Bettermann | Griechische Begegnung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Bettermann Griechische Begegnung

Kommissar Nick Zakos ermittelt
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8437-1266-8
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kommissar Nick Zakos ermittelt

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1266-8
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nick Zakos ist genervt vom Münchner Winter - der Frühling will in diesem Jahr einfach nicht kommen. Außerdem hat er mal wieder Beziehungsprobleme - und dass er versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, verbessert seine Laune nicht gerade. Da kommt ein verzwickter Fall auf seinen Tisch: Eine Grafikerin wird ermordet, und bald gerät ein afrikanischer Flüchtling ins Visier der Ermittlungen. Der allerdings wurde aus Deutschland abgeschoben und befindet sich nun in Griechenland. Prompt bekommt Zakos seinen Frühling: Der Kommissar reist dem Verdächtigen ins strahlende Athen hinterher und trifft auf seine Kollegin Fan sowie auf eine Menge hochkomplizierter Verwicklungen ...

Stella Bettermann ist Halbgriechin und lebt mit ihrer Familie in München, wo sie als Journalistin und Autorin arbeitet. Ihre Griechenlandbücher Ich trink Ouzo, was trinkst du so? und Ich mach Party mit Sirtaki waren Spiegel-Bestseller. Griechischer Abschied war ihr Krimi-Debüt.
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Kapitel 2

Zickler ließ sich so heftig auf seinen Bürodrehstuhl fallen, dass Zakos fürchtete, das Möbel könnte umgehend zusammenbrechen. Angesichts des elenden Anblicks seines Kollegen – die Nase war noch röter geworden – verkniff er sich aber einen Kommentar. Er fühlte sich selbst zu schlapp, um überhaupt zu kommunizieren, verzog sich erst mal mit seiner Kaffeetasse hinter den Computer und tippte seinen Bericht ein. Er musste sich beeilen. In einer Stunde war Konferenz.

Die vergangene Nacht war katastrophal gewesen, er hatte das Gefühl, kein Auge zugemacht zu haben. Es war kurz vor 22 Uhr gewesen, als er zu Hause ankam und seine Freundin Sarah schlafend auf dem Sofa vorfand. Vor ihr auf dem Couchtisch standen eine leere Teetasse und eine Schüssel mit Suppenresten.

Eigentlich hatten sie für den Abend Besuch eingeladen gehabt, Zakos’ griechischen Freund Mimi und dessen Frau Roula. Das war durchaus etwas Besonderes – Mimi war Gastronom und hatte nur selten abends frei, aber zurzeit wurde gerade das Pirgos, seine Taverne, renoviert.

Mimi war so was wie Zakos’ griechische Familie in München. Die beiden waren nicht wirklich verwandt, doch seit ihrer Jugend beste Freunde. Zakos kannte sonst kaum andere Griechen in München – zu seinem griechischen Vater, der schon seit vielen Jahren wieder in Athen lebte, hatte er wenig Kontakt, und seine Mutter war ohnehin Deutsche.

»Wenn du mich nicht hättest, könntest du wahrscheinlich nicht mal mehr richtig Griechisch. Du wärst also ein ziemlich sprachloser Grieche«, frotzelte Mimi manchmal, und dabei lachte er schallend, so dass seine blauen Augen unter dem dunklen Lockenkranz blitzten und das Bäuchlein wackelte. Mimi war selbst der größte Fan seiner eigenen Küche, und das sah man ihm langsam auch an, obwohl er dauernd in Bewegung war. Derzeit fehlten im Lokal zwei Kellner, Mimi war also stark eingespannt, und wenn Zakos ins Pirgos reinschaute, konnten sie sich immer nur häppchenweise unterhalten, weil sie ständig unterbrochen wurden von Bestellungen der Gäste oder von Tellern mit Zitronenhuhn, gefüllter Paprika und Moussaka, die zum Servieren aus der Küche kamen.

Nun aber wäre endlich genügend Zeit, so sah es zumindest aus, und Zakos war gerade dabei, den Samstagnachmittag gemütlich ausklingen zu lassen und seinen Sohn zu baden. Der Kleine liebte das, er patschte mit den Händchen im lauwarmen Wasser und machte zufriedene Geräusche, die an den Kachelwänden des Badezimmers widerhallten. Zakos kauerte am Boden neben der Wanne und hielt Elias vorsichtig am Rücken fest. Er ließ es geschehen, dass sein weißes Hemd von den Wasserspritzern langsam, aber sicher pitschnass wurde, und fühlte sich so entspannt wie sein Sohn – in der warmen Wanne war Elias immer vollkommen zufrieden und fröhlich, so dass Sarah und Zakos regelrecht miteinander konkurrierten, wer ihn baden durfte.

