Berndt | Professionalisierungsbestrebungen im Coaching | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

Berndt Professionalisierungsbestrebungen im Coaching

(Re-)Konstruktion von Forschungsansätzen
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86618-749-8
Verlag: Hampp Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

(Re-)Konstruktion von Forschungsansätzen

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

ISBN: 978-3-86618-749-8
Verlag: Hampp Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die spätmoderne Gesellschaft verlangt nach Beratung. An der Schnittkante von organisationalem und gesellschaftlichem Leben ist ein breites Beratungsgeflecht entstanden, zu dessen bekanntesten Formen heute Coaching zählt. Ohne verbindliche Standards ist die Qualität von Coaching nicht überprüfbar, was unter dem Begriff des „Scharlatanerieproblems“ salonfähig geworden ist. Um den weltweiten Siegeszug von Coaching als Beratungsform nicht nur marktlich, sondern auch akademisch – d.h. wissenschaftlich – erklärbar zu machen, liegt eine professionstheoretische Auseinandersetzung mit Coaching nahe.
Der heutige Forschungsstand kann aus verschiedener Hinsicht als defizitär bezeichnet werden: Aufgrund einer weit zerklüfteten Coaching-Landschaft, einer fehlenden gemeinsamen Agenda sowie qualitativ höchst unterschiedlichen Studien in Verbindung mit der erkenntnisproduktiven Konfliktspannung zwischen Wissenschaft und Praxis, warum überhaupt geforscht werden sollte, wird das „Scharlatanerieproblem“ gleichsam in sich verschränkt. In diesem Buch wird der Versuch unternommen, eine Forschungsprogrammatik für Coaching auf dem Weg zu einer Profession aufzustellen.
Dabei wird untersucht, inwieweit interessengeleitete Coaching-Forschung zu dessen Professionalisierung beiträgt, d.h. ob es für ausgewählte Coaching-Stakeholder überhaupt wichtig und notwendig ist zu forschen bzw. in welchen Feldern. Das Buch gibt einen detaillierten Überblick über die Aktivitäten der (internationalen) Coaching-Szene als ein Feld widerstreitender Interessen, aus dem klar wird, wie wenig selbstverständlich eine Verwissenschaftlichung ist, und richtet sich an Wissenschaftler, Coaching-Praktiker und -Interessenten gleichermaßen.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Geleitwort;6
2;Vorwort;8
3;Inhaltsverzeichnis;10
4;Abk rzungsverzeichnis1;13
5;Abbildungsverzeichnis;15
6;1 Einführung;16
6.1;1.1 Problemstellung;17
6.2;1.2 Zielsetzung;19
6.3;1.3 Vorgehensweise;21
7;2 Professionalisierung von Coaching: ein Scheideweg?;24
7.1;2.1 Professionalisierung beratender Berufe;25
7.2;2.2 Coaching-Verständnis;65
7.3;2.3 Ansätze zu einer Professionalisierung des Coaching;76
8;3 Methodik und empirische Untersuchung;109
8.1;3.1 Methodologie und Forschungsansatz;110
8.2;3.2 Untersuchungsdesign;121
8.3;3.3 Gütekriterien des Forschungsprozesses;137
9;4 Darstellung der Ergebnisse;144
9.1;4.1 Charakteristika der Untersuchung und Klärung zentraler Begriffe;144
9.2;4.2 Perspektiven auf Coaching-Forschung;165
9.3;4.3 Beitrag der Forschungsfelder zur Professionalisierung von Coa-ching;191
10;5 Diskussion der Ergebnisse;201
10.1;5.1 Funktionen von Coaching-Forschung;201
10.2;5.2 Professionssoziologische Perspektive auf Coaching-Forschung;225
10.3;5.3 Forschungsszenarien;235
11;6 Zusammenfassung, Würdigung und Ausblick;259
12;7 Anhang;266
12.1;7.1 Befragungsunterlagen;266
12.2;7.2 Liste der gef hrten Interviews;273
13;Literaturverzeichnis;274
14;Download www.Hampp-Verlag.de;297


5 Diskussion der Ergebnisse (S. 186-187)

In Abschnitt 4 ist neben der Diskussion um professionalisierungsrelevante Forschungsfelder klar geworden, dass ein gemeinsames Verständnis, eine Ausgangsbasis, innerhalb der Communities geschaffen werden muss, um eine Professionsbildung im Coaching herbeizuführen. Kapitel 5 setzt an diesen Grundvoraussetzungen an, um Coaching daraufhin im Gleichschritt (weiter-) zu entwickeln. Auf dem Hintergrund der Befragungsergebnisse und der Literatur bilden die vertiefende Klärung der Funktionen von Coaching-Forschung sowie die sozialwissenschaftliche Professionalisierungsdebatte die Voraussetzungen für die Aufstellung möglicher – strukturfunktionalistisch relevanter – Forschungsszenarien.

