E-Book, Deutsch, Band 300, 64 Seiten
Reihe: Alpengold
Bergstein Alpengold 300
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8272-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nur seine Magd
E-Book, Deutsch, Band 300, 64 Seiten
Reihe: Alpengold
ISBN: 978-3-7325-8272-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nur seine Magd
Sie war bitterarm und er der reiche Erbe
Von Rena Bergstein
Die tiefe Trauer um den Tod seiner über alles geliebten Frau setzt Hubert, dem Bauern vom Schernthannerhof, auch nach zwei Jahren noch mächtig zu. Maria war seine große Liebe, und er kann ihren Verlust nicht verwinden.
Erst als die lebensfrohe Karoline, eine Cousine seiner verstorbenen Frau, für ein paar Wochen auf den Hof kommt, erwacht der junge Mann aus seiner Erstarrung und lernt, wieder zu lachen. Hubert ist so glücklich darüber, dass er Karoline bittet, seine Frau zu werden. Ihre Gemeinschaft soll auf Freundschaft und Zuneigung beruhen, denn lieben wird Hubert niemals eine andere als seine Maria. Dessen ist er gewiss.
Doch wenige Wochen vor der Hochzeit entbrennt im Herzen des Mannes doch noch einmal das Feuer der Liebe, aber es brennt nicht für Karoline ...
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Nur seine Magd
Sie war bitterarm und er der reiche Erbe
Von Rena Bergstein
Die tiefe Trauer um den Tod seiner über alles geliebten Frau setzt Hubert, dem Bauern vom Schernthannerhof, auch nach zwei Jahren noch mächtig zu. Maria war seine große Liebe, und er kann ihren Verlust nicht verwinden.
Erst als die lebensfrohe Karoline, eine Cousine seiner verstorbenen Frau, für ein paar Wochen auf den Hof kommt, erwacht der junge Mann aus seiner Erstarrung und lernt, wieder zu lachen. Hubert ist so glücklich darüber, dass er Karoline bittet, seine Frau zu werden. Ihre Gemeinschaft soll auf Freundschaft und Zuneigung beruhen, denn lieben wird Hubert niemals eine andere als seine Maria. Dessen ist er gewiss.
Doch wenige Wochen vor der Hochzeit entbrennt im Herzen des Mannes doch noch einmal das Feuer der Liebe, aber es brennt nicht für Karoline …
Durch die grünen Tannenzweige schien die Nachmittagssonne auf den kleinen Gebirgsfriedhof. Niemand sollte die Tränen sehen, die ihm über sein gebräuntes Gesicht liefen.
Doch er war allein. Niemand aus dem Dorf hatte um diese Uhrzeit die Muße, den Friedhof zu besuchen. Das war ihm, dem jungen Bauern vom Schernthannerhof, nur recht. Nichts hasste er mehr als die neugierigen Blicke, die sie ihm immer noch zuwarfen, obwohl seit Marias Tod nun schon mehr als zwei Jahre vergangen waren.
Wie glücklich war er mit ihr gewesen! Sein Vater hatte ihm zur Hochzeit mit der Tochter vom Radstetterbauern den großen und schönen Hof übergeben. Und mit Maria hatte er das hübscheste Mädchen im ganzen Umkreis vor den Altar geführt.
Glühend hatten ihn seine Freunde beneidet, alle hatten sie das liebenswerte Mädchen ins Herz geschlossen gehabt.
Die Verlobungszeit war kurz gewesen, weil er es nicht hatte erwarten können, die geliebte Frau für immer bei sich zu haben. Zwei kurze Jahre nur voller Liebe und Glück waren ihnen vergönnt gewesen, dann war das Entsetzliche geschehen.
Sie hatten sich beide von ganzem Herzen ein Kind gewünscht. Der Arzt hatte sich skeptisch geäußert, weil die junge Bäuerin so zart und schmal gewesen war. Aber sie hatte nur darüber gelacht.
