Bergen | Liebe zartbitter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 122 Seiten

Reihe: Digital Edition

Bergen Liebe zartbitter

Digital Edition
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-8808-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Digital Edition

E-Book, Deutsch, 122 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-8808-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Süß, schmelzend, verführerisch - diese Pralinés sind jede Sünde wert! Noch nie hat Tom etwas so Delikates gekostet. Aber die zarteste Versuchung ist für ihn die hinreißende Herstellerin, die ihn geradewegs zum Vernaschen einlädt ...

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2. KAPITEL

„Laut einer Studie verbringen wir sechzehn Stunden unseres Lebens mit sexuellen Höhepunkten“, sagte Li Mei. „Hört sich ziemlich wenig an, auf die absolute Lebenszeit gerechnet. Findest du nicht auch?“

Sie schob schwungvoll einen Rollkorb vor die Chocolaterie „Zarte Versuchung“ in der Apostelnstraße. Tüten voll daumengroßer Geleefrüchte und mit Mokkacreme gefüllter Schokobohnen stapelten sich verführerisch bis fast über den Rand.

„Der gestrige Abend hat meinen Schnitt jedenfalls nicht erhöht“, antwortete Panama. „Du hättest mal Marcos Gesicht sehen sollen, als ihm plötzlich die Waschlappen um die Ohren fegten.“

Sie lachte und legte den Arm um Li Meis Schulter. „Komm, du musst unbedingt meine Vanille-Pistazien-Trüffel probieren. Als Stärkung, bevor deine Mittagsgäste das Restaurant stürmen.“

Li Mei war Panamas beste Freundin, seit sie in der Grundschule ihr gemeinsames Faible für Barbiepuppen mit Wechselperücken und für Fünf-Freunde-Bücher entdeckt hatten. Li Meis Vater besaß das Chinarestaurant „Ming’s Garden“, das direkt gegenüber von Panamas Chocolaterie lag.

„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht“, erwiderte Li Mei lächelnd, sobald sie die kunstvoll aufgeschichtete Pyramide der mit weißer Schokolade überzogenen Kugeln erblickte. Panama griff mit der Silberzange eine davon und reichte sie ihr. Genüsslich schob Li Mei sie in den Mund.

„Hmmm! Zum Dahinschmelzen. Die solltest du unbedingt in dein Standardprogramm aufnehmen.“ Li Mei leckte sich die Finger und ging zur Tür.

„Wenn die Kunden danach Schlange stehen, bestimmt“, rief Panama und schickte leise hinterher: „Ein bisschen mehr Umsatz wäre dringend nötig.“

Panama hatte vor drei Monaten den alten Süßwarenladen ihrer Tante Tilly übernommen, die nun mit sechsundsechzig Jahren ihren Ruhestand genießen wollte. Obwohl Ruhestand in ihrem Fall definitiv der falsche Begriff war. Tilly Stern und Giuseppe, ihr italienischer Lebensgefährte, waren berüchtigt für ihre stürmische Beziehung und unternehmungslustigen Einfälle.

Mit ihren zusammengekratzten Ersparnissen hatte Panama das alte Interieur aufgemöbelt und den Laden in eine schicke Chocolaterie verwandelt, in der sie süße Köstlichkeiten aus aller Welt und dazu eigene Pralinenkreationen verkaufte. Die Renovierung hatte sie erst vor zwei Wochen beendet.

Hoch konzentriert, schichtete Panama nun Fruchtgeleekugeln und Fondants auf eine dreistöckige Silber-Etagere.

„Das sieht ja zum Anbeißen lecker aus, Frau Prill.“

Sie zuckte erschrocken zusammen und hob den Kopf. Vor ihr stand, lässig mit einem Ellbogen auf die Pralinentheke gestützt, Arndt Hirning. Er war Mitte vierzig und führte vor seinem Hohlkreuz einen tief sitzenden Bauch spazieren. Seine Tage verbrachte er mit der Verwaltung seines frisch geerbten Immobilienbesitzes von mehr als zehn Geschäfts- und Mehrfamilienhäusern, die sich strategisch über die Kölner Innenstadt verteilten. Das Haus, in dem sich Panamas Ladenlokal befand, gehörte leider dazu.