Dann hatte das Telefon geläutet. Zakos hatte sich nichts dabei gedacht, denn eigentlich hatte er an diesem Wochenende keine Bereitschaft. Mit der Grippewelle, die die Kollegen reihenweise schachmatt gesetzt hatte, hatte er nicht gerechnet. Aber er hatte gehofft, dass der Besuch bei seiner Rückkehr noch da sein würde.

Als er dann endlich nach Hause gekommen war, hatte er sich schon auf die Gäste gefreut. Doch offenbar waren die beiden gar nicht da gewesen. Die Flaschen Rotwein, die er am Morgen auf dem Samstagsmarkt am Mariahilfplatz besorgt hatte, standen noch immer ungeöffnet auf dem Buffet in der Küche. Als er eine davon entkorkte, ein Glas füllte und ins Wohnzimmer zurückkehrte, richtete Sarah sich abrupt auf und rieb sich die Augen.

Er setzte sich neben sie.

»Was ist mit Mimi und Roula? Hast du gecancelt?«

»’türlich!«, sagte sie. Im Schlaf hatte sich ihr Haargummi gelöst, nun suchte sie ihn auf der Couch und band sich die Kaskaden langen rotblonden Haars streng nach hinten. Zu dem Weinglas, das er ihr hinhielt, schüttelte sie den Kopf.

»Ich spiel doch hier nicht ganz alleine die Gastgeberin, ich hab auch so schon genug Stress!«, murrte sie.

Die Reaktion klang heftiger, als es dem Anlass angemessen war, fand Zakos. Was wäre schon derart stressig gewesen, ein paar Weingläser hervorzuholen und die von ihm ebenfalls am Morgen eingekauften Oliven danebenzustellen? Aber er verkniff sich den Kommentar und nippte an seinem Wein: Er schmeckte angenehm herb und gleichzeitig leicht.

Kurz darauf erklang aus Elias’ Zimmer lautes, erschrockenes Weinen. Der Kleine schlief eigentlich nie durch. Zakos hatte schon öfter angeregt, ihn einfach ins Elternschlafzimmer zu legen, damit er sich schneller beruhigen ließe. Aber Sarah war strikt dagegen und fand, man müsse konsequent bleiben. Als das Weinen erklang, war sie aufgesprungen und Richtung Kinderzimmer verschwunden – nicht ohne ihm einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen, wahrscheinlich, weil er einfach sitzen blieb, glaubte Zakos. Aber er konnte nicht mehr, er war kaputt. Er hatte schließlich gearbeitet, und sie hatte freigehabt. Er fand, er habe sich ein paar Minuten mit einem Glas Wein auf der Couch verdient.

Es gab schon seit einigen Monaten mit Sarah Probleme, sie war überempfindlich, aufbrausend, zickig, fand Zakos. Es war ein Rückfall in eine Zeit, die er für Vergangenheit gehalten hatte. Damals waren sie ebenfalls ständig aneinandergeraten, und Zakos fragte sich immer öfter, ob es jemals wieder harmonisch zwischen ihnen laufen würde. Im Moment hatte er nicht das Gefühl.

Eigentlich waren sie bereits getrennt gewesen, als sich damals herausgestellt hatte, dass Sarah schwanger war. Die Nachricht von dem Baby hatte Zakos völlig umgehauen. Der Gedanke, eine Familie zu gründen, kam für ihn unerwartet, doch er hatte dabei ein jähes, alles durchdringendes Glücksgefühl verspürt. Die restliche Zeit der Schwangerschaft und die ersten Monate mit dem Kleinen entwickelten sich denn auch zu einer harmonischen Phase, doch seit Sarah wieder arbeitete, war alles anders: Sie war ständig nervös und unzufrieden. Nicht immer ganz zu unrecht, musste Zakos zugeben – er war ihr keine große Hilfe mit dem Kind. Die Vaterrolle war in seine Dienstzeiten einfach nicht gut zu integrieren. Sarah hingegen hatte ihre Arbeitsstunden heruntergefahren. Doch seit Elias die Krippe besuchte, war er ständig krank, und wenn er mal keinen Infekt hatte, dann zahnte er. Er hielt sie laufend nachts auf Trab, der Stress und die Müdigkeit waren fast nicht auszuhalten. Sarah wurde dabei immer dünner, ihre langen Beine wurden knochig, sie hatte dunkle Schatten unter den grünen Augen und explodierte beim kleinsten Anlass. Nun stellte sich auch heraus, dass sie in Fragen der Kindererziehung und des Familienlebens grundsätzlich unterschiedlicher Meinung waren. Zakos wäre gern alles viel lockerer angegangen. Er selbst war recht frei aufgewachsen; seine eigenen Eltern waren zwar nicht gerade Hippies, aber doch stark von den siebziger Jahren geprägt und recht unkompliziert gewesen. Sie hatten ihn als Kind immer auf allen Feiern abends dabeigehabt, und er konnte sich auch nicht erinnern, dass es jemals rigide Regeln bezüglich des Essens gegeben hätte. Er hatte geglaubt, Sarah sei wie er.