In Abschnitt 5.1 werden daher zunächst die Funktionen von Coaching-Forschung beleuchtet und dabei insbesondere auf die Motive, Initiativen und Stakeholder eingegangen. Abschließend werden die Forschungsfelder an der aktuellen Literatur gespiegelt. Daneben wird immer wieder auf die besondere Rolle der Coachs als „Schmiermittel“ innerhalb der Coaching-Beziehung eingegangen. Kapitel 5.2 verfolgt das Ziel, die bisherigen Forschungsansätze aus der Perspektive des Strukturfunktionalismus zu würdigen und damit die für die Aufstellung möglicher Forschungsszenarien benötigten professionssoziologischen „Zutaten“ beizusteuern.

In Abschnitt 5.3 werden die Szenarien aufgestellt und damit die Forschungsfragen 2a. „Warum gibt es Coaching-Forschung und welche Funktionen erfüllt sie für wen?“ und 2b. „Was wird erforscht und welche Forschung(sinhalte) wird (werden) bei welchen Interessenlagen benötigt?“ beantwortet. Dies mündet auf dem Hintergrund theoretischer und empirischer Erkenntnisse des Untersuchungsgegenstands in die Formulierung von Propositionen.

5.1 Funktionen von Coaching-Forschung

Angesichts des überwiegenden praktischen Erfolgs von Coaching stellen sich Fragen nach dem „Warum“ von Forschung und den damit zusammenhängenden Funktionen für welche Ziel- oder Interessengruppen bzw. zunächst einmal für welches Ziel. Im Lichte dieser Arbeit ist das Ziel die Professionalisierung von Coaching, d.h. am Ende die Operationalisierung nachvollzieh- und messbarer Merkmale für Professionalität. Oevermann versteht Professionalität als Ort der Vermittlung von Theorie und Praxis inklusive der damit einhergehenden Widersprüche und Spannungen.

Dieses auszuhalten macht das professionelle Handeln nicht zuletzt selber aus. Dazu gehört, „rationale Entscheidungen auch dann kompetent treffen zu müssen, wenn eine ausgewiesene wissenschaftliche Grundlage für ihre Begründungen nicht oder nicht vollständig vorhanden ist.637“ Die Akademisierung von Wissen durch Forschung soll helfen, diese und andere Widersprüche zwischen den Interessenvertretern aufzulösen – in diesem Sinne ist Forschung funktional für soziologische Professionalisierung: die Professionalisierungsfähigkeit wird in erster Linie durch wissenschaftliches Wissen ermittelt, während die Frage der Professionalisierungsbedürftigkeit durch die praxeologischen Erkenntnisse und wahrgenommenen Notwendigkeiten beantwortet wird.

Professionswissen besteht aus der ungleichen Einheit von Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen, mit klaren Abgrenzungen, d.h. ohne Schnittmengen bzw. kleinstem gemeinsamen Nenner. In diesem Zusammenhang wird Lernen durch die Einnahme unterschiedlicher Blickwinkel definiert, die aus den beiden Wissensformen emergieren. Diese wirken komplementär und sollen produktiv genutzt werden. Wichtig ist, dass die damit einhergehende, systemische Professionalität situativ und flüchtig ist, d.h. sie muss in jeder neuen Interaktion zwischen z.B. Coach und Klient neu errungen werden.

Für die Professionalisierung von Coaching muss zwischen den Communities ein einheitliches Verständnis bzgl. der Funktionalität von Coaching-Forschung geschaffen werden. Dabei kann man sich in Anlehnung an die Coaching-Typologie von Brockbank auch für Forschungsansätze fragen, ob es lediglich um den Erhalt des Status quo, d.h. ohne Zielanpassungen, oder um die konsequente Weiterentwicklung in Verbindung mit Zielanpassungen geht.639 Die verdeckten und offenen Motive hinter Coaching-Forschung sowie ausgewählte Initiativen zur Professionalisierung durch Beforschung werden in Abschnitt 5.1.1 behandelt. Kapitel 5.1.2 widmet sich den Stakeholdern von Coaching-Forschung, analysiert deren Interessen und bringt die Ergebnisse in ein relationales Beziehungsdreieck „Wissenschaft – Praxis – Profession“. Im Abschnitt 5.1.3 werden die Forschungsfelder mit dem Beziehungsdreieck in Verbindung gebracht, um deren Professionalisierungsbeitrag zu würdigen.


Nach seinem Studium der Sozioökonomie und Betriebswirtschaftslehre arbeitete Daniel Berndt im Bereich Human Resources einer Bank mit den Schwerpunkten Führungskräfteberatung und Change Management. Seit 2006 ist er dort selbst als Führungskraft im Vertriebssupport tätig. Er promovierte nebenberuflich am Lehrstuhl für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie der Goethe-Universität Frankfurt bei Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl.



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