„Wirst sehen“, hatte sie gemeint und gestrahlt vor Glück, „der alte Doktor irrt sich, Hubert. Ich bin gesund und werde dir mindestens drei Kinder schenken.“
Als sie dann schwanger gewesen war, hatte sie Freudentränen geweint. Doch schon nach den ersten Monaten war es ihr gesundheitlich immer schlechter gegangen.
Als sie beide endlich eingesehen hatten, dass der weise Dorfarzt doch recht gehabt hatte, da war es bereits zu spät gewesen.
Maria hatte zwar einen gesunden, kräftigen Buben zur Welt gebracht, aber sehen konnte sie ihr Kind nicht mehr. Aus ihrer Ohnmacht war sie nicht mehr aufgewacht.
Eine ganze Nacht lang hatte Hubert vor ihrem Bett auf den Knien gelegen und ihre kalten Hände in den seinen gehalten. Und schließlich hatte man ihn gewaltsam aus der Kammer hinausbringen müssen.
Ein trockenes Schluchzen schüttelte jetzt den Mann, der eine rote Rose auf die dunkle Erde legte.
„Warum, Liebste, warum?“, flüsterte er und wusste, dass er auf diese Frage niemals eine Antwort bekommen würde.
Noch war kein Tag vergangen, an dem er nicht an diesem Grab gestanden hatte. Bei Regen und Schnee und bei glühender Hitze kam er jeden Tag um diese Stunde auf den Dorffriedhof.
Er war nicht immer allein, manchmal trug er seinen Buben, den kleinen Thomas, auf dem Arm. Er zeigte dem Kind das Grab mit dem Bild der Mutter, doch der Bub sah ihn nur verständnislos mit den dunklen großen Augen an. Er verstand es nicht, warum der Vater immer traurig war und nie mit ihm lachte und scherzte.
Hubert Schernthanner stand auf und warf einen letzten Blick auf das Grab, in dem die Frau lag, die sein ganzes Glück gewesen war. Dann ging er zu seinem Hof zurück.
Dort saß man gerade bei der Vesper, und alle hatten es vermieden, den leeren Stuhl des Bauern anzusehen. Wusste doch ein jeder vom Gesinde, wo er um diese Zeit hingegangen war.
Rosl, die rundliche Magd, die schon seit einer Ewigkeit auf dem Schernthannerhof diente, hatte den kleinen Thomas auf dem Arm und fütterte ihn mit einem Butterbrot. Der Kleine lachte unbeschwert und klatschte vor Vergnügen in die Hände. Er war seiner verstorbenen Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Dieselben dunklen, fast schwarzen Augen, das Grübchen am Kinn und die lockigen dunklen Haare.
Der alte Schernthannerbauer, der seit dem Tod seiner Schwiegertochter wieder im Haus lebte, räusperte sich.
„Wird Zeit, dass sich der Hubert nach einer jungen Magd umschaut, die den Buben betreut. Er läuft schon so schnell, dass ihm Rosl mit ihren alten Füßen nimmer nachkommt.“
Voller Liebe sah er auf sein einziges Enkelkind. Der kleine Thomas war das Einzige, was das Leben für ihn nach dem entsetzlichen Schicksalsschlag noch lebenswert machte.
Rosl machte ein beleidigtes Gesicht.
„Ich hab den Hubert als Kind betreut, und für seinen Buben reicht es auch noch. Ich bin noch keine siebzig, und wenn ich auch nimmer die Schnellste bin, entwischt ist er mir noch nie.“
Der alte Bauer lenkte ein.
„So hab ich es net gemeint, Rosl! Ich weiß schon, was du wert bist. Aber jünger werden wir halt alle net, und auf deine alten Tage solltest du dir ein bisserl mehr Ruhe gönnen.“
Die Küchentür ging auf, und Hubert betrat den Raum. Sofort begann das Kind zu jauchzen und wollte zu seinem Vater. Der nahm ihn auf den Arm und drückte ihn fest an sich.
„Mein Bub“, sagte er leise und setzte sich mit dem Kind auf die Ofenbank.
