Buch, Deutsch, 220 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 235 mm
Beiträge zur internationalen Klagestagung in Riga
Buch, Deutsch, 220 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 235 mm
ISBN: 978-3-8260-9111-7
Verlag: Königshausen & Neumann
Rhythmus und Ausdruck sind zwei der zentralen Begriffe in der Philosophie
von Ludwig Klages. Authentizität, die aus den beiden Kategorien
bei Klages abgeleitet werden könnte, fungiert hingegen als Schlüsselbegriff
gegenwärtiger Diskurse. Authentisch wirke eine Person,
wenn sie mit sich selbst eins und identisch sei. Gefordert wird die Idee
des Authentischen bei Realpersonen oder fiktionalen Figuren. Dahinter
verbirgt sich die aufklärerische Vorstellung des selbstbestimmten
Lebens: eine Sehnsucht, auf die derzeit die letzten Sinnpotenziale unserer
Gesellschaften gerichtet sind. Das aber führt zu einer maßlosen
Überhöhung des Einzelmenschen, die bereits der frühe Klages in aller
Schärfe verurteilt hat. Klages galt späterhin als Begründer der wissenschaftlichen
Grafologie und der Ausdruckslehre überhaupt, sowie als
ein Denker der Natur-Rhythmen. Vordergründig könnte man die Unmittelbarkeit
des körperlichen, unbewussten Ausdrucks, wie er sich
in der Mimik und Gestik, in der Körperhaltung, im Gang, im Bewegungsablauf,
in Tanz und Rhythmus oder im Schreibprozess der Hand
manifestiert, mit der Realisation des authentischen Selbst verwechseln.
Und zahlreiche heutige Angebote zur Selbstoptimierung im Wellness-
Sektor scheinen diese Vermutung zu unterstützen. Doch das Gegenteil
ist der Fall. Klages entwickelt diese Disziplinen als Phänomenologe
und Ontologe, aus der Kritik des Subjekts und des ›Logozentrismus‹.
Ausdruck und Authentizität streben in dieser Sichtweise also deutlich
auseinander, insofern das Subjekt negiert, nicht bestätigt wird.