„Herr Hirning, wie schön, dass Sie mich einmal besuchen“, begrüßte ihn Panama. Es gab kaum einen Menschen, den sie mehr verabscheute – von Rick einmal abgesehen.

Arndt Hirning hatte seinen Vater Siegfried, der vor sechs Monaten einen Schlaganfall erlitten hatte, für geschäftsunfähig erklären lassen, so schnell er nur konnte. In den ganzen zehn Jahren davor war er nur dann aufgetaucht, wenn er Geld brauchte. Tilly und Panama hingegen hatten für den alten Herrn eingekauft und ihn zum Arzt gefahren. Vor drei Wochen war der Senior, mit dem sein Sohn nur den Nachnamen, nicht aber seinen herzensguten Charakter teilte, gestorben.

„Der Laden ist ja nicht mehr wiederzuerkennen. Sie haben aus der Bonbon-Klitsche Ihrer Tante ein echtes Prachtstück gemacht.“ Arndt Hirning ließ den Blick anerkennend über die geschmackvoll aufpolierten nostalgischen Möbel, den Kronleuchter und die riesigen Kristallspiegel mit den Goldrahmen wandern.

Panama hatte die Stücke auf Trödelmärkten im belgischen Grenzland billig erstanden. Den Blickfang des Ladens bildete ein antiker Kamin, der aus einer abbruchreifen Villa in den Ardennen stammte. Davor luden zwei Sessel im Empirestil die Kunden ein, sich bei einer Tasse duftender Trinkschokolade von ihren Einkäufen zu erholen.

„Es hat viel Zeit und Schweiß gekostet, aber ich finde auch, es hat sich gelohnt.“ Panama war stolz, mit ihren bescheidenen Ersparnissen das Maximum an Wirkung erzielt zu haben. Giuseppe, von Beruf Schreiner, hatte sie dabei tatkräftig unterstützt.

„Mit so einem Luxus-Shop fahren Sie sicher ordentlich was ein“, meinte Arndt Hirning und musterte die altmodische Registrierkasse.

„Ich habe den Laden erst vor zwei Wochen wiedereröffnet. Bis zum Herbst wird das Geschäft hoffentlich brummen.“ Panama fragte sich, warum er hergekommen war.

„Gut zu hören.“ Arndt Hirning griff in seine Jackett-Tasche und zog einen Umschlag hervor. „Ich habe den Mietvertrag, den ihre Tante zuletzt vor einem Jahr mit meinem Vater verlängert hat, prüfen lassen. Mein alter Herr hatte ein weiches Herz, insbesondere, wenn es um seine alte Schulfreundin Tilly Stern ging. Die Miete liegt weit unter dem, was man für schicke Geschäftsräume in dieser Lage verlangen kann. Ab November erhöht sich die Miete um dreißig Prozent.“ Er legte den Umschlag auf die Verkaufstresen.

Für Panama war das wie ein Schlag in die Magengrube. „Moment, das können Sie nicht. Im Vertrag wurde doch festgehalten, dass ich dieselben Konditionen wie meine Tante bekomme.“

„Das ist leider nicht zu ändern“, antwortete er. „Zum Glück hat mein Vater bei der Formulierung vergessen, den Mietpreis zu erwähnen. Alzheimer hat doch auch sein Gutes.“

„Dann wünsche ich Ihnen alles Gute der Welt!“, rief Panama wütend. „Nur weil ich den Laden aufgepeppt habe, heißt das nicht, dass sich mein Umsatz gleich in astronomische Höhen schwingt.“

„Das sollte er aber besser. Es gibt solvente Interessenten, die schon ein Auge auf das Lokal geworfen haben.“ Sein Handy klingelte. Er zog es aus seiner Brusttasche und klappte es mit einer Bewegung seines Zeigefingers auf. „Grüße Sie, Doktor Behrens! Wir können uns noch heute im Objekt treffen …“ Er nickte ihr herablassend zu und verschwand durch die Tür.