Als er sie kennenlernte, war sie ihm unfassbar cool vorgekommen. Es war auf einer großen Gartenparty gewesen, und sie war ihm wegen ihres tollen Aussehens aufgefallen, doch es war sie gewesen, die ihn ansprach, mit dieser tiefen, unergründlichen Stimme, die im krassen Gegensatz zu ihrem ätherischen Äußeren stand. Damals hatte sie ihm ein Kompliment gemacht: »Das schönste Lächeln auf dem ganzen Fest – und ich weiß, wovon ich spreche!« Schließlich sei sie Zahnärztin, hatte sie ihm dann lachend offenbart. Sie war ihm imponierend selbstbewusst und ein kleines bisschen arrogant vorgekommen – was er damals sexy fand. Nun aber hielt er sie für vollkommen unentspannt und für einen Kontrollfreak. Zum Beispiel bestand sie bei Elias sehr rigide auf festen Zubettgehzeiten, was den Nachteil hatte, dass sie als Familie kaum je etwas unternehmen konnten. Sie machte alles unnötig kompliziert, war Zakos’ Meinung. Weil ihn die ständigen Streitereien aber zu viel Nerven kosteten, hielt er sich mit dieser Auffassung mittlerweile zurück und litt still.

Als er das Weinglas ausgetrunken hatte und im Bad stand, war das Weinen des Kindes verstummt, aber er ahnte schon, dass es noch oft in dieser Nacht wieder losgehen könnte. Und so war es dann auch, darum fühlte er sich nun am nächsten Morgen wie gerädert.

Er hatte bereits seinen dritten Kaffee intus, als sein Chef, Heinrich Baumgartner, zur Standbesprechung erschien, gefolgt von Astrid, der jüngsten Kollegin im Team.

»Dannecker ist krank«, sagte sie nach der Begrüßung in die Runde. »Wir waren in der Früh gemeinsam bei der Mutter des Opfers, dann ist er heim und hat sich ins Bett gelegt. Der hat Fieber, der glüht richtig!«

»Der Günther?! Man glaubt es nicht!«, seufzte Heinrich Baumgartner. »Der meldet sich doch sonst nie krank!« Günther Dannecker war mit fast sechzig Jahren der Senior der Abteilung, ein korpulenter, bedächtiger Mann, der für seine akribischen Recherchen geschätzt wurde. Baumgartner schüttelte fassungslos den Kopf, dass seine dunkle Föhnwelle mit den Silberfäden darin vibrierte. »Also, was haben wir?«

»Weibliche Leiche, Name: Anne Hofreiter, 38 Jahre alt, Graphikerin, wohnhaft Schärenweg 12 in der Messestadt Riem, wo sie von der Nachbarin Christine Zimmermann, wohnhaft Hausnummer 16, am Samstagnachmittag aufgefunden wurde«, referierte Zakos, heute – entgegen seiner...


Bettermann, Stella
Stella Bettermann ist Halbgriechin und lebt mit ihrer Familie in München, wo sie als Journalistin und Autorin arbeitet. Ihre Griechenlandbücher Ich trink Ouzo, was trinkst du so? und Ich mach Party mit Sirtaki waren Spiegel-Bestseller. Griechischer Abschied war ihr Krimi-Debüt.

Stella Bettermann ist Halbgriechin und lebt mit ihrer Familie in München, wo sie als Journalistin und Autorin arbeitet. Ihre Griechenlandbücher "Ich trink Ouzo, was trinkst du so?" und "Ich mach Party mit Sirtaki" waren Spiegel-Bestseller. "Griechische Begegnung" ist ihr zweiter Kriminalroman.



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