tua Lass es Komm nur nicht näher adveniat regnum tuum Es reicht nicht mehr für uns alle Der Herr Gewerke leidet schon den fünften Tag Die Seuche ist etwas das wandert Da hast du zuschauen können So ein schöner Mann war er einmal Vielleicht kann man den Bruder Niklas fragen Der Bergbau muss doch weitergehen Vielleicht überlebt sie ja

Der Michl versuchte, von vorn anzufangen:

Pater noster qui es in coelis sanctificetur nomen tuum veniat regnum tuum fiat voluntas tua sicut in coelis et in terra panem nostrum quotidianum da nobis hodie Oder wir essen nur an jedem zweiten Tag etwas Du kannst ja nicht schon wieder den Pfarrer rufen Vielleicht fangt ihr euch ein Wild Hör mir auf mit deinen Dämonen et dimitte nobis debita nostra Mutter, mach du es nicht Lass es wenigstens mich machen Aber du bist es der das Leben noch vor sich hat Es scheint ihm besser zu gehen Der Girgl ist nicht mehr gekommen Aber das musst ja nicht du sein der es macht Aber einer muss ja die Toten begraben Der Bruder Niklas soll besser auf sich aufpassen Einmal müsst ihr mich hineinlassen Ohne Arbeit kein Essen Und trotzdem ist er jetzt tot Man muss eben die Arbeit einmal ruhen lassen Nein den Girgl habe ich nicht gesehen Die Seuche muss durch die Luft gekommen sein Er kommt nicht mehr er hat Angst gehabt

Noch einmal. Der Michl versuchte, sich zu sammeln.

Pater noster qui es in coelis sanctificetur Ich habe ja den armen Mann nicht allein lassen können Der Pfarrer kann nicht jedes Mal herkommen Die Seuche ist ein Auswuchs der Sünde Lass es sein du kannst nicht zu ihr Er hat gesagt nicht alle sterben davon Es ist hässlich hässlich Komm lass dich umarmen Er hat stattdessen einen giftigen Pilz gegessen Jetzt ist er an dem Pilz gestorben Den Rupert haben sie fortgejagt Michl ich erlaube es dir nicht Aber der Bruder Niklas wird kommen ich kenne ihn Das Geld reicht einfach nicht mehr Die Antonia ist nicht hier sie ist beim Herrn Gewerken Nein der Rupert ist von selbst fortgegangen aus eigenem Willen sicut et nos dimittimus debitoribus nostris Es ist der Dämon der Völlerei den man besiegen muss Jemand muss ja das Essen kochen Das war nach dem Begräbnis von der Theres Dann wird man so Gott will gesund Wir können ihn ja nicht alleine verrecken lassen Lass ihn lieber da liegen, wo er liegt Mutter mach du es nicht Mach du es nicht Mutter Mach du es nicht

Dann gab er es auf. Er bekreuzigte sich, grüßte den heiligen Rupert, die heilige Jungfrau Maria und den gekreuzigten Herrn Jesus Christus, und verließ die Kapelle wieder. Draußen sah er sich um. Sollte er gehofft haben, dass draußen alles wieder gut ist? Es sah hier noch genauso aus wie beim Hereinkommen. Der Weg über den Kirchhof nach wie vor umgegraben. Wieder musste er über Hügel und Mulden steigen. Er schaute sich um und fand, dass die Stellen im Kirchhof, an denen noch Gras wuchs, und die Stellen mit Haufen aus blanker Erde ungefähr gleich viele waren. Recht hatten die behalten, die schon immer gesagt hatten, der Kirchhof ist zu klein. An einem Stück blanker Erde, die er zu erkennen glaubte, blieb er stehen.

Kurz vor dem Ausgang, neben einer Stelle mit Gras, blieb er noch einmal stehen. Früher hatte dieses Stück Gras keine Bedeutung für ihn gehabt. Jetzt schon.

Ihm fielen noch mehr Gräber ein, an denen er hätte stehen bleiben können. Aber er beschloss, es nicht zu tun. Er nahm sein Bündel, das er am Tor hatte stehen lassen, wieder auf. Dann verließ er den Kirchhof. Er sah sich nicht mehr um, als er zusammen mit dem Fluss talauswärts ging.