Panama hätte sich am liebsten eines der Schokofonduetöpfchen geschnappt und ihm mit einem gezielten Wurf den Hinterkopf gespalten.

Sie streifte den dünnen Plastikhandschuh ab, den sie zum Pralinensortieren übergezogen hatte, griff nach einer großen Fruchtgelee-Erdbeere und schob sie sich in den Mund. Ihr Hirn brauchte dringend einen Zuckerkick. Kauend dachte sie über eine geeignete Strategie nach. Sie hatte nicht die Absicht, sich von „Herrn Hirnlos“ aus dem Laden treiben zu lassen. Irgendwie musste sie es schaffen, bis November ihren Umsatz anzukurbeln, denn keine Bank würde ihr einen Kredit gewähren. Bisher hatte sie sich von Monat zu Monat gehangelt, und mittlerweile war ihre Kapitaldecke wie Schokolade in der Augustsonne zusammengeschmolzen. Sie sollte sich dringend etwas einfallen lassen.

Zumindest hatte der Vormittag einen Hoffnungsschimmer in Form einer größeren Bestellung beschert. Panama überprüfte noch einmal den großen cremefarbenen Lackkarton, in den sie zwei Kilo ihrer feinsten Pralinen gepackt hatte. Jede einzelne hatte sie sorgsam in eine Papiermanschette gesetzt. Der Faltkarton war bis zum Rand gefüllt mit Marc-de-Champagne-Trüffeln, Amarettomousse-Pralinés, Mokkalikör-Cremestäbchen, Pistazien-Orangenmarzipan, Nougatherzen und Panamas Starkreation für die Sommersaison: Panama Delight – Mini-Ananasfrüchte aus Edelbitterschokolade, gefüllt mit Ananasrumcreme.

Panama betrachtete zufrieden das harmonische Farbspiel der verschiedenen Schokotöne und Verzierungen. Die Sorten waren in perfekter Ausgewogenheit verteilt. Vorsichtig schloss sie den Deckel und band eine rote Satinschleife um den Karton.

Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon halb drei: keine Zeit mehr zu verlieren. Rasch hängte sie das handgemalte „Bin gleich zurück“-Schild an die Tür und schloss hinter sich ab.

Behutsam legte sie den Karton in die gepolsterte Kühlbox ihres speziell für den Schokotransport umgebauten Firmenfahrrads und schwang sich in den Sattel. Sie würde nur fünf Minuten für den Weg zur Maastrichter Straße und zurück brauchen und hoffte, dass sie keinen Kunden warten ließ. Aber die Lieferung war wichtig und ihre Fracht zu empfindlich, um sie einem Taxikurier anzuvertrauen. Zap Entertainment Productions, eine der größten Fernsehproduktionsfirmen der Stadt, hatte die Lieferung für das Prominenten-Catering während der Show Duell der Stars bestellt, die am Abend aufgezeichnet werden sollte.

Panama rollte im Slalom durch die verstopfte Ehrenstraße. Vor der Kreuzung Friesenwall wäre sie fast auf die Stoßstange eines Mercedes-Sprinters geprallt, der ihr die Vorfahrt nehmen wollte. Nur mit Mühe konnte sie das Gleichgewicht halten. Panama schüttelte wütend die Faust. Doch der – nach der Kraterlandschaft auf seinem Gesicht zu urteilen – noch tief in der Spätpubertät steckende Fahrer grinste nur blöde.

Jetzt nur keinen Sturz hinlegen, betete Panama im Stillen. Das hätte gerade noch gefehlt. Wenn sie auf regelmäßige Bestellungen der Firma hoffen wollte, musste sie einen professionellen Eindruck hinterlassen: Panama Prill, der Inbegriff einer souveränen Geschäftspartnerin, deren Ware und Service in dieser Stadt...



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