Das Gesinde war aufgestanden, um an die Arbeit zu gehen. Noch war nicht Feierabend, das restliche Heu musste noch eingebracht werden. Der alte Schernthanner sah seinem Sohn zu, wie er den Buben herzte. Wie froh war er, dass wenigstens das Kind am Leben geblieben war! Sonst wäre dem Hubert womöglich alles sinnlos erschienen.
Michl, der Postbote, kam in die Küche. Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
„Herrgott, ist das eine Hitze“, stöhnte er und nahm dankbar die kühle Limonade, die Rosl ihm hinstellte.
„Was bringst du denn Wichtiges?“, wollte der alte Bauer wissen, und der Postbote zog ein schmales Kuvert aus seiner Umhängetasche.
„Mir scheint, der Brief kommt aus München“, sagte er und reichte Hubert das Kuvert. Der sah erstaunt auf und setzte den Buben neben sich auf die Bank.
„Wir kennen doch in München niemanden. Wird wohl ein Versehen sein.“
Er riss den Umschlag auf und las die wenigen Zeilen, die an ihn gerichtet waren.
„Lieber Hubert,
Du wirst erstaunt sein, heute von mir zu hören. Wahrscheinlich kannst Du Dich auch nicht mehr an mich erinnern. Ich bin Karoline Kaiser, eine Cousine von Maria. Wir haben uns bei Eurer Hochzeit gesehen. Ich erfuhr erst von ihrem Tod, als ich von einer Auslandsreise zurückgekommen bin.
Ich möchte Dich und den Buben gern sehen. Wäre es Dir recht, wenn ich für ein paar Wochen auf Deinen Hof komme? Von München ist es nicht allzu weit mit dem Wagen. Ich erwarte Deine Antwort.
Karoline“
Hubert lächelte verhalten. Nur sehr undeutlich konnte er sich an jene Verwandte seiner Frau erinnern. Trotzdem wusste er noch, wie erstaunt er damals gewesen war. Obwohl nur weitläufig verwandt, war sie Maria sehr ähnlich gewesen. Einige Jahre jünger, ein junges Mädchen damals.
Er hielt seinem Vater den Brief hin.
„Da, lies und sag mir, was ich tun soll.“
Der Vater lachte, als er die Zeilen gelesen hatte. Schien viel Spontaneität zu haben, diese Karoline Kaiser. Er war dafür, dass sie zu ihnen kam. Etwas Abwechslung würde Hubert guttun, und diese junge Dame aus der Stadt würde ihn vielleicht von seinen traurigen Gedanken ablenken.
„Schreib ihr, dass wir sie erwarten. Platz genug haben wir ja. Ich kann mich net an sie erinnern, aber das ist ja zu ändern.“
Hubert legte den Brief beiseite. Wenn er am Abend Zeit fand, würde er ihr antworten.
Der Postbote hatte sich inzwischen ein wenig erholt, sodass er seinen Weg bis zu den letzten Bauernhöfen fortsetzen konnte. Er schlug dem jungen Bauern, mit dem er auf der Schulbank gesessen war, auf die Schulter.
„Wird Zeit, dass du wieder zum Stammtisch kommst, Hubert. Sie warten alle auf dich und würden sich freuen.“
Hubert lächelte wehmütig.
„Sei mir net bös, Michl, aber mir ist immer noch net danach zumute. Und außerdem bin ich jetzt während der Heuernte am Abend immer rechtschaffen müd.“
Der Postbote nickte gutmütig.
„Ich will dich net drängen, Hubert. Aber wenn dir einmal die Decke auf den Kopf fällt, dann komm zu uns. Dein Platz ist immer noch frei.“
***
An diese Worte musste der junge Bauer denken, als er in der Dämmerung über die abgemähte Wiese ging. Vor langer Zeit war er diesen Weg mit Maria gegangen. Heute war es ihm, als hörte er ihr silberhelles Lachen. Sie waren um die Wette gelaufen wie die Kinder, und zur Belohnung hatte es für den Sieger einen langen Kuss gegeben.
Den...