Er fragte sich, wie man das begreifen soll, dass man von so einem Ort einfach fortgeht, als würde er nichts bedeuten. Der Leonhard hat leicht reden, wenn er sagt, der Michl sei doch nur ein Jahr lang dagewesen, und er habe doch lange anderswo gelebt, und er werde sich anderswo auch wieder eingewöhnen. Wie kann man nur so gedankenlos sein! Das war nicht irgendein Jahr, das war das allerwichtigste Jahr im Leben vom Michl gewesen. Da gehst du nicht einfach anderswo hin. Natürlich, der Leonhard hat auch gesagt, dass es ihm leidtut. Natürlich, der Herr Gewerke hat kein Geld mehr, alle zu ernähren. Natürlich, der Erste Hauer musste einmal eine Entscheidung treffen. Natürlich, sie haben sowieso Pech gehabt mit dem oberen Stollen. Aber man hätte es ja noch einmal versuchen können! Sei nicht so heißblütig, sagt der Leonhard, und sonst nichts. Er hat leicht reden. Der Michl ist dem Leonhard eben doch von Anfang an nur lästig gewesen.

Es sind ja gar nicht mehr viele da, die der Herr Gewerke noch ernähren muss. Und der gute Mann selber, der ist so mager, seit er mit dem Tod gerungen hat, dass er auch nicht mehr viel zu essen braucht. Diejenigen, die wie der Michl am Berg gehaust haben, die sind alle gesund geblieben, aber die müssen jetzt gehen. Der Leonhard kann die Arbeit im Tal gar nicht schaffen, die Hälfte der Knechte fehlt ihm ja schon. Aber den Michl braucht man nicht. Und dabei muss der Leonhard ja außerdem noch einen Knecht in die Küche abgeben. Die Antonia lebt, wie du weißt, aber sie muss den Herrn Gewerken pflegen. Die Antonia muss jeden Tag zu einem gehen, der die Seuche hat. Aber der Michl hat nicht zur Mutter hineindürfen. Wir brauchen dich noch, haben sie gesagt. Die Antonia brauchen sie also nicht mehr? Und mich braucht ihr? Schaut mich an, wie sehr ihr mich braucht! Hier gehe ich fort, ich gehe nach Sankt Martin, so dringend braucht ihr mich in eurem verfluchten Rot-gül-den!

Der Bergbau muss doch weitergehen! Ohne Arbeit kein Essen. Man muss eben die Arbeit einmal ruhen lassen Vielleicht fangt ihr euch ein Wild Vielleicht überlebt sie ja et ne nos inducas in tentationem Mutter mach du es nicht Die Seuche muss durch die Luft gekommen sein Er hat gesagt nicht alle sterben davon Jemand muss ja das Essen kochen Wir können ihn doch nicht allein verrecken lassen Der Bruder Niklas der kennt keine Angst Mach du es nicht du hast dein Leben noch vor dir.

Als der Michl dahin gelangte, wo das Tal sich weitet, breiteten sich unbemerkt alte Gefühle in ihm aus. Viel Himmel und Licht. Weite außen macht auch innen weit. Dein Herz merkt es als erstes, dein Verstand erst später. Große Flächen an Wiesen, gemähte und ungemähte, Getreidefelder, abgeerntet. Neuer, bekannter Duft. Das weithin sichtbare Sankt Gilgenkirchlein und das Speiereck hoch darüber, rechts daneben der Hollerberg. Zwischen den beiden, im Tal und noch unsichtbar, Sankt Martin. Alles an seinem Platz. Er ging eine Weile und sagte sich, wie schön doch die Welt ist. Dann merkte er, was er da sagte, und fragte sich, ob denn das Böse etwa schon vorbei ist. Es würde schon wiederkommen, das Böse. Sondern erlöse uns von dem Bösen,

Bevor der Michl sich erlaubte zu denken, dass der Leonhard ein bisschen Recht gehabt haben könnte, als er sagte, dass man auch anderswo gut leben kann, weil es ja wirklich im Zechnerhaus auch ein gutes Zuhause gegeben hatte früher, bevor es ihm also passieren konnte, dass er sich zu früh gefreut hat auf das neue alte Zuhause, überlegte er sich, was